Bild: Helmut Schütz

Wo wohnt Gott?

Im Alten Testament ist der große Gott sich nicht zu schade, in der Nähe der Menschen, die er liebt, zu campieren. Der eine Gott, der vollkommen in Jesus gewohnt hat, will durch seinen Heiligen Geist auch in uns wohnen, indem er uns fest verwurzelt in seiner Liebe. So dürfen wir Himmelfahrt begreifen: Jesus will uns heute mit seinem Geist erfüllen.

Ausflügler auf dem Weg zum Segelflugplatzgelände in der Wieseckaue
Ausflügler auf dem Weg zum Segelflugplatzgelände in der Wieseckaue

direkt-predigtGemeinsamer Gottesdienst der drei Nordgemeinden Gießens – Michael, Paulus und Thomas – an Christi Himmelfahrt, 2. Juni 2011, um 10.00 Uhr auf dem Segelflugplatz in der Wieseck-Aue (vorbereitet und gestaltet von Pfarrer Helmut Schütz und Prädikantin in Ausbildung Gaby Engel sowie Grit Laux am Keyboard)
Vorspiel (Keyboard)

Guten Morgen, liebe Gemeinde, im Gottesdienst hier draußen auf dem Segelflugplatz – mittlerweile zum 6. Mal. Da meine Kolleginnen und mein Kollege aus der Thomas- und Michaelsgemeinde in dieser Woche alle auf dem Kirchentag sind, habe ich diesen Gottesdienst gemeinsam mit Frau Gaby Engel aus der Stephanusgemeinde vorbereitet, die bei uns in der Paulusgemeinde ihre ersten Erfahrungen als angehende Prädikantin macht.

Unser Thema heute, passend zum vorgeschlagenen Predigttext, lautet: „Wo wohnt Gott?“ Als Antwort auf diese Frage liegt nicht nur an Himmelfahrt nahe: Natürlich im Himmel. Aber ganz so einfach ist das gar nicht. In der Bibel gibt es durchaus andere Aussagen dazu. Und auch der Satz „Gott wohnt im Himmel“ verträgt weitere Nachfragen: Von welchem Himmel reden wir da, und wo ist dieser Himmel überhaupt.

Teilnehmer am Himmelfahrtsgottesdienst neben dem Vereinsheim des Flugsportvereins Gießen
Teilnehmer am Himmelfahrtsgottesdienst neben dem Vereinsheim des Flugsportvereins Gießen

Als erstes Lied singen wir:

„Weißt du, wo der Himmel ist?“ (EG 622)
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Psalm 123:

1 Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du im Himmel wohnest.

Mit Psalm 43 bitten wir:

3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,

4 dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

Und mit Psalm 84 preisen wir Gott:

2 Wie lieb sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth!

3 Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.

4 Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott.

5 Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar.

Großer, wunderbar starker Gott, zeige uns, wo wir dich finden können, wo deine Wohnung ist. Lass uns begreifen, was es mit deinem Himmel auf sich hat und wo Jesus bei seiner Himmelfahrt hingefahren ist. Amen.

Wir hören die Schriftlesung aus der Apostelgeschichte 1, 3-11:

3 [Den Aposteln] zeigte er [Jesus] sich nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.

4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt;

5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.

6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?

7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat;

8 aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.

10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.

11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Wir singen das Himmelfahrtslied „Wir danken dir, Herr Jesu Christ“ (EG 121):

1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, dass du gen Himmel g’fahren bist: Halleluja, Halleluja. Gott Lob und Dank im höchsten Thron, weil unser Bruder Gottes Sohn. Halleluja, Halleluja.

3. Gen Himmel aufgefahren hoch, ist er doch allzeit bei uns noch; Halleluja, Halleluja; sein Macht und Reich unendlich ist, wahr‘ Gott und Mensch zu aller Frist. Halleluja, Halleluja.

