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Was ist Gemeinde?

In der Bibel fängt der Glaube mit einzelnen Menschen an. Mit Abraham. Mit einem kleinen Volk zwischen großen Weltmächten. Mit Jesus. Mit einigen wenigen Jüngerinnen und Jüngern Jesu. Aber immer bleiben diese Menschen nicht allein. Mit der Familie Abrahams fängt es an, mit dem Volk geht es weiter, und auch die Jünger Jesu schließen sich zu einer engen Gemeinschaft zusammen.

Vier Hände von verschiedener Hautfarbe halten einander gegenseitig am Handgelenk fest
Wer sich von Gott ansprechen lässt, wird in eine Gemeinschaft mit hineingenommen (Bild: truthseeker08Pixabay)

#predigtFamiliengottesdienst am 23. August 1987 um 14.00 Uhr in Heuchelheim, als Auftakt des Kirchen-Gemeinde-Festes

Herzlich willkommen in der Heuchelheimer Kirche zu einem Familiengottesdienst, den wir in ökumenischer Verbundenheit hier feiern können. Ganz besonders herzlich begrüße ich Herrn Pfarrer Rawitzer, der nun zu Beginn ein Grußwort sagen will.

Grußwort (Rawitzer)
Menschenskinderlied 39, 1-6:
Danke für diesen guten Morgen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Jesus spricht (Matthäus 18, 20):

Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Herr, wir bitten dich, sei mitten unter uns an diesem Ort des Gebetes, aber auch zu Hause in unserem Dorf. Herr, du hast gesagt: Dort, wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen! Wo zwei oder drei dein Wort hören, wo zwei oder drei dir folgen, wo zwei oder drei – oder auch viele – deine Botschaft leben wollen, da bist du gegenwärtig. Herr, wir vertrauen auf dich, wir vertrauen auf dein Wort. Höre unser Gebet, sei bei uns, bleibe bei uns! Gib uns Mut und Hoffnung und Freude! Das bitten wir dich Gott, durch Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn. „Amen.“

Nur zwei oder drei Menschen, die sich von Jesus angesprochen fühlen, das ist schon eine Gemeinde. Heute sind wir mehr hier, und wir feiern ein Kirchen-Gemeinde-Fest. Und auch heute sind wir eine Gemeinde, nicht weil wir viele oder wenige gleichgesinnte Menschen sind, sondern weil wir uns hier im Namen Jesu versammeln. Wir sind eine Gemeinde, auch wenn wir verschiedenen Konfessionen und Weltanschauungen angehören, weil Jesus uns zusammenbringt. Ganz verschieden sind wir, leben wir, denken wir, und trotzdem muss uns das nicht trennen. Und wir merken heute: schon wenn ein oder zwei Leute eine Idee haben und sie in die Tat umsetzen, dann können sie viele in Bewegung bringen. Niemand ist zu klein, um dabei mitzuwirken, wie wir an den Kindern sehen, ohne die dieses Fest auch nicht zustandegekommen wäre.

Wie war das, als alles einmal anfing? Als es anfing mit dem Glauben an unseren Gott? Wir denken ja oft: ja damals, da waren die Leute noch fromm, heute geht es mit dem Glauben und mit der Kirche immer mehr bergab. Aber wie war es damals wirklich?

Als alles einmal anfing, da fing es ganz klein an, mit einem einzigen Mann, den Gott aus seiner Familie, aus seiner Stadt, aus seinem Land herausrief. Wahrscheinlich kennt ihr seinen Namen schon, die Erwachsenen haben den Namen auf jeden Fall schon gehört. Es ist ein Name, der unsere christliche Kirche ganz eng mit dem jüdischen Volk verknüpft: Abraham. Ich lese einen Abschnitt aus der Bibel über Abraham:

Gott sprach zu Abraham (1. Mose 12, 1-2):

Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Abraham hat auf Gott gehört, und so wurde er zum Segen für alle Völker. Denn heute können alle Menschen, wenn sie es wollen, an Gott glauben und ihn loben. Auch wir. Mit Menschen aus allen Ländern der Erde können wir gemeinsam Gott preisen und loben. Das tun wir jetzt mit einem Lied in verschiedenen Sprachen:

Menschenskinderlied 49: Hallelu- hallelu-, hallelu-, halleluja, preiset den Herrn!

