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Jesus ist Herr über Zeit und Ewigkeit

Ewigkeit ist kein unendliches Morgen, sondern Ewigkeit ist ein erfülltes Heute, ohne panische Angst vor dem Gestern und Morgen. Am heutigen Tag, im jetzigen Augenblick spricht uns unser Herr Jesus Christus an. Hier und jetzt sind wir von ihm geborgen, hier und jetzt sollen wir unsere Gedanken an ihm ausrichten, hier und jetzt sollen wir alles in seinem Namen tun.

Zeitspirale
Zeitspirale (Bild: theTrueMikeBrownPixabay)

direkt-predigtGottesdienst am Altjahrsabend, Samstag, 31. Dezember 1983, um 18.00 Uhr in Reichelsheim und an Neujahr, Sonntag, 1. Januar 1984, um 10.00 Uhr in Leidhecken, 13.00 Uhr in Dorn-Assenheim und 14.00 Uhr in Heuchelheim

Am Ende eines Jahres begrüße ich Sie herzlich im Gottesdienst. Es ist gut, beim Übergang von einem Jahr zum anderen an Gott zu denken, der uns gestern, heute und morgen leitet.

EKG 42, 1-5 (EG 58):

1. Nun lasst uns gehn und treten mit Singen und mit Beten zum Herrn, der unserm Leben bis hierher Kraft gegeben.

2. Wir gehn dahin und wandern von einem Jahr zum andern, wir leben und gedeihen vom alten bis zum neuen

3. durch so viel Angst und Plagen, durch Zittern und durch Zagen, durch Krieg und große Schrecken, die alle Welt bedecken.

4. Denn wie von treuen Müttern in schweren Ungewittern die Kindlein hier auf Erden mit Fleiß bewahret werden,

5. also auch und nicht minder lässt Gott uns, seine Kinder, wenn Not und Trübsal blitzen, in seinem Schoße sitzen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1, 7)

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Herr, wir kommen in einer eigentümlichen Stimmung zu dir in die Kirche. Ein Jahr geht zu Ende, ist uns unter den Händen entglitten, und schon beginnt das nächste – wie schnell wird es auch wieder ein altes Jahr sein? Wehmütig ist uns ums Herz, wenn wir sehen, was wir verloren haben, was wir wieder nicht geschafft haben im vergangenen Jahr. Bange Hoffnung schöpfen wir, wenn wir den neuen Kalender vor uns sehen: lauter neue, frische Tage. Wie werden wir sie ausfüllen? Herr, lass uns nicht allein im Neuen Jahr, lass uns jeden Tag als Geschenk aus deiner Hand nehmen, dann dürfen wir getroste Hoffnung haben. Dies bitten wir dich, Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Schriftlesung: Philipper 2, 5-11

5 Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:

6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein,

7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.

8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

9 Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,

10 dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

11 und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

EKG 232, 1-3 (EG 325):

1. Sollt ich meinem Gott nicht singen? Sollt ich ihm nicht dankbar sein? Denn ich seh in allen Dingen, wie so gut er’s mit mir mein’. Ist doch nichts als lauter Lieben, das sein treues Herze regt, das ohn Ende hebt und trägt, die in seinem Dienst sich üben. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.

2. Wie ein Adler sein Gefieder über seine Jungen streckt, also hat auch hin und wieder mich des Höchsten Arm bedeckt, alsobald im Mutterleibe, da er mir mein Wesen gab und das Leben, das ich hab und noch diese Stunde treibe. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.

3. Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer, nein, er gibt ihn für mich hin, dass er mich vom ewgen Feuer durch sein teures Blut gewinn. O du unergründ’ter Brunnen, wie will doch mein schwacher Geist, ob er sich gleich hoch befleißt, deine Tief ergründen können? Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.

Gnade und Friede sei mit uns allen von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem lebendigen und ewigen Herrn. Amen.

Wir hören den Predigttext aus dem Brief an die Hebräer 13, 8-9b:

Jesus Christus gestern und heute und der derselbe auch in Ewigkeit.

Es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade.

Amen.

Liebe Gemeinde!

