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Ein Fest mit Hindernissen

„Die Gäste waren’s nicht wert.“ Was ist gemeint? Im Griechischen steht „axios“; man benutzte es, wenn eine Balkenwaage im Gleichgewicht war. In einer Waagschale liegt die Einladung, die volle Wertschätzung der Gäste. Aber sie wollen nichts geschenkt, darum bleibt die Waage im Ungleichgewicht; sie selber werten sich ab.

Eine Balkenwaage, die im Ungleichgewicht ist; die rechte, goldene Waagschale ist tiefer als die linke schwarze
Was fällt mehr ins Gewicht: Gottes Wertschätzung oder unsere Selbstabwertung? (Bild: Michel MüllerPixabay)

#predigtGottesdienst mit Einführung des neuen Konfi-Jahrgangs am Sonntag, den 5. Juni 2005, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich im Gottesdienst zum Thema „Ein Fest mit Hindernissen“. Besonders herzlich begrüße ich die neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden in der Pauluskirche, die sich am Beginn des neuen Jahrgangs der Gemeinde vorstellen. Außerdem freue ich mich, dass wir heute sechs Mitglieder in unserem neuen Konfi-Team offiziell mit ihrem ehrenamtlichen Dienst beauftragen können.

Obwohl heute der erste Sonntag im Monat ist, feiern wir ausnahmsweise in diesem Gottesdienst nicht das Heilige Abendmahl. Das werden wir im Abendgottesdienst am übernächsten Sonntag nachholen.

Lied 269: Christus ist König, jubelt laut!
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

„Die Welt soll sehn, wem ihr vertraut“, haben wir gesungen. In der Kirche feiern wir Gottesdienst, weil wir auf Gott vertrauen – auf den Vater im Himmel, auf Jesus, der die Liebe Gottes in die Tat umsetzte, auf den Geist der Liebe, den Gott uns schenken will. Wir glauben an Gott, auch wenn wir immer wieder zweifeln, wir vertrauen auf den, der uns auch festhält in unseren Zweifeln.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

In elf Monaten wird in der Pauluskirche wieder Konfirmation gefeiert. Bis dahin läuft der Unterricht im neuen Konfi-Jahr, das jetzt im Mai begonnen hat. Viele haben sich angemeldet und ihr Konfi-Ticket unterschrieben. 16 Mädchen und 6 Jungen haben sich auf einen Weg gemacht, der nicht immer leicht ist: Regeln einhalten, Gottesdienste besuchen, Lernstücke pauken. Viele der anderen kennt man noch gar nicht, nicht alle lernen gleich schnell, nicht alle wollen das gleiche. Mit Interessenkonflikten müssen wir umgehen. Unsanft wurden wir mit der harten Wirklichkeit konfrontiert, als die Konfi-Gruppe am hellichten Tag bestohlen wurde. Um so wichtiger ist, dass Respektlosigkeiten und Störungen des Unterrichts aufhören, dass niemand mehr den andern auslacht, dass denen, die lernen wollen, der Spaß am Lernen nicht verdorben wird. Wir rufen zu Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Aber ein Konfi-Jahr ist nicht nur Stress. Manches macht im Unterricht mehr Spaß, als man gedacht hat. Schon jetzt sind erste neue Freundschaften geschlossen worden, wie ich hörte. Und wer es möchte, wird viel für seinen Glauben klären und fürs Leben lernen können.