Mit einem Mann hat Gott angefangen, ganz klein. Und Abraham hat auch manchmal gezweifelt: Wie soll ich in meinem Alter noch Vater werden? Wie soll ich so viele Enkel und Urenkel und Ururururenkel haben, dass sie zu einem großen Volk werden? Wie soll das zugehen, dass einmal Menschen in der ganzen Welt froh sein werden, dass ich, Abraham, gelebt habe, und dass mich, Abraham, Gott gerufen hat, und dass ich, Abraham, auf Gott gehört habe? Bin ich denn so wichtig für Gott, ich, Abraham? So hat sich Abraham gefragt, und was noch wichtiger ist, Abraham hat diese Frage nicht für sich behalten, er hat Gott selbst gefragt, er hat gebetet. Und beim Beten hat er immer wieder gemerkt: Gott meint es ernst. Er hat sich wirklich auf Abraham verlassen. Er hat ihn wirklich gebraucht. Und dann hat Abraham Gott auch geglaubt und getan, was Gott von ihm wollte.

Die Nachkommen Abrahams sind das Volk Israel, heute nennen wir sie die Juden. Mit diesem Volk ist dann alles weitergegangen, was Gott mit den Menschen vorgehabt hat. Ein kleines Volk, das immer wieder verfolgt und verachtet wurde, ein Volk, das Gott ausgesucht hat als sein eigenes Volk, nicht weil es besonders gut oder besonders schlecht war, sondern weil er zeigen wollte: es kommt nicht darauf an, dass man zu einem mächtigen und starken Volk gehört, es kommt auch nicht darauf an, ob der eine ein besserer Mensch ist als der andere, sondern es kommt darauf an, welchen Gott man anbetet: die eigene Kraft und Stärke, den eigenen Verstand und das eigene gute Gewissen, oder den wirklichen Gott, der auch die Schwachen lieb hat.

Seit mehreren Tausend Jahren halten die Juden an ihrem Gott fest, und sie warten auf den Tag, an dem das ganz und gar wahr wird, was Gott damals dem Abraham versprochen hat: Dass durch das Volk Gottes allen Menschen auf der Erde geholfen wird. Sie warten auf den Messias, der den Frieden auf die Erde bringt und Gerechtigkeit schafft.

Und wir Christen? Was haben wir mit den Juden zu tun? Wir sind mit ihnen sehr nahe verwandt. Ohne die Juden gäbe es uns nicht, wären wir keine Christen. Es gibt nur den einen Unterschied: Dass wir glauben, der Messias sei schon gekommen. In Jesus erkennen wir den, der von Gott den Auftrag bekommen hat, unter uns Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen. Nur ein Teil der Juden hat an Jesus geglaubt. Die anderen warten bis heute, dass der wirkliche Messias noch kommen werde.

Aber geben wir den Juden nicht insgeheim manchmal recht? Zweifeln wir nicht auch daran, dass sich durch Jesus wirklich etwas auf der Welt verändert hätte? Sind wir Christen denn bessere Menschen? Sind wir friedlicher und gerechter als andere? Was ist denn durch Jesus anders geworden? Wirklich nicht viel, so scheint es, und vielfach hat gerade die Kirche selbst große Schuld auf sich geladen, hat geschwiegen zum Unrecht, hat Menschen verfolgt, die anders gedacht und geglaubt haben, und das gilt für alle Konfessionen.

Es ist leicht, die Kirche zu verurteilen. Es ist leicht, an den Juden etwas zu finden, was wir verurteilen können. Keine menschliche Gruppe ist ohne Fehler. Darum ist es aber auch leicht, wenn wir ehrlich sind, an uns selbst viel zu viele Dinge zu finden, die auch nicht in Ordnung sind. Und es wäre schade, wenn wir nur deshalb auf die anderen oder auf die Juden oder auf die Kirche mit dem Finger zeigen, weil wir selber über uns nicht nachdenken wollen.

