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Josef und das Wunder der Weihnacht

Im Evangelium nach Matthäus ist es Josef, der die erste Weihnachtsbotschaft empfängt. Der Engel nimmt ihn in seiner männlichen Furcht ernst, von seiner Frau öffentlich der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden, jedoch zerstreut er diese Furcht. Der Engel stellt Marias Würde eindeutig wieder her, auch wenn weiterhin offen bleibt, wer der leibliche Vater des Kindes ist.

Josef und Maria stehen eng beieinander und halten gemeinsam das Jesuskind umfangen
Gemeinsam Verantwortung für dieses Kind tragen: ein Weihnachtswunder! (Bild: Håkan StigsonPixabay)
direkt-predigtGottesdienst an Heiligabend, Dienstag, den 24. Dezember 1996, um 15.00 Uhr in der Kapelle der Landesnervenklinik Alzey

Herzlich willkommen im Gottesdienst am Heiligen Abend! Wir feiern das Wunder der Geburt Jesu, alle gemeinsam, evangelische und katholische Christen, kranke und gesunde Menschen. Besonders begrüße ich den evangelischen Posaunenchor aus Alzey, der heute die meisten unserer Lieder musikalisch begleitet. Zwei Lieder werden auch zur Gitarre gesungen.

Als erstes singen wir das Lied 43, 1-3:

Ihr Kinderlein, kommet, o kommet doch all, zur Krippe her kommet in Bethlehems Stall, und seht, was in dieser hochheiligen Nacht der Vater im Himmel für Freude uns macht!

O seht in der Krippe im nächtlichen Stall, seht hier, bei des Lichtleins hellglänzendem Strahl in reinlichen Windeln das himmlische Kind, viel schöner und holder, als Engel es sind.

Da liegt es, das Kindlein auf Heu und auf Stroh, Maria und Josef betrachten es froh; die redlichen Hirten knien betend davor, hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir hören Worte aus dem Prophetenbuch Jesaja 7:

10 Und der HERR redete abermals zum König Ahas und sprach:

11 Fordere dir ein Zeichen vom HERRN, deinem Gott, es sei drunten in der Tiefe oder droben in der Höhe!

12 Aber Ahas sprach: Ich will’s nicht fordern, damit ich den HERRN nicht versuche.

13 Da sprach Jesaja: Wohlan, so hört, ihr vom Hause David: Ist’s euch zu wenig, dass ihr Menschen müde macht? Müsst ihr auch meinen Gott müde machen?

14 Darum wird euch der HERR selbst ein Zeichen geben: Siehe, eine junge Frau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.

Gott, dürfen wir von dir etwas erwarten oder gar fordern? Oder müssen wir ganz vorsichtig sein und dürfen nicht einmal wünschen, dass du uns ein Zeichen deiner Liebe zeigst, wie es der König Ahas dachte?

Dem König Ahas hast du zu verstehen gegeben, dass er dich nicht müde machen soll mit seiner übergroßen Vorsicht. Du fühlst dich sozusagen genervt von uns, wenn wir so tun, als ob wir auf dich Rücksicht nehmen müssten. Nein, du möchtest nichts lieber von uns, als dass wir einfach annehmen, was du uns geben willst. Und so gibst du uns von dir aus ein Zeichen deiner Liebe: ein Kind, von einer jungen Frau geboren, die noch nicht Ehefrau ist, das Immanuel heißt, zu deutsch: Du, Gott, bist mit uns! Amen.

Wir hören die Schriftlesung aus dem Evangelium nach Lukas 2, 1-20. Zwischendurch singen wir aus dem Lied 538 immer jeweils zwei Strophen:

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlecht Davids war,

5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

1) Vom Himmel hoch, o Engel, kommt! Eia, eia, susani, susani, susani, kommt, singt und klingt, kommt, pfeift und trombt! Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

2) Kommt ohne Instrumente nit, eia, eia, susani, susani, susani, bringt Lauten, Harfen, Geigen mit. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

3) Lasst hören euer Stimmen viel, eia, eia, susani, susani, susani, mit Orgel- und mit Saitenspiel. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

4) Hier muss die Musik himmlisch sein, eia, eia, susani, susani, susani, weil dies ein himmlisch Kindelein. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

5) Die Stimmen müssen lieblich gehn, eia, eia, susani, susani, susani, und Tag und Nacht nicht stille stehn. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

6) Sehr süß muss sein der Orgel Klang, eia, eia, susani, susani, susani, süß über allem Vogelsang. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

7) Das Saitenspiel muss lauten wohl, eia, eia, susani, susani, susani, davon das Kindlein schlafen soll. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

8) Singt Fried den Menschen weit und breit, eia, eia, susani, susani, susani, Gott Preis und Ehr in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja! Von Jesus singt und Maria!