4. Durch ihn der Himmel unser ist. Hilf uns, o Bruder Jesu Christ, Halleluja, Halleluja, dass wir nur trauen fest auf dich und durch dich leben ewiglich. Halleluja, Halleluja.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.
Pfarrer Helmut Schütz und Prädikantin Gaby Engel
Pfarrer Helmut Schütz und die angehende Prädikantin Gaby Engel

Liebe Gemeinde, früher hat man sich das ja buchstäblich so vorgestellt: die Welt besteht aus drei Stockwerken, unter der Erde das Totenreich oder die Hölle, hier, wo wir leben, die Erde, und oben über den Wolken der Himmel, und da wohnt Gott. Als ich unsere Konfirmanden letztes Jahr fragte: „Was siehst du vor dich, wenn du an Gott denkst?“, hat einer geantwortet: „Eine Treppe aus Wolken, am Ende ist ein Tor, und da ist Gott.“ Ist Jesus bei seiner Himmelfahrt auf einer solchen Treppe zu Gott hinaufgestiegen? Man kann sich die Himmelfahrt in solchen Bildern ausmalen, aber über den Ort, wo Jesus jetzt ist und wo Gott wohnt, erfahren wir dadurch nicht wirklich etwas. Das alte Weltbild mit den drei Stockwerken war wortwörtlich genommen ein Bild und nichts anderes. Wer in der Erde tief gräbt, kommt in unangenehme Nähe zum Erdkern, aber er lernt nicht den Teufel persönlich kennen. Und wer in den Weltraum fliegt, kann Probleme mit der Atemluft kriegen, aber er wird Gott dort genau so wenig sehen können wie hier auf der Erde.

Dass der Himmel, der sich über uns wölbt, nicht der Ort ist, an den Gott sozusagen gebunden wäre, wusste bereits König Salomo, der vor knapp 3000 Jahren für Gott den ersten Tempel in Jerusalem baute. Bei der Einweihung dieses Gotteshauses stellte er die Frage (1. Könige 8):

27 Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?

Gott ist so groß, größer als alles, was geschaffen ist. Er hat die Erde und den Himmel geschaffen. Ja, Salomo schließt nicht aus, dass er viele Himmel geschaffen hat und dass über diesen Himmeln sich noch einmal Himmel wölben – eine Vorstellung, bei der einem schwindelig werden kann. Das erinnert mich an unsere heutigen Vorstellungen vom Universum mit seinen Milliarden von Sternsystemen, die jedes wiederum Milliarden von Sternen enthalten. Gott hat sie alle geschaffen, er ist größer als das Weltall, also kann nicht einmal die Gesamtheit aller Himmel Gott fassen, wie könnte er dann im Himmel wohnen? Aber dann doch wohl erst recht nicht auf der Erde, in einem von Menschen gebauten Haus, wenn es auch das größte ist oder am reichsten ausgeschmückt…

Interessant finde ich, dass in der Bibel der Himmel immerhin groß genug ist, damit Menschen unter ihm wie in einem schützenden Zelt wohnen können. Das sagt jedenfalls der Prophet Jesaja 40:

22 [Gott] thront über dem Kreis der Erde, und die darauf wohnen, sind wie Heuschrecken; er spannt den Himmel aus wie einen Schleier und breitet ihn aus wie ein Zelt, in dem man wohnt.

Halten wir fest, dass der Himmel mit den Wolken und Sternen über uns, so groß er auch sein mag, nicht der Wohnort Gottes ist. Trotzdem ist dieser Himmel über uns aber ganz brauchbar als ein Bild für die Größe Gottes. Nur dass wir sagen müssen: Gottes Himmel ist noch viel größer. Gottes Himmel ist kein Ort in unserer sichtbaren Welt. Die Engländer haben es einfacher mit dieser Unterscheidung. Die haben zwei Wörter für Himmel: „sky“ für den Himmel über uns, „heaven“ für den unsichtbaren Himmel Gottes.

Wenn Jesus „gen Himmel gefahren ist“, dann hat er keine Luftfahrt in die Wolken unternommen, keine Weltraumfahrt in Richtung auf andere Galaxien. Zwar heißt es, wieder im Bild gesprochen, „eine Wolke nimmt ihn auf vor ihren Augen weg“. Er wird „aufgehoben“. Wörtlich steht da gar nicht, dass er zum Himmel „fährt“, sondern dass er schlicht in den Himmel „gegangen“ ist. Alle diese Bilder deuten darauf hin: Jesus ist nun endgültig hinübergewechselt in die unsichtbare Welt Gottes. 40 Tage lang haben seine Jüngerinnen und Jünger ihn in einer Reihe von Erscheinungen vor Augen gehabt, nachdem er auferstanden ist; er erschien ihnen aber anders als zuvor, nicht in seinem irdischen Körper, sondern in seinem unverweslichen Leib, von dem Paulus spricht. Die Zeit dieser Erscheinungen ist nun vorbei; Jesus macht deutlich, dass er umgezogen ist in die himmlische Wohnung Gottes. Nach dem Evangelium des Johannes 14, 2 hat Jesus ja gesagt:

2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.