Dafür sind wir Gott dankbar.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wollgefalln Gott an uns hat, nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.“

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, damit der Weg bis zur Konfirmation nicht nur ein stressiger Hindernislauf wird, begleite uns mit deiner Kraft, mit deiner Liebe. Du rufst uns, lass uns dich hören, dich nicht überhören. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Liebe Gemeinde, liebe Konfis, liebe Eltern! Warum dieser Gottesdienst unter dem merkwürdigen Thema: „Ein Fest mit Hindernissen“ steht, wird noch deutlicher werden, wenn wir nachher den Text zur Predigt hören. Dass es im Laufe des Konfirmandenjahres Hindernisse geben kann, bis man endlich das Konfirmationsfest feiert, haben wir gehört. Aber wenn man das eigene Leben aus dem richtigen Blickwinkel und mit der richtigen Brille betrachtet, nämlich mit der Brille der Dankbarkeit und einer Grundhaltung der Zufriedenheit, dann gibt es jeden Tag schöne Momente, gibt es immer wieder Zeiten, die für uns wie ein Fest sind. Wir singen das Lied 555:
Unser Leben sei ein Fest

Unser Leben kann ein Fest sein, wenn wir uns willkommen fühlen in dieser Welt, in unserer Familie, unter Freunden und Nachbarn. Unser Leben kann ein Fest sein, wenn uns Menschen so wichtig sind oder wenn uns etwas so heilig ist, dass niemand dieses Heilige in den Dreck ziehen soll.

Die Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich am letzten Dienstag überlegt, was ihnen heilig ist, und haben die Ergebnisse dieser Überlegungen auf den Plakaten hier an der Seite gestaltet.

Bei dem, was ihnen wichtig und heilig ist, kommen in erster Linie immer wieder die Familie und die Freunde vor, aber auch der Sport und die Musik, die Gesundheit und das Leben selbst, auch das eigene Aussehen und das eigene Selbstbewusstsein.

Nicht bei allen kommen religiöse Themen vor, aber sie fehlen in der Gruppe durchaus nicht. Hier tritt ganz groß JESUS neben die Familie, der Glaube an den Frieden und an Gott spielt eine Rolle, Kirche und Religion tauchen auf den Plakaten immerhin öfter auf als die Schule, und es gibt auch Konfis, für die es wichtig ist, beten und vertrauen zu können.

Was auch immer uns wichtig und heilig ist, es hilft uns, mit einem Ziel vor Augen zu leben, ein sinnvolles Leben zu führen. Wir wären arm dran, wenn uns gar nichts wichtig und heilig wäre. Noch einmal singen wir das Lied 555:

Unser Leben sei ein Fest

Hier vorne stehen noch zwei Plakatwände, die fast leer sind. Nur in der Mitte hängt ein Blatt mit einer Art Skizze für ein festliches Outfit, da links ein Kleid, hier rechts ein Anzug. Was auch immer ihr in elf Monaten bei eurer Konfirmation tragen werdet, in irgendeiner Weise wird es dem feierlichen Anlass angemessen sein.

Heute freut sich die Gemeinde, wenn sie euch schon einmal mit Namen kennenlernt, darum habe ich eure Namen aufgeschrieben, und ihr sollt sie jetzt höchstpersönlich mit Reißzwecken an die beiden Pinnwände heften, die Mädchen links, die Jungen rechts…

Auf dem Bild zwei unserer 16 Konfirmandinnen mit ihren Freundinnen
Auf dem Bild zwei unserer 16 Konfirmandinnen mit ihren Freundinnen

Wir hoffen auf ein gutes Konfi-Jahr und singen noch einmal das Lied 555:

Unser Leben sei ein Fest

Ich weiß, nur wenige Menschen würden ihr ganzes Leben mit einem Fest vergleichen. Aber Jesus tut genau das. Er sagt uns: Wir sind eingeladen von Gott: „Feiert euer Leben, nehmt wichtig, was euch heilig ist, denn ihr selbst seid wichtig, ihr seid von Gott geliebt!“ Im heutigen Predigttext vergleicht Jesus Gott mit einem König, der zu einer Hochzeit einlädt.

Wir hören aus dem Evangelium nach Matthäus 22, 1-14:

1 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach:

2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.

3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen.

4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!

5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft.

6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie.

7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.

8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert.

9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.

10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.

11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an,

12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte.

13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein.

14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis
Lied 584: Meine engen Grenzen
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde und vor allem liebe Konfis und liebe Eltern!

