„Der Herr ist mein Hirte“

Für meine Mutter war dieser Psalm ein Trost – damals am Kriegsende. Die Angst vor Über­fällen, Plünderungen und Vergewaltigungen war groß. Elektrischen Strom gab es nicht mehr, Kerzen und Öl-Lampen wurden weggenommen, abends konnte man nicht mehr lesen. Aber die auswendig gelernten Bibelverse konnte ihr keiner nehmen, zum Beispiel: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“

Bewahrende Engel

„An Himmelfahrt 1945 gingen wir zur Kirche. Es hat uns gestärkt. Der Kommandant sagte, es ist nicht erlaubt, in den nächsten Ort zu gehen ohne Erlaubnisschein. Er wollte uns in den Keller sperren. Ein katholischer Mann hat sich für uns eingesetzt, und uns ist nichts passiert. So muss ich sagen, dass oft Engel um uns waren, die uns bewahrt haben.“

Bild: Familie Treblin/Ebling

Wie „christlich“ ist die Bejahung des Krieges als „ultima ratio“ des Versuchs, Frieden zu stiften?

Als in der Tat höchst irritierend müssen die in jüngster Zeit zu vernehmenden Äußerungen „christlicher“ Politiker, die noch unlängst unter Berufung auf die Bergpredigt für eine konsequent gewaltfreie Politik eintraten, empfunden werden, wenn sie angesichts des Kosovo-Krieges plötzlich den Bombenhagel der NATO als durchaus zu rechtfertigende Maßnahme zur Beendigung der Menschenrechtsverletzungen durch Milošević verteidigten.…

Bild: Familie Treblin/Ebling

Antisemitismus und Holokaust

Im Anschluss an die Rede des Friedenspreisträgers Martin Walser ist ein verwirrender und den Frieden zwischen Juden und Nichtjuden in unserem Land erheblich gefährdender Disput entbrannt, dessen Ursache nicht zuletzt in einer fatalen Vermischung unterschiedlichster Argumente und Unklarheit über die jeweils vertretenen Standorte zu suchen ist. Hier soll versucht werden, etwas Klarheit in diese Gesprächssituation zu bringen.…