Bild: Helmut Schütz

Auferstehen „am Ende der Tage“

Um das Ende soll es in dieser Andacht gehen, das im Lied „selig“ genannt wird, das mit einem neuen, herrlichen Anfang zu tun hat, mit dem Eintritt in Gottes Ewigkeit. Auferstehung: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Unrecht, Sünde, Verzweiflung sind überwunden durch die Liebe Jesu Christi. Wir leben in der Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung von den Toten.

Bläserkreis bei der Osterandacht 2011 auf dem Neuen Friedhof Gießen
Bläserkreis bei der Osterandacht 2011 auf dem Neuen Friedhof Gießen

Osterandacht am Steinkreuz am Ostersonntag, 24. April 2011, 8.00 Uhr am Steinkreuz auf dem Friedhof Gießen
Vorspiel Bläserkreis

„Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“ Wir grüßen einander mit dem Ostergruß im Jahr 2011 hier auf dem Neuen Friedhof in Gießen.

Der Bläserkreis um Herrn Alfred Joswig hat unsere Osterandacht feierlich eröffnet. Wir danken Ihnen herzlich, dass Sie aus dem Gießener Umland hierher gekommen sind, um unseren Gesang zu begleiten!

In der zuversichtlichen Hoffnung auf die Auferstehung der Toten am Ende aller Tage feiern wir auf dem Friedhof die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Wir sind hier versammelt im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wie im vorigen Jahr habe ich das Thema dieser Andacht dem Alten Testament entnommen: „Auferstehen am Ende der Tage“, davon ist ganz am Ende des Buches Daniel 12, 13 die Rede:

13 Du aber, Daniel, geh hin, bis das Ende kommt, und ruhe, bis du auferstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!

Als erstes Lied singen wir „Heut triumphieret Gottes Sohn“ aus dem Evangelischen Gesangbuch, Nr. 109, Strophen 1, 3 und 5:

1. Heut triumphieret Gottes Sohn, der von dem Tod erstanden schon, Halleluja, Halleluja, mit großer Pracht und Herrlichkeit, des dankn wir ihm in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja.

3. O süßer Herre Jesu Christ, der du der Sünder Heiland bist, Halleluja, Halleluja, führ uns durch dein Barmherzigkeit mit Freuden in dein Herrlichkeit. Halleluja, Halleluja.

5. Dafür wir danken all zugleich und sehnen uns ins Himmelreich. Halleluja, Halleluja. Zum sel’gen End Gott helf uns alln, so singen wir mit großem Schalln: Halleluja, Halleluja.

Die am Steinkreuz versammelte Ostergemeinde im Jahr 2011
Die am Steinkreuz versammelte Ostergemeinde im Jahr 2011

Liebe Gemeinde, um das Ende soll es in dieser Andacht gehen, jedoch nicht um das Ende als Absturz in das Nichts, als absolutes Aufhören vom allem, sondern um das Ende, das im Lied „selig“ genannt wird, das mit einem neuen, herrlichen Anfang zu tun hat, mit dem Eintritt in Gottes Ewigkeit. Es geht um den Triumph über den Tod, der Jesus an Ostern geschenkt wurde, indem der Vater ihn auferweckt, und den er uns weiterschenkt.

Von diesem Sieg über den Tod am Dritten Tag nach dem Karfreitag erzählt der Evangelist Matthäus 28, 1-10:

1 Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.

2 Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.

3 Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee.

4 Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.

5 Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht.

6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat;

7 und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.

8 Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.

9 Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder.

10 Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: dort werden sie mich sehen.

Matthäus erzählt von Jesu Auferstehung in dramatischen Worten. Das heißt, nicht direkt von ihr selbst; Auferstehung ist und bleibt ein Geheimnis, das niemand mit irdischen Augen wahrnehmen und mit Maßstäben der Wissenschaft beweisen oder widerlegen kann. Aber die Erkenntnis der Auferstehung, die bei Matthäus sozusagen Freund und Feind durch den Engel Gottes vermittelt wird, trifft die Menschen wie ein Erdbeben. Die Wächter erschrecken und erstarren, als wären sie tot. Die Jüngerinnen Jesu aber lassen sich durch den Engel in ihrer Furcht zugleich beruhigen und in Bewegung setzen, so dass sie „mit Furcht und großer Freude“ zu den Jüngern laufen, um ihnen die unglaubliche Botschaft von der Auferstehung zu verkünden. Und indem sie sich auf den Weg machen, begegnet ihnen der Auferstandene selbst, um ihnen vollends ihre Furcht zu nehmen und die Frauen als Freudenbotinnen, als Evangelistinnen zu ihren Bruder-Jüngern zu senden.