Für uns Christen ist Jesus der heiligste Mensch, den es gibt, unmittelbar von Gott gekommen und doch durch und durch ein Mensch von Fleisch und Blut, einer von uns, einer, der für uns eintritt.

Von ihm können wir lernen, was wirklich heilig genannt zu werden verdient. Von ihm können wir lernen, gut mit dem umzugehen, was uns heilig ist.

Jesus hat eine geniale Art entwickelt, den Menschen etwas beizubringen. Er erzählt Geschichten aus dem Alltag, so dass man meint: Das kenne ich, so läuft das in der Welt. Und zwischendurch stutzt man plötzlich und ist verwirrt: Wie? Was? So läuft das bei Gott? So ist das mit dem Himmel, wenn er mitten unter uns anfängt? So könnte auch mein Leben ein Ereignis werden: „Unser Leben sei ein Fest“?

1 Und Jesus fing an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen.

Ein solches Gleichnis haben wir gehört, von einer Hochzeit mit Hindernissen.

2 Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.

Aber die Hindernisse bestehen nicht auf Seiten des Brautpaares. Nicht dass der Bräutigam kalte Füße kriegt und die Verlobung auflöst. Es ist auch nicht so, dass da jemand wie der englische Thronfolger nach einer gescheiterten Vernunftehe erst nach Jahrzehnten seine Jugendliebe heiratet. Nein, die Hindernisse liegen auf Seiten der eingeladenen Gäste:

3 Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden; doch sie wollten nicht kommen.

Das kommt für den König völlig unerwartet: die Gäste sagen alle ab. Dabei feiern doch die meisten Menschen gern. Keiner will von einer Hochzeit ausgeschlossen sein, schon gar nicht, wenn das Königshaus die Einladung ausspricht. Noch heute hängen die Leute am Fernseher, wenn ein Prinz heiratet.

So stellt sich Jesus das Leben mit Gott vor: Es ist wie eine Hochzeit, wo man mit dem Brautpaar isst und trinkt, wo es Spaß macht, dabei zu sein. Gott lädt ein. Gott will mit uns feiern am Sonntag, will am Alltag uns begleiten, und macht doch oft die gleiche Erfahrung wie der König im Gleichnis: „Sie wollen nicht kommen.“ „Gott? Nein danke!“ „Kirche? Höchstens mal ein Jahr lang in der Konfi-Zeit.“ Auch unsere Kirche könnte oft voller sein. „Stell dir vor, es ist Gottesdienst, und keiner geht hin…“. Im Gleichnis gibt der König allerdings nicht auf:

4 Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit!

Ein zweites Mal lädt der König zur Hochzeit ein; er will ja niemanden zur Arbeit zwingen oder zum Militär einberufen – es gibt Freibier und gut zu essen. Trotzdem lassen sich die Gäste nicht überzeugen:

5 Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft.

Merkwürdig. Leute, die lieber arbeiten als feiern. Sie wollen nichts umsonst. Sie nehmen nichts geschenkt.

Gott hat viel zu bieten, völlig umsonst: Liebe! Jeder darf sich willkommen fühlen in dieser Welt. Hoffnung! Jeder hat etwas zu erwarten für sein Leben. Trost! Jeder kann Trauer durchstehen. Vertrauen! Jeder hat die Chance, Angst zu überwinden. Mut! Jeder kann die Herausforderungen des Lebens bestehen. All das gibt Gott umsonst. So könnte jeder sein Leben meistern!

Aber wie im Gleichnis machen es viele auch heute: „Sie verachteten das und gingen weg.“ Sie wollen nichts umsonst von Gott, ihr Glaubensbekenntnis lautet: „Man bekommt im Leben nichts geschenkt.“ Im Gleichnis kommt es noch schlimmer:

6 Einige aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie.

Die Hochzeit läuft aus dem Ruder. Die Überbringer der Einladung werden verspottet und getötet! Hier erinnert das Gleichnis an all diejenigen, die zum Glauben an Gott eingeladen haben und die man deswegen ausgelacht, verfolgt oder sogar getötet hat. Selbst Jesus wird man verspotten und kreuzigen.