Der Himmel ist also, im Bild gesprochen, das Haus Gottes, in das Jesus einzieht und in dem auch alle, die gestorben sind und im Gottvertrauen gelebt haben, eine Wohnung finden. Wie gesagt, wir können nur in Bildern davon reden; den Ort, wo dieser Himmel ist und die Adresse dieser Wohnungen im Haus des Vaters können wir mit unserem irdischen Verstand nicht ermitteln.

Nach diesem ersten Predigtgedankengang singen wir das „Lied der Freude über Gott“ (EG 305), in dem es heißt: Gottes Ehre wohnt „auch im Weltall ferne“, aber eben nicht nur da:
Singt das Lied der Freude über Gott!
Pfarrer Helmut Schütz an der Gitarre und Grit Laux am Keyboard
Pfarrer Helmut Schütz an der Gitarre und Grit Laux am Keyboard

Liebe Gemeinde, erstaunlich ist, dass der große Gott, den die Himmel nicht fassen können, sich trotzdem bewusst dazu entschließt, unter uns Menschen wohnen zu wollen. Bereits als er die Israeliten aus der Sklaverei Ägyptens durch die Wüste ins Gelobte Land führt, beauftragt er Mose (2. Buch Mose – Exodus 25):

8 Sie sollen mir ein Heiligtum machen, dass ich unter ihnen wohne.

9 Genau nach dem Bild, das ich dir von der Wohnung und ihrem ganzen Gerät zeige, sollt ihr’s machen.

22 Dort will ich dir begegnen, und vom Gnadenthron aus, der auf der Lade mit dem Gesetz ist, zwischen den beiden Cherubim will ich mit dir alles reden, was ich dir gebieten will für die Israeliten.

Als eine Art Zweitwohnung lässt Gott sich ein Heiligtum anfertigen, nicht um es dort bequem zu haben, sondern um den Menschen begegnen zu können. Wegweisung will er seinem Volk geben, darum soll auch die Bundeslade mit den Gesetzestafeln im Heiligtum stehen; so groß er ist: Gott rückt den Menschen hautnah auf den Leib. Diese erste Wohnung Gottes in seinem Volk ist ein Wanderheiligtum, nicht mehr als ein besonders großes Zelt (Luther übersetzt „Stiftshütte“), angefertigt aus Teppichen, Tierfellen und vergoldeten Brettern (Exodus 26). Der große Gott ist sich nicht zu schade, in der Nähe der Menschen, die er liebt, zu campieren (Exodus 29):

45 Und ich will unter den Israeliten wohnen und ihr Gott sein,

46 dass sie erkennen sollen, ich sei der HERR, ihr Gott, der sie aus Ägyptenland führte, damit ich unter ihnen wohne, ich, der HERR, ihr Gott.

Es ist kein ferner, unnahbarer Gott, der hier zu den Menschen spricht (Leviticus 26):

11 Ich will meine Wohnung unter euch haben und will euch nicht verwerfen.

Natürlich weiß das Volk Israel, dass Gott seinen himmlischen Erstwohnsitz nicht aufgegeben hat. In einem Gebet heißt es (Deuteronomium 26):

15 Sieh nun herab von deiner heiligen Wohnung, vom Himmel, und segne dein Volk …

Ob es nun der Gott ist, der bei seinem Volk wohnt, oder der Gott, der vom Himmel herab die Menschen sieht und sich zu ihnen herunterbeugt, beides sind bildliche Ausdrucksweisen für die Nähe des großen Gottes zu den Menschen.

