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Überfließende Liebe in der Patchworkfamilie

Trauerfeier für einen jungen Mann, der ganz plötzlich gestorben ist und in seiner Familie und unter seinen Freunden eine Menge an Liebe und viel Traurigkeit hinterlässt.

Überfließende Liebe in einer Patchworkfamilie: Ein Haus, beklebt mit einer Wanddekoration aus Patchworkdecken
Auch eine Patchworkfamilie kann ein Haus der Liebe für Kinder sein (Bild: M WPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Gemeinde, mit einer Minute der Stille haben wir die Trauerfeier für Herrn Z. eröffnet, der im Alter von [über 30] Jahren gestorben ist.

Wir können das noch nicht fassen. Wir wollen es nicht wahr haben. Er fehlt so vielen Menschen.

Wir denken an sein Leben und beten für seine Seele. Ganz am Anfang der Trauer um ihn sind wir noch. Viele Schritte auf einem schweren Weg liegen vor uns. Gut ist es, wenn wir dabei nicht allein bleiben, so wie am heutigen Tag viele gemeinsam von ihm Abschied nehmen.

Mit Worten aus dem Buch des Predigers Salomo stimmen wir uns ein auf die Erinnerung an ein kurzes, doch erfülltes Leben (Prediger 3, 1-14):

1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:

2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;

3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;

4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;

5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, aufhören zu herzen hat seine Zeit;

6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;

7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;

8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.

9 Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.

10 Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.

11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.

12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.

13 Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.

14 Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man [Ehrfurcht vor ihm haben] soll.

Liebe Gemeinde,

alles hat seine Zeit, sagt die Bibel. Was Gott dem Menschen schenkt, so der Prediger Salomo, das gibt er ihm in Form von Tagen und Jahren seines Lebens: Tage des Lachens und Tage des Weinens, Tage jeder Art des Pflanzens und Wachsens und Aufbauens und auch Tage, an denen etwas aufhört und verloren geht. Alles hat seine Zeit, und in dieser Zeit ist sogar etwas von Gottes Ewigkeit mit drin, versteckt in unserem eigenen Herzen; aber wie schwer fällt es dem Menschen, zu ergründen, was Gott tut, was er mit uns vor hat in unserem Leben.

Wie kostbar unsere Lebenszeit ist, das spüren wir besonders, wenn ein Leben so plötzlich und unerwartet zu Ende geht wie jetzt bei Herrn Z. in der letzten Woche. Gut ist es, dass wir mit Dankbarkeit auf sein Leben zurückblicken können.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Nach seinem Personalausweis war Herr Z. zwar „ledig“. Aber ledig von Verantwortung für Menschen, mit denen er in familiärer Gemeinschaft lebte, war er keineswegs. Er übernahm väterliche Sorge und Verantwortung für seine Kinder, war für sie alle ein liebevoller Vater. Selbst wo eine Partnerschaft auseinander ging, wurde eine neue Basis gefunden, um gemeinsam für die Kinder in dieser Patchworkfamilie da sein zu können.

Patchworkfamilie, über dieses Wort haben wir gemeinsam nachgedacht und einen guten Sinn darin gefunden. Das Geheimnis eines gut gearbeiten Flickenteppichs ist ja, dass die Nähte halten; in diesem Sinne hielt Herr Z. eine wunderbare Verbindung zu allen in der Familie aufrecht, er pflegte die Nähte, von ihm wusste man, was in anderen Teilen der Familie los war, welche Sorgen man sich machte und was es zu feiern gab.

Über die Familie hinaus war er ein Mensch, der schnell Freunde fand und überall Zuversicht verbreitete, indem er Probleme auf eine lockere Art und Weise anging.

Alles in allem hat Herr Z. ein intensives, gehaltvolles Leben geführt. Ob ein Leben erfüllt ist, das hängt nicht an der Zahl der Jahre, sondern an der Art, wie man es lebt. Sein Leben war ein volles Leben, voll von überfließender Liebe. Er hat das Leben nie als Last empfunden, er wollte gerecht sein, niemanden zu kurz kommen lassen.

Als wir darüber sprachen, fiel mir etwas ein, was Jesus einmal zu den Leuten gesagt hat (Lukas 6, 36-38):

36 Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

37 Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.

38 Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.