Im Gleichnis reagiert der König brutal auf die Tötung seiner Boten. Er unterbricht alle Hochzeitsvorbereitungen und führt mal eben zwischendurch einen Vergeltungskrieg:

7 Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.

Wie passt das zu dem, was Jesus sonst fordert: „Liebt eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen!“? Diesen Satz hat Jesus wahrscheinlich gar nicht gesagt. Der Evangelist Matthäus wird ihn eingefügt haben, als er fünfzig Jahre später das Gleichnis von der Hochzeit aufschrieb. Zu der Zeit lag die Hauptstadt des Landes Israel in Schutt und Asche; sie war im Jahr 70 nach Christi Geburt von einem römischen Belagerungsheer völlig niedergebrannt worden. Matthäus deutet das als Strafe: Hätten die jüdischen Freiheitskämpfer auf Jesu Botschaft der Feindesliebe gehört, statt die Waffen gegen Rom zu erheben, wäre Jerusalem möglicherweise nicht zerstört worden. Menschen, die Gottes Einladung zur Liebe ablehnen, verurteilen sich selbst dazu, in einer Welt des Hasses zu leben. Eine solche Lebenshaltung führt noch heute zu Gewalt, Krieg, Terror, Gegenterror.

Zurück zum ursprünglichen Gedankengang des Gleichnisses ohne den Einschub mit dem Krieg:

8 Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert.

Auch so ist die Reaktion des Königs hart: „Die Gäste waren’s nicht wert.“ Was ist gemeint? Jeder Mensch ist doch wertvoll in Gottes Augen, eingeladen hat er doch alle. Im Griechischen steht hier das Wort „axios“; man benutzte es, wenn eine Balkenwaage im Gleichgewicht war, wenn der Zeiger nach oben zeigte. In der einen Waagschale liegt die Einladung mit ihrem ganzen Gewicht, die volle Wertschätzung der Gäste. Nun müssten die Eingeladenen nur in die andere Waagschale hineinhüpfen, und die Waage wäre „axios“, im Gleichgewicht. Aber das tun sie nicht. Sie nehmen nichts geschenkt, darum bleibt die Waage im Ungleichgewicht; sie selber werten sich ab. So ist es auch mit dem, was Gott uns schenken will. Wer das nicht annimmt, schließt sich selbst aus, den zwingt Gott nicht. Wer will schon Hochzeit feiern mit zwangsverpflichteten Gästen? Da käme keine Stimmung auf.

Trotzdem ist Jesus zuversichtlich: die Hochzeit wird nicht ausfallen! Im Gleichnis kriegen die Diener des Königs einen ungewöhnlichen Auftrag:

9 Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.

10 Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.

Gott findet Menschen, die ihn brauchen, egal wen, Gute und Böse. Sie alle sind es wert, eingeladen zu werden, wenn sie nur kommen. Noch heute schickt Gott seine Diener aus – uns –, um Menschen zu suchen, die sich verzweifelt nach Liebe sehnen. Es gibt genug von ihnen.

Nun sind die Tische voll. Aber noch immer kann die Hochzeit nicht ungestört gefeiert werden; noch einmal kommt es zu einem Zwischenfall:

11 Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an,

12 und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte.

Als ich jung war, verstand ich diesen Teil des Gleichnisses überhaupt nicht. Wir legten auf Äußerlichkeiten überhaupt keinen Wert. Feierliche Kleidung? Wozu? Es kommt doch auf den Charakter an. Man soll einen Menschen doch so nehmen, wie er ist.

