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Danke – für alles!

Auch wir machen uns manchmal Sorgen um unser Essen. Z. B. wenn in der Zeitung etwas von Gift in der Nahrung steht. Was können wir tun? Vor lauter Sorgen und Angst das Danken vergessen? Nein! Als es den Menschen früher noch schlechter ging, da haben sie gerade Gott gedankt, für jeden Bissen Brot, den sie essen konnten.

Danke in verschiedenen Sprachen
Danke in verschiedenen Sprachen (Bild: TumisuPixabay)

direkt-predigtFamiliengottesdienst zum Erntedankfest am Sonntag, 5. Oktober 1986, um 9.30 Uhr in Heuchelheim, um 10.30 Uhr in Reichelsheim und um 13.00 Uhr in Dorn-Assenheim

Ich begrüße Sie alle und euch alle herzlich im Gottesdienst am Erntedankfest! Erwachsene und Kinder feiern heute den ganzen Gottesdienst zusammen, das nennen wir „Familiengottesdienst“. Ich freue mich, dass wir hier zusammen sind und Gott danken wollen für das, was er uns gibt. Hier in der Kirche machen wir uns klar: Es ist nicht selbstverständlich, dass wir satt werden, dass wir es gut haben, dass wir arbeiten oder zur Schule gehen können. Auch für das, was wir selber tun können, und für das, was wir ernten, danken wir Gott.

Lied EG 476, 1-4 (EG 508):

1. Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.

R. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

2. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behände in unser Feld und Brot: Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.

3. Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer. Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm, das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm.

4. Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf; er lässt die Winde wehen und tut den Himmel auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot.

Wir feiern diesen Gottesdienst nicht in unserem eigenen Namen. Nicht aus Stolz über das, was wir geschafft haben. Sondern wir feiern Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Alle blicken voll Hoffnung auf dich, Gott, und jedem gibst du Nahrung zur rechten Zeit. Du öffnest deine Hand, und alles, was lebt, wird satt. (Psalm 145, 15-16 – GNB)

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, unser guter Vater im Himmel! Zum Danken sind wir hier zusammengekommen. Aber wir müssen dir sagen, zuerst einmal, dass es uns oft schwerfällt, zu danken. Warum?

Manchmal sind wir einfach gedankenlos. Wir denken gar nicht daran, was wir alles von dir geschenkt bekommen haben.

Manchmal sind wir zu stolz. Wir denken, dass du uns gar nichts zu schenken brauchst. Wir kommen allein zurecht, wenn wir hart arbeiten.

Manchmal machen wir uns schwere Gedanken. Wir denken an die Kinder in Afrika, die nicht satt zu essen haben; wir denken an die Strahlenwolke von Tschernobyl, die uns Angst gemacht hat; wir denken an die Bauern in unserem Land, die sich Sorgen machen, wie es weitergehen soll mit der Landwirtschaft. Und dann vergessen wir vor lauter Sorgen das Danken.

Gott, wir bringen heute vor dich auch alles, was uns bedrückt, unsere Enttäuschungen und unsere Traurigkeit. Aber im Vordergrund soll heute das Danken stehen. Lass nicht zu, dass wir gedankenlos oder allzu stolz auf uns selbst sind oder dass wir uns in unsere Sorgen eingraben. Hilf uns, nicht zu vergessen, was du uns Gutes getan hast. Dann werden wir auch die schwierigen Dinge leichter tragen und bewältigen können. Darum bitten wir dich, Vater, im Himmel, durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören eine Geschichte, die Jesus erzählt hat, über einen Mann, der nicht dankbar war (Lukas 12, 16-21):

16 Ein reicher Gutsbesitzer hatte eine besonders gute Ernte gehabt.

17 „Was soll ich nur tun?“ überlegte er. „Ich weiß nicht, wo ich das alles unterbringen soll!“

Statt zu danken, jammerte er darüber, dass so viel auf seinen Feldern gewachsen war.

