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„Die Liebe hört niemals auf“

Liebe ist mehr als Gefühl. Liebe ist Gefühl plus Verantwortung. Und dazu gehört auch, dass ich meinen Verstand einschalte. Als Ehepaar verbindet uns mehr als Liebelei – ein Bund fürs Leben, an dem es sich jeden Tag zu arbeiten lohnt. Dann stimmt es, was Paulus sagt: „Die Liebe hört niemals auf.“

Das Wort LOVE = Liebe wird von drei Scrabble-Buchstaben und einem Ehering gebildet, die in zwei Händen liegen.
Liebe, an der man arbeitet, hört nicht auf (Bild: Daniel Battershell auf Pixabay)
Einzug in die Kirche und Orgelvorspiel

Wir sind in der Pauluskirche versammelt, um ein doppeltes Fest zu feiern, die kirchliche Trauung von … und … und die Taufe ihres gemeinsamen Sohnes … . So heiße ich die Familie … und alle Gäste herzlich willkommen!

Wir singen aus dem Lied 317 die Strophen 1, 2 und 4:

1) Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2) Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

4) Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gottes Freundlichkeit, Liebe und Friede sei mit uns heute und alle Tage unseres Lebens. Freude und Leid ein Leben lang teilen: das ist schön, aber auch schwer. Wir brauchen dich, Gott; du willst uns helfen. Wir bringen dir unsere Liebe und bitten um deinen Segen, deine Nähe, deinen Geist, der lebendig macht, heute und in den Jahren, die kommen. Amen.

Wir hören Worte des Apostels Paulus über die Liebe aus dem 1. Korintherbrief, Kapitel 13, Verse 1-8:

1 Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.

2 Und wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.

3 Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.

4 Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.

5 Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach.

6 Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit.

7 Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand.

8 Die Liebe hört niemals auf.

Liebe … und lieber …, liebe Hochzeitsgäste!

Sie beide haben geheiratet. Sie lassen sich trauen. Im Deutschen ist das ein Wortspiel. Sich trauen lassen – auf dem Standesamt oder hier vom Pfarrer – heißt: offiziell heiraten. Sich etwas trauen heißt: etwas wagen.

Wenn zwei Menschen heiraten, ist das gewagt, denn die beiden sind verschieden. Ein Mann und eine Frau, so verschieden an Leib und Seele! Beide bringen andere Erfahrungen in die Ehe, kommen aus einer anderen Familie, haben verschiedene Berufe, Hobbies und Interessen. In Ihrer Ehe kommen Sie außerdem aus zwei verschiedenen Kulturen, …, sprechen verschiedene Muttersprachen, und auch Ihr christlicher Glaube ist auf unterschiedlichem Boden gewachsen, hier in Deutschland, dort … .

Sie wagen Ihre Ehe trotz all dieser Verschiedenheiten. Denn so groß das Wagnis der Ehe ist, so groß sind aber auch die Chancen, die in ihr liegen. Trotz aller Verschiedenheiten sind Mann und Frau füreinander bestimmt.

Schon in der Geschichte von Adam und Eva heißt es – bildlich gesprochen – dass Eva aus der Rippe des Mannes genommen ist, sozusagen von der Seite seines Herzens.

Der katholische Kirchenlehrer Thomas von Aquin sagte dazu: Wäre Eva aus dem Kopf des Mannes geschaffen, so hätte sie über ihn herrschen sollen. Wäre sie aus den Füßen des Mannes erschaffen, so hätte er über sie herrschen sollen. So aber – sie geschaffen aus seiner Rippe – sollen beide gleichberechtigt miteinander leben. Sie sollen ein Herz und eine Seele sein und sich in der Ehe niemals trennen.

In der Bibel gibt es nur eine Geschichte von Adam und Eva. Nicht ein europäischer Adam mit einer europäischen Eva, und dann noch einmal woanders ein amerikanischer Adam und eine amerikanische Eva. Kein afrikanisches Urmenschenpaar und dann noch ein asiatisches oder australisches. Nein, die Bibel nimmt einen Ursprung für alle Menschen an. Alle Menschen auf der Erde sind Adam und Eva, alle sind Gottes Kinder, sind Brüder und Schwestern. Sie sind zur Liebe füreinander bestimmt, auch wenn sie verschieden sind. Und der beste Ort, um Verschiedenheit zu überwinden und Liebe zu üben, ist die Ehe – nirgends sonst ist die Chance größer als hier, um einen anderen Menschen – genau diesen – so gut kennenzulernen. Man lernt ihn kennen mit seinen starken Seiten – und auch mit den schwachen. Eben darin besteht die Liebe – den anderen ganz zu lieben.