Heute legen gerade viele junge Leute Wert auf angemessene Kleidung. Styling und Aussehen sind wichtig, das geht auch aus den Plakaten der Konfis hervor. Schon lange käme kein Konfirmand mehr auf die Idee, zur Konfirmation Alltagsklamotten anziehen zu wollen. Wer bei einer Hochzeit oder Konfirmation im Gammellook erscheint, zeigt damit, dass er den Anlass nicht ernstnimmt und den Gastgeber nicht respektiert. Selbst in der Disco wird auf das richtige Outfit geachtet. Wer Kaya Yanar kennt, kennt den Spruch seines Türstehers Hakan: „Du kommst hier nicht rein!“ Eigenartige Vorstellung: Gott ist wie Türsteher Hakan, der uns nicht reinlässt, wenn wir die falschen Sachen anhaben? Dabei ist Hakan noch harmlos gegen den König im Gleichnis:

13 Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm die Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus! Da wird Heulen und Zähneklappern sein.

Der König behandelt den falsch angezogenen Gast wie einen Schwerverbrecher, der ins dunkelste Gefängnis gesperrt wird und Folterqualen zu erwarten hat. Warum?

Weil man das, was einem heilig ist, nicht in den Dreck ziehen darf. Wer zu einer Hochzeit im Jogginganzug geht, hat kein Interesse an der Hochzeit und keinen Respekt vor dem Gastgeber. Wer zur Kirche geht und denkt: Es ist doch egal, was ich mache, Gott vergibt mir sowieso, der hat nicht verstanden, dass wir mit Gottes Liebe nicht rechnen können wie mit Geld auf einem Bankkonto. Wir können mit Gott keinen Deal machen. Vergebung kriegen wir umsonst, aber sie wirkt nur, wenn wir uns durch sie verändern lassen. Gott kann es auf den Tod nicht leiden, wenn wir unter dem Deckmantel der Religion Menschen Schaden zufügen. Wer Religion benutzt, um egoistische Zwecke zu verfolgen, ist in der Kirche fehl am Platz. Das gilt auch für Jugendliche. Wer zum Konfi-Unterricht geht, nur um Kohle bei der Konfirmation abzugreifen, hat noch nicht kapiert, worum es in der Kirche geht.

Als die Konfis auf ihren Plakaten dargestellt haben, was ihnen heilig ist, haben sie auch dazugeschrieben, was dazugehört, damit es auch heilig bleibt und nicht in den Dreck gezogen wird.

Wem die Familie heilig ist, der liebt sie und versucht sich in ihr freundlich und fair zu verhalten. Wem Freundschaft heilig ist, der ist korrekt zu seinen Freunden, belügt sie nicht, redet nicht schlecht über sie und lässt sie nicht im Stich.

Der Fußballer darf nicht faul sein und muss sich fit halten, der Schüler muss bereit sein zu lernen, wem sein Aussehen wichtig ist, muss sich pflegen und stylen.

Interessant war ein Satz über das Leben: Wem das Leben heilig ist, sollte nicht rauchen. Und wenn jemand sagt: Wir selbst sind uns heilig – ja, das sagt sogar Gott – er hat uns wunderbar geschaffen! – der sollte etwas für sein Selbstbewusstsein tun.

Und wem Religion wichtig ist? Dazu steht auf einem Plakat schlicht: Konfi gehn. Und auf einem anderen: Respekt! Konfi kann nur sein, wer Gott ernstnimmt und wer respektiert, was andere sagen und glauben.

Zum Schluss sagt Jesus:

14 Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Das ist eine Mahnung und ein Trost. Auch wenn nur wenige zur Kirche kommen, viele sind berufen: viele brauchen Gottes Liebe, Gott will niemanden verloren gehen lassen. Das ist eine Mahnung an uns, niemanden aufzugeben, mit niemandem die Geduld zu verlieren.

Wenige sind auserwählt: vielleicht will Jesus uns Mut zusprechen, wenn wir uns als Mitarbeiter in der Kirche manchmal etwas alleine und überlastet fühlen. Engagierter Einsatz in der Kirche ist etwas Besonderes, ein großer Auftrag, auch wenn uns die kleine Zahl der Interessierten manchmal irritiert. Das Himmelreich hängt nicht an großen Zahlen, denn Jesus hat auch gesagt (Matthäus 18, 20):

Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 295, 1-3:

1. Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugniss‘ halten, sind stets bei ihm in Gnad.

