Bild: Schülerin

„Aus Abend und Morgen ein neuer Tag“

Ein Mädchen beschreibt in Bildern, wie Gottes unsichtbare Stimme alles erschafft, um es zu beschützen
Eine Schülerin beschreibt in Bildern, wie Gottes unsichtbare Stimme alles erschafft, um es zu beschützen

Über die Vereinbarkeit des biblischen Schöpfungsglaubens mit der naturwissenschaftlichen Welterklärung wurde in Gießen leidenschaftlich diskutiert. Kaum jemand kann sich der Faszination der biblischen Bilder von der Schöpfung entziehen. Der reformierte Theologe Karl Barth meinte: Die Bibel blickt in den Schöpfungserzählungen ähnlich in die Vergangenheit, wie die Propheten den Willen Gottes für die Zukunft ansagen. Sie berichten nicht historisch, sondern erzählen, was wir in Gottes Augen für Kreaturen sind, die wir die Erde und alle Mitgeschöpfe mehr schlecht als recht beherrschen und ausbeuten.

Ja, der Mensch soll über Erde und Tierwelt herrschen, jedoch nicht um die Umwelt zu zerstören, sondern um zu bebauen und zu bewahren, was Gott ihm anvertraut. Ja, der Mensch ist als Ebenbild Gottes geschaffen. Er existiert „als Mann und Frau“: Seine Würde und Freiheit besteht darin, dass er zum Leben in vertrauensvollen Beziehungen bestimmt ist, im Gegenüber von Ich und Du. Im Gegensatz zum Tier ist der Mensch das von Gott angeredete Wesen, das sich dann auch vor Gott für seine Taten ver-antworten muss.

Aber wie gehen wir Menschen der Neuzeit, die selbstverständlich von einem 15 Milliarden alten Universum ausgehen, mit der Vorstellung von der Schöpfung in sieben Tagen um? Sie gibt nicht die Zeitdauer der Weltentstehung an, sondern den Rhythmus, in dem sich unser menschliches Leben abspielt: Menschsein bedeutet, in einer Abfolge von Tagen zu leben, die Gott uns als unsere Zeit zum Leben schenkt.

Allerdings ist dieses Leben nicht unbedroht. Der freie Mensch kann statt des Gottvertrauens auch das Böse wählen und in diesem dunklen Abgrund untergehen. Diese finstere Seite der Welt ist von Gott zwar nicht geschaffen, aber er lässt sie zu, als Kehrseite des Lichtes, das Gott will und von der Finsternis scheidet. Die ganze weitere Bibel dreht sich um die Treue Gottes, der uns Menschen zum Leben im Vertrauen und in der Verantwortung vor Gott zurückruft. Und warum erzählt die Bibel am Anfang so eigenartig, dass aus „Abend und Morgen“ jeder neue Tag entsteht? Weil es ein Wunder ist, wenn uns jeden Morgen ein neuer Tag geschenkt ist.

Gedanken zum Sonntag am Samstag, 4. Nobember 2006, in der Gießener Allgemeinen von Pfarrer Helmut Schütz, Pfarrer der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen.

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