18 „Ich hab‛s!“ sagte er. „Ich reiße meine Scheunen ab und baue größere! Dann kann ich das ganze Getreide und alle meine Vorräte dort unterbringen.“

Nun ja, das war ja noch eine ganz gute Idee, dann würde wenigstens nichts von der Ernte verderben. Aber dann sagte der Mann ganz stolz zu sich selbst:

19 „Gut gemacht! Jetzt bist du auf viele Jahre versorgt und kannst dir Ruhe gönnen! Iss und trink nach Herzenslust und genieße das Leben!“

Er dachte gar nicht an Gott. Er dachte nicht an die Menschen, die weniger hatten als er. Er dachte nicht daran, dankbar zu sein.

20 Aber Gott sagte zu ihm: „Du Narr, noch in dieser Nacht musst du sterben! Wem gehört dann dein Besitz?“

Ja, dieser Mann meinte zwar, reich zu sein, aber in den Augen Gottes war er ein ganz armer Mann. Zum Schluss seiner Geschichte meinte Jesus:

21 So geht es allen, die nur für sich selbst Reichtümer sammeln, aber in den Augen Gottes nicht reich sind.

Er konnte nicht danken, er konnte nicht abgeben, er konnte nicht lieben.

Es geht auch anders. Die Kinder im Kindergottesdienst haben in den letzten Wochen eine Geschichte gehört, in der ein anderer reicher Mann vorkam (Ruth 2, 1-23). Der war auch Bauer. Und er hatte eine gute Ernte. Aber der dachte nicht nur an sich. Er dachte auch an die Armen, die auf seinem Feld die übrig gebliebenen Ähren aufsammelten. Er sagte sogar zu seinen Knechten: Lasst ruhig etwas mehr für die Armen übrig, damit sie nicht hungern. Wisst ihr, wie der Bauer hieß? Boas! Und welcher armen Frau, die aus dem Ausland kam, half er besonders? Der Ruth!

Wer versteht, was die Bibel sagt, darf sich freuen und glücklich sein! Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Wenn wir danken können und es auch wollen, dann singen wir auch gerne Lieder für Gott. Vorhin haben wir ein altes Erntedanklied gesungen; jetzt singen wir ein neueres Danke-Lied, das wir schon gut kennen:

Lied EG 334, 1-3: Danke

Nach den ersten drei Strophen singen wir noch eine zusätzliche Strophe, die besonders zum Erntedankfest passt:

Danke für diese gute Ernte, danke für unser täglich Brot,
danke, dass wir hier alle haben keine große Not!

„Danke für diese gute Ernte! Danke für unser täglich Brot! Danke, dass wir hier alle haben keine große Not!“ So haben wir gesungen, liebe Gemeinde, liebe Kinder! Dafür danken wir Gott: für die Ernte, für das Brot, für Bewahrung vor großer Not. Jetzt will ich mit Ihnen und euch allen noch ein wenig über diese Liedstrophe nachdenken.

„Danke für diese gute Ernte!“ heißt die erste Zeile. Wenn wir auf den Altar sehen, dann freuen wir uns über die Früchte, das Gemüse, das Brot. Was seht ihr noch? – Wer hat das alles gemacht? – Viele Menschen haben dafür gearbeitet, dass das alles gewachsen ist, geerntet worden ist, dass das Korn gemahlen, das Brot gebacken worden ist. Und damit alles schön aussieht am heutigen Feiertag, ist eine Erntekrone geflochten worden und alles schön angeordnet worden. Und das sind alles nur Beispiele für all das Gute, was Menschen jedes Jahr durch ihre Arbeit zustandebringen. Trotzdem machen wir kein Erntedankfest für uns selber, sondern wir danken Gott. Denn ohne ihn könnten wir gar nicht arbeiten. Ohne die Naturgesetze, die Gott geschaffen hat, würde auf unserer Erde nichts wachsen.

