Bild: Pixabay

Gelebte Zuversicht

Trauerfeier für eine in Familie und Kirchengemeinde außerordentlich engagierte Frau, die aus ihrem festen Glauben heraus eine fröhliche und getroste Zuversicht ausstrahlte.

Gelebte Zuversicht: Ein Blumenbeet mit vielen bunten Blumen
Die verstorbene Frau P. war sehr an Blumen und Pflanzen interessiert (Bild: Metin İ.Pixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, wir sind hier versammelt, um von Frau P. Abschied zu nehmen, die im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Dies ist eine Trauerfeier; es tut ja weh, einen Menschen loszulassen, der einem so vertraut war, so gegenwärtig in ihrer Familie, in der Nachbarschaft, in der Kirchengemeinde. Wir trauern um so mehr, je mehr wir sie geliebt haben, wir werden sie schmerzlich vermissen mit ihrer Fröhlichkeit und ihrer energischen Tatkraft.

Trotzdem finden Sie auf dem Liedblatt auch Dank- und Loblieder, denn dieser Tag ist nicht nur ein Tag des Trauerns, sondern auch des Dankens. Wir danken und loben Gott dafür, dass Frau P. unter uns gelebt hat und dass ihr „von Mutterleibe an“ so viele erfüllte Jahre geschenkt waren; wir danken auch dafür, dass ihre Wünsche für das Lebensende erfüllt wurden: nämlich vor ihrem Tod nicht pflegebedürftig zu werden und nicht lange leiden zu müssen. Lasst uns darum das Loblied 321 singen:

1. Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

2. Der ewigreiche Gott woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

3. Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreiein’gen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.

Wir beten Psalm 23, Frau P.s Lieblingspsalm:

1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Amen.

Wir blicken zurück auf ein Leben. Ein erfülltes Leben, das getragen war von der Obhut des Guten Hirten im Himmel. Ihren Lebenslauf mit dem, was ihr selber am wichtigsten war, hat Frau P. selber aufgeschrieben. Ich lese ihre Worte vor:

Selbstverfasster Lebenslauf der Verstorbenen

So weit die eigenen Worte von Frau P. Sie schloss ihren Lebenslauf mit den Worten:

Voll Dankbarkeit gegen Gott schaue ich auf mein Leben zurück!

Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und in alle Ewigkeit. Amen.

Angesichts eines Lebens, das sie selbst mit einer solchen Freude zu beschreiben wusste, singen wir das Loblied 317:

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren, meine geliebete Seele, das ist mein Begehren. Kommet zuhauf, Psalter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet, der dich erhält, wie es dir selber gefällt; hast du nicht dieses verspüret?

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

4. Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Liebe Trauergemeinde!

Wenn man als Pfarrer einen Menschen so gut gekannt hat wie Frau P., dann fällt es bei einer Trauerfeier schwer, sich kurz zu fassen. Ich denke, das ist heute auch nicht notwendig, denn wir nehmen uns Zeit, um uns zu erinnern und darauf zu besinnen, was für eine Frau da von uns gegangen ist und aus welcher Quelle heraus sie ein so segensreiches Leben geführt hat.

Frau P. hat ihre Aufgabe als Dreh- und Angelpunkt einer großen Familie mit einem Herzen voller Liebe und tatkräftigen Händen sehr souverän bewältigt. Offenbar ging das Konzept der Mutter auf, dass ihr Wunsch nach Harmonie auf geheimnisvollen Wegen letzten Endes in Erfüllung ging.

Weit reichen die familiären Erinnerungen zurück, zum Beispiel zu den gemeinsamen Wanderungen, bei denen viel gesungen wurde und Sie alle ganz nebenbei viel über die Botanik in Wald und Flur lernen konnten. Als Hobby beschäftigte sie sich ihr Leben lang mit Blumen und Pflanzen, und sie bewies in ihrem Garten, dass sie den sprichwörtlichen „grünen Daumen“ besaß.

Über das, was ihr Sorgen machte, sprach sie auch, aber wohl eher in kleinem, vertrauten Kreis. Immer beherzigte Frau P. die Aufforderung aus Psalm 55, 23:

Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen.

