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Am Ende wieder auf eine gute Spur gekommen

Trauerfeier für einen Mann, der Erfahrungen des Scheitern hinter sich hatte, aber dann doch wieder auf eine gute Spur gekommen ist. Ich widme ihm den Bibelvers: „Seine Seele wird im Guten wohnen, und seine Kinder haben ein gutes Zuhause.“

Am Ende wieder auf eine gute Spur gekommen: Eisenbahngeleise, die nicht zusammenpassen, zerstört zu sein scheinen
Es ist nicht immer leicht, wieder in die richtige Spur zu kommen (Bild: Iwona OlczykPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Herrn C., der im Alter von [über 60] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns an sein Leben und daran, was er uns bedeutet hat. Wir begleiten einander auf dem Weg der Trauer. Wir besinnen uns auf Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es am Ende im Tode wieder zurückkehrt.

Wir hören Worte aus dem Psalm 25 (Zürcher Bibel, 2. Auflage © 2007, 2008 Verlag der Zürcher Bibel beim Theologischen Verlag Zürich AG – Vers 13a Elberfelder Bibel – Vers 13b eigene Übertragung):

1 Zu dir, HERR, erhebe ich meine Seele, mein Gott.

2 Auf dich vertraue ich, ich will nicht zuschanden werden, lass meine Feinde nicht über mich frohlocken.

3 Denn die auf dich hoffen, werden nicht zuschanden, zuschanden werden, die ohne Treue sind.

4 Zeige mir, HERR, deine Wege, lehre mich deine Pfade.

5 Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meiner Hilfe, und auf dich hoffe ich den ganzen Tag.

6 Denke, HERR, an deine Barmherzigkeit und deine Gnaden, die seit Ewigkeit sind.

7 Denke nicht an die Sünden meiner Jugend noch an meine Verfehlungen, nach deiner Gnade denke an mich um deiner Güte willen, HERR.

8 Gut und gerecht ist der HERR.

9 Er lässt die Demütigen gehen im Recht.

12 Wer ist es, der den HERRN fürchtet? Ihm weist er den Weg, den er wählen soll.

13 Seine Seele wird im Guten wohnen, und seine Kinder haben ein gutes Zuhause.

15 Stets blicken meine Augen auf den Herrn, denn er allein kann meine Füße aus dem Netz befreien.

16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig, denn ich bin einsam und elend.

17 Ängste bestürmen mein Herz, führe mich hinaus aus meiner Bedrängnis.

20 Bewahre mein Leben und rette mich, ich will nicht zuschanden werden, denn bei dir suche ich Zuflucht.

21 Unschuld und Redlichkeit mögen mich behüten, denn ich hoffe auf dich.

Liebe Gemeinde!

Es war kein leichtes Leben, das Herr C. geführt hat; es gab Höhen und Tiefen in diesem Leben, und es ging früher zu Ende, als wir es uns wünschen würden. Aber wenn wir uns der Ewigkeit Gottes gegenüber sehen, ist jedes Leben kurz, und eben darum ist auch jedes Leben kostbar. Heute besinnen wir uns in dieser Trauerfeier darauf, was ihm selbst und denen, die ihm nahestanden und begegnet sind, mit seinem Leben geschenkt war.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Im Psalm haben wir vorhin einen Vers gehört, den ich so übersetzt habe (Psalm 25, 13 – erste Vershälfte nach Elberfelder Bibel revidierte Fassung 1993 © 1994 R. Brockhaus Verlag, Wuppertal):

Seine Seele wird im Guten wohnen, und seine Kinder haben ein gutes Zuhause.

Wörtlich steht da im hebräischen Urtext: „seine Nachkommen werden das Land besitzen“. Ich habe es etwas anders gesagt, weil ich denke, es geht nicht unbedingt um den materiellen Besitz von einem Haus oder einem Stück Land, sondern darum, dass die Kinder und Enkel eines Menschen einen Ort haben, an dem sie sich heimisch fühlen und gut versorgt sind, wo auch ihre Seele Wurzeln schlagen kann.