Früher haben die Menschen auch gewusst, dass nicht automatisch immer genug zu essen da war. Zu trockenes oder zu nasses Wetter, Hagel oder Ungeziefer konnten die Ernte zerstören. Dann gab es eine Hungersnot. Und wenn es dann auch nur ein bisschen zu essen gab, war man Gott besonders dankbar dafür. Heute haben wir uns daran gewöhnt, dass wir immer genug und sogar zu viel zu essen haben. Aber so lange ist es noch gar nicht her, dass auch in unserem Land gehungert wurde. Lasst Euch mal von Euren Eltern oder Großeltern vom Krieg und von der Zeit danach erzählen! Und in Afrika, in Asien, in Südamerika, da gibt es auch heute noch viele Menschen, die nicht mehr als eine Handvoll Reis für den ganzen Tag haben, oder noch nicht einmal das. Diese Menschen dürfen wir heute nicht vergessen, sonst ist unser Dank nicht echt. Deshalb sammeln wir nachher auch, bevor wir nach Hause gehen, für die Hungernden in der Welt, für die Aktion „Brot für die Welt“.

Wir haben eine gute Ernte gehabt. Und wenn die Ernte mal schlecht ausfällt, brauchen wir doch nicht zu hungern, denn wir haben genug Geld, um uns woanders etwas zu essen zu kaufen. Trotzdem haben auch wir manchmal Sorgen um unser Essen. In der Zeitung steht immer wieder etwas von Gift in der Nahrung. Radioaktive Stoffe sind in den Boden und auch in Nahrungsmittel gelangt. Irgendwann einmal können Menschen davon krank werden.

Was können wir nun tun? Vor lauter Sorgen und Angst das Danken vergessen? Nein! Als es den Menschen früher noch schlechter ging, da haben sie gerade Gott gedankt, für jeden schönen Tag, der ihnen geschenkt war, für jeden Bissen Brot, den sie essen konnten. Gerade wenn wir wissen: es ist nicht selbstverständlich, dass wir zu essen haben, dass wir leben und gesund sind! dann haben wir besonders viel Grund zum Danken!

Was ist aber, wenn einer so schwere Gedanken mit sich herumschleppt, dass er meint, nicht danken zu können? Wir haben nicht alle das Gleiche erlebt, es sind nicht alle froh, manche sind sogar recht verzweifelt. Vielleicht bräuchte einer ein Gespräch, ein liebes Wort – viel nötiger noch als ein Stück Brot – und ein anderer hat keine Zeit dafür gefunden. Ich glaube, danken können wir nicht gut allein, weil dann ein Ausgleich fehlt. Danken ist eine Sache der Gemeinschaft. Der eine hat viel bekommen, der kann abgeben; ein anderer ist hungrig nach Brot, nach Trost, nach Liebe, der kann dann Hilfe bekommen. Wenn alle nur an sich denken, wenn sie etwas haben, oder nur jammern und klagen, wenn ihnen etwas fehlt, dann bleiben wir allein, dann bleiben wir arm. Denn uns fehlt Liebe und Gemeinschaft. Dankbarkeit führt uns aber zusammen, macht uns offen füreinander. Wer dankbar sein kann, der ist sogar für manche Traurigkeit dankbar, weil er in der Traurigkeit Trost und Liebe erfahren hat.

Lied EG 334, 4-6: Danke für manche Traurigkeiten

Noch ein paar Gedanken und dann noch eine Geschichte zu dem Satz: Danke für unser täglich Brot!

Das tägliche Brot kommt ja auch im Vater unser vor. Da bitten wir „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Was ist denn mit dem täglichen Brot gemeint? So ein Brot, das ist für uns ein Sinnbild für alles andere, was wir brauchen… Nahrung und Wärme, Freundschaft und Liebe, Gesundheit und Arbeit usw. In China müsste man vielleicht sagen: Unseren täglichen Reis gib uns heute, weil dort der Reis das wichtigste Nahrungsmittel ist.