In den beiden vergangenen Wochen habe ich die Goldene Hochzeit von zwei Ehepaaren aus unserer Gemeinde miterlebt. Beide Male tauchte ein Gedanke auf, und es war wohl der entscheidende Gedanke, der die Beteiligten am tiefsten anrührte: dass sich in diesen vergangenen 50 Jahren viel verändert hat, dass man als Mensch in unserem Jahrhundert viel mehr Umwälzungen mitmachen musste als jemals zuvor, dass aber in dem allen eines bestehen bleibt: Gottes Treue zu uns und Gottes Auftrag an uns, dass wir einander dienen sollen. „Alles Ding währt seine Zeit“, heißt es im Gesangbuchlied, „Gottes Lieb‘ in Ewigkeit!“

Wenn wir von einem Jahr in ein anderes hinübergleiten, wenn wir heute noch 1983 schreiben und morgen schon 1984, dann denken wir mehr als sonst über das Geheimnis der Zeit nach und vielleicht auch über die Ewigkeit. Wir wissen: der Zeit entfliehen wir nicht, so lange wir leben. Hier auf der Erde das Leben leben, das wir kennen, bedeutet: Zeit haben, Lebenszeit zur Verfügung haben. Und Zeit haben, das heißt: wir kommen von der Vergangenheit her, die wir nicht mehr ändern können, und gehen auf die Zukunft zu, die wir noch nicht kennen. Dabei macht uns sowohl der Blick in die Vergangenheit als auch in die Zukunft oft Angst und Sorgen: wir sehen neben dem Glück und der erfüllten Zeit in der Vergangenheit auch das, was wir versäumt haben und nicht wieder gut machen können. Und wir haben Angst, ob wir dem, was auf uns zukommt, gewachsen sein werden. Doch während wir so besorgt in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken, rufen uns die Menschen der Bibel und auch die Liederdichter des Gesangbuchs etwas anderes zu. Sie erinnern uns daran, dass wir zwar immer auf dem Weg von der Vergangenheit zur Zukunft sind, dass aber die einzige Zeit, die uns wirklich geschenkt ist, immer die Gegenwart ist, der jeweilige Augenblick, den wir erleben. Der Dichter Andreas Gryphius hat das vor über 300 Jahren so ausgedrückt (EKG 328, 9-11 / EG 527, 8-10):

Auf, Herz, wach und bedenke,
dass dieser Zeit Geschenke
den Augenblick nur dein.
Was du zuvor genossen,
ist als ein Strom verschossen,
was künftig, wessen wird es sein?

Verlache Welt und Ehre,
Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre
und geh den Herren an,
der immer König bleibet,
den keine Zeit vertreibet;
der einzig ewig machen kann.

Wohl dem, der auf ihn trauet!
Er hat recht fest gebauet,
und ob er hier gleich fällt,
wird er doch dort bestehen
und nimmermehr vergehen,
weil ihn die Stärke selbst erhält.

Was will der Dichter damit sagen? Er meint, dass niemand die Zeit beherrschen kann außer Gott, dem Herrn. Viele Menschen leben so, als seien sie die Herren ihrer Zeit. Sie tun so, als könnten sie ganz selbstverständlich morgen die Früchte ihrer heutigen Arbeit genießen. Manche denken sogar, dass sie sich über die Gebote Gottes, über die Menschlichkeit und die Liebe zum Nächsten hinwegsetzen könnten – wenn es ihnen nur selber gut geht, wenn sie sich nur nach außen hin nichts zuschulden kommen lassen, wenn sie nur gesund sind und mit dem Geld zurechtkommen. Aber wir haben die Zeit nicht in der Hand. Dem einen vergeht sie zu langsam – wenn die sehnlich erhoffte Besserung nicht eintreten will. Dem anderen vergeht sie zu schnell – wenn er verliert, was ihm Freude gemacht hat, wenn liebe Menschen sterben, wenn er die Welt wegen ihrer Veränderungen nicht mehr versteht.

Nur der ist Herr über die Zeit, der sie selbst erschaffen hat. Nur den kann keine Zeit vertreiben, der immer König bleibt. Wenn einer sich an diesen einen Herrn hält, „der einzig ewig machen kann“, dann kann er, wie der Dichter sagt, sogar die ganze Welt auslachen. Er kann auf die Ehre der Welt pfeifen. Er braucht sich nicht mehr darum zu kümmern, was die Nachbarn wohl sagen. Er braucht nicht mehr heimliche Furcht zu haben oder angstvolle Hoffnung, er braucht nicht sein Mäntelchen nach jedem Wind zu drehen, sondern er kann mutig und klar sich an dem ausrichten, was dieser eine Herr sagt. Wer ist dieser Herr?