Es gibt einen schönen Satz, den sich zwei Liebende sagen können: „Ich liebe dich nicht nur so, wie du jetzt bist, ich liebe dich auch so, wie du einmal sein wirst, ich liebe dich so, wie dich Gott gemeint hat.“

Dieser Satz geht davon aus: Liebe ist nicht einfach die Verlängerung der Verliebtheit ins Unendliche. Denn die Verliebtheit kann irgendwann aufhören oder sogar sonstwo aufflammen, wo man gar nicht damit rechnet. Wer seinem Partner treu sein möchte, muss unterscheiden können zwischen Verliebtsein und Liebe. Verliebtheit ist nur Gefühl. Manchmal sagt man: Dazu gehört die rosarote Brille. Ich sehe am Partner, an der Partnerin nur die Sonnenseiten. Die Schattenseiten nehme ich nicht wahr. Und wenn ich etwas davon mitbekomme, versuche ich sie wegzubekommen – der Partner soll dem Bild entsprechen, das ich mir von ihm gemacht habe.

Liebe ist mehr als Gefühl. Liebe ist Gefühl plus Verantwortung. Und dazu gehört auch, dass ich meinen Verstand einschalte.

Verheiratetsein heißt: Wir sind nicht mehr zwei Einzelmenschen, die zufällig einen Partner haben, den wir auch wechseln könnten. Wir sind ein Ehepaar. Das ist etwas Neues, vor Gott und vor den Menschen. Den gleichen Namen tragen wir jetzt. Gemeinsam gehen wir durchs Leben. Was uns verbindet, ist mehr als Liebelei – es ist ein Bund fürs Leben, an dem es sich jeden Tag zu arbeiten lohnt.

Wer das ernstnimmt, wird erleben, dass Ihr Trauspruch wahr ist (1. Korintherbrief 13, 8):

Die Liebe hört niemals auf.

Sie haben sich diesen Vers ausgesucht, und man kann es nicht knapper ausdrücken, was eine gute Ehe ausmacht: Jeden Tag etwas dafür tun, dass die Liebe am Leben bleibt.

Was können wir denn tun, dass die Liebe nicht aufhört?

Wichtig ist es, ehrlich und treu zu sein, auch in Zeiten vorübergehender Trennung, die Sie schon bald erleben werden. Wichtig ist, dass das Gespräch nicht abreißt. Als ich mit meiner Frau jung verheiratet war, studierte ich noch, und wir haben uns über weite Entfernungen hinweg viele Briefe geschrieben. Heute werden es wohl mehr Emails oder das Telefon sein, mit denen Sie Ihren Kontakt miteinander aufrechterhalten.

Aber auch wenn man am gleichen Ort lebt, ist nichts wichtiger, als miteinander zu sprechen – und dabei die wichtigen Themen nicht zu vergessen. Was uns freut, was uns bedrückt, was wir vom Partner wünschen, was uns an ihm stört. Und wenn Sie sich einmal nicht verstehen, dann ist eine gute Übersetzung notwendig – männlich – weiblich, deutsch – … und so. Lassen Sie nicht locker und fragen Sie einander: Wie soll ich das verstehen? Siehst du das genau wie ich? Missverständnisse sind unnötige Hindernisse für die Liebe, die niemals aufhören soll.

Als Paulus von der Liebe sprach, die niemals aufhört, dachte er an die Erfahrung, die er mit Jesus gemacht hatte. Persönlich hatte er ihn nicht gekannt; die Menschen, die an Jesus glaubten, hatte er sogar heftig verfolgt und wollte sie vor Gericht bringen, denn in seinen Augen war Jesus – wie er damals meinte – ein Gotteslästerer, der sich selber an die Stelle von Gott setzen wollte. Aber als er einmal mit Soldaten zur Stadt Damaskus unterwegs war, um Chri­sten zu verhaften, hörte er plötzlich eine Stimme, die sein Leben verändern sollte. Jesus selbst hörte er zu sich reden: Warum verfolgst du mich? Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz und warf ihn zu Boden (wir sehen die Szene auf unserem Altarfensterbild): Jesus war ja wirklich der Sohn Gottes – und er liebte ihn, den Paulus, obwohl er ihn, den Jesus, gehasst und verfolgt hatte. So kam Paulus zu seinem Hohen Lied der Liebe, das wir vorhin gehört haben: „Wer liebt, ist freundlich, geduldig und gar nicht nachtragend. Wer liebt, freut sich nicht, einem anderen etwas Böses nachweisen zu können, sondern freut sich, wenn andere Gutes tun. Wer liebt, hält allem stand.“ Paulus beschreibt, was er selbst erfahren hatte: Gott ist kein strafender, vernichtender Richter, sondern er zeigt sich in Jesus als der, der aufrichtet und annimmt und auf einen guten Weg führt.

Im Vertrauen auf Gott, der alle seine Menschen liebt, können wir auch unsere menschliche Liebe wagen – auch in der Ehe. Er sagt Ja zu dem Ja, das wir einander in der Ehe sagen. Er segnet unsere Liebe, damit sie niemals aufhört. Amen.

Liebe … und lieber …! Im Vertrauen auf Gottes Liebe können Sie Ihre Ehe wagen und einander mit Ihrer Liebe und Treue tragen, um einander Ihr Leben lang glücklich zu machen.

…, wollen Sie als Ihre Ehefrau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen sie nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: »Ja, mit Gottes Hilfe!«

…, wollen Sie … als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: »Ja, mit Gottes Hilfe!«

Nun stecken Sie einander Ihre Ringe an.

Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein. Tragen Sie diesen Ring als Zeichen Ihrer Treue!

Geben Sie einander Ihre rechte Hand.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

Gott segne Sie in Freude und Leid, Gott bewahre Sie in allem, was kommt, Gott helfe Ihnen, dass Ihre Liebe niemals aufhört. Amen.

Sie dürfen nun, wenn Sie wollen, einander küssen!

Ein kleines Geschenk Ihrer Kirchengemeinde für Sie ist diese Traubibel. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer kirchlichen Hochzeit!

Das ist aber nicht alles, was wir heute feiern. Sie haben Ihren kleinen Sohn … mitgebracht, der in diesem Trauungsgottesdienst getauft werden soll.

Lied 577, 1-3: Kind, du bist uns anvertraut

Liebe Eltern, liebe Paten!

Zur Taufe hören wir aus dem 1. Korintherbrief im Kapitel 13 die Verse 8 bis 13:

8 Die Liebe hört niemals auf. Alles andere vergeht.

9 Denn alles andere ist unvollkommen;

10 wenn aber das Vollendete kommt, vergeht alles Unvollkommene.

11 Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte ich ab, was Kind an mir war.

12 Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.

13 Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist am größten unter ihnen.

Ihr Trauspruch und der Taufspruch von … stehen im gleichen Kapitel des ersten Briefes, den Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Zwischen diesen beiden Versen überlegt Paulus, was an der Liebe eigentlich so besonders ist.

Vollkommen ist die Liebe – alles andere ist unvollkommen. Vielleicht ist die Liebe gerade darin vollkommen, dass sie akzeptieren kann: Nobody is perfect – und trotzdem nehme ich den anderen an. Wenn Ehepartner das miteinander tun, dann ist das auch die beste Voraussetzung für eine gute christliche Kindererziehung. Bei glücklichen Eltern haben es auch Kinder gut. Beide tragen Verantwortung für das Kind – denn ein Kind braucht mütterliche und väterliche Liebe und Sorge – auch Ihr kleiner … .

Wenn er von seinen Eltern und von seinen Paten erfährt, dass er ernstgenommen wird mit seinen Fragen und Sorgen, wenn er weiß, dass man auf ihn aufpasst und ihm auch gute Grenzen setzt, wenn er umsorgt wird und Liebe spürt, dann wird er sein Leben meistern können. Er wird wachsen und groß werden, wird zu seinem eigenen Glauben finden, wird die Hoffnung nicht verlieren, wird ein erwachsener Mann werden, der zur Liebe fähig ist.

Eltern und Paten sind mitverantwortlich dafür, dass er erfährt, warum er getauft ist, was es bedeutet, an Gott und Jesus zu glauben. Sie begleiten Ihn auf seinem Lebensweg, so gut Sie es können.

Gemeinsam bekennen wir nun unseren christlichen Glauben mit den alten Worten des Glaubensbekenntnisses, stellvertretend auch für …:

Glaubensbekenntnis und Taufe

Die Taufkerze mit ihrem warmen Licht erinnert dich daran, dass dein Taufspruch wahr ist (1. Korintherbrief 13, 13):

Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist am größten unter ihnen.

Und nun lasst uns beten!

Gott, der Du die Liebe bist, wir bitten dich heute für den gemeinsamen Lebensweg von … und … und zugleich für ihren Sohn …, den du ihnen anvertraut hast, damit er in ihrer Familie aufwächst. Geh du mit ihnen auf ihrem Weg. Lass das Ehepaar finden, was eins vom andern wünscht und braucht. Lass … und vielleicht noch weitere Kinder bei ihnen liebevolle Wärme und eine klare Erziehung finden. Hilf ihnen, einander zu stützen und immer zusammenzuhalten. Hilf ihnen, Problemen nicht auszuweichen, sondern sie zu bewältigen, und sich dazu auch Hilfe zu suchen.

Wir danken dir, Gott, für die Menschen, die den Lebensweg der beiden bisher mitgegangen sind; für all die Menschen, zu denen sie Vertrauen haben können. Solche Menschen brauchen sie auch weiterhin, in deren Gemeinschaft sie täglich erfahren können, was das heißt: dass wir nur aus diesem einen Grund auf der Welt sind, weil Du uns zur Liebe berufen hast. Und lass dieses Ehepaar und diese Familie auch wissen und spüren, dass sie in der Gemeinschaft der Christen Rückhalt finden können.

Du bist da, Gott, in jedem guten Wort, das Liebe und Ehrlichkeit ausspricht, das tröstet und aufrichtet. Du bist die Hand auf der Schulter, die Mut macht oder liebevoll zurechtweist, wenn wir dunkle Wege gehen. Du bist die Wärme des Herzens, die wir spüren, wenn wir uns im Arm halten oder wenn unser Mund mit Liebe küsst. Du verlässt uns nicht; hilf uns, unser Leben auf Glauben, Hoffnung und Liebe aufzubauen. Lass uns gewiss sein: Die Liebe hört niemals auf. Amen.Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser
Lied 619, 1-4: Er hält die ganze Welt in seiner Hand

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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