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Aufwachen – denn es ist böse Zeit!

Wir leben in einer bösen Zeit – und wir dürfen Jesus nacheifern, indem wir die Güte lieben, Gerechtigkeit suchen, der Wahrheit treu bleiben. Das ist nicht einfach, aber es ist die einzige Möglichkeit, in einer bösen Zeiten menschlich zu bleiben. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“

Ein Wecker, dessen Zifferblatt eine Weltkarte ist
Aufwachen – denn es ist böse Zeit! (Bild: Gerd AltmannPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am 8. Sonntag nach Trinitatis, den 1. August 2004, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen (ursprünglich am 2.7.78 in der Stadtkirche Friedberg und am 16.7.78 in Reichelsheim und am 22.6.80 in Weckesheim)

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich zum Abendmahlsgottesdienst in der Pauluskirche! Wer mit dem Gottesdienstablauf nicht vertraut ist, findet die Gottesdienstordnung mit den Singstücken für die Gemeinde auf den gelben Seiten, die vorn im Gesangbuch eingeklebt sind.

In der Predigt geht es heute um das Thema: „Aufwachen! Die Zeit auskaufen!“ Wir werden hören, was es mit dieser merkwürdigen Vorstellung auf sich hat: Kann man Zeit aus-kaufen? Hat das etwas mit einem Aus-Verkauf zu tun?

Außerdem geht es in den Texten und Liedern dieses Gottesdienstes um das Bild des Aufwachens aus dem Schlaf.

Wir beginnen mit einem Lied aus der Zeit der Reformation, in der das deutsche Land dazu aufgefordert wird, aufzuwachen und sich zum Glauben an Christus zu bekennen, Nr. 145, Strophen 1, 2, 5 und 7:

1. Wach auf, wach auf, du deutsches Land! Du hast genug geschlafen. Bedenk, was Gott an dich gewandt, wozu er dich erschaffen. Bedenk, was Gott dir hat gesandt und dir vertraut sein höchstes Pfand, drum magst du wohl aufwachen.

2. Gott hat dir Christus, seinen Sohn, die Wahrheit und das Leben, sein liebes Evangelium aus lauter Gnad gegeben; denn Christus ist allein der Mann, der für der Welt Sünd g’nug getan, kein Werk hilft sonst daneben.

5. Die Wahrheit wird jetzt unterdrückt, will niemand Wahrheit hören; die Lüge wird gar fein geschmückt, man hilft ihr oft mit Schwören; dadurch wird Gottes Wort veracht‘, die Wahrheit höhnisch auch verlacht, die Lüge tut man ehren.

7. Das helfe Gott uns allen gleich, dass wir von Sünden lassen, und führe uns zu seinem Reich, dass wir das Unrecht hassen. Herr Jesu Christe, hilf uns nun und gib uns deinen Geist dazu, dass wir dein Warnung fassen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Es gibt Zeiten, in denen Propheten, Apostel, Prediger den Menschen ins Gewissen reden: Wacht auf! Kehrt zu Gott zurück! Es gibt aber auch Zeiten, in denen Menschen die Frage an Gott richten: Warum schläfst du?

Schon das Volk Israel fragte so, als es im Krieg von einer Großmacht völlig unterworfen wurde (Psalm 44):

24 Wache auf, Herr! Warum schläfst du? Werde wach und verstoß uns nicht für immer!

25 Warum verbirgst du dein Antlitz, vergissest unser Elend und unsre Drangsal?

26 Denn unsre Seele ist gebeugt zum Staube, unser Leib liegt am Boden.

27 Mache dich auf, hilf uns und erlöse uns um deiner Güte willen!

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott im Himmel, auch wir wünschen uns, dass du uns hörst, doch oft beten wir, als ob wir ins Leere sprechen. Ist da einer am anderen Ende der Leitung? Bist du da, ein lebendiger Gott, der ein Ohr für uns hat? Hast du ein Herz für unsere Sorgen und unser Leid, bringst du Verständnis auf für uns, wenn wir uns kaum selber begreifen? Heute denken viele nicht nur, dass du schläfst; modernen Menschen liegt der Zweifel nahe, dass es dich vielleicht überhaupt nicht gibt. Bist du da oder sind wir allein im Universum? Hast du uns wunderbar geschaffen oder sind wir nichts weiter als ein Zufallsprodukt? Nur du selbst kannst uns diese Fragen beantworten. Höre uns und schenke uns Gewissheit im Glauben. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Wir beten den Psalm 121; er steht im Gesangbuch unter der Nr. 749. Ich spreche die nach rechts eingerückten Verse und Sie bitte die linksbündigen Verse: Der Herr behütet dich.