Die Bibel sagt: Gott ist der Schöpfer der Zeit, der Herr der Zeit. Und im heutigen Predigttext aus dem Hebräerbrief hören wir noch genauer beschrieben, wer dieser Gott ist: „Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit.“

Da haben wir einen, der uns begleitet, vom Gestern zum Morgen durch das Heute – und er lässt uns auch in Ewigkeit nicht los. Jesus nimmt auf sich, was wir gestern versäumt haben. Er vergibt uns und traut uns zu, dass wir heute endlich tun, was zu tun ist. Jesus erwartet uns in der Zukunft, so dass wir keine Wahrsager und kein Horoskop befragen müssen, um zu wissen, was wir vor uns haben: wir haben ihn vor uns und werden immer von ihm getragen sein. Und Jesus befreit uns schließlich von der Sorge, die uns mit der Zeit selbst gegeben ist: von der Sorge um unser Leben, weil ja Zeit immer endlich ist und somit auch unsere Lebenszeit ein Ende haben wird. Da Jesus vom ewigen Gott herkommt und mit ihm wie ein Sohn verbunden ist, kann er auch uns ewig machen. Wir nehmen mit unserer Vorstellungskraft, die an Zeit und Raum gebunden ist, nur unser endliches Leben wahr. Aber die Bibel sagt uns, dass wir trotz unserer Endlichkeit, trotz unseres Sterbens nicht verloren gehen. Jesus Christus ist derselbe wie gestern und heute auch in Ewigkeit. Ihm können wir uns anvertrauen im Leben und im Sterben, in glücklichen und in schweren Zeiten, am Ende eines sehr zwiespältig verlaufenen Jahres und am Beginn eines neuen Jahres, an dem wir sowohl Hoffnungen als auch Ängste in uns tragen. Als der Herr des Gestern und des Morgen und der Ewigkeit will uns Jesus Christus heute begleiten.

Doch wie ist Jesus der Herr des Gestern, des Morgen und des Heute?

Jesus ist der Herr des Gestern. Wir meinen oft: gestern ist gestern, vorbei ist vorbei. Das gilt zwar für die Dinge der Welt, die vergänglich sind, aber es gilt nicht für Gottes Liebe. Ein Beispiel dafür las ich bei dem jüdischen Neutestamentler Pinchas Lapide, der sich intensiv als Jude mit dem von ihm sehr verehrten Jesus von Nazareth auseinandergesetzt hat. Er hat sich darüber gewundert, warum eigentlich das Jahr der Christen nicht mit der Geburt Jesus beginnt, warum also Weihnachten nicht mit Neujahr zusammenfällt. Schließlich ist doch unsere ganze Zeitrechnung auf der Geburt Jesu aufgebaut. Und da ist er auf den erstaunlichen Zusammenhang gekommen, dass unsere christliche Zeitrechnung mit – der Beschneidung Jesu beginnt. Lesen wir es nach im Lukasevangelium (2, 21):

Und da acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus.

Das ist der Vers, der direkt an die bekannte Weihnachtsgeschichte des Lukas anschließt. Rechnen wir jetzt von Heiligabend aus acht Tage dazu: 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31 – 1. Januar – so ist der Beginn des neuen Jahres der Tag der Beschneidung Jesu. Ist es nicht merkwürdig, dass auf so verborgene, ja sogar humorvolle Weise unsere christliche Kirche darauf hingewiesen wird, dass wir keinen Grund dazu haben, auf die Juden herabzublicken, weil sie angeblich „von gestern“ seien? Jesus hat nicht gesagt: was mein Vater im Himmel zu den Juden gesagt hat, gilt nicht mehr. Jesus wurde als Jude beschnitten, fühlte sich als Jude, und wusste sich zum Volk Israel gesandt. Er hat keine neue Religion gestiftet, sondern vielmehr die Verheißung, die schon dem Volk Israel gegolten hatte, ausgeweitet auf alle Völker der Welt. Jesus Christus gestern derselbe wie heute – das bedeutet, wir müssen ihn auch als Juden ernst nehmen, wir haben keinen Grund, uns über irgendjemanden zu erheben, der für uns „von gestern“ ist. Für uns gilt zwar die Beschneidung nicht mehr – aber wir sind genauso auf Gottes Gnade angewiesen wie damals das Volk Israel und wie noch heute jeder einzelne Jude. Wir meinen vielleicht auch manchmal, weiter im Glauben zu sein als mancher Mitchrist, oder wir lächeln über Mitmenschen, die mit der modernen Zeit nicht mehr Schritt halten – hüten wir uns dabei vor Hochmut, überlegen wir dabei, wie wir dem anderen am besten dienen können, und bleiben wir uns bewusst, dass auch wir nur durch Gottes Liebe das sind, was wir sind.