Manche übersetzen den ersten Teil des Verses auch so: „Dann wird er wohnen im Glück.“ Im Falle von Herrn C. war es so, dass er nach manchen Erfahrungen des Scheiterns und schwieriger Lebenslagen dann doch noch viele Jahre eines glücklichen Lebens genießen durfte.

Ich bleibe aber doch lieber bei der wörtlichen Übersetzung: „Seine Seele wird im Guten wohnen“, denn mit dem „Guten“ ist noch etwas Umfassenderes gemeint als das, was für uns mit dem Wort „Glück“ verbunden ist. Wir sagen ja oft: „Glück und Glas, wie leicht bricht das“; Glück scheint also ein zerbrechliches, leicht vergängliches Gut zu sein. Wir sehen es ja, wie schnell ein glückliches Leben in einer Ehe, in einer Familie, durch Krankheit und Tod sein Ende finden kann.

Aber das „Gute“, das Herr C. in seiner Familie und im Kontakt zu seinen Freunden finden konnte, das muss mit seinem Tode noch nicht zu Ende sein.

Zum einen bleibt die Liebe, die er empfangen und verschenken konnte, in Ihnen lebendig, die Sie zurückbleiben. Und damit meine ich auch weiter zurück liegende Prägungen aus der Kindheit und Jugend, Erfahrungen von Verbundenheit und Liebe im Laufe eines immerhin über sechs Jahrzehnte umfassenden Lebens. Nicht alles in diesem Leben mag „gut“ gewesen sein, aber wenn es am Ende gelungen ist, wieder auf eine gute Spur zu kommen und im Einklang mit den Menschen zu leben, die einem anvertraut sind, dann darf man von dieser Seele mit Recht sagen, dass sie eine Wohnung „im Guten“ gefunden hat. Und es tut gut, ihn so in Erinnerung zu behalten, wie er mit den ihm vertrauten Menschen glücklich sein konnte.

Zum andern ist dieses Gute auch etwas, das über den Tod hinaus von Bestand ist. Der Apostel Paulus sagt einmal (1. Korinther 13, 13):

Nun aber bleiben Glaube, Liebe, Hoffnung, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Liebe bleibt bestehen, auch wenn wir sterben. Was in unserem Leben von Liebe geprägt ist, das geht in unserem Tod nicht verloren; es bleibt aufbewahrt bei Gott im Himmel. „Unsere Seele wird im Guten wohnen“, das können wir auch so verstehen, dass ein Verstorbener bei Gott eine Wohnung hat, denn allein Gott ist absolut gut, und Jesus sagte einmal (Johannes 14, 2):

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.

Im Vertrauen darauf, dass Herr C. in seinem Tode nicht verloren geht, dürfen wir ihn getrost loslassen, denn Gott nimmt ihn gnädig an in seinem ewigen Reich im Himmel und will seiner Seele Glück und Frieden schenken. Amen.

Barmherziger Gott, wir danken dir für das Leben von Herrn C., besonders für die Erfüllung seines Lebens in seiner handwerklichen Arbeit, im Kontakt zu den Menschen, die er liebte, und in allem, was ihm Freude bereitete. Auch sind wir dankbar, dass du ihn durch schwere Zeiten hindurchgetragen hast und dass er Zeiten des Unglücks überwinden konnte, um neues Glück zu erfahren. Vor allem danken wir dir für die Liebe, die wir empfangen und geben, und für die Kraft, mit der du uns ausrüstest, um auch Schweres zu tragen.

Nimm nun Herrn C. in Gnaden auf in den ewigen Frieden deiner Liebe im Himmel. Und begleite die Menschen, die er zurück lässt und die um ihn trauern mit deinem Trost. Alle unsere Gedanken bringen wir vor dich, Gott. Hilf uns, unsere Belastungen zu tragen und unser eigenes Leben zu meistern. Amen.

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