Wenn das tägliche Brot also alles ist, was wir brauchen und was nicht selbstverständlich ist, dann gehört eine ganze Menge dazu. Dann kann auch der Kindertreff dazu gehören und der Kindergottesdienst, den wir feiern dürfen – selbstverständlich ist das nicht, denn ohne Helfer und Helferinnen, die mitarbeiten, gäbe es das alles nicht. Und ohne dass Gott immer wieder seinen Segen und seine Kraft dazu gäbe, könnte das das alles auf die Dauer auch nicht gelingen.

Im Reichelsheimer Kindergottesdienst haben sich einige von euch einmal aufgeschrieben, wofür sie danken können. Da kam eine Menge zusammen.

Gott, ich danke dir für die Sonne, den Mond, für die Regenwolke und den Fluss, für das Boot und die Brücke, für das Haus und die Anziehsachen, und für das Großwerden.

So hat einer sein Gebet in Bildern aufgemalt.

Ein anderer hat geschrieben, unter anderem:

Gott, ich danke dir für die Welt, für das Wasser und das Brot, für den Frieden und jedes gute Wort, für Tiere, für Wohnungen und unseren Garten, für die Wärme, für die Liebe, dass ich sehen, hören und riechen kann, für Arbeit und Spiel, für meine Eltern, für tolle Sportarten, für meine Sprache, für die Verständigung, für den Arzt, für die Kirche, für Freunde, für Bücher, für das Taschengeld und dafür, dass ich schlau bin.

Und noch jemand anders hat Gott dafür gedankt:

… dass wir nicht Hunger leiden müssen und einfach dafür, dass Gott da ist, für den Regenbogen, für Tag und Nacht, für das Gedächtnis und für das Lachen, für die Zeit und für die Freunde.

Es wurde auch gedankt

… für den Glauben und für die Umwelt, für alle guten Arbeiten, für den Geburtstag und für Hitzefrei, für Gesundheit und dass wir meistens lange leben.

So viel ist den Kindern dazu eingefallen, dass sie eine halbe Stunde lang geschrieben oder gemalt haben, deshalb kann ich jetzt auch gar nicht alles aufzählen.

Alles das gehört zum täglichen Brot – dieses Brot hier kann ein Sinnbild sein für all das andere, was wir auch nötig brauchen. An einem Brot kann man nur noch etwas anderes gut lernen. Man kann nämlich ein Brot nicht nur zum Sattessen gebrauchen. Davon will ich euch jetzt noch eine Geschichte erzählen (nach einem Text von Heinrich Mertens):

In einem Bäckerladen in Paris verkauft ein alter Bäcker gutes Brot. Er backt es schon lange nicht mehr, sondern sein Sohn; der ist ein guter Bäcker. Aber nicht nur deshalb kaufen die Leute gern sein Brot, sondern weil sie gern zum alten Bäcker gehen. Der ist nämlich ein spaßiger Kerl. Manche sagen, er hat einen Tick. Aber nur manche: die meisten sagen: er ist menschenfreundlich.

Der alte Bäcker weiß, dass man Brot nicht nur zum Sattessen brauchen kann; und gerade das gefällt den Leuten. Manche erfahren das erst hier, z. B. der Busfahrer Gerard, der einmal zufällig in den Brotladen kam. „Sie sehen bedrückt aus“, sagte der alte Bäcker zum Omnibusfahrer. „Ich habe Angst um meine kleine Tochter“, antwortete der Busfahrer Gerard. „Sie ist gestern aus dem Fenster gefallen, vom zweiten Stock.“ „Wie alt?“ fragte der alte Bäcker. „Vier Jahre“, antwortet Gerard. Da nahm nun der alte Bäcker ein Stück vom Brot, das auf dem Ladentisch lag, brach zwei Bissen ab und gab das eine Stück dem Busfahrer Gerard, „ich will an Sie und Ihre kleine Tochter denken.“ Der Busfahrer hatte so etwas noch nie erlebt, aber er verstand sofort, was der alte Bäcker meinte, als er ihm das Brot in die Hand gab. Und sie aßen beide ihr Brotstück und schwiegen und dachten an das Kind im Krankenhaus. Zuerst war der Busfahrer mit dem alten Bäcker allein. Dann kam eine Frau herein. Sie hatte auf dem Markt zwei Tüten Milch geholt und wollte nun eben noch Brot kaufen. Bevor sie ihren Wunsch sagen konnte, gab ihr der alte Bäcker ein kleines Stück Weißbrot in die Hand und sagte: „Kommen Sie, essen Sie mit uns: Die Tochter, dieses Herrn liegt schwer verletzt im Krankenhaus – sie, ist aus dem Fenster gestürzt. Vier Jahre ist das Kind. Der Vater soll wissen, dass wir ihn nicht allein lassen.“ Und die Frau nahm das Brot und aß mit den beiden.