Und Jesus ist auch der Herr dessen, was auf uns zukommt. Ja, die Bibel sagt, dass er selber auf uns zukommt und dass wir als Christen seine Wiederkunft zu erwarten haben. Aber wie kommt Jesus wieder? Das kann ja noch sehr lange dauern. Oder er kommt vielleicht gar nicht mehr, jedenfalls nicht, so lange wir leben. Dazu möchte ich eine Geschichte erzählen, ein Zigeunermärchen:

Es war einmal eine alte Frau, der hatte der Herr versprochen, sie heute zu besuchen. Darauf war sie nun natürlich nicht wenig stolz. Sie scheuerte und putzte, backte Kuchen und tischte auf. Und dann fing sie an, auf den Herrn zu warten. Auf einmal klopfte es an die Tür. Geschwind öffnete die Alte, aber als sie sah, dass draußen nur ein armer Bettler stand, sagte sie: „Nein, in Gottes Namen, geh heute deiner Wege! Ich warte eben gerade auf meinen lieben Herrn, ich kann dich nicht aufnehmen!“ Und damit ließ sie den Bettler gehen und warf die Tür hinter ihm zu. Nach einer Weile klopfte es von neuem. Die alte Frau öffnete diesmal noch geschwinder als beim ersten Mal. Aber wen sah sie draußen stehen? Nur einen armen alten Mann. „Ich warte heute auf den lieben Herrn. Wahrhaftig, ich kann mich nicht um dich kümmern!“ Sprach’s und machte dem Alten die Tür vor der Nase zu. Ein weiterer Besuch ließ nicht lange auf sich warten. Die Bitte um ein Dach über dem Kopf für die Nacht schlug sie ab. Der Bittsteller musste weiterwandern, und die Alte fing aufs neue an zu warten. Die Zeit ging hin, Stunde um Stunde. Es ging schon auf den Abend zu, und immer noch war der Herr nicht zu sehen. Die Alte wurde immer bekümmerter. Wo mochte der liebe Herr geblieben sein? – Zu guter Letzt musste sie betrübt zu Bett gehen. Bald schlief sie ein. Im Traum erschien ihr der Herr. Er sprach zu ihr: „Dreimal habe ich dich aufgesucht, und dreimal hast du mich hinausgewiesen!“

Diese Geschichte zeigt uns, was uns auch die Bibel zeigen will: die Zukunft ist nicht um ihrer selbst willen wichtig, sondern weil sie eine Bedeutung hat für das Heute. Vielleicht heißt es deshalb auch nicht; dass Jesus gestern und heute derselbe ist wie morgen, sondern gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Ewigkeit ist kein unendliches Morgen, sondern Ewigkeit ist ein erfülltes Heute, ohne panische Angst vor dem Gestern und Morgen. Am heutigen Tag, im jetzigen Augenblick spricht uns unser Herr Jesus Christus an. Hier und jetzt sind wir von ihm geborgen, hier und jetzt sollen wir unsere Gedanken an ihm ausrichten, hier und jetzt sollen wir alles, was wir tun, in seinem Namen tun.

Was heißt das für uns? Heute Nacht werden wieder Silvesterraketen für viel Geld abgeschossen. Heute stand in der Zeitung, dass die erste der neuen Atomraketen pünktlich zum neuen Jahr einsatzbereit sei. Silvesterraketen hatten ursprünglich einmal den Sinn, böse Geister zu vertreiben. Pershing-II-Raketen sollen den Sinn haben, uns vor bösen Feinden zu schützen. Wir dürfen auch im Neuen Jahr nicht aufhören, uns zu fragen: Können wir das alles im Namen Jesu mittragen, mit unterstützen? Oder müssen wir ein stilles, ein sanftes, aber unüberhörbares Nein dazu sagen?

In der Zeitung stand heute, dass unsere Regierung ein gutes Jahr 1984 voraussagt. Unsere Wirtschaft komme nämlich wieder in Schwung. Durch die Nachrüstung seien wir sicher vor äußeren Feinden. Andere erwarten ein nicht so schönes 1984: sie denken an die Arbeitslosen, an den Abbau vieler sozialer Hilfen, an die Frechheit der Reichen, die selber kassieren, aber den Armen Opfer abverlangen, an die Gefahren der neuen Atomraketen, an das wachsende Ausgeliefertsein an Computersysteme. Wir müssen uns selber ein Urteil bilden. Nur eins ist für uns Christen gewiss: Ob 1984 für uns ein gutes oder schlechtes Jahr ist, hängt nicht davon ab, ob wir Optimisten oder Pessimisten sind, ob die Wirtschaft floriert oder nicht. Es hängt allein davon ab, ob wir Jesus Christus in diesem Jahr unseren Herrn sein lassen. Wenn wir uns von ihm bestimmen lassen, haben wir auch einen Maßstab, um beurteilen zu können, was wir in der Zeitung lesen, was wir in unserem Alltag erfahren und was wir im Sinne der Liebe Jesu zu tun haben.

