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Die nächste Reise geht in den Himmel

Trauerfeier für eine Frau, die ihren Humor nie verloren hat und alle Höhen und Tiefen ihres Lebens mit einem starken Gottvertrauen ertragen konnte.

Reise in den Himmel: Eine Straße führt an Bergen entlang in die Weite, hinten ist ein schöner Abendhimmel mit einem Vogelschwarm zu sehen
Wie könnte eine Reise in den Himmel aussehen? (Bild: Jan AlexanderPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind auf dem Friedhof versammelt, um von Frau J. Abschied zu nehmen, die im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir beten mit Psalm 23:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Liebe Trauergemeinde!

Ob dieser Satz aus dem Psalm 23 auch für Frau J. zutrifft?

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.

Dabei fallen doch in diesem Leben immer wieder die traurigen Ereignisse ins Auge und all das, was schwer zu ertragen war.

Als sie ein Kleinkind war, starb ihr Vater, und sie selbst drückte ihm die Augen zu; so hat sie es mir erzählt. Schon als Schulkind kam sie auch von der Mutter fort, zu einer Pflegefamilie „in Stellung“, wie sie sagte; sie musste viel arbeiten, und das Essen reichte kaum.

Weitere Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Wie passt zu all dem das Bibelwort aus dem Psalm 23, 6?

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.

Dieses Wort sagt ja nicht, dass es einem immer gut geht. Doch es gibt in jedem Schicksal Trost, es gibt Menschen, die einen nicht verlassen, und es ist ein Gott im Himmel, auf den man vertrauen kann. Das hat Frau J. bis zuletzt erfahren.

Als ihr Mann ins Altenheim ziehen musste und sie selber auch nicht mehr gut für sich sorgen konnte, da hat ein Ehepaar aus der Nachbarschaft liebevoll und tatkräftig ihre Betreuung übernommen. Oft sagte mir Frau J., wie dankbar sie für diese Betreuung war.

Sie war oft schwermütig – und ließ sich aufmuntern. Sie war manchmal, was man nervenkrank nennt – und ging in Behandlung. Sie mochte sich ungerecht behandelt fühlen – und machte ihrem Ärger Luft. Kein Wunder, dass nicht jeder gut mit ihr auskam und sie nicht mit jedem.

Sie erlitt Krankheiten, Operationen, Schmerzen – und behielt ihren manchmal etwas derben Humor. „Man darf den Humor nicht verlieren“, meinte sie. „Wenn man den verliert, geht die Welt unter.“

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein leben lang.

Immer wieder musste man sich wundern, was Frau J. alles wegsteckte. Die Ärztin, die sie zuletzt behandelt hatte und sie noch einmal besuchte, konnte es kaum fassen, dass sie wieder so gut auf die Beine gekommen war. Frau J. kümmerte sich eine Zeit lang sogar noch um eine Mitbewohnerin im Altenheim und schob sie draußen mit dem Rollstuhl spazieren.

Der Umzug ins Altenheim fiel ihr allerdings nicht leicht. Ihre Wohnung aufzugeben, tat ihr weh, zumal noch einiges neu gemacht und angeschafft worden war. Aber bald fand sie sich damit ab. Sie wusste, dass sie nicht mehr lange leben würde, und sie konnte alles auf sich zukommen lassen.

„Wo geht Ihre nächste Reise hin?“ fragte ich sie bei meinem letzten Besuch. Sie hatte ja gern Ausflüge unternommen und Reisen gemacht. Da sagte sie: „In den Himmel“. Da sie vorher gefragt hatte: „Womit habe ich das verdient“ – so schwer krank zu sein, so viel durchmachen zu müssen? – sagte ich nun: „Niemand verdient sein Schicksal, und unverdient kommen wir auch in den Himmel. Jesus hat gesagt, dass unsere Namen im Himmel geschrieben sind (Lukas 10, 20).“ Dem stimmte sie zu.

Ja, es ist wahr:

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Der Glaube war ihr wichtig, allerdings schwer in Worte zu fassen. „Der Glaube – das ist ein Wort, das man gar nicht richtig beschreiben kann,“ sagte Frau J. bei einem meiner letzten Besuche.

Worte für den Glauben finden wir in alten Liedern und Gebeten. Ich habe mit Frau J. einige Tage vor ihrem Tod Liedverse von Paul Gerhardt gebetet. Das will ich nun auch mit Ihnen tun (EG 361):

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

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