Es klang schon an, liebe Trauergemeinde, dass im Leben von Frau P. das Persönliche und die Kirche, Familie und Gemeinde nicht nahtlos zu trennen war. In ihrer Ehe bewährte sich der Trauspruch aus Galater 6, 2:

Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

Sie engagierte sich in beispielhafter Art und Weise für unsere Kirchengemeinde. Wir werden Frau P. sehr vermissen, war sie doch jede Woche ganz selbstverständlich an vielen Stellen der Gemeinde aktiv, im Gottesdienst und Bibelkreis, im Besuchsdienst und beim Verteilen des Gemeindebriefs. Was mir besonders fehlen wird, das sind die vielen Hinweise, die ich von ihr bekommen habe, wenn jemand krank war oder einen Besuch nötig hatte. Sie war ein guter Geist auch in ihrer Nachbarschaft.

Ich erlebte Frau P. als sehr offen und aufgeschlossen auch für ein Gegenüber, dessen Meinung sie nicht in allen Stücken teilen konnte – wenn es nur grundsätzlich eine gemeinsame Basis im Glauben gab. Und in dieser Glaubensbasis waren wir uns wirklich einig, verstand Frau P. ihren Glauben doch als eine Haltung des Vertrauens, von der ihr ganzes Leben durchdrungen war.

Sehr angesprochen fühlte sie sich von den Gedanken des Paters Anselm Grün, mit dem sie auch brieflich im Kontakt stand, da er den Glauben ganz in ihrem Sinne in einer Form vermittelt, der die Menschen von heute anspricht. Sie selber scheute sich ja auch nicht, jungen Menschen von ihrem Glauben zu erzählen, wie sie es noch vor kurzem in einer Kirchengemeinde getan hat.

Vom Glauben handelte auch ihr Trostspruch, den sie sich aufgeschrieben hatte (Hebräer 11, 1):

Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.

Glaube war für Frau P. in der Tat gelebte Zuversicht. Der Zweifel als Herausforderung an das moderne Denken war für sie kaum ein Thema; ihr Kampf um das Nichtzweifeln spielte sich auf einem anderen, viel wichtigeren Schlachtfeld ab; ihre Zuversicht musste sich bewähren angesichts von Krisen, Krankheiten und tödlichen Bedrohungen in der Familie – und auch darüber hinaus. Sie setzte sich auch mit den Herausforderungen der Gewalt und der Katastrophen der Gegenwart auseinander, sei es dem Terror vom 11. September 2001 oder der Flutkatastrophe in Südostasien. Sie wurde nicht müde, für den Frieden zu beten und zur Liebe aufzurufen.

Ihr tiefstes Herzensanliegen lässt sich vielleicht mit der Liedstrophe zusammenfassen: „Lass die Wurzel unseres Handelns Liebe sein! Senke sie in unsre Herzen tief hinein! Lass doch alles hier auf Erden Liebe werden!“ Auch die Worte eines anderen Liedes, das Frau P. geliebt hat, geben einen Einblick in ihre Glaubenswelt, in das, was ihr Herz bewegt hat, das Lied 488 aus unserem Evangelischen Gesangbuch:

Bleib bei mir, Herr! Der Abend bricht herein

Liebe Trauergemeinde! Wir haben zurückgeblickt auf das Leben von Frau P. Lasst uns nun auch zurückblicken auf ihr Sterben. Sie hat intensiv über das Sterben nachgedacht; zum Beispiel erzählte sie im Bibelkreis, als es um das Thema ging, dass ihr Vater bei seinem frühen Tod die Engel im Himmel singen gehört habe: „Was ist das für eine wunderbare Musik, für einen armen Schulmeister viel zu schön!“ Darum sei sie auch getröstet gewesen, obwohl sie noch sehr jung gewesen sei, und hätte keinen Zorn auf Gott gehabt. Nur eine große Traurigkeit.

In der Woche vor ihrem Tod hatte uns Frau P. im Bibelkreis von einem Buch von Dr. Raymond Moody erzählt, „Leben nach dem Tod“, das sie mit großem Interesse gelesen hatte. Es handelte von Erfahrungen klinisch toter Menschen, die wiederbelebt wurden. Nach der Lektüre dieses Buches meinte Frau P. am Sonntag vor ihrem Tod, wenn das mit dem Übergang vom Leben zum Tod so sei, dann müsse man vor dem Sterben keine Angst haben. Offenbar hat es ihr dieses Buch leichter gemacht, von dieser Welt Abschied zu nehmen.