13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Nun begleitet uns der Posaunenchor bei dem Lied 46:

Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht nur das traute, hochheilige Paar. Holder Knabe im lockigen Haar, schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh.

Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht; durch der Engel Halleluja tönt es laut von fern und nah: Christ, der Retter ist da! Christ, der Retter ist da!

Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht Lieb aus deinem göttlichen Mund,da uns schlägt die rettende Stund, Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.

Gnade und Friede sei mit uns allen von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Liebe Gemeinde, Weihnachten ist ein uns vertrautes Fest, wir feiern es jedes Jahr. Viele freuen sich darauf, viele erinnern sich wehmütig an schönere Weihnachten in früheren Jahren, viele haben auch Angst vor diesen Tagen. Jeder verbindet andere Gedanken und Erwartungen und tiefsitzende Gefühle mit dieser Zeit im Jahr.

Doch so vertraut uns Weihnachten ist – es bleibt doch ein Geheimnis mit diesem Fest verbunden, das wir niemals ganz in unser Empfinden hinein auflösen können. Sowohl unsere Weihnachtsfreude als auch unsere Weihnachtsdepression können zu kurz greifen. Es kann sein, dass wir genau zu wissen meinen, was Weihnachten ist, und doch müssen wir das Geheimnis der Weihnacht immer wieder neu in uns aufnehmen. Heute möchte ich mit ihnen die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus betrachten, damit wir uns öffnen können für dieses Geheimnis. Sie beginnt so:

18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe er sie heimholte, dass sie schwanger war von dem heiligen Geist.

Maria war ein jüdisches Mächen wie viele andere auch. Sie hätte sich wie viele andere junge Mädchen überaus auf ihren zwölften Geburtstag gefreut, denn das war normalerweise die Zeit, in der ihr Bräutigam sie heiraten und zu sich nach Hause holen würde. Nun aber kam alles ganz anders: Noch ehe Josef sie heimholte, stellte sich heraus, dass Maria schwanger war.

Wie ging das zu? Der Evangelist Lukas deutet diese Schwangerschaft mit den drei Wörtern: „vom heiligen Geist“. Eine Deutung, die man später so hat verstehen wollen, als ob Maria die einzige Frau der Weltgeschichte gewesen wäre, die ohne männlichen Samen ein Kind zur Welt bringen konnte. Aber wahrscheinlich wollte Lukas ganz einfach das Geheimnis andeuten, dass dieses Kind, von dem niemand wusste, wer der leibliche Vater war, ein Kind Gottes war. „Vom heiligen Geist“ war dieses Kind, von Gott gewollt, von Gottes Geist beseelt, ein Kind, das Gott lieb hat. So wie im Markusevangelium bei der Taufe Jesu in seinem dreißigsten Lebensjahr sich der Himmel auftut und Gott selber spricht: „Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen!“

Aber diese Worte „schwanger von dem heiligen Geist“ – sie sagen nichts aus über den leiblichen Vater dieses Kindes. Der biblische Gott ist nicht wie ein griechischer oder römischer Gott, nicht ein menschengleicher Kindes-Erzeuger, der sich an Menschenmädchen heranmacht. Vielmehr lassen es diese Worte einfach im Verborgenen, was der Maria von wem oder mit wem widerfahren ist. Und was macht Josef?

19 Josef aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.

Josef weiß nichts von einem Engel Gabriel, von dem der Evangelist Lukas berichtet. Er weiß auch nichts davon, dass seine junge Verlobte durch übernatürlichen Einfluss schwanger geworden ist. Er macht sich seine Gedanken über Marias Schwangerschaft und muss annehmen, dass Maria, die ihm als Ehefrau fest versprochene Verlobte, untreu geworden ist. Als werdende Mutter kann sie ja doch nicht mehr jungfräulich in die Ehe gehen, und das empfindet ein israelitischer Mann der damaligen Zeit als eine Beleidigung für seine männliche Ehre.

Nun ist Josef aber nicht nur ein Mann, sondern er ist auch fromm. Er hält sich an Gottes Gebote, und er will Maria nicht unnötig schaden. Darum will er keinen großen Aufstand machen, Maria nicht öffentlich anklagen und wegen Ehebruchs steinigen lassen, sondern er will sie einfach heimlich verlassen.