1 Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

2 Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.

3 Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht.

4 Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

5 Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand,

6 dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts.

7 Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.

8 Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, wir möchten gern glauben, dass wir in deiner Liebe getragen sind; wir möchten dir vertrauen. Lass uns in deinem Wort Antworten auf unsere Fragen hören. Öffne unser Herz und sprich uns in unserer Seele an. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem Evangelium nach Markus 4, 35 bis 41. Jesus hatte den Tag über am See Genezareth die Menschen und zum Schluss seine Jünger gelehrt.

35 Und am Abend desselben Tages sprach er zu ihnen: Lasst uns hinüberfahren.

36 Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.

37 Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass das Boot schon voll wurde.

38 Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

39 Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.

40 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?

41 Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis
Lied 244, 1-5+10:

1. Wach auf, wach auf, ’s ist hohe Zeit, Christ, sei mit deiner Hilf nicht weit! Das wütend ungestüme Meer läuft an mit Macht und drängt uns sehr.

2. Hilfst du nicht bald, so ist’s geschehn, zugrund wir müssen eilends gehn. Bedroh der Wellen wild Gebrüll, so legt es sich und wird ganz still.

3. Ach Herr, um deines Namens Ehr halt uns im Fried bei deiner Lehr; gib deiner Kirche gute Ruh, Gesundheit und Gedeihn dazu.

4. Darüber auch das Allerbest: dass wir im Glauben stark und fest dich preisen und den Namen dein, dir leben, dein lieb Völklein sein,

5. aus deinem Geist ganz neu geborn; den gib uns, Herr, sonst ist’s verlorn. Dies alles unser Herz begehrt, wiewohl wir deren keins sind wert.

10. Bekehr den Feind zu Christi Lehr, dass er mit uns dich lob und ehr und alle Welt des inne werd, dass du groß Wunder tust auf Erd.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Zur Predigt hören wir aus dem Brief an die Epheser 5, 8b-14:

8b Lebt als Kinder des Lichts;

9 die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

10 Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist,

11 und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf.

12 Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich.

13 Das alles aber wird offenbar, wenn’s vom Licht aufgedeckt wird;

14 denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

15 So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise,

16 und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.

Liebe Gemeinde, das Motiv des Aufwachens zieht sich durch diesen Gottesdienst hindurch. Menschen bemühen sich, Gott oder Jesus aufzuwecken, weil sie denken, er kümmert sich nicht um uns. Diejenigen, die das tun, machen die erstaunliche Erfahrung: er lässt sich aufwecken. Er ist ansprechbar für unsere Sorgen.

In unserem Predigttext ist ein altes Lied der christlichen Kirche enthalten, in dem in die umgekehrte Richtung geblickt wird. In der Regel sind wir Menschen träger und müder und schläfriger als Gott, und das Lied ist ein Weckruf an müde Menschen in drei Zeilen (Epheser 5, 14):

Wach auf, der du schläfst.

Steh auf von den Toten.

So wird dich Christus erleuchten.

Wer unsanft vom Wecker aus dem Schlaf geklingelt wird, um an die Arbeit zu gehen, würde sich vielleicht lieber noch einmal umdrehen und weiterschlafen. Vor allem dann, wenn die Arbeit eintönig ist und das Betriebsklima zu wünschen übrig lässt. „Wach auf, geh zur Schule!“ ist vor allem für ältere Schüler ebenfalls kein erfreulicher Weckruf, vor allem, wenn Rempeleien im Schulbus, Hänseleien auf dem Schulhof oder schlechte Noten von den Lehrern auf sie warten.

