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Von Engeln hinüber in den Himmel getragen

Trauerfeier für eine Frau, die Engel geliebt hat und von der wir uns vorstellen können, dass sie von Engeln hinüber in den Himmel getragen worden ist.

Von Engeln hinüber in den Himmel getragen: Die Statue eines Engels und eines Mädchens, das er begleitet, vor einem bewölkten, aber eher hellen Himmel
Ein Engel als Begleiter durchs Leben oder auch in den Himmel (Bild: Karina CubilloPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauerfamilie, liebe Angehörige und Freunde von Frau W.! Wir halten eine Trauerfeier, um gemeinsam Abschied zu nehmen von ihr, die im Alter von [über 60] Jahren gestorben ist.

Wir stellen uns vor Augen, was für ein Mensch sie gewesen ist. Wir erinnern uns an sie mit Liebe, in Trauer und großer Dankbarkeit.

Sie war ein Mensch, der viel mit Engeln anfangen konnte. Offenbar fühlte sie sich von Engeln umgeben und beschützt. Ich möchte mit Ihnen den Psalm 91 beten, in dem die Engel Gottes genau diesen Auftrag bekommen, zu behüten und zu beschützen:

1 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

2 der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

3 Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest.

4 Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,

5 dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,

6 vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.

9 Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht.

11 Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

12 dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Ein Vertrauenslied haben wir gebetet. Immer und überall, im Leben und im Sterben, sitzen und bleiben wir unter dem Schirm des Höchsten und dem Schatten des Allmächtigen. Wir sind begleitet, behütet und bewahrt von unsichtbaren Mächten, die stärker sind als Stricke und Seuchen, als Pfeile und Pest, als Krankheit und Krieg, als Angst und Leid. Gott selber wird dargestellt wie eine Adlermutter, die ihre Jungen unter ihren Flügeln beschützt.

Und wenn wir nicht mehr so klein sind, dass wir uns auf diese Weise beschützen lassen mögen, dann sendet Gott seine Engel aus, die uns auf allen unseren Wegen begleiten. Ich denke manchmal, wenn die Bibel von Engeln redet, dann erlaubt sie uns Menschen sozusagen ein Stück Distanz von dem großen Gott, der uns mit seiner Allmacht vielleicht erdrücken oder allzusehr gängeln könnte. Gott selbst will ja, dass wir unsere eigenen Wege gehen, darum lässt und gönnt er uns die Freiheit, unsere persönlichen Herausforderungen auf unsere eigene Weise anzugehen und zu bewältigen.

Aber er lässt uns dabei nicht allein. Engel begleiten und behüten uns, erzählen uns in der Stimme unseres Gewissens, wohin wir auf unserem Weg vielleicht lieber nicht gehen sollten, warnen uns vor Gefahren und ermutigen uns, auf guten, aber beschwerlichen Wegen nicht aufzugeben. „Gott hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“

Etwas übertrieben klingt, dass sie uns sogar auf den Händen tragen sollen, so dass unser Fuß nicht an einen Stein stößt. Ich höre das so: Engel bahnen uns Wege, auf ihnen gehen müssen wir allerdings in der Regel selber. Es gibt Zeiten, in denen Engel uns tragen, ohne dass wir es merken; unser Stolz darf das zulassen, denn wir sind verletzbare Menschen, die nicht immer nur stark und grenzenlos belastbar sind.

Hindern wollen uns die Engel daran, dass uns die Steine, die auf unserem Weg liegen, zum Verhängnis werden, sei es, dass wir über sie stolpern und vom guten Weg abkommen, oder sei es, dass wir mit dem Kopf durch die Wand wollen und daran zerbrechen.

Sie merken, ich bin bemüht, das Wirken der Engel so weit wie möglich zu verstehen; ich bin mir aber bewusst, dass es weit mehr unter Gottes Himmel gibt, als unser menschlicher Verstand erfassen kann.

Frau W. war seit langem davon überzeugt, von Engeln begleitet und beschützt zu sein. Zur Dankbarkeit für ihr Leben gehört auch der Dank für dieses Gefühl, sich gehalten und getragen wissen zu dürfen, was auch immer einem widerfährt.

Erinnerungen an das Leben der Verstorbenen

Ihr Tod trat jetzt dramatisch rasch und erschreckend für die Familie ein, aber so zu sterben, entsprach eher ihrem Wunsch, als einem langsamen Sterbeprozess mit der Angewiesenheit auf intensive Pflege entgegensehen zu müssen.

Angst vor dem Tod hatte sie sowieso nicht. Sie war sich sicher: „Es gibt ein Danach!“ Sie rechnete damit, die Familie wiederzusehen.