Was hätte das bedeutet? Maria hätte das Kind allein aufziehen müssen, ohne die Unterstützung eines Ehemannes und Vaters. Ohnehin sagte man später dem Sohn der Maria nach, er sei unehelich geboren, er sei der Bastard eines römischen Legionärs gewesen, der etwas mit Maria gehabt habe. Hätte Josef Maria wirklich im Stich gelassen, dann wären sie und auch ihr Sohn die ganzen Jahre über solchen und anderen Anfeindungen völlig schutzlos ausgeliefert gewesen. Wie nötig das Kind väterlichen Schutz brauchte, zeigt ja auch die Bedrohung durch den König Herodes, von der Matthäus später berichtet. Gottseidank wird Josef durch eine göttliche Eingebung im Traum eines Besseren belehrt:

20 Als er das noch bedachte, siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem heiligen Geist.

Im Evangelium nach Matthäus ist es also Josef, der die erste Weihnachtsbotschaft empfängt. Ein Engel spricht ihn als Nachkommen des großen Königs David an; er, Josef, soll offenbar ähnlich wichtig für die Geschichte Gottes mit seinem Volk sein wie der große König David. Der Engel nimmt ihn auch in seiner männlichen Furcht ernst, von seiner Frau öffentlich der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden, jedoch zerstreut er diese Furcht. Vom heiligen Geist ist das Kind, das Maria erwartet, Maria ist kein Flittchen, das mutwillig Schmutz und Schande auf sich geladen hätte. Der Engel stellt Marias Würde eindeutig wieder her, auch wenn weiterhin offen bleibt, wer der leibliche Vater des Kindes ist. Selbst wenn irgendjemand der Maria Gewalt angetan und sie rein körperlich ihre Jungfräulichkeit verloren hat, so ist Maria doch in ihrem Wesen unantastbar geblieben. Wir dürfen sie Jungfrau nennen, weil man niemandem mit Gewalt die Unschuld nehmen kann, weil sie sich ihre innere Reinheit bewahrt hat.

An dieser Stelle singen wir das Lied 42, 1-3:

1) Dies ist der Tag, den Gott gemacht, sein werd in aller Welt gedacht; ihn preise, was durch Jesus Christ im Himmel und auf Erden ist.

2) Die Völker haben dein geharrt, bis dass die Zeit erfüllet ward; da sandte Gott von seinem Thron das Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

3) Wenn ich dies Wunder fassen will, so steht mein Geist vor Ehrfurcht still; er betet an und er ermisst, dass Gottes Lieb unendlich ist.

Gottes Liebe ist unendlich, das zeigt sich auch in der unermüdlichen Überzeugungsarbeit, die der Engel im Traum bei Josef leistet. So fährt der Engel fort:

21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.

Der Engel stellt Josef gegenüber nicht nur die Würde Marias wieder her, sondern er bindet ihn von vornherein in seine Verantwortung als Vater mit ein. Seine Rolle ist die des Namengebers. Und mit diesem Namen soll er dem Sohn zugleich vor Augen stellen, was seine Aufgabe sein wird: Jesus, auf hebräisch Jeschua, das heißt so viel wie: Gott rettet, Gott hilft! Das ist eine Aufgabe, auf die ihn Josef zwar nicht durch sein eigenes Vorbild vorbereiten kann, aber er kann versuchen, ihm den Weg zu ebnen, auf dem sich Jesus dann selbst entfalten kann. Und was soll er tun? Das Volk der Menschen, also uns alle, retten von ihren Sünden! Menschen wieder mit Gott in Verbindung bringen, Menschen dazu bringen, dass sie sich nicht mehr für böse halten müssen, dass sie sich als geliebte Kinder Gottes ansehen können, dass sie durch Gottes heiligen Geist zum Guten fähig sind.

Schließlich führt der Engel noch Argumente aus der Bibel an, um Josef vollends zu überzeugen:

22 Das ist aber alles geschehen, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht:

23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.

Eigentümlich, wie manchmal das Neue Testament sich auf das Alte zurückbezieht! Im hebräischen Text des Jesaja war einfach von einer jungen Frau die Rede, die ihr erstes Kind auf ganz natürliche Weise bekommt. Der griechisch schreibende Matthäus liest das hebräische Wort für „junge Frau“ im Sinne des griechischen Begriffes für die unberührte „Jungfrau“, und er unterstreicht damit nochmals die Reinheit der Mutter Jesu – trotz allem.

Und eigentlich war die Prophezeiung des Jesaja damals die Vorhersage einer schlechten Zeit gewesen. Jedoch hier wird die Geburt des Kindes von der Jungfrau umgedeutet: Mit diesem Kind beginnt der Friede in der Welt – ein Friede zwischen Gott und den Menschen, ein Friede, der auch die Menschen untereinander zusammenführt.

Wieder unterbrechen wir die Predigt, und wir singen die Strophen 4 bis 7 aus dem angefangenen Lied 42:

4) Damit der Sünder Gnad erhält, erniedrigst du dich, Herr der Welt, nimmst selbst an unsrer Menschheit teil, erscheinst im Fleisch und wirst uns Heil.