Will der Epheserbrief uns ähnlich unsanft aus dem Kirchenschlaf wecken? So wie der fürstliche Patron einer Dorfkirche, der einen Mann mit riesiger Fliegenklatsche anstellte, um den Kirchenbesuchern eins auf den Kopf zu geben, die während allzu langer Predigten einschliefen? Wäre das eine Lösung für das Problem sich langweilender Konfis im Gottesdienst? Früher sollen ja wohl auch manche Pfarrer ihre Predigthörer abgekanzelt haben: „Wach auf aus dem bequemen Schlaf der Selbstsicherheit, tu deine Pflicht als Christ!“

Gut, dass es auch andere Arten gibt, geweckt zu werden. Zum Beispiel: „Wach auf, heute ist dein Geburtstag!“ oder „Wach auf, die Sonne scheint, du verpasst etwas, wenn du im Bett bleibst!“ Die meisten kleinen Kinder wachen morgens von allein auf, manchmal früher als ihre gestressten Eltern. Jeder Tag bringt für sie neue Entdeckungen; ihr ganzes Leben ist noch Spiel, ernsthaftes Ausprobieren der Möglichkeiten dieser Welt. Ein Kind, das geborgen aufwächst, freut sich seines Lebens – warum sollte es nicht fröhlich aufwachen wollen? Es ist schön, wenn auch Erwachsene diese Erfahrung kennen, morgens frisch und ausgeschlafen aus dem Bett zu springen. Manchmal freue ich mich wie ein Kind auf den neuen Tag und sage mir: Heute traue ich mir viel zu; mal sehen, wie ich mit schwierigen Aufgaben fertig werde; ich weiß, dass meine Arbeit einen Wert für andere hat; ich bin froh, dass ich lebe und mich auf liebevolle Menschen verlassen kann.

Von dieser letzten Art ist der Weckruf im Epheserbrief: „Wach auf, du Schläfer – du verpasst etwas, wenn du weiterschläfst. Du verpasst dein Leben, wenn du nicht aufstehst vom Tod. Wach auf und geh mit deinem Leben so um wie ein Kind, das sich geborgen und geliebt weiß! Da draußen scheint eine Sonne für dich, ein Licht, das dein Leben hell macht, und dieses Licht heißt Christus.“ Wach werden auf diese Art ist eine kleine Auferstehung: „Wach auf, du Schläfer, steh auf von den Toten!“ Menschen, die wie tot sind mitten in ihrem Leben – tot für die Liebe, verbittert statt voller Hoffnung, ohne Vertrauen in Gott oder die Menschen – für sie wird Christus das Licht sein.

Aber da stellt sich nun die Frage, ob das auch noch für uns heute gilt. Jesus Christus hat vor 2000 Jahren gelebt. Ob er wirklich die ganzen Wunder getan hat, die überliefert sind, ob er wirklich Gottes Sohn war, das zweifeln viele heute an. Könnte es nicht sein, dass die Menschen damals noch mehr an Wunder glauben konnten, dass die Welt noch nicht so schlecht war, dass man früher einfach religiöser war als heute?

Aber das stimmt nicht. Unser Predigttext endet mit den Worten (Epheser 5, 16):

Denn es ist böse Zeit.

Das war schon damals so, als man die Christen im römischen Staat enteignete, einsperrte oder sogar tötete, weil sie nicht die Staatsgötter anbeteten.

Also nicht erst heute wird geklagt über die bösen Zeiten. Die nichts haben, klagen über die, die immer reicher werden und nie genug zusammenraffen können. Die in Arbeit und Brot stehen, klagen über die, die sich missbräuchlich in der sozialen Hängematte ausruhen. Schon die Zuhörer Jesu beklagten sich über die Gleichmacherei Gottes in den Gleichnissen von Gottes Barmherzigkeit. Zu allen Zeiten klagen Arbeitnehmer über Chefs, die sie ausbeuten, zu Jesu Zeiten waren es noch Sklaven, die sich über ihre Herren beschwerten, und Arbeitgeber klagen über faule Lehrlinge und Mitarbeiter, die krank feiern. Nicht erst heute gibt es Terror und Grausamkeiten, die an Gefangenen verübt werden, wohl aber hören und lesen wir in einer von Medien beherrschten Welt immer mehr Nachrichten von Krieg, Gewalt und übelsten Verbrechen. Immer schon reagierten alte Menschen mit Verbitterung, wenn junge Leute ihnen nicht mit Respekt begegnen, und Jugendliche beschweren sich über unfreundliche Senioren. Ich glaube, die Klage: „Ist es nicht schrecklich!“ gab es in unterschiedlicher Verpackung zu allen Zeiten.

