Bild: Helmut Schütz

Bileams störrische Eselin und der Engel mit dem Schwert

Unser Kopf zweifelt an einem Esel, der redet und einen Engel Gottes sieht. Aber unser Herz versteht vielleicht: Es ist gut, wenn sich in uns manchmal so etwas wie diese kluge Eselin zu Wort meldet. Die störrische Stimme des Gewissens. Die Schmerzen, die anzeigen, dass wir Raubbau an unserer Gesundheit treiben. Ein alltäglicher Ärger, der uns aus dem Tritt bringt.

Ein Engel versperrt Bileam den Weg - aber das sieht zunächst nur Bileams Eselin
Ein Engel versperrt Bileam den Weg – aber das sieht zunächst nur Bileams Eselin

#predigtAbendmahlsgottesdienst am Tag des Erzengels Michael und aller Engel, Sonntag, den 29. September 2002, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

In diesem Jahr fällt der so genannte Michaelistag auf einen Sonntag – der Tag des Erzengels Michael und aller Engel. Ich begrüße Sie an diesem Tag mit dem Wort aus Psalm 34, 8:

Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten.

Auch die Predigt handelt heute von einem Engel und außerdem vom Propheten Bileam und seiner Eselin. Wir dürfen auf eine Spielszene gespannt sein, die von den Konfirmanden während der Predigt aufgeführt wird.

Lied 142, 1-6: Gott, aller Schöpfung heilger Herr
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Man glaubt heute wieder an Engel. Vielen Jugendlichen fällt es leichter, an Geister und Engel zu glauben als an Gott. Dass da mehr zwischen Himmel und Erde ist, als unsere Schul- und Pfarrerweisheit sich träumen lässt, wollen Konfirmandinnen mir immer wieder nachweisen. Lasst uns heute über Engel nachdenken und gemeinsam mit ihnen Gott zur Ehre singen.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Engel sind nicht immer lieb und nett. Das Schicksal kann wie ein Todesengel in unserem Weg stehen und uns den liebsten Menschen von der Seite reißen. Engel können im Traum erscheinen und schwere Herausforderungen ankündigen. Von einem Propheten werden wir hören, dem sich ein drohender Engel mit gezücktem Schwert in den Weg stellt, damit er nicht in die Irre geht.

Gott, hilf uns, auf die Boten deines Willens zu achten, auch wenn es uns schwerfällt. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Wenn den Menschen in der Bibel ein Engel erscheint, dann erschrecken sie. Und häufig hören sie dann als erstes dieses Wort: „Fürchtet euch nicht!“ Denn als Boten Gottes bringen sie selbst wenn sie drohen, seine frohe Botschaft, seinen Trost mitten im Leid, seine Vergebung in auswegloser Schuld. „Fürchtet euch nicht – lasst euch zurechtbringen durch Gott!“ Darum lasst uns Gott lobsingen!

„Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, mach uns aufmerksam auf das, was uns gut tut und zum Frieden dient. Lass gute Mächte um uns sein, die über uns wachen. In einem Schicksal, das uns hart trifft, bewahre uns durch deine Engel und lass uns deinen Willen erkennen. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung aus dem 4. Buch Mose – Numeri 22, über den Propheten Bileam, dem sich ein Engel Gottes in den Weg stellt:

22 Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, dass er hinzog. Und der Engel des HERRN trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. Er aber ritt auf seiner Eselin, und zwei Knechte waren mit ihm.

23 Und die Eselin sah den Engel des HERRN auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen.

24 Da trat der Engel des HERRN auf den Pfad zwischen den Weinbergen, wo auf beiden Seiten Mauern waren.

25 Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug sie noch mehr.

26 Da ging der Engel des HERRN weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken.

27 Und als die Eselin den Engel des HERRN sah, fiel sie in die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stecken.

28 Da tat der HERR der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was hab ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast?

29 Bileam sprach zur Eselin: Weil du Mutwillen mit mir treibst! Ach dass ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich töten!

