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Heitere Gelassenheit für Menschen der Neuzeit

Notenschlüssel und ein paar Noten
Am 12. März 2007 war der 400. Geburtstag des evangelischen Liederdichters Paul Gerhardt (Bild: kalhhPixabay)
Zu guter Letzt

… erinnere ich im Sommer 2007 an den bedeutendsten deutschen evangelischen Liederdichter: Paul Gerhardt. Bereits am 12. März hätten wir seinen 400. Geburtstag feiern können.

Über 130 seiner Lieder sind erhalten, 26 davon stehen in unserem „Evangelischen Gesangbuch“, 12 im katholischen „Gotteslob“. Es gibt wohl kaum jemand, der keins seiner Lieder kennt. Wenigstens „Geh aus, mein Herz“ und „Nun ruhen alle Wälder“ werden nicht nur hinter Kirchenmauern gesungen.

Am Anfang waren Paul Gerhardts Gesänge für den Gebrauch in der Kirche übrigens noch gar nicht erlaubt; sie galten in ihrer einfachen einfühlsamen Sprache als geistliche Volkslieder, die nur in Hausgemeinden erklangen. Erst nach 1700 durften sie offiziell Einzug in evangelische Kirchengesangbücher halten.

Paul Gerhardts Sprache erscheint uns sicher in vielem fremd; immerhin entstammt sie der Zeit des Barock. So ist Gott für ihn „die güldne Sonne“ und „das Süßte und Allergewisste, aus allen Schätzen der edelste Hort“.

Aber zugleich spricht Gerhardt als Dichter der nach dem Dreißigjährigen Krieg beginnenden Neuzeit auch unser modernes Lebensgefühl an, wenn er formuliert: „Aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht.“ Dabei fällt auf: den aufrechten Gang, den später manche aufgeklärte Philosophen gegen die Knechtung durch einen angeblich autoritären Gott mit humorlosem Ernst zu erkämpfen versuchen, empfängt Paul Gerhardt mit dankbarer Freude als Geschenk von Gott. Denn der lässt „aufgehen über uns seiner Barmherzigkeit Schein“. Einer Welt, die nach Selbstverwirklichung und Bedürfnisbefriedigung verlangt und als Spaßgesellschaft ihre innere Öde doch nicht überwindet, stellt er noch heute den Gott „deines Lebens“ vor Augen: „er ist dein Quell und deine Sonne“, er wird „dein Begehr und Notdurft stillen. Gib dich zufrieden!“

Ich staune: ausgerechnet der Dichter, der 30 Kriegsjahre miterlebte und vier seiner fünf Kinder sterben sah, singt uns Neuzeitmenschen eine so heitere Gelassenheit vor! Wer die zitierten Lieder im Zusammenhang nachlesen oder –singen möchte: sie stehen im Evangelischen Gesangbuch unter den Nummern 449 und 371.

Ihr Pfarrer Helmut Schütz

„Zu guter Letzt“ Juni bis August 2007 im Gemeindebrief der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen

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