Die Frage ist nur, was tut man, wenn die Zeiten böse sind? Soll man mit den Wölfen heulen und sich an das Böse anpassen? Auf Frechheit mit Verbitterung antworten? Die Regeln brechen wie angeblich alle anderen und versuchen, sich nicht erwischen zu lassen? Schon im Kindergarten, in der Schule rufen die Kinder: „Das war ich nicht, die anderen machen das auch!“ Je nachdem, ob man bei etwas erwischt worden ist oder nicht, streitet man ab, dass man‘s war oder man redet sich heraus: „Ist doch nicht schlimm, das machen doch alle!“ Ist es ein Kavaliersdelikt, wenn man die Steuer betrügt oder Raubkopien von Software weiterverkauft? Ist der Seitensprung in der Ehe etwas völlig Normales und beteiligt man sich am Mobbing im Betrieb, wenn man nicht selber gemobbt werden will?

Der Epheserbrief macht einen Gegenvorschlag. Nein, gerade in einer bösen Zeit heult nicht mit den Wölfen, verbündet euch nicht mit den Mächten der Finsternis! Tut etwas anderes stattdessen (Epheser 5, 8):

Lebt als Kinder des Lichts!

Warum? Weil wir uns als Christen auf den verlassen dürfen, der von sich sagte (Johannes 8, 12):

Ich bin das Licht der Welt.

Jesus lebte in keiner anderen Welt als wir. Aber er entschied sich dafür, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Er lebte in dieser bösen Welt, beteiligte sich aber nicht an „den unfruchtbaren Werken der Finsternis“; er „deckte sie vielmehr auf“.

Wir leben in einer bösen Zeit – und wir dürfen Jesus nacheifern, indem wir die Güte lieben, Gerechtigkeit suchen, der Wahrheit treu bleiben. Das ist nicht einfach, aber es ist die einzige Möglichkeit, in einer bösen Zeiten menschlich zu bleiben. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Der Epheserbrief mahnt uns zur Sorgfalt und Vernunft (Epheser 5, 15-16):

Seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.

Wie man im Ausverkauf genau hinschauen muss, was wirklich ein Schnäppchen ist und was nur verramscht wird, so müssen wir auch genau prüfen, wo unter dem Müll einer bösen Zeit die guten Schnäppchen verborgen sind. Auch in bösen Zeiten ist Menschlichkeit möglich, denn Gottes Liebe ist stärker als die Sünde. Selbst wo scheinbar der Tod über das Leben siegt, ist Gottes Macht noch nicht am Ende. Zwar konnte man den Weg Jesu gewaltsam beenden, indem man ihn ans Kreuz schlug, aber seine Liebe siegte trotzdem über den Tod und das Böse. Der Vater im Himmel weckte Christus von den Toten auf und bestätigte, dass dieser eine Mensch das Licht der Welt ist und bleibt, für die Toten ebenso wie für die, die noch auf der Erde leben. Darum ruft uns der Epheserbrief zu (Epheser 5, 14):

Wach auf, der du schläfst.

Steh auf von den Toten.

So wird dich Christus erleuchten.

So dürfen wir Mut gewinnen, in einer bösen Welt als Kinder des Lichts zu leben. Dann kaufen wir die Zeit aus, die kostbare Lebenszeit, die uns geschenkt ist, wie einer, der im Schlussverkauf das Schnäppchen findet, das er schon lange gesucht hat. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Sie wundern sich, dass wir nun mitten im Sommer ein Osterlied singen? Es passt zum Text der Predigt, das Lied 114, Strophe 1 bis 4:

1. Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin, die Sonn ist aufgegangen. Ermuntre deinen Geist und Sinn, den Heiland zu umfangen, der heute durch des Todes Tür gebrochen aus dem Grab herfür der ganzen Welt zur Wonne.