30 Die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art, es so mit dir zu treiben? Er sprach: Nein.

31 Da öffnete der HERR dem Bileam die Augen, dass er den Engel des HERRN auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand, und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht.

32 Und der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen.

33 Und die Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Sonst, wenn sie mir nicht ausgewichen wäre, so hätte ich dich jetzt getötet, aber die Eselin am Leben gelassen.

34 Da sprach Bileam zu dem Engel des HERRN: Ich habe gesündigt; ich hab’s ja nicht gewusst, dass du mir entgegenstandest auf dem Wege. Und nun, wenn dir’s nicht gefällt, will ich wieder umkehren.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Lied 559: Welcher Engel wird uns sagen, dass das Leben weitergeht
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! Warum stellt sich ein Engel Gottes dem Propheten Bileam feindlich in den Weg? Einige unserer Konfirmandinnen und Konfirmanden wollen helfen, diese Geschichte zu verstehen.

Der Prophet Bileam gerät in einen Konflikt zwischen zwei Völkern hinein – zwischen dem Volk Israel und dem Volk Moab. Wir wissen – das Volk Israel war ein Sklavenvolk in Ägypten gewesen, Mose hatte es befreit, 40 Jahre lang zog es dann durch die Wüste, um ein eigenes Land zu finden, wo es in Freiheit wohnen kann. Nun lagerte das Volk Israel in der Nähe der Stadt Moab.

Hier ist der König von Moab, er heißt Balak wie der Fußballer, und er berät sich mit seinem Minister Kamosch und seinem Staatssekretär Zippor.

Balak: Habt ihr gesehen, wie viele Israeliten vor den Toren unserer Städte lagern?

Kamosch: Ihre Schafe werden unsere ganzen Weiden abfressen.

Zippor: Die fangen bestimmt Streit mit uns an.

Balak: Wir müssen sie vertreiben. Aber wir sind zu wenig Leute und sie sind ein so starkes Volk.

Kamosch: Wir müssten sie verfluchen. Dann könnten wir sie besiegen!

Zippor: Der Prophet Bileam hat einen guten Draht zu Gott. Wenn der die Israeliten verflucht, dann sind sie verloren.

Balak: Gut. Holt mir den Propheten herbei!

Die beiden Boten gehen also zum Propheten Bileam.

Kamosch: Balak, der König von Moab, lässt dich zu sich rufen!

Zippor: Ja, denn der König weiß: Wen du segnest, der ist gesegnet; wen du verfluchst, der ist verflucht.

Bileam: Wen soll ich denn segnen?

Zippor: Nicht segnen. Verfluchen sollst du. Du sollst einen Fluch über das Volk Israel aussprechen.

Bileam: Warum das denn?

Kamosch: Das Volk Israel lagert vor den Toren von Moab und könnte feindliche Absichten haben.

Bileam: Lasst mich eine Nacht darüber schlafen.

Der Prophet legt sich hin. In der Nacht hört er eine Stimme. Es ist ein Engel Gottes, der zu ihm spricht, eine Konfirmandin spielt ihn für uns.

Engel: Bileam, hör zu. Gottes Stimme spricht zu dir.

Bileam: Was ist denn los?

Engel: Geh nicht zu Balak. Verfluch das Volk Israel nicht; denn es ist gesegnet.

Am nächsten Morgen schickt Bileam die beiden Männer zu Balak zurück.

Bileam: Geht weg, ich komme nicht mit!

Die beiden Boten kehren zu Balak zurück und sagen:

Kamosch: Bileam kommt nicht.

Doch Balak gibt nicht auf.

Balak: Geht noch einmal zu Bileam. Aber diesmal bietet ihm viel Geld an. Dann kommt er bestimmt!

Die beiden Boten des Königs Balak gehen also noch einmal zu Bileam.

Kamosch: Bileam, komm mit zu König Balak!

Zippor: Du musst die Israeliten verfluchen.

Bileam: Das tue ich nicht.

Kamosch: Du kriegst ganz viel Geld dafür und einen festen Job am Königshof!

Bileam: Aber Gott hat Nein gesagt!

Zippor: Vielleicht hast du in deinem letzten Traum nicht richtig zugehört.