Welche verheerenden Folgen ein Erdbeben haben kann, erleben zur Zeit die Menschen in Japan. Als Naturereignis war ein Erdbeben in Israel zur Zeit Jesu nichts Außergewöhnliches, aber doch Erschreckendes. Matthäus benutzt als einziger Evangelist das Bild vom Erdbeben, um zu beschreiben, wie die Auferstehungsbotschaft über die Menschen hereinbricht, und gibt etwas von der gewaltigen Kraft wieder, die mit ihr in unsere Welt hineinkommt.

Auferstehung: Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort. Auferstehung: Die Mächte des Todes – Unrecht, Sünde, Verzweiflung – sind überwunden durch die Liebe Jesu Christi. Auferstehung: Wir alle dürfen leben in der gewissen Hoffnung auf unsere eigene Auferstehung von den Toten.

Wir singen aus dem Lied 111 die Strophen 1, 8, 9 und 11:

1. Frühmorgens, da die Sonn aufgeht, mein Heiland Christus aufersteht. Vertrieben ist der Sünden Nacht, Licht, Heil und Leben wiederbracht. Halleluja.

8. Hier ist noch nicht ganz kundgemacht, was er aus seinem Grab gebracht, der große Schatz, die reiche Beut, drauf sich ein Christ so herzlich freut. Halleluja.

9. Der Jüngste Tag wird’s zeigen an, was er für Taten hat getan, wie er der Schlangen Kopf zerknickt, die Höll zerstört, den Tod erdrückt. Halleluja.

11. O Wunder groß, o starker Held! Wo ist ein Feind, den er nicht fällt? Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür. Halleluja.

Kräftige Bläserbegleitung für den Gesang bei der Osterandacht
Kräftige Bläserbegleitung für den Gesang bei der Osterandacht

Liebe Gemeinde, in unseren Osterliedern wird beides eng zusammen gesehen: die Auferstehung Jesu Christi und die Auferstehung der Toten am Ende aller Tage.

Viele Menschen können heute nichts mehr mit einer Hoffnung auf den Jüngsten Tag, auf die Auferstehung der Toten, auf das Jenseits anfangen. Vielleicht liegt das daran, dass wir Mittel und Wege gefunden haben, um das Leben im Diesseits ungefährlicher und angenehmer zu machen und zu verlängern. Mit dem Tod werden wir daher seltener als früher unmittelbar konfrontiert. Das ändert aber nichts daran, dass die Sterblichkeit der Menschen nach wie vor 100 Prozent beträgt.

Die Frage ist also: Wie gehen wir auf dieses unausweichliche Ende zu? Mit dem Bewusstsein, dass es kein Danach gibt? Mit der mehr oder weniger bewussten Entscheidung, über den Tod lieber nicht zu viel nachzudenken? Oder mit dem Vertrauen auf Gott, der auch hinter der Grenze des Todes mit seiner Liebe in der Ewigkeit auf uns wartet?

Ich halte es mit der dritten Möglichkeit und möchte sie auch Ihnen nahebringen: Mit der Auferstehung Jesu Christi von den Toten ist auch für uns die Grenze des Todes keine unüberwindliche Barriere mehr. Wir dürfen darauf hoffen, dass wir auferstehen am Ende der Tage.

Im Alten Testament ist davon schon im Buch des Propheten Daniel die Rede. Daniel hat eine Menge Visionen von dem, was kommen wird. Er sieht voraus, dass die Weltreiche der Menschen alle nur eine begrenzte Zeit überdauern; was zur Zeit in Nordafrika geschieht, hat er für die Babylonier und Perser, Griechen und Römer im Altertum geschildert. Für uns Christen ist am bedeutendsten, dass Daniel 7, 13-14, auch das Kommen des Menschensohnes ankündigt, der dem Unwesen aller unmenschlichen Weltregimes ein Ende bereitet:

13 Ich sah…, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn…

14 [dem] alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.

In diesem Menschensohn erkennen wir Christen unseren Herrn Jesus Christus, gerade weil sein Reich nicht von dieser Welt ist und er nicht mit irdischer Gewalt die Herrschaft in der Welt antritt. Er selbst hat die Bezeichnung „Menschensohn“ lieber auf sich angewendet als den Titel „Gottessohn“.

Und wenn ich das Buch Daniel richtig verstehe, dann ist es schon damals der Menschensohn selbst, der am Ende dem Daniel diese Abschiedsworte mit auf seinen Weg gibt (Daniel 12, 13):

13 Du aber, Daniel, geh hin, bis das Ende kommt, und ruhe, bis du auferstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!

Diese Worte lege ich auch uns heute ans Herz.

Im Hebräischen besteht dieser Satz nur aus acht knappen Wörtern: „Du – geh – bis zum Ende – ruhe – stehe auf – zu deinem Erbteil – am Ende der Tage.“

Das erste ist ein betontes „Du“. Wir sind persönlich angeredet vom Menschensohn, von einem Gott mit menschlichem Angesicht.