2. Steh aus dem Grab der Sünden auf und such ein neues Leben, vollführe deinen Glaubenslauf und lass dein Herz sich heben gen Himmel, da dein Jesus ist, und such, was droben, als ein Christ, der geistlich auferstanden.

3. Vergiss nun, was dahinten ist, und tracht nach dem, was droben, damit dein Herz zu jeder Frist zu Jesus sei erhoben. Tritt unter dich die böse Welt und strebe nach des Himmels Zelt, wo Jesus ist zu finden.

4. Quält dich ein schwerer Sorgenstein, dein Jesus wird ihn heben; es kann ein Christ bei Kreuzespein in Freud und Wonne leben. Wirf dein Anliegen auf den Herrn und sorge nicht, er ist nicht fern, weil er ist auferstanden.

Im Abendmahl spüren wir Gottes liebevolle Nähe. Er stärkt uns mit dem Brot und dem Kelch seines Sohnes, wie der Prophet Elia seinen Hunger stillen konnte, als ein Engel ihn aufweckte in seiner Erschöpfung und Todessehnsucht. Gott lässt sich wecken, wenn er zu schlafen scheint, er ruft uns, dass wir zum Leben erwachen, er tröstet uns, wenn wir in Traurigkeit versinken.

Gott, nimm weg, was uns von dir trennt: Wo wir zu wenig Vertrauen haben, wo wir zu wenig lieben, wo wir verbittert und verhärtet sind. Vergib uns, wo wir in einer bösen Welt mit den Wölfen heulen, statt Gutes zu tun, so viel wir können. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Die Herzen in die Höhe! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den, der nicht schläft, als den, der sich wecken lässt, als den, der aufsteht und das Meer der Traurigkeit und der Angst beruhigt, so dass wir festen Boden unter den Füßen bekommen. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Gott, oft zweifeln wir an deiner Güte oder an deiner Allmacht. Wo bist du, wenn Babies misshandelt werden, wenn Menschen sich mit tödlichen Krankheiten quälen, wenn Menschen gemobbt und unterdrückt werden?

Schenk uns das Zutrauen, dass wir dich wecken dürfen, dass du nicht genervt reagierst, wenn wir dich bedrängen mit unseren verzweifelten Bitten und sogar mit unseren unerfüllbaren Wünschen. Höre uns, wenn wir zu dir schreien!

Gott, oft versinken wir in tödlicher Trägheit, in Depression, in Verzweiflung. Lass uns deinen Weckruf hören: Wach auf, der du schläfst! Lass uns aufstehen aus dem Tod der Sünde und aus dem Gefängnis unserer Zwänge! Mach uns frei zum Leben, zur Hoffnung, zur Liebe! Mach uns fähig, dem Bösen entgegenzutreten, zuerst in uns selbst und dann in unserer Umgebung, hilf uns, das Böse durch Gutes zu überwinden.

Gott, wir bringen heute ein besonderes Gebet für ein verstorbenes Mitglied unserer Gemeinde vor dich. Wir beten für Herrn …, der im Alter von 61 Jahren sterben musste. Sein Lebenskampf auf dieser Erde ging zu Ende, du hast ihn in Empfang genommen auf der anderen Seite des Lebens, die wir von hier aus nicht wahrnehmen. Lass ihn aufstehen von den Toten dort in der Ewigkeit bei dir und bewahre die Angehörigen mit deinem Trost auf dem Weg der Trauer, der noch vor ihnen liegt.

Gott, hilf uns, dass wir in dieser bösen Welt als Kinder des Lichts leben und die Welt ein wenig heller machen. Amen.

Lied 446, 1+7- 9:

1. Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge, dem Geber aller Güter, dem frommen Menschenhüter.

7. So wollst du nun vollenden dein Werk an mir und senden, der mich an diesem Tage auf seinen Händen trage.

8. Sprich Ja zu meinen Taten, hilf selbst das Beste raten; den Anfang, Mitt und Ende, ach Herr, zum besten wende.

9. Mich segne, mich behüte, mein Herz sei deine Hütte, dein Wort sei meine Speise, bis ich gen Himmel reise.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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