2. Von Herzensgrund ich spreche: dir sei Dank allezeit, weil du mich lehrst die Rechte deiner Gerechtigkeit. Die Gnad auch ferner mir gewähr; ich will dein Rechte halten, verlass mich nimmermehr.

3. Mein Herz hängt treu und feste an dem, was dein Wort lehrt. Herr, tu bei mir das Beste, sonst ich zuschanden werd. Wenn du mich leitest, treuer Gott, so kann ich richtig laufen den Weg deiner Gebot.

Ich bitte jetzt das Konfi-Team hier vorn zum Altar zu kommen.

Liebe Gemeinde! Ich freue mich, dass wir in diesem Gottesdienst folgende Personen in ihr Amt als Konfi-Begleiter einführen können. Es sind insgesamt fünf Jugendliche und ein Erwachsener: …

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Konfi-Team! Seit vielen Jahren spielt die Konfirmandenarbeit in unserer Gemeinde eine wichtige Rolle. Seit einem Jahr gibt es ein neues Konfi-Modell, das den Jugendlichen viele Gelegenheiten gibt, eigene Überzeugungen zu entwickeln und der Wirklichkeit Gottes in dieser Welt nachzuspüren. Dieses Modell funktioniert nicht ohne den Einsatz ehrenamtlicher Kräfte, die den Jugendlichen ihre eigenen Überzeugungen von Gott und der Welt durch Zuhören, Fragen, Handeln und Reden zugänglich machen.

Wollt ihr das für die Konfirmandinnen und Konfirmanden dieses Jahrgangs tun, so gebt zur Antwort: „Ja, mit Gottes Hilfe!“

Die Arbeit im Konfi-Unterricht tut ihr nicht allein, sondern als Teil eines Teams, in dem wir einander unterstützen. Eins dürfen wir wissen: Unsere gemeinsame Arbeit steht unter dem Segen Gottes. Gott wird dafür sorgen, dass Zuhören und Fragen, Handeln und Reden bei den Konfirmandinnen und Konfirmanden Gutes bewirken. Mit diesem Segen Gottes stärken wir als Gemeinde euch jetzt für diese Arbeit:

Es segne und behüte euch Gott, der Allmächtige und der Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist! Amen.

Liebe Gemeinde! Konfirmandenarbeit macht Spaß und ist trotzdem nicht leicht. Diese neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen auch Ihre Unterstützung. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass andere für sie beten. Bitte vergessen Sie das nicht!

So geht nun im Frieden des Herrn! Der Herr ist mit euch! Amen.

Lasst uns nun aufstehen und beten.

Sei bei uns im Konfi-Jahr. Hilf uns konsequent zu sein, wenn es um Fairness und Respekt geht, wenn wir verhindern müssen, dass Heiliges in den Dreck gezogen wird. Hilf uns, verständnisvoll zu sein, wenn Konfis und Teamer an ihre Grenzen stoßen und wenn es darauf ankommt, miteinander Geduld zu haben. Behüte und begleite unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden: … Begleite auch die Konfi-Begleiter, damit sie gut für die Konfis da sein können. Wir beten für …, die wir mit diesem Dienst beauftragt haben.

Gott, wir beten für die Jugendlichen, die auf ihre Art nach Wegweisung und auch nach Gott fragen, oft ohne fromme Worte zu benutzen. Lass uns Antworten geben, die ihnen helfen, ihren eigenen Glauben zu finden.

Gott, wir beten für die Verzweifelten, die zu sind für deine Liebe, weil sie zu oft von Menschen enttäuscht wurden. Lass uns mit Geduld ihnen nachgehen und ihnen zeigen, dass es möglich ist, sich in dieser Welt auf deine Liebe zu verlassen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 552: Einer ist unser Leben
Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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