Da sie sich bereits in diesem Leben von Engeln begleitet wusste, nehme ich an, sie konnte sich auch vorstellen, dass Engel sie in ihrem Tode in den Himmel hinübertragen. Ich sage bewusst „hinüber“- und nicht „hinauf“-tragen, damit wir den unsichtbaren Himmel Gottes nicht mit dem Weltall verwechseln, das sich über uns und um die Erde herum ausbreitet. Der Himmel über uns in seiner für uns unfassbaren Größe kann nur ein unzureichendes Bild sein für die Größe und Herrlichkeit des Himmels, der auf die Menschen wartet, die im Vertrauen auf Gott, auf seine Liebe, auf seine Engel, sterben.

Vom Himmel, von dem, was uns unsichtbar umgibt, können wir nur in Bildern reden. Frau W. hat gern ihre Fühler danach ausgestreckt, was allein mit dem Verstand nicht zu fassen ist. Ihr hätte die kleine Geschichte von dem Engel und dem Regenbogen sicher gut gefallen, die Sie mir bei unserem Gespräch gezeigt haben:

Als der Regenbogen verblasste, kam ein Engel und trug mich mit sanften Schwingen weit über die sieben Weltmeere. Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts. Ich trat hinein. Ich habe euch nicht verlassen, ich bin euch nur ein Stück voraus.

Nach einer langen Wegstrecke, die Sie mit Frau W. zurückgelegt haben, der Sie in Liebe oder Freundschaft verbunden waren, müssen Sie sie loslassen. Das ist traurig. Und zugleich darf ein Lächeln auf Ihren Lippen sein, wenn Sie dankbar an so vieles zurückdenken, was ihr und Ihnen geschenkt war, und wenn Sie sich bewusst machen, dass sie sich in ihrem Tode den Engeln anvertrauen konnte, die sie, davon war sie überzeugt, an einen guten Ort bringen würden, wo Sehnsüchte erfüllt werden und ein Wiedersehen mit geliebten Menschen möglich ist. Dieser Ort ist für unsere Augen unsichtbar, aber mit Augen des Herzens vermögen wir wahrzunehmen, dass wir im Tode nicht in einem kalten, dunklen abgründigen Nichts versinken, sondern in der Liebe des ewigen Gottes aufgehoben bleiben.

Antoine de Saint-Exupéry hat einmal seinen Kleinen Prinzen sagen lassen:

Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne, weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können.

So können wir uns in unserer Trauer trösten lassen auch mit einem Blick in den Himmel über uns, der ein Abbild des unsichtbaren Himmels ist, in den Frau W. uns vorangegangen ist, getragen und begleitet von den Engeln des allmächtigen Gottes, der uns wie eine Adlermutter unter ihren Flügeln Zuflucht gibt.

So können wir es uns vorstellen, so mag sie in der Nacht, als sie gestorben ist, sanft aufgehoben und zum Licht getragen worden sein, um selbst den Schritt in das Licht hinein tun zu können, den wir bereits hier auf der Erde vorbereiten, wenn wir auf das Licht der Liebe, das uns geschenkt ist, damit antworten, dass wir ebenfalls Licht und Liebe ausstrahlen.

Frau W. war ein Mensch, von dem Licht und Liebe ausging. Es ist wahr, was Albert Schweitzer einmal gesagt hat:

Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren.

Sie spüren es über ihren Tod hinaus, und in Gottes Liebe bleibt die Liebe, die wir voneinander empfangen und einander verschenken, in Ewigkeit aufbewahrt, um zur Vollendung gebracht zu werden. So sagt auch der Apostel Paulus einmal (1. Korinther 13, 13):

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Hören wir noch einmal das Psalmwort von den Engeln Gottes (Psalm 91):

11 Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

12 dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Amen.

Du Gott des Lichtes und der Liebe, Herr über alle guten Engelmächte, wir bitten dich für Frau W.: Nimm sie gnädig an im Licht deines Himmels in Ewigkeit. Vollende ihr Leben in deiner Liebe und schenke ihr die Erfüllung ihrer Sehnsucht auf ein Wiedersehen mit geliebten Menschen.

Begleite, die ihr nahestanden, und bewahre uns alle im Vertrauen auf die Liebe, durch die unser Leben gelingen kann. Hab Dank für erfahrene Liebe, für wertvolle Begegnungen und Prägungen. Vergib, was wir einander schuldig geblieben sind. Richte unsern Sinn auf die Erfüllung aus, die unserem Leben gemäß ist, und lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens. Amen.

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