Interessant ist, dass schon König David dem großen Gott ein richtig großes Heiligtum bauen will. Aber er darf nicht (2. Samuel 7):

1 Als nun der König in seinem Hause saß und der HERR ihm Ruhe gegeben hatte vor allen seinen Feinden umher,

2 sprach er zu dem Propheten Nathan: Sieh doch, ich wohne in einem Zedernhause, und die Lade Gottes wohnt unter Zeltdecken.

Das klingt doch gut. König David kann es nicht mit ansehen, dass Gott eine bescheidenere irdische Wohnung hat als er selbst.

4 In der Nacht aber kam das Wort des HERRN zu Nathan:

5 Geh hin und sage zu meinem Knecht David: So spricht der HERR: Solltest du mir ein Haus bauen, dass ich darin wohne?

6 Habe ich doch in keinem Hause gewohnt seit dem Tag, da ich die Israeliten aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, sondern ich bin umhergezogen in einem Zelt als Wohnung.

7 Habe ich die ganze Zeit, als ich mit den Israeliten umherzog, je geredet zu einem der Richter Israels, denen ich befohlen hatte, mein Volk Israel zu weiden, und gesagt: Warum baut ihr mir nicht ein Zedernhaus?

Der große Gott hat es nicht nötig, in einem großen Haus zu wohnen. Er beschämt den König, der in größerer Pracht wohnt als seine Untertanen. Worauf es Gott ankommt, sagt er selber ausdrücklich und deutlich:

10 Und ich will meinem Volk Israel eine Stätte geben und will es pflanzen, dass es dort wohne und sich nicht mehr ängstigen müsse und die Kinder der Bosheit es nicht mehr bedrängen.

Zunächst einmal soll das Volk sicher wohnen ohne Angst. Gott fordert nicht Abgaben für einen Tempel, die den Armen weggenommen werden, sondern er verzichtet auf einen Tempel, damit es im Volk keine Armen ohne anständige Wohnung gibt.

Erst dem Sohn Davids, König Salomo, erlaubt Gott dann doch den Bau eines Tempels, aber unter strengen Bedingungen (1. Könige 6). Er will nur dann in diesem Gotteshaus wohnen, wenn auch der König sich an das Gesetz Gottes hält:

11 Und es geschah des HERRN Wort zu Salomo:

12 So sei es mit dem Hause, das du baust: Wirst du in meinen Satzungen wandeln und nach meinen Rechten tun und alle meine Gebote halten und in ihnen wandeln, so will ich mein Wort an dir wahrmachen, das ich deinem Vater David gegeben habe,

13 und will wohnen unter Israel und will mein Volk Israel nicht verlassen.

14 Und Salomo baute das Haus und vollendete es.

Was Salomo bei der Einweihung des Tempels über den Himmel gesagt hat, haben wir bereits gehört. Ihm war in besonderer Weise bewusst, dass Gott dort wohnt, wo er es will. Er kann im Himmel wohnen, wo auch immer sein Himmel sein und wie er aussehen mag, und er kann in einem Gotteshaus auf Erden wohnen. Aber letzten Endes braucht nicht Gott einen Tempel oder eine Kirche als Ort zum Wohnen, sondern wir Menschen brauchen einen Ort, um uns gemeinsam auf Gott zu besinnen und zu ihm zu beten. In diesem Sinne betet damals Salomo (1. Könige 8):

30 [Du] wollest erhören das Flehen deines Knechts und deines Volkes Israel, wenn sie hier bitten werden an dieser Stätte; und wenn du es hörst in deiner Wohnung, im Himmel, wollest du gnädig sein.

Noch einen spannenden Satz sagt Salomo, als die Wolke der Herrlichkeit des HERRN das Haus des HERRN erfüllt (8, 10-11):

12 Da sprach Salomo: Die Sonne hat der HERR an den Himmel gestellt; er hat aber gesagt, er wolle im Dunkel wohnen.

13 So habe ich nun ein Haus gebaut dir zur Wohnung, eine Stätte, dass du ewiglich da wohnest.

Wie kommt Salomo darauf, dass Gott in einem dunklen Haus wohnen will? Will er sich vor dem Sonnenlicht verstecken? Er ist doch selber Licht, strahlender als alle Milliarden Sonnen des Universums. In dem Brief 1. Timotheus 6 heißt es doch von Gott: Er ist…

15 … der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren,

16 der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann.

