Berufung auf den radikalen Weg der Liebe

Nachdem Frank-Tilo Becher am 28. Oktober 2018 als Direktkandidat der SPD in den Hessischen Landtag gewählt und von seinen Pflichten im kirchlichen Dienst entbunden wurde, gab er in seiner Abschiedspredigt als Dekan des Evangelisches Dekanats Gießen eine spannende Antwort auf die Frage, ob er damit seiner Berufung zum Pfarrer untreu werde oder einer neuen Berufung folge.

„Völlig ausgetan“? Auf Diamanten bauen!

Wir können „völlig ausgetan“ sein, zu keinen Taten mehr fähig. Unsere alten Kräfte, unser alter Stolz, die alten Baumaterialien unseres Lebens haben versagt. Neue Kräfte werden frei, wenn wir nicht alles ohne Hilfe ganz allein schaffen müssen. Es mögen nur kleine Kräfte sein, aber sie sind wie Diamanten, die auch klein, aber viel wertvoller sind als Holz, Heu oder Stroh.

Opfer?

Zur Opferhand mit dem Victory-Zeichen meinte ein Pfarrer-Kollege: Viele Jugendliche würden das Wort „Opfer“ nur noch als Schimpfwort kennen. Dass das Bild etwas mit dem Tod Jesu am Kreuz zu tun haben soll, könne man nur begreifen, wenn man zehn Semester Theologie studiert hätte. Aber unsere Konfis haben bewiesen, dass man auch ohne Theologiestudium etwas mit diesem Bild anfangen kann.

In Gedanken, Worten, Taten „sauber“ bleiben

Unzucht heißt, einen anderen Menschen nur wie einen Gegenstand zu benutzen, seine Würde mit Füßen zu treten. Unreinheit ist die Beschmutzung der eigenen Seele durch Unehrlichkeit und Hintergedanken und durch die Beleidigung anderer. Das Thema Habsucht ist aktuell, weil unser ganzes Wirtschaftssystem darauf aufbaut, dass jeder möglichst viel verdienen will und soll.

Bild: Helmut Schütz

Mit ungeteiltem Herzen

Vollkommen sein heißt nicht, perfekt und ohne Fehler zu sein. Das würde uns überfordern. Jesus meint mit „vollkommen“ das Gleiche wie „thammim“ oder „schalem“ im Alten Testament: Wir sind als Person „ganz“ und dürfen „im Frieden“ leben, nicht zerrissen zwischen egoistischen Wünschen und fremden Ansprüchen. Aufrecht dürfen wir gehen auf Gottes Wegen, denn Gott traut uns zu, barmherzig zu sein.

Israel und Jesus: erstgeboren und eingeboren

Israel ist der erstgeborene Sohn Gottes. Jesus ist Gottes „eingeborener“ Sohn, denn er verkörpert in einzigartiger Weise den Namen des Gottes Israels – als Erstgeborener einer neuen Schöpfung inmitten aller anderen Geschöpfe Gottes.

In diesem Gottesdienst findet auch ein Totengedenken für Frau Kluger statt: „In Ostpreußen geboren, in Pennsyvania gestorben“.