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„Der ist nicht stark, der in der Not nicht fest ist“

Trauerfeier für eine Frau, die viel Leid, aber auch viel Bewahrung erfahren hat, die mit innerer Stärke alle Schicksalsschläge bewältigen konnte.

Der ist nicht stark, der in der Not nicht fest ist: eine Kette mit starken Gliedern
Eine Kette mit starken Gliedern (Bild: Bruno GlätschPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Frau V., die im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir denken gemeinsam an ihr Leben, wir begleiten einander auf dem Weg des Abschieds, und wir besinnen uns angesichts des Todes auf Worte Gottes, die trösten und zum Leben helfen.

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 31:

2 HERR, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit!

3 Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest!

10 HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst! Mein Auge ist trübe geworden vor Gram, matt meine Seele und mein Leib.

11 Denn mein Leben ist hingeschwunden in Kummer und meine Jahre in Seufzen.

13 Ich bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß.

18 HERR, lass mich nicht zuschanden werden; denn ich rufe dich an.

5 Du bist meine Stärke.

6 In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.

Liebe Trauergemeinde, wir blicken zurück auf das Leben einer Frau, der viel geschenkt, aber auch viel genommen wurde.

Erinnerungen an gute Fügungen und viel Leid im Leben der Verstorbenen

Das hat ihr alles schwer zugesetzt, doch sie konnte es bewältigen. In den Jahren voller Trauer und Tränen erwies sie sich als eine starke Persönlichkeit, die sich selber letzten Endes doch nicht aufgab und weiterhin für die ihr anvertrauten Menschen da war.

Die Bibel sagt im Buch der Sprüche 24, 10:

Der ist nicht stark, der in der Not nicht fest ist.

Diese Stärke und Festigkeit ist in Frau V. gewachsen, schon in den Kriegs- und Flüchtlingsjahren, sicher in der Zeit der Sorge für eine große Kinderschar und ihren kriegsinvaliden Mann, und erst recht in ihrer Trauer um so viele Menschen, die ihr nahestanden, sogar einen ihrer kleinen Enkel.

Kraft und Stärke brauchte Frau V. auch, als sie selber krank wurde. Vielfältige Beschwerden machten ihr zu schaffen. Aber sie blieb im Stadtteil wohnen, wo ihr Menschen, Wege und Geschäfte vertraut waren und sie sich nicht vollkommen auf Hilfe angewiesen fühlen musste.

Sie war ja ein Mensch, der lieber gegeben hat, als von anderen zu nehmen, lieber für andere da war, als sich selbst etwas zu gönnen, der niemals anderen zur Last fallen wollte.

Als sie spürte, dass sie doch mehr auf Pflege angewiesen sein würde, scheint sie viel von ihrem Lebenswillen eingebüßt zu haben.

Der Tod hat sie nun sehr plötzlich ereilt – auf gnädige Art und Weise, so wie sie es sich gewünscht hat, ohne sich quälen zu müssen. Ihr Herz hat einfach zu schlagen aufgehört. So hat ihr Leiden ein Ende, so ist ihr Lebenskampf vorüber; zum Schluss konnte sie nicht mehr kämpfen, musste sie nicht mehr stark sein, ist sie mit einem friedlichen Gesichtsausdruck gestorben; sie konnte das Leben loslassen.

Woher hat Frau V. ihre Kraft genommen? Sie sprach nicht darüber, sie klagte auch nicht vor anderen über ihr Schicksal. Wer ihr sehr nahe stand, weiß allerdings etwas von ihren schweren Träumen.

Es gab also auch für sie die harte innere Auseinandersetzung mit dem Schicksal, die Klage über das, was sie ertragen musste, wenn sie diese Klage auch nicht nach außen trug. Und es hat in all den Jahren eine Quelle für ihre innere Kraft gegeben, die ihr half, trotz allem ihr Leben zu meistern und für die da zu sein, für die sie sich verantwortlich wusste.

Die Bibel sagt, dass es Gott ist, der uns Menschen Kraft und Stärke gibt, gerade wenn wir schwach und am Ende sind, zum Beispiel im Buch des Propheten Jesaja 40:

28 Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden.

30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;

31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Diesem Gott dürfen auch wir uns anvertrauen, wenn wir traurig und verletzt sind, wenn wir nicht weiterwissen, wenn wir Trost suchen und eine vertraute Stimme ist nicht mehr da.

Diesem Gott vertrauen wir auch Frau V. an, denn in seiner unendlichen Liebe bleiben wir auch im Tod aufgehoben und geborgen. Amen.

Wir beten mit Worten des Liedes EG 369:

1. Wer nur den lieben Gott läßt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.

5. Denk nicht in deiner Drangsalshitze, dass du von Gott verlassen seist und dass ihm der im Schoße sitze, der sich mit stetem Glücke speist. Die Folgezeit verändert viel und setzet jeglichem sein Ziel.

7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Barmherziger Gott, wir beten für Frau V., die nach ihrem Leben voller Höhen und Tiefen zurückkehrt in die Geborgenheit deiner Liebe. Hilf uns loszulassen und unsere Trauer zu bewältigen.

Wir sind dankbar für die Liebe, die wir empfangen und geben durften. Wir bitten um Vergebung für alles, was wir einander schuldig geblieben sind und nicht mehr ändern können.

Unsere Sorge, unsere Trauer, alles, was uns belastet, werfen wir auf dich, damit wir aufatmen und getrost unser Leben führen – nur dir gegenüber verantwortlich, getragen von deiner Liebe.

Mach uns bewusst, daß du uns begleitest auf unseren Wegen, dass du dem Gespräch unseres Herzens immer zuhörst, wie ein zurückhaltender und liebevoller Freund. Und schenke uns Menschen, denen wir uns anvertrauen können, wenn wir uns einmal aussprechen möchten. Amen.

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