Bileam: Na gut, ich schlaf noch mal drüber.

Bileam legt sich hin und träumt wieder – aber heute träumt er unruhig. Er sieht im Traum das ganze Geld des Königs Balak. Das kann alles ihm gehören!

Engel: Bileam, wach auf!

Bileam: Aaahhh! So viel Geld! Keine Sorgen mehr!

Engel: Geld ist nicht so wichtig. Geh nicht zu Balak.

Bileam: Was sagst du?

Engel: Mach Israel nicht unglücklich. Verfluche sie nicht!

Bileam: Du sprichst so undeutlich. Hast du gesagt: Geh einfach mit?

Engel: Mach was du willst! Du hörst mir ja gar nicht zu!

Am Morgen sattelt Bileam seine Eselin und reitet zum König Balak. Wie Bileam so auf seiner Eselin den Weg entlangreitet, steht plötzlich der Engel Gottes mitten im Weg – mit einem gezückten Schwert in der Hand. Bileam sieht ihn nicht. Aber die Eselin kann ihn sehen – und er weicht ins Feld aus.

Bileam: He, du dumme Eselin! Warum rennst du aufs Feld! Zurück marsch, marsch auf den Weg!

Bileam schlägt die arme Eselin. Doch die geht gehorsam weiter. Der Engel gibt nicht auf – nun steht er auf einem engen Weg zwischen den Weinbergen. Auf beiden Seiten sind Mauern. Wieder sieht ihn nur die kluge Eselin. Sie drückt sich an der Mauer entlang und quetscht dabei Bileams Bein gegen die Mauer.

Bileam: He, du dummes Vieh! Warum quetschst du mein Bein! Du tust mir weh!

Wieder schlägt Bileam die Eselin. Der Engel geht weiter und stellt sich an eine besonders enge Stelle, wo man weder rechts noch links ausweichen kann. Und die Eselin? Sie sieht den Engel, aber kann nicht rechts, nicht links vorbei. Da bäumt sie sich auf und wirft den Propheten von ihrem Rücken ab. Bileam fällt zu Boden. Er wird wütend und schlägt die Eselin mit dem Stock.

Bileam: Wirst du wohl gehorchen, du dumme Eselin!

In diesem Augenblick kann die Eselin plötzlich sprechen:

Eselin: Was hab ich dir getan? Drei Mal schlägst du mich ohne Grund!

Bileam: Du ärgerst mich! Hätte ich ein Schwert dabei, dann hätte ich dich schon umgebracht.

Eselin: Du kennst mich schon so lange. Ich habe dich immer brav getragen.

Bileam: Na gut, das stimmt.

Eselin: Weißt du, warum ich die ganze Zeit nicht weitergehen kann? Mach doch mal deine Augen auf!

Ein Engel versperrt Bileam den Weg - aber das sieht zunächst nur Bileams Eselin
Ein Engel versperrt Bileam den Weg

Da öffnet Gott dem Bileam die Augen. Er sieht den Engel dastehen, mit dem gezückten Schwert in der Hand. Bileam bekommt einen Riesenschreck und wirft sich auf sein Gesicht nieder.

Engel: Warum hast du deine Eselin dreimal geschlagen? Ich bin dir feindlich in den Weg getreten, weil mir der Weg, den du gehst, nicht gefällt. Wenn deine Eselin mich nicht gesehen hätte, wärst du mir direkt ins Schwert gelaufen!

Bileam: Jetzt sehe ich, ich bin auf einem falschen Weg. Ich habe letzte Nacht nicht richtig zugehört, als Gott mir im Traum etwas sagen wollte. OK, ich kehre wieder um.

Engel: Nein, nein, geh ruhig zu Balak. Aber wenn er dir den Befehl gibt, dass du im Auftrag Gottes etwas sagen sollst, dann sag wirklich nur das, was Gott will.

Jetzt reitet Bileam weiter und trifft endlich Balak.

Balak: Endlich bist du zu mir gekommen! Ich gebe dir einen hohen Lohn, wenn du das Volk Israel verfluchst!