5) Herr, der du Mensch geboren wirst, Immanuel und Friedefürst, auf den die Väter hoffend sahn, dich, Gott, Messias, bet ich an.

6) Du unser Heil und höchstes Gut, vereinest dich mit Fleisch und Blut, wirst unser Freund und Bruder hier, und Gottes Kinder werden wir.

7) Durch eines Sünde fiel die Welt, ein Mittler ist’s, der sie erhält. Was zagt der Mensch, wenn der ihn schützt, der in des Vaters Schoße sitzt?

Im ersten Teil der Predigt hörten wir, vor welchem Problem Josef damals stand – seine Verlobte Maria zu heiraten oder zu verstoßen. Im zweiten Teil hörten wir vom Engel, welche Bedeutung die Entscheidung des Josef für alle Menschen haben sollte. Im dritten Teil erfahren wir nun, wie sich Josef wirklich entschieden hat:

24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.

Josef hört auf seinen Traum; das Wort des Engels ist ihm Befehl; er lässt sich umstimmen und steht nun doch zuMaria als seiner Ehefrau. Zum Schluss berichtet Matthäus noch zwei Einzelheiten:

25 Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.

Erstens: Josef berührt seine Frau nicht bis zur Geburt des Kindes. Später schon, Jesus hat ja dann auch noch Geschwister bekommen. Aber jetzt tritt Josef ihr nicht zu nahe, er nimmt Rücksicht auf sie. Vielleicht brauchte Maria ja auch Zeit, um von sich aus mit einem Mann zusammen sein zu können, das wäre noch ein Hinweis darauf, dass ihr vielleicht zuvor Gewalt angetan worden war.

Die Geburt Jesu selbst wird von Matthäus nur in einem Nebensatz erwähnt: „bis sie einen Sohn gebar“. Und als letztes erzählt Matthäus, dass Josef dem Kind wirklich den Namen Jesus gibt. So wichtig ist diese Aufgabe des Josef, in der seine ganze Erziehungsverantwortung zusammengefasst wird. So sehr wurde Gott in Jesus Mensch, dass der Sohn nicht nur ganz normal von einer menschlichen Mutter geboren, sondern auch ganz normal der Obhut und Verantwortung eines menschlichen Vaters anvertraut wurde.

Nun singen wir die letzten beiden Strophen aus 42:

8) Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt, den Tag der heiligsten Geburt; und Erde, die ihn heute sieht, sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied!

9) Dies ist der Tag, den Gott gemacht, sein werd in aller Welt gedacht; ihn preise, was durch Jesus Christ im Himmel und auf Erden ist.

Das ist das Wunder der Weihnacht, wie es Matthäus erzählt: Gott wird wahrer Mensch in Jesus und findet gute Eltern auf Erden, weil der Mann Josef seinen männlichen Stolz überwindet und die Verantwortung übernimmt für seine Frau und sein Kind. Auch heute geschieht das Wunder der Weihnacht dort, wo falscher Stolz abgebaut wird und wir aufmerksam werden auf das bedürftige Kind in uns und in den Menschen neben uns, die auf Liebe angewiesen sind. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Wir singen das Lied 45, 1-2:

Herbei, o ihr Gläub’gen, fröhlich triumphieret, o kommet, o kommet nach Bethlehem! Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

Du König der Ehren, Herrscher der Heerscharen, verschmähst nicht zu ruhn in Marien Schoß, Gott, wahrer Gott, von Ewigkeit geboren! O lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten, o lasset uns anbeten den König!

Menschlich ging es damals zu in der Familie von Maria und Josef, aber – Gott, sei Dank – nicht allzumenschlich! Du, Gott, hast den Josef durch einen geschickten Engel zur Einsicht und Umkehr bewegt, offen zu werden für etwas Neues, offen zu werden für das Wagnis, diese Maria, dieses Kind als die anzunehmen, die zu ihm gehören, offen zu werden für das Abenteuer, diesem besonderen Kind seinen Weg zu ebnen. Gott, lass du auch uns bereit sein für das Wunder der Weihnacht, für ganz menschliche Einsichten, die uns in unserem Leben weiterführen. Hilf uns, dass wir auf die liebebedürftige Seite in uns achten, die gesehen und beachtet werden will. Hilf uns, dass wir nicht gedankenlos an Menschen vorbeigehen, die vielleicht unsere Hilfe brauchen. Hilf uns, dass wir auch den Mut finden, uns anzuvertrauen, wenn wir selber nicht mehr weiter wissen. Amen.

Gemeinsam beten wir:

Vater unser

Wir singen das Lied 44:

O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: freue, freue dich, o Christenheit!

O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: reue, freue dich, o Christenheit!

Abkündigungen

Gott, der Herr, segne euch, und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch Frieden. Amen.

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