Das zweite Wort lautet: „Geh!“ oder „Wandle!“ Gemeint ist ein getroster Gang auf unserem Lebensweg, im Vertrauen auf Gott und ausgerichtet an den Geboten und am Willen Gottes.

Das dritte Wort begrenzt diesen Weg: „bis zum Ende“, „aufs Ende zu“ gehen wir auf dieser Erde. So wie unser Leben auf Erden mit der Geburt beginnt, so wird es enden mit unserem Tod.

Damit ist unser Vers aber nicht zu Ende. Es folgt das vierte Wort: „ruhe!“ Eine Ruhepause ist damit angedeutet nach dem mühevollen und oft schmerzerfüllten Lebensweg auf dieser Erde; noch heute wird einem Verstorbenen bei einer Beisetzung zum Abschied das Wort gesagt: „Ruhe sanft!“ oder „Ruhe im Frieden!“

Und dann das für das Alte Testament und auch für viele moderne Menschen überraschende fünfte Wort: „stehe auf!“ Auf das Vergehen folgt das Auferstehen, auf die Ruhe im Tod folgt eine neue Bewegung, eine Bewegung nach oben.

Das sechste Wort lautet „Los“, „Schicksal“, „Erbteil“. Gemeint ist, dass die Auferstehung nicht einfach ein unendlich langes, langweiliges unerfülltes Leben bedeutet. Nein, es gibt vielmehr etwas zu „erben“. Gott lässt uns ein erfülltes, ein ewiges Leben zuteil werden, mehr als wir verdienen, entsprechend der Liebe und Barmherzigkeit, die wir an uns heranlassen, uns von Gott schenken lassen.

Als siebtes Wort folgt noch einmal das Wort „Ende“, aber verbunden mit einem achten Wort: Ende „der Tage“. Hier ist angedeutet: diese Auferstehung, dieses ewige Leben ist ein Geschehen, das sich nicht innerhalb der uns vertrauten Wirklichkeit abspielt, sondern jenseits dessen, was unsere Sinne erfassen können. Mit dem „Ende aller Tage“ gibt es diese Welt nicht mehr, aber der ewige Gott ist nicht am Ende. Bei ihm, mit ihm, in seiner Liebe werden wir geborgen sein und in seinem Reich leben in ewigem Frieden.

Im Vertrauen auf die Auferstehung Jesu Christi dürfen wir den Satz, den Daniel gehört hat, auch auf uns beziehen:

Geh hin, bis das Ende kommt, und ruhe, bis du auferstehst zu deinem Erbteil am Ende der Tage!

Amen.

Wir singen aus dem Lied 114 die Strophen 1 bis 3 und 9:

1. Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin, die Sonn ist aufgegangen. Ermuntre deinen Geist und Sinn, den Heiland zu umfangen, der heute durch des Todes Tür gebrochen aus dem Grab herfür der ganzen Welt zur Wonne.

2. Steh aus dem Grab der Sünden auf und such ein neues Leben, vollführe deinen Glaubenslauf und lass dein Herz sich heben gen Himmel, da dein Jesus ist, und such, was droben, als ein Christ, der geistlich auferstanden.

3. Vergiss nun, was dahinten ist, und tracht nach dem, was droben, damit dein Herz zu jeder Frist zu Jesus sei erhoben. Tritt unter dich die böse Welt und strebe nach des Himmels Zelt, wo Jesus ist zu finden.

9. Ach mein Herr Jesu, der du bist vom Tode auferstanden, rett uns aus Satans Macht und List und aus des Todes Banden, dass wir zusammen insgemein zum neuen Leben gehen ein, das du uns hast erworben.

Die Gesänge während der Osterandacht werden begleitet vom Bläserkreis
Die Gesänge während der Osterandacht werden begleitet vom Bläserkreis

Vater im Himmel, du hast deinen Sohn Jesus Christus vom Tode erweckt und lässt uns hoffen auf unsere Auferstehung am Ende der Tage. Unsere Traurigkeit, unsere Angst, unsere Zweifel und Verzagtheit vertrauen wir dir an. Für unser Glück und unsere Freude, für Trost und Ermutigung danken wir dir.

Lass uns fröhlich Ostern feiern, da du den Tod und die Sünde überwunden hast. Leite uns auf guten Wegen unser Leben lang und wenn es in deinen Augen genug war, schenke uns ein seliges Ende und ewiges Leben in deiner Liebe. Amen.

Vater unser

Wir singen das Lied 99:

1) Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

2) Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ‘. Kyrieleis.

3) Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Segen
Nachspiel Bläserkreis

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