Wie ist das denn nun mit uns, die wir heute ein Kirchen-Gemeinde-Fest feiern? Ist uns die Kirche nur heute wichtig? Und sonst noch an Weihnachten, oder wenn Trauung oder Beerdigung ist? Geben wir denen recht, die sagen, wir können sonst im Alltag auch ganz gut ohne Gott leben? Oder jedenfalls, wir könnten an Gott eigentlich auch ohne die Kirche glauben?

In der Bibel fängt der Glaube zwar immer mit einzelnen Menschen an. Mit Abraham. Mit einem kleinen Volk zwischen großen Weltmächten. Mit Jesus. Mit einigen wenigen Jüngerinnen und Jüngern Jesu, die dann später Apostel genannt wurden, d. h. Ausgesandte des Herrn, Missionare für Jesus. Aber immer suchen diese Menschen eine Gemeinschaft und bleiben nicht allein. Mit der Familie Abrahams fängt es an, mit dem Volk geht es weiter, und die Jünger Jesu schließen sich nach dem Tod und der Auferstehung Jesu zu einer ganz engen Gemeinschaft zusammen.

Wie ging es damals in der ersten Gemeinde der Christen zu, in der Urgemeinde, ohne „h“, wie ihr im Kindergottesdienst gelernt habt? Davon lese ich jetzt etwas vor, aus der Apostelgeschichte 2, 42-47 (GNB):

Sie alle blieben ständig beisammen; sie ließen sich von den Aposteln unterweisen und teilten alles miteinander, feiern das Mahl des Herrn und beteten gemeinsam. Durch die Apostel geschahen viele wunderbare Taten, und jedermann in Jerusalem spürte, dass hier wirklich Gott am Werk war. Alle, die zum Glauben gekommen waren, taten ihren ganzen Besitz zusammen. Wenn sie etwas brauchten, verkauften sie Grundstücke und Wertgegenstände und verteilten den Erlös unter die Bedürftigen in der Gemeinde. Tag für Tag versammelten sie sich im Tempel, und in ihren Häusern feierten sie in jubelnder Freude und mit reinem Herzen das gemeinsame Mahl. Sie priesen Gott und wurden vom ganzen Volk geachtet. Der Herr führte ihnen jeden Tag weitere Menschen zu, die er retten wollte.

Von diesem Leben der Urgemeinde in Jerusalem gibt es ein Lied, das nicht in unserem Liederbuch steht. Es ist aber so einfach nachzusingen, dass wir es auch so versuchen können.

Lied +21, 1-4 Viele hundert Menschen in Jerusalem

Wir können aber auch noch selbst weitere Strophen erfinden. Z. B. diese:

Viele, viele Menschen, hier in Heuchelheim gehen gern zur Kirche heut in Heuchelheim. Wenig oder viele, hier in Heuchelheim, hier ist auch Gemeinde, hier in Heuchelheim. Alle diese Menschen nennen sich Gemeinde hier in Heuchelheim, hier in Heuchelheim.

Wäre das nicht schön, wenn unter uns nur ein bisschen von der Gemeinschaft der Urgemeinde lebendig wäre? D. h., die Gemeinschaft ist ja da, aber wir trauen uns oft nicht, uns darauf zu verlassen. Heute feiern wir ein Fest zusammen, ein Wagnis für unsere kleine Gemeinde, und wir hoffen, dass es ein schönes Erlebnis für alle wird, das auch unsere Gemeinschaft voranbringt. Wenn wir doch nie vergessen würden, dass wir uns gegenseitig brauchen, gerade auch in der Kirche; und wenn jemand meint: Ich habe die Kirche aber nicht nötig, dann könnte es ja umgekehrt sein, dass die Gemeinde eine seiner Begabungen dringend brauchen könnte.

Wenn alle nur für sich allein glauben würden, wären wir mit allen Glaubensfragen immer allein. Und nicht nur wir, die andern auch. Natürlich ist der Glaube eine ganz persönliche Sache. Aber Glaube ist immer mit Liebe verbunden, mit der Liebe zu Menschen, die ich nicht von Natur aus unbedingt lieben würde. Es kann sein, dass man sich über jemanden sehr ärgert und ihn auch nicht leiden kann, aber trotzdem hilft man ihm, wenn es ihm schlecht geht. Oder man bereitet ein Fest zusammen vor, auch wenn es in der Vorbereitungsgruppe manchmal hoch hergeht und man nicht immer ganz einig ist. Und dann kommt doch alles irgendwie wieder ins Lot. Das ist die Liebe, die Jesus meint. Er weiß doch, dass wir alle nicht vollkommen sind. Und aus solchen unvollkommenen Menschen will er eine Gemeinde aufbauen. Aus uns allen. Es wäre schade, wenn da jemand fehlte.