Hören wir dazu zum Abschluss der Predigt noch ein Gedicht von dem christlichen Dichter unserer Zeit, Rudolf Otto Wiemer:

Jesus wohnt in unser Straße, ist ein alter Mann

Ja, als der Herr der Liebe will uns Jesus begegnen, der der uns liebt und unsere Liebe herausfordert, Jesus Christus gestern und heute und derselber auch in Ewigkeit. Amen.

EKG 232, 7+10+11 (EG 325, 7+9+10):

7. Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen und ermuntert mein Gemüt, dass ich alle liebe Morgen schaue neue Lieb und Güt. Wäre mein Gott nicht gewesen, hätte mich sein Angesicht nicht geleitet, wär ich nicht aus so mancher Angst genesen. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.

10. Das weiß ich fürwahr und lasse mir’s nicht aus dem Sinne gehn: Christenkreuz hat seine Maße und muss endlich stillestehn. Wenn der Winter ausgeschneiet, tritt der schöne Sommer ein; also wird auch nach der Pein, wer’s erwarten kann, erfreuet. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.

11. Weil denn weder Ziel noch Ende sich in Gottes Liebe find’t, ei so heb ich meine Hände zu dir, Vater, als dein Kind, bitte, wollst mir Gnade geben, dich aus aller meiner Macht zu umfangen Tag und Nacht hier in meinem ganzen Leben, bis ich dich nach dieser Zeit lob und lieb in Ewigkeit.

Gott, wenn wir schwermütig werden – mach unser Herz wieder leicht! Wenn wir darunter leiden, etwas versäumt zu haben oder Unrecht getan zu haben – vergib uns; Herr! Wenn wir Angst vor der Zukunft haben – gib uns getroste Zuversicht! Wenn wir uns scheuen, zu sagen, was wir denken, oder zu tun, was wir für richtig halten – bewahre uns die Klarheit des Denkens und den Mut, das Richtige zu tun!

Heute werden wieder Silvesterraketen in den Himmel geschossen. Wir brauchen keine Böller, um böse Geister zu vertreiben. Wir brauchen einen festen Glauben, der in der Liebe zu unseren Nächsten wirksam wird. Ich danke dir für die Kinder, die heute zu mir kamen, und das Geld, was sie eigentlich für Knaller ausgeben wollten, für Brot für die Welt gespendet haben.

Heute stand in der Zeitung, dass die erste der neuen Atomraketen abschussbereit sei. Herr, brauchen wir sie wirklich, wie unsere christlichen Politiker sagen, um uns vor unseren Feinden zu schützen? Können wir das in deinem Namen mittragen? Herr, unser Gott, mach unser Herz getrost auf deine Weise, gib uns Gewissheit auf deine Weise, nimm uns unsere Angst auf deine Weise, mach uns bereit, unsere Feinde zu lieben.

Herr, lass uns im neuen Jahr die Jahreslosung ernst nehmen: Du gibst uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern du gibst den Geist der Kraft, den Geist der Liebe und den Geist der Besonnenheit. Lass uns für alle da sein, die uns brauchen, und gib uns den Mut, dann andere um Hilfe zu bitten, wenn wir allein nicht weiterkommen. Amen.

Vater unser
EKG 42, 11-15 (EG 58):

11. Sprich deinen milden Segen zu allen unsern Wegen, lass Großen und auch Kleinen die Gnadensonne scheinen.

12. Sei der Verlassnen Vater, der Irrenden Berater, der Unversorgten Gabe, der Armen Gut und Habe.

13. Hilf gnädig allen Kranken, gib fröhliche Gedanken den hochbetrübten Seelen, die sich mit Schwermut quälen.

14. Und endlich, was das meiste, füll uns mit deinem Geiste, der uns hier herrlich ziere und dort zum Himmel führe.

15. Das alles wollst du geben, o meines Lebens Leben, mir und der Christen Schare zum sel’gen neuen Jahre.

Abkündigungen und Segen

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