An das volle, gedrückte, gerüttelte und überfließende Maß musste ich denken, als wir über das intensiv geführte Leben von Herrn Z. gesprochen haben. Jesus spricht in bildlicher Rede von der Liebe, die jeder von uns geschenkt bekommt, als wenn es eine Schüssel voll von gutem Essen wäre, wo man rütteln und pressen muss, damit es rein passt und dann doch noch überläuft. Herr Z. hat offenbar gewusst, mit wie viel Liebe er beschenkt war, und er hat davon so viel weitergegeben, wie er nur konnte.

Dazu passt auch der Bibeltext, den er damals als Konfirmationsspruch bekommen hat (1. Korinther 16, 14):

Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!

Ein besseres Wort könnte man nicht finden, um all die vielen Erinnerungen an Herrn Z. zusammenzufassen, die ich in dieser Ansprache nur andeuten konnte. Was er an Liebe gekriegt oder gegeben hat, was ihn mit seiner Familie und seinen Freunden verbunden hat und wo man füreinander da sein konnte, all das ist es wert, um sich in Dankbarkeit daran zu erinnern.

Es gab sicher auch Belastendes, offene Pläne, Dinge, die nicht zu Ende geführt werden konnten, Gespräche, zu denen es nicht mehr kam. Kein Leben ist frei von Enttäuschungen und Unvollkommenheiten. Aber gerade, wenn wir all unsere Dinge in Liebe geschehen lassen, können wir auch mit den Belastungen gelassen umgehen. So wie wir Gott danken können für seinen Segen, so können wir unsere Lasten und Sorgen bei ihm abladen, wie der Apostel Petrus einmal schreibt (1. Petrus 5, 7):

Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

Die Trauer um Herrn Z. ist mit Sicherheit eine schwere Last, die sich nicht schnell und ein für alle Mal abladen lässt. Bis jetzt ist es ja noch nicht einmal möglich gewesen, vollständig zu realisieren, was eigentlich geschehen ist. Um die Trauer zu tragen, die jede und jeder auf unterschiedliche Weise fühlt, braucht es auch unterschiedliche Wege. Zeit ist nötig, es braucht viele Schultern, viele offene Ohren, viele Menschen, die weiter füreinander da sind, gemeinsam weiter leben, die ihre Arbeit machen und ihre Probleme miteinander lösen und natürlich auch wieder Spaß miteinander haben. Und immer wieder braucht es auch den Raum und die Zeit für eine Erinnerung an Herrn Z., die erzählt werden und eine Träne, die geweint werden will.

Wir wissen nicht, wie es im Himmel aussieht; im Vertrauen auf Gott dürfen wir aber zuversichtlich darauf bauen, dass Menschen, die in diesem Leben Liebe empfangen und verschenken, in Ewigkeit nicht verloren gehen, sondern im für uns unvorstellbaren Himmel aufbewahrt und geborgen bleiben. In dem Bibelwort, das ich am Anfang dieser Feier gelesen habe, hieß es ja, dass Gott die Ewigkeit ins Herz der Menschen gelegt hat; ich denke, das tut er, indem er uns eben Liebe ins Herz legt, von der wir schon so viel gesprochen haben. Gott ist unsichtbar und zuweilen unbegreiflich, und doch bleibt er der Gott der Liebe. Ihm, den wir auch den Vater im Himmel nennen, vertrauen wir Herrn Z. in seinem Tode an. Amen.

Vater im Himmel, wir alle stehen in deiner Hand. Nichts und niemand ist stärker als deine Macht der Liebe, nicht das Böse in der Welt, nicht unsere eigene Sünde und nicht der Tod. Tröste uns, lass unser Herz nicht vor dem Tod erschrecken und schenke uns neu das Vertrauen zu dir.

Wir vertrauen dir Herrn Z. in seinem Tod an und bitten dich: Nimm ihn in Gnaden auf in deinem Himmel, in deiner Liebe, in deinem Frieden. In dieser Zuversicht dürfen wir ihn getrost loslassen.

Dankbar sind wir für Begegnungen und prägende Erfahrungen, für Liebe und alles Gute, das uns mit seinem Leben geschenkt war. Um Vergebung bitten wir für alles, was wir einander schuldig geblieben sind.

Uns, die wir zurückbleiben, schenke die Kraft, um zu bewältigen, was uns belastet. Begleite uns auf dem Weg der tausend Schritte der Trauer, der vor uns liegt, und hilf uns, im Vertrauen auf dich unser eigenes Leben zu meistern. Hilf uns klarzukommen mit den Gedanken an den Tod und schenke uns die Einsicht, wie kostbar unser Leben ist: Denn wir alle sind von dir geschaffen, um Liebe zu empfangen und zu geben. Amen.

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