Bileam: Ich sage nur, was Gott mir in den Mund legt.

Balak: OK, was soll ich tun?

Bileam: Bleib hier stehen, ich gehe zum Altar. Vielleicht begegnet mir Gott.

Da spricht der Engel Gottes zu Bileam.

Engel: Geh zu Balak zurück, und sag ihm das und das!

Aber was er ihm sagt, das spricht er ganz leise in sein Ohr. Dann kehrt Bileam zu Balak zurück.

Bileam: Balak, ich muss dir sagen: Wie soll ich verfluchen, wen Gott nicht verflucht? Das Volk Israel soll gesegnet sein für immer!

Balak: Was tust du mir an? Ich habe dich geholt, damit du meine Feinde verfluchst, und nun hast du sie gesegnet!

Bileam: Gott lügt nicht. Gott hält, was er verspricht. Gott ist mit Israel.

Balak: Willst du denn keine Belohnung? Denk an das viele Geld, das ich dir geben will!

Bileam: Auch wenn du mir dein ganzes Schloss voll Silber und Gold gibst, muss ich sagen, was Gott sagt. Israel bleibt gesegnet!

Danke für euer Spiel, liebe Konfirmanden: … als zorniger Engel, … als kluge Eselin, … als Prophet, dem doch noch Augen und Ohren geöffnet werden, … als König Balak und … und … als Minister und Staatssekretär des Königs!

Eine spannende Geschichte ist das, liebe Gemeinde!

Da ist ein Prophet, der nicht so genau hinhört, was Gott ihm sagen will. Kennen wir das nicht auch? Wir wissen genau, was in den Geboten steht. Nicht stehlen zum Beispiel. Aber was ist, wenn man als Mutprobe beweisen soll, dass man sich nicht erwischen lässt? Und wenn man erwachsen ist? Muss man bei der Steuer wirklich alles ganz genau nehmen? Nicht ehebrechen zum Beispiel. Aber soll alles Flirten verboten sein?

Bileam weiß genau: Er darf das Volk Israel nicht verfluchen. Es ist ein von Gott gesegnetes Volk. Trotzdem lässt er sich darauf ein, erst einmal hinzugehen zum König Balak. Vielleicht kann er ja Gott gehorchen und gleichzeitig etwas für sich dabei herausholen. Damit beginnt sein abschüssiger Weg. Leicht kann er zu Fall kommen. Leicht kann sein Weg auf die schiefe Bahn führen – gut, dass es nur die Eselin ist, die ihn abwirft, bevor er dem Engel geradewegs ins Messer läuft!

Da steht er, der Engel Gottes mit dem Schwert. In feindlicher Absicht steht er da. So scheint es jedenfalls – da steht der Gott, dessen Handeln man nicht begreift, der grausame Gott. Er will Bileam aufhalten, aber er erkennt nicht, warum.Er sieht die Gefahr nicht einmal. Seine Ohren waren taub für die Stimme Gottes, seine Augen sind blind für den Engel Gottes.

Die Eselin ist Bileams Rettung. Sie hat Augen für die Gefahr. Störrisch meldet sich hier Bileams Unrechtsbewusstsein zu Wort. Sein Kopf hat entschieden: Ich bin auf dem richtigen Weg. Aber sein Herz oder sein Bauch, die innere weibliche Stimme seines Gefühls, sagt ihm etwas anderes. Kehr um! Der Weg ist abschüssig, gefährlich. Lauf nicht ins offene Messer!

Unser Kopf sagt vielleicht: Erstens kann ein Esel nicht reden, zweitens kann ein Esel bestimmt keine Engel Gottes sehen und drittens ist ein Esel sowieso dumm. Aber unser Herz versteht vielleicht: es ist gut, wenn sich auch in uns manchmal so etwas wie diese kluge Eselin zu Wort meldet. Die störrische Stimme des Gewissens. Die Schmerzen in unserem Körper, die anzeigen, dass wir schon lange Raubbau an unserer Gesundheit treiben. Ein alltäglicher Ärger, der uns aus dem Tritt bringt. All das kann ein Anlass zum Nachdenken sein: Läuft in meinem Leben alles richtig? Störrische Dinge in unserem Leben können unseren Blick schärfen. Wir könnten anfangen zu suchen: Steht er da irgendwo, der Engel Gottes? Sollte ich mein Leben anders gestalten, anders ausrichten?