So war das oft in dem Brotladen. Aber es passierte auch anderes, über das sich die Leute noch mehr wunderten. Da gab es z. B. einmal die Geschichte mit Gaston: An einem frühen Morgen wurde die Ladentür aufgerissen und ein großer Kerl stürzte herein. Er lief vor jemandem fort, das sah man gleich. Und da kam ihm der offene Bäckerladen gerade recht. Er schlug die Tür hinter sich zu und schob von innen den Riegel vor. „Was tun Sie denn da?“ fragte der alte Bäcker. „Die Kunden wollen zu mir herein, um Brot zu kaufen. Machen Sie die Tür sofort wieder auf!“ Der junge Mann war ganz außer Atem. Und da erschien vor dem Laden auch schon ein Mann wie ein Schwergewichtsboxer, in der Hand eine Eisenstange. Als er im Laden den jungen Mann sah, wollte er auch hinein. Aber die Tür war verriegelt. „Er will mich erschlagen“, keuchte der junge Mann. „Wer?“ fragte der Bäcker. „Der?“ „Mein Vater!“ schrie der Junge, und er zitterte am ganzen Leibe. „Er will mich erschlagen. Er ist jähzornig. Er ist auf neunzig!“ „Das lass mich nur machen“, antwortete der alte Bäcker, ging zur Tür, schob den Riegel zurück und rief dem schweren Mann zu: „Guten Morgen, Gaston! Am frühen Morgen regst du dich schon so auf? Das ist ungesund. So kannst du nicht lange leben. Komm herein, Gaston. Aber benimm dich. Lass den Jungen in Ruh! In meinem Laden wird kein Mensch umgebracht.“

Der Mann mit der Eisenstange trat ein. Seinen Sohn schaute er gar nicht an. Und er war viel zu erregt, um dem Bäcker antworten zu können. Er wischte sich mit der Hand über die feuchte Stirn und schloss die Augen. Da hörte er den Bäcker sagen: „Komm, Gaston, iss ein Stück Brot, das beruhigt. Und iss es zusammen mit deinem Sohn; das versöhnt. Ich will auch ein Stück Brot essen, um euch bei der Versöhnung zu helfen.“ Dabei gab er jedem ein Stück Weißbrot. Und Gaston nahm das Brot, auch sein Sohn nahm das Brot. Und als sie davon aßen, sahen sie einander an, und der alte Bäcker lächelte beiden zu. Als sie das Brot gegessen hatten, sagte Gaston: „Komm, Junge, wir müssen an die Arbeit.“

So war das in dem Bäckerladen; und so kann es auch bei uns sein! So verschieden wir alle sind, wir können doch gemeinsam vom Brot essen und gemeinsam Gott danken. Denn ein Brot kann man – teilen. Wir haben auch ein Weißbrot hier bei uns, wie dort im Bäckerladen; wir geben es durch die Reihen, und jeder bricht ein Stück Brot ab für den, der ihm den Korb gegeben hat. Das ist ein Zeichen für unsere Gemeinschaft, und wir brauchen gar kein Wort mehr dazu sagen. Ob wir Kinder sind oder Konfirmanden oder Erwachsene, jung oder alt, evangelisch oder katholisch, mit Sorgen beladen oder fröhlich – all das spielt keine Rolle, wir können das Brot gemeinsam teilen, und damit teilen wir unsere Freude und unsere Sorgen, wir gehören alle zusammen. Das erinnert auch ein wenig an die Art, wie Jesus mit den Menschen gegessen hat. In seinem Namen sind wir ja auch hier zusammen, und er will mitten unter uns sein.

