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Alle Geschöpfe sind von Gott beseelt

Trauerfeier für eine naturverbundene Frau, die Tiere, Blumen und Pflanzen liebte und an die ich mit Worten des Psalms 104 zurückdenke.

Alle Geschöpfe sind von Gott beseelt: Eine Biene bestäubt eine filigrane weiße Blüte
Eine Biene auf einer Blüte – Wunder in Gottes Natur (Bild: cocoparisiennePixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau U., die im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir denken gemeinsam an ihr Leben. Wir begleiten einander am Beginn eines Weges der Trauer. Und wir besinnen uns auf Worte von Gott, die trösten und zum Leben helfen.

Lasst uns beten mit Worten aus Psalm 103:

8 Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.

14 Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.

15 Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde;

16 wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr.

17 Die Gnade aber des HERRN währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind

18 bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun.

Amazing Grace

Liebe Familie U., liebe Gemeinde!

Wie eine Blume blüht ein Mensch eine kurze Zeit, dann ist er wie vom Winde verweht. Wie eine Blume hat Frau U. geblüht auf dieser Erde, sie, die so gern die Blumen gemocht hat, die bei ihr nach Herzenslust wachsen und gedeihen konnten. Die Zeit ihres Blühens auf den Wiesen der Erde ist vorüber, nun hoffen wir, dass sie weiterblüht auf den himmlischen Auen der Ewigkeit.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Frau U. hatte offenbar nicht nur ein großes Herz für ihre Familie, für Nachbarn und Freunde oder überhaupt für die Menschen, sondern sie war auch tierlieb und liebte vor allem Blumen und Pflanzen. Für Eichhörnchen und Vögel sorgte sie ebenso gern, wie sie den Kater ihres Sohnes in Pflege hatte, nachdem ihre eigene Katze nicht mehr lebte. Ihr Hausblumengarten war ihr Ein und Alles. Was sie mit ihrem grünen Daumen anfasste, lachte aus der Erde und gedieh prächtig; und sie versorgte auch gern andere mit den liebevoll aufgepäppelten Ablegern ihrer Pflanzen.

Als ich über das Wesen von Frau U. nachdachte, so wie Sie sie mir geschildert haben, fiel mir der großartige Schöpfungspsalm 104 aus der Bibel ein. So wie in diesem alten Lied des Volkes Israel Gott dafür gelobt wird, dass er uns in einer herrlichen Schöpfung leben lässt, so scheint sich Frau U. eingebunden gefühlt zu haben in die Natur als ein Teil der Schöpfung mit Pflanzen, Tieren und Menschen. Wir beten mit Psalm 104:

1 Lobe den HERRN, meine Seele! HERR, mein Gott, du bist … schön und prächtig geschmückt.

2 Licht ist dein Kleid, das du anhast.

3 Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes,

5 der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.

10 Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,

11 dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche.

12 Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen.

14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

16 Die Bäume des HERRN stehen voll Saft, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.

17 Dort nisten die Vögel, und die Reiher wohnen in den Wipfeln.

24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

Dankbar können wir auch angesichts des Todes Gott loben, dass er uns Leben und Liebe schenkt, um hier auf dieser Erde verantwortlich damit umzugehen, als Teil der guten Schöpfung Gottes. Dankbar sind wir für alles, was Frau U. von ihrem Schöpfer an Segen erfahren hat, und auch für alles, was sie davon an andere Geschöpfe weitergeben konnte. Vor allem denken Sie dankbar an das zurück, was Sie einander an Liebe verdanken.

Ein paar Verse weiter im Psalm 104 wird übrigens klar, dass das Lob Gottes durchaus nicht im Widerspruch zu einem Anlass wie dieser Trauerfeier steht. Denn wer Gott loben kann, nimmt realistisch wahr, dass alles, was lebt, das Leben eben Gott verdankt. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir auf dieser Erde leben dürfen. So spricht der Psalmbeter Gott im Blick auf seine Geschöpfe auch mit diesen Worten an:

29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

Von Tod und Leben handeln diese Verse. Gott beatmet uns mit einem Teil seines eigenen Lebenshauches. Gott lässt ein Stück seiner eigenen Seele in uns wohnen, bis wir unserem letzten Atemzug tun und unser Leben zu Gott zurückkehrt. Bildhafte Sprache ist das, in der Geschichte von Adam ist uns allen einmal erzählt worden, dass wir Menschen nicht allein von Erde genommen, sondern auch von Gott beseelt sind (1. Buch Mose – Genesis 2, 7).

Und wenn wir gestorben sind? Wir sind nicht einfach verloren. Wir bleiben aufgebewahrt im Gedächtnis Gottes. Er kann seinen Odem neu aussenden, wie es im Psalm heißt, er kann uns neu erschaffen, wie er eine neue Erde erschaffen kann, auf der wir die ewige Erfüllung finden. Unvorstellbar ist für uns, was nach dem Tode kommt; wir haben nur Bilder dafür, die nicht ausreichen: Wir sprechen vom Himmel, vom ewigen Leben, von der Auferstehung, vom Land der Lebendigen oder von der Stadt Gottes.

Wer kommt dorthin? Wer wird leben im Lande der Lebendigen, in ewiger Erfüllung? Nach der Bibel derjenige, der im Einklang mit Gott lebt, wer verantwortlich umgeht mit dem Leben, das ihm geschenkt ist, wer die Liebe weiterverschenkt, mit der Gott ihn liebt.

In vollkommener Weise hat das nur Jesus, der Sohn Gottes, geschafft – die Liebe leben, in äußerster Hingabe, bis zum Opfer des eigenen Lebens für uns Sünder. Jesus öffnet uns den Himmel, denn in ihm erscheint Gott selbst auf dieser Erde: der barmherzige Gott, der uns vergibt, der uns besser versteht, als wir uns selber verstehen, der uns mit unendlicher Liebe liebt, der nicht will, dass wir in Sünde und Tod verlorengehen.

Im Vertrauen auf den barmherzigen Gott können wir heute Frau U. getrost loslassen. Er nimmt sie am Ende mit Ehren an und wird sie im Himmel empfangen mit seinen liebevollen Händen. Amen.

Wir beten mit den Worten des Liedes 376:

1. So nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich. Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt: wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz. Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind: es will die Augen schließen und glauben blind.

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht, du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hände und führe mich bis an mein selig Ende und ewiglich!

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