Aber es ist nun mal so: viele arbeiten in der Gemeinde trotzdem nicht mit. Hat es denn dann überhaupt Zweck, mitzumachen? Gerade hier in Heuchelheim meinen wir immer, unsere Gemeinde ist ja so klein. Und von dieser kleinen Gemeinde kommen meistens nur sehr wenige zur Kirche. Bei uns Evangelischen jedenfalls. Sollte man es dann nicht lieber ganz aufgeben? Aber nun hören wir, dass es nicht auf die Zahl ankommt. Zwei oder drei sind auch schon „Gemeinde Jesu“. Wenn diese zwei oder drei dann wirklich Gemeinde sind, wirklich wissen, dass Jesus bei ihnen ist, dann werden sie nicht auf die anderen schimpfen, die nicht so oft oder gar nicht kommen. Sie werden nicht denken, sie seien die besseren Christen. Sie werden sich freuen, dass heute die Kirche voll(er) ist, und jeder ist hier willkommen! Sie werden auch dann wieder weitermachen, wenn das Fest vorbei ist, und vielleicht kommt der eine oder andere zu den aktiven Mitarbeitern noch hinzu.

Noch ein Gedicht zum Schluss:

Einsam oder gemeinsam?

Und jetzt singen wir wieder, wir singen ein Lied, das uns daran erinnert, dass nicht nur die Erwachsenen in Heuchelheim etwas für die Gemeinde tun können, sondern auch die Kinder.

Menschenskinderlied 145, 1-5: Kinder können viele Sachen

Und nun lasst uns alle miteinander in ökumenischer Verbundenheit zusammen Fürbitte tun.

Fürbitten (Rawitzer) und Vater unser
Abkündigungen:

Für nachher um 17.00 Uhr ist eine ökumenische Schlussandacht angekündigt. Da Herr Pfarrer Rawitzer sich für diese Andacht leider entschuldigen muss, haben wir schon diesen Gottesdienst in ökumenischer Verbundenheit gefeiert. Deshalb werden wir nachher um 17.00 Uhr lediglich noch einmal einige Lieder singen und miteinander beten, vielleicht draußen oder drüben an den Tischen, vielleicht auch hier in der Kirche. Mal sehen! Jetzt aber laden die Kinder Sie und Euch alle herzlich zum Kirchen-Gemeinde-Fest ein, das eigentlich ein von ihnen vorbereitetes Fest ist. Ich möchte Euch allen herzlich dafür danken, und natürlich auch Frau Höke, die Euch bei allen Vorbereitungen tatkräftig unterstützt hat. Noch ein Hinweis: am nächsten Sonntag ist dann hier wieder um 10.30 Uhr Gottesdienst, und zugleich Kindergottesdienst. Die Geldsammlung im Gottesdienst ist heute eine vorgeschriebene Kollekte, und zwar ist sie für Dienste in Israel bestimmt. Am Rande habe ich ja auch im Gottesdienst davon gesprochen, dass wir in einer engen Verbindung zu den Juden stehen; mit der Sammlung von Geld für Dienste in Israel werden christliche und jüdische Werke in Israel unterstützt, die für Vergebung und Völkerverständigung wirken und u. a. alten Menschen, Behinderten und Kranken helfen.

Bevor wir nun mit dem Segen Gottes nach draußen gehen, wollen die Kinder noch einmal ganz kräftig zum Gemeindefest einladen, mit einem Lied, zu dem wir aufstehen und das alle mitsingen können:

Lied 146, 1-4: Kommt alle her, halihalo

Wenn es jetzt noch einmal für ganz kurze Zeit still wird, gehen wir mit Gottes Segen nach draußen, um unser Fest zu feiern:

Gott, der HERR, segne euch und behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden. „Amen, Amen, Amen.“

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