Lied EG 420: Brich mit den Hungrigen dein Brot

Lieber Gott, wir haben gedankt für das, was du uns geschenkt hast, für Nahrung und Liebe, für Brot und Gemeinschaft. Wir bitten dich, wenn wir noch hungrig sind nach irgendetwas, nach Wärme und Nähe, nach Trost und Rat, gib uns den Mut, uns jemandem anzuvertrauen, der uns etwas geben kann. Und wir bitten dich, wenn jemand auf uns zukommt, der Hilfe nötig braucht, dass wir die Kraft bekommen, etwa Gutes und Richtiges zu tun. Wir bitten dich für unsere Landwirte um den langen Atem, um Durchhaltevermögen und um neue Hoffnung, damit sie zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Wir bitten dich: überwinde unsere Angst, uns den großen Problemen unserer Zeit zu stellen und uns zu fragen, wie wir dabei mithelfen können, den Hunger in der Welt und die Zerstörung unserer Umwelt zu beenden. Hilf uns, dankbar zu leben und unsere Verantwortung zu erkennen, damit unsere Kinder es gut bei uns haben, heute und auch in kommenden Jahrzehnten. Und wenn unsere Lebenszeit abgelaufen ist, bleibe bei uns mit deiner Liebe und trage uns durch den Tod hindurch in dein Reich, in dem keine Not und keine Tränen mehr da sein werden. Heute beten wir insbesondere für Herrn …, den wir in der vergangenen Woche kirchlich bestattet haben. Wir bitten auch für die Angehörigen des Verstorbenen; begleite sie mit deinem Trost, der du gesagt hast: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen! Und ich lasse mein Leben für Schafe.“

Was wir jetzt außerdem auf dem Herzen haben, bringen wir in der Stille vor dich, o Herr.

Gebetsstille und Vater unser
Lied EKG 227, 1-8 (320):

1. Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.

2. Den Leib, die Seel, das Leben hat er allein uns geben; dieselben zu bewahren, tut er nie etwas sparen.

3. Nahrung gibt er dem Leibe; die Seele muss auch bleiben, wiewohl tödliche Wunden sind kommen von der Sünden.

4. Ein Arzt ist uns gegeben, der selber ist das Leben; Christus, für uns gestorben, der hat das Heil erworben.

5. Sein Wort, sein Tauf, sein Nachtmahl dient wider alles Unheil; der Heilig Geist im Glauben lehrt uns darauf vertrauen.

6. Durch ihn ist uns vergeben die Sünd, geschenkt das Leben. Im Himmel solln wir haben, o Gott, wie große Gaben!

7. Wir bitten deine Güte, wollst uns hinfort behüten, uns Große mit den Kleinen; du kannst’s nicht böse meinen.

8. Erhalt uns in der Wahrheit, gib ewigliche Freiheit, zu preisen deinen Namen durch Jesus Christus. Amen.

Abkündigungen: Heute in zwei Wochen, am Sonntag, 19.10., findet um 14.00 Uhr in der Horlofftalhalle Echzell ein Kirchenvorsteher- und Gemeindetreffen unter dem Thema: „Auch Männer dürfen glauben“ statt – für Männer und Frauen, die was ins Rollen bringen wollen, heißt es in der Einladung. Und in drei Wochen ist ein Wochenendseminar „Der KV als Träger des Gemeindeaufbaus“ in Schönberg.

Segen

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