Erinnerungen an den Abschied der Verstorbenen von ihrer Familie

Dass der Tod nicht das Letzte für einen Christenmenschen ist, das war für Frau P. schon lange selbstverständlich; wenn wir hier Abschied nehmen müssen, dann erwartet uns dort eine viel größere Herrlichkeit.

Schon lange hatte sie sich mit dem Thema „Sterben“ auseinandergesetzt; man sieht es an ihren Lieblingsliedern. Zu denen gehört unter anderem die Arie aus dem „Messias“: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebet und dass er erscheinet am letzten Tage dieser Erde.“

Ihr Glaube an Jesus Christus gab ihr die Zuversicht, dass sie im Tode nicht verloren sein werde. Jesus Christus, davon war sie fest überzeugt, ist die Tür zum ewigen Leben, wie es in dem Konfirmationsspruch ihres Mannes (Johannes 10, 9) heißt:

Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden.

Ein anderes ihrer Lieblingslieder habe ich an ihrem Totenbett gebetet; sie liebte es, wie es in der Matthäuspassion gesungen wird: „Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir.“ Ein seliges Sterben im Vertrauen auf Jesus Christus war ihr geschenkt; darum lasst uns nun auch sie loslassen im Vertrauen auf den Herrn, der sie in der Ewigkeit mit Ehren annimmt und liebevoll in seine Arme schließt. Amen.

Wir singen aus dem Lied 85 die Strophen 9 und 10:

9. Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir, wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür; wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.

10. Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und lass mich sehn dein Bilde in deiner Kreuzesnot. Da will ich nach dir blicken, da will ich glaubensvoll dich fest an mein Herz drücken. Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Barmherziger Gott, ein geliebter Mensch ist gestorben. Ein Mensch, der vielen fehlen wird, in der Familie, unter ihren Freunden, in der Nachbarschaft, in der Gemeinde. Sie ist zu dir in die ewige Ruhe eingegangen. Du hast Frau P. begleitet durch ihr langes Leben, du hast ihr ein Herz voller Liebe und Gottvertrauen und unermüdliche Tatkraft geschenkt. Wir sind gewiss: du nimmst sie gnädig und mit Freuden auf in dein Reich, wo sie sicher fröhlich einstimmen wird in die Lieder der himmlischen Chöre.

Wir sind heute immer noch erschüttert über den plötzlichen Tod von Frau P. Lass uns fühlen, was uns bewegt, wenn wir traurig sind, weil sie uns fehlt, wenn wir sie wehmütig vermissen. Doch lass uns auch die Dankbarkeit nicht vergessen, denn Frau P. hat ein rundherum erfülltes Leben gelebt.

Und lass sie uns ein Vorbild darin sein, dass auch wir unseren Glauben als eine Haltung leben, die unser ganzes Leben prägt, und dass auch unser Glaube eine fröhliche Angelegenheit ist. Amen.

Wir singen ein weiteres Lieblingslied von Frau P., das Lied 397:

2. Es ist ja, Herr, dein G‘schenk und Gab mein Leib und Seel und was ich hab in diesem armen Leben. Damit ich’s brauch zum Lobe dein, zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, wollst mir dein Gnade geben. Behüt mich, Herr, vor falscher Lehr, des Satans Mord und Lügen wehr; in allem Kreuz erhalte mich, auf dass ich‘s trag geduldiglich. Herr Jesu Christ, mein Herr und Gott, mein Herr und Gott, tröst mir mein Herz in Todesnot.

3. Ach Herr, lass dein lieb‘ Engelein an meinem End die Seele mein in Abrahams Schoß tragen. Der Leib in seim Schlafkämmerlein gar sanft ohn alle Qual und Pein ruh bis zum Jüngsten Tage. Alsdann vom Tod erwecke mich, dass meine Augen sehen dich in aller Freud, o Gottes Sohn, mein Heiland und mein Gnadenthron. Herr Jesu Christ, erhöre mich, erhöre mich. Ich will dich preisen ewiglich.

Hinweise zur Veröffentlichung anonymisierter Texte von Trauerfeiern auf dieser Homepage

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.