Das Geheimnis klärt sich, wenn wir noch einmal ins 2. Buch Mose schauen. Da bekommt Mose die Zehn Gebote auf dem Sinai, und das Volk fürchtet sich vor den Begleiterscheinungen der Offenbarung auf dem Gottesberg. Eine Posaune erschallt, es donnert und blitzt, der Berg raucht (2. Buch Mose – Exodus 20, 18). Da (Vers 21)

„stand das Volk von ferne, aber Mose nahte sich dem Dunkel, darinnen Gott war.“

Gott hält sich zurück, bleibt im Dunkeln verborgen, während er den Menschen in seinen Geboten das Licht der Wahrheit schenkt.

Dass Gott im Dunkeln wohnen will, kann aber noch einen tieferen Sinn haben. Gott ist nicht nur im strahlenden Licht seiner eigenen Herrlichkeit zu finden, entgegen der Überzeugung von Bert Brechts Liedstrophe:

„Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.“

Doch. Nach christlicher und schon jüdischer Überzeugung sieht Gott gerade die im Dunkeln. Bei ihnen will Gott wohnen, damit Licht in ihre Dunkelheit hineinleuchtet. Er, der selber das Licht ist, will im Dunkeln wohnen, um den Menschen, die im Dunkeln wohnen, nahe zu sein. Der Prophet Jesaja sagt das so (Jesaja 57):

15 Denn so spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.

Und immer wenn Menschen sich fragen, wo denn Gottes Güte und Allmacht bleiben, wenn sie von seiner Barmherzigkeit nichts spüren, dürfen sie zu ihm schreien (Jesaja 63):

15 So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung!

An dieser Stelle singen wir eine Strophe aus einem Adventslied (EG 16, 5):

Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt

Gottesdienstteilnehmer am SegelflugplatzgottesdienstLiebe Gemeinde, die Frage: „Wo wohnt Gott?“ ist immer noch nicht fertig beantwortet. Im Evangelium nach Johannes 1, 14 erfahren wir: Gottes Herrlichkeit will nicht nur im Dunkel des Tempels wohnen, sondern in einem besonderen Menschen, durch den Gottes Licht sich in alle Finsternisse der Welt hineinbegibt:

14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Gottes Wort, Gottes Geist, Gottes Herrlichkeit wohnt in Jesus. Gott selbst wohnt in diesem Menschen, der zu den Sündern hingeht, sich mit Besessenen und Unreinen, mit Dirnen und Zöllnern einlässt, um sie aus ihrem Elend zu retten. Gott wohnt immer noch zugleich im Himmel, aber näher als in Jesus ist er den Menschen nie gekommen. Der Apostel Paulus unterstreicht das im Kolosserbrief 1 und 2:

1, 19 Es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm [Christus] alle Fülle wohnen sollte

20 und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.

2, 9 In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.

Die ganze Fülle der Gottheit, alles, was Gott uns schenken kann, der ganze Reichtum, mit dem Gott für uns da ist, all das wohnt in diesem Menschen Jesus, der sein Leben für uns lebte und es sogar am Kreuz für uns hingab.

Indem dieser Jesus auferweckt wird und nun in der unsichtbaren Welt des Vaters lebt, kann er im Heiligen Geist nun allen Menschen nahe sein.

Damit eröffnet Gott uns eine Perspektive, die noch unglaublicher und wunderbarer erscheint. Jesus sagt in Johannes 14:

23 Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.

Wir selbst sollen Gottes Wohnung sein! Gott selbst will als Untermieter in unserem persönlichen Selbst wohnen, der Geist Jesu will unseren Geist erfüllen. Das steht nicht nur im Johannesevangelium, das betont auch der Apostel Paulus an einigen Stellen, zum Beispiel in 1. Korinther 3:

16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

Oder im Brief an die Epheser 2 und 3:

2, 22 Durch ihn [Christus] werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

3, 17 [Ich bitte den Vater,] dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid.

Der eine Gott, der vollkommen in Jesus gewohnt hat, will durch seinen Heiligen Geist auch in uns wohnen, indem er uns fest verwurzelt in seiner Liebe. So dürfen wir Jesu Himmelfahrt begreifen: Jesus, der damals Gottes Liebe zum Anfassen auf Erden verkörpert hat, will uns heute mit seinem Geist der Liebe erfüllen.