Bileam erfuhr am Ende deutlich, was Gottes Wille war. Segnen sollte er, nicht verfluchen. Frieden sollte er bringen, nicht Krieg.

Nicht immer scheint Gottes Wille so eindeutig zu sein. Es gibt auch grausame Erfahrungen mit Gott, die unbegreiflich bleiben. Da gibt es kein Warnzeichen, bevor der Todesengel mit dem Schwert zuschlägt, ja nicht einmal eine Ahnung, warum ein Mensch sterben muss. Gott stellt sich uns in den Weg – und wir können nichts weiter tun als zu klagen, zu trauern, zu fragen, was nun unser Weg sein könnte.

Eins zieht sich durch die ganze Bibel hindurch: Gott will segnen, nicht verfluchen. Gott will, dass wir leben, sogar ewig leben. Wir sollen nicht verloren gehen. Wir sind geliebte Menschen. Das will uns der Engel im Weg zeigen, auch wenn er ein Schwert in der Hand hält. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied: „Jeder Mensch braucht einen Engel“.

Im Abendmahl sind wir eingeladen, Gottes Nähe und Liebe zu spüren.

Im Brot schenkt er uns den Leib der Liebe des Sohnes, der für uns starb. Im Kelch besiegelt er seine Treue zu uns mit dem Blut Jesu Christi.

Gott, du weißt, was auf unserer Seele liegt. Du weißt, was unser Herz hart und bitter machen will. Du weißt, wie schwer es uns fällt, an Liebe und Barmherzigkeit unter allen Umständen festzuhalten. In der Stille bringen wir unsere Sünde vor dich:

Beichtstille

Wollt Ihr die Vergebung des allmächtigen und barmherzigen Gottes annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Die Herzen in die Höhe! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, mit Gott zu ringen, gerade wenn er uns fremd und grausam erscheint. Würdig und recht ist es, Zuflucht bei Gott zu nehmen, denn wohin sollten wir sonst gehen? Würdig und recht ist es, die Heiligkeit Gottes wahrzunehmen in seiner Liebe. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Lasst uns beten!

Gott, wir bitten dich um geöffnete Augen und Ohren: dass wir deinen Engel wahrnehmen, wo er uns warnen will, wo wir ins Unglück rennen, wo wir auf abschüssigen Wegen gehen.

Wir bitten dich, dass wir sensibel bleiben für die Herausforderungen im öffentlichen Leben: dass wir nicht resignieren angesichts unmenschlicher Terror- und Kriegsplanungen und dass wir nicht aufgeben, uns für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen, angesichts der unausweichlichen Globalisierung wirtschaftlicher Entscheidungen.

Wir bitten dich, dass wir aufmerksam bleiben auf die Signale unseres Körpers und der Seele: dass wir behutsam miteinander umgehen und weder leichtfertig andere verletzen noch Verletzungen unserer Person einfach übergehen.

Wir bitten dich heute insbesondere für zwei verstorbene Gemeindemitglieder … . Wir finden keine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Wir vertrauen dir diese Verstorbenen an und wir legen dir ihre Angehörigen ans Herz. Stehe ihnen bei in ihrer Trauer, in ihrem Schmerz, auf dem schweren Weg, der vor ihnen liegt. Amen.

Wir singen das Lied 258:

1) Zieht in Frieden eure Pfade. Mit euch des großen Gottes Gnade und seiner heilgen Engel Wacht! Wenn euch Jesu Hände schirmen, geht’s unter Sonnenschein und Stürmen getrost und froh bei Tag und Nacht. Lebt wohl, lebt wohl im Herrn! Er sei euch nimmer fern spät und frühe. Vergesst uns nicht in seinem Licht, und wenn ihr sucht sein Angesicht.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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