Auf diesen Geist warten wir, bis er uns geschenkt wird, das werden wir in zehn Tagen am Pfingstfest feiern.

Bereits heute singen wir eine Strophe aus einem Pfingstlied EG 130):

1. O Heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein, o komm, du Herzenssonne. Du Himmelslicht, lass deinen Schein bei uns und in uns kräftig sein zu steter Freud und Wonne. Sonne, Wonne, himmlisch Leben willst du geben, wenn wir beten; zu dir kommen wir getreten.

Wenn wir nun schon einen Rundgang durch die Bibel gemacht haben, um herauszufinden, wo Gott wohnt, dürfen wir nicht die Offenbarung des Johannes vergessen. Dort schaut der Prophet Johannes am Ende der Zeiten noch einmal das Zelt der Begegnung, wie es das Volk Israel durch die Wüste begleitet hat und wie es aus dem himmlischen Jerusalem zu uns Menschen herabkommt (Offenbarung 21):

3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein;

4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Wenn Gott bei uns wohnt, kommt der Himmel zu uns auf die Erde, so lange wir auf ihr leben. Und wenn wir unseren irdischen Tod sterben, ist dieser Tod nicht das Letzte, denn im Himmel Gottes gibt es keinen Tod mehr, und wir werden ewig ohne Leid und Schmerz im Frieden bei Gott leben. Denn Jesus spricht (Johannes 14):

2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle Amen sagen. Doch dann ist mir im Urlaub ein Text des niederländischen Liedermachers Hermann van Veen untergekommen, der noch einmal ganz anders davon erzählt, wo Gott wohnt:

Geschichte von Gott

Ich hoffe, dass es in unseren Kirchen nicht so muffig riecht und freue mich, dass wir heute einmal gemeinsam bei diesem herrlichen Wetter unter freiem Himmel Gottesdienst feiern können.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen zwei Strophen aus zwei verschiedenen Liedern mit der Bitte, dass Gott in uns wohnen soll (EG 166, 2 und 165, 8):

2. Ich bin, Herr, zu dir gekommen, komme du nun auch zu mir. Wo du Wohnung hast genommen, da ist lauter Himmel hier. Zieh in meinem Herzen ein, lass es deinen Tempel sein.

8. Herr, komm in mir wohnen, lass mein‘ Geist auf Erden dir ein Heiligtum noch werden; komm, du nahes Wesen, dich in mir verkläre, dass ich dich stets lieb und ehre. Wo ich geh, sitz und steh, lass mich dich erblicken und vor dir mich bücken.

Lasst uns beten.

Wir bitten für die Menschen auf dem Kirchentag in Dresden, dass ihnen klar wird, woran sie ihr Herz hängen können, wenn sie über das Motto des Kirchentages nachdenken.

Wir bitten für alle, die deiner Kirche dienen, dass sie bei all den Lasten, die sie tragen, nicht den Mut verlieren, und das Wissen um deinen Himmel weitergeben.

Wir bitten für die Mächtigen der Welt, dass sie lernen, ihre Macht im Einklang mit deinem Willen auszuüben.

Wir bitten für alle, die auf der Suche sind, lasse dich von ihnen finden. Hilf ihnen, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

Wir bitten für all die Traurigen, dass sie ihr Lachen wieder finden.

Wir bitten für die Menschen in den Krisenregionen der Welt; gib ihnen Hoffnung und Zuversicht auf ein normales Leben.

Wir bitten für deine Welt, gib Frieden.

Und wir bitten für uns, lass uns teilhaben an deinem Himmel.

Wir bitten deinen Geist, in uns und um uns zu wohnen, auf dass wir schon heute ein Stück Himmel auf Erden haben!

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir ganz persönlich auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Am Keyboard: Grit Laux
Am Keyboard: Grit Laux

Wir singen ein letztes Lied, das auch eine Antwort auf die Frage enthält, wo Gott wohnt (EG 627):

Schalom, Schalom! Wo die Liebe wohnt, da wohnt auch Gott
Abkündigungen
Dank an den Flugsportverein
Einladung zum Essen und Trinken auf dem Grillplatz

Empfangt Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Nachspiel (Keyboard)

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