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Jakob bewährt sich als Gottesstreiter Israel

Jakob muss seine Angst und seinen Stolz überwinden, um Gott direkt gegenüberzutreten und einzugestehen: Ich brauche deinen Segen und nur du kannst ihn mir geben, freiwillig, weil du mich liebst. Jakob überwindet mutig seine Angst und seinen Stolz, er kämpft endlich offen, lässt nicht locker. Und da wird er beim Namen gerufen, er bekommt sogar einen neuen Namen: Israel, Gottesstreiter!

Weltkarte in Israel als Blume mit drei großen Blüten: Europa, Asien, Afrika - und Jerusalem als Mittelpunkt
Israel war von der Landkarte verschwunden und sieht sich doch als Mittelpunkt der Welt (Bild: Aleks MegenPixabay)

#predigtGottesdienst am 6. Sonntag nach Trinitatis, 22. Juli 2001, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie herzlich mit dem Wort zur Woche aus dem Buch Jesaja 43, 1:

Nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Dieser Vers gibt auch den roten Faden für diesen Gottesdienst an. Gott ruft uns beim Namen, spricht uns an auf das, was wir wirklich brauchen – Erlösung, Freiheit, Leben. Zugleich spürt Gott unsere Furcht und ruft uns zu: Fürchte dich nicht! Fürchte dich nicht vor der Erlösung, vor dem neuen Leben, vor der Liebe.

Lied 502, 1-3:

1) Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit! Lob ihn mit Schalle, werteste Christenheit! Er lässt dich freundlich zu sich laden; freue dich, Israel, seiner Gnaden, freue dich, Israel, seiner Gnaden!

2) Der Herr regieret über die ganze Welt; was sich nur rühret, alles zu Fuß ihm fällt; viel tausend Engel um ihn schweben, Psalter und Harfe ihm Ehre geben, Psalter und Harfe ihm Ehre geben.

3) Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein, zur grünen Weiden stellet euch willig ein; da lässt er uns sein Wort verkünden, machet uns ledig von allen Sünden, machet uns ledig von allen Sünden.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Ist es Ihnen aufgefallen, eben in dem ersten Lied? Ein christliches Loblied, in dem Juden und Heiden angeredet werden! Freue dich, Israel, seiner Gnaden! Wohlauf, ihr Heiden, lasset das Trauern sein!

Gott, du bist der Schöpfer und der Herr aller Menschen. Doch im kleinsten und verachtetsten aller Völker hast du angefangen, dich der Welt zu offenbaren – in dem Volk Israel.

Gott, du bist und bleibst der Herr deines Volkes Israel. Doch in dem Juden Jesus bist du auch der Erlöser aller anderen Völker der Welt geworden. Die Heiden, das sind wir – bedürftig nach Erlösung, täglich angewiesen auf deine Barmherzigkeit.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Warum heißt Israel eigentlich Israel? Diesen Namen trägt ursprünglich ein Stammvater des Volkes Israel, der Enkel Abrahams, der Sohn Isaaks, der von Geburt an Jakob hieß. Und warum wählt Gott diesen Jakob aus? Warum sollen seine Nachkommen sein auserwähltes Volk sein?

Auserwählt wird Jakob nicht wegen seiner Frömmigkeit, nicht wegen seiner Moral. Auserwählt wird er trotz seiner Listen, trotz seiner Lügen, trotz des Betrugs am blinden Vater Isaak, am erstgeborenen Zwillingsbruder Esau. Auserwählt wird das Muttersöhnchen der Rebekka, die ihren eigenen Mann mit Hilfe Jakobs hintergeht. Auserwählt werden Menschen, die Umkehr und Barmherzigkeit brauchen. Gott, auch wir sind angewiesen auf Vergebung:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Auserwählt wird Jakob, aber nicht um auf dem Siegertreppchen zu stehen, nicht um ein bequemes Leben zu führen. Für viele Jahre muss er fliehen vor seinem Bruder Esau, viele Jahre lang hart arbeiten für seinen Onkel Laban, zu dem er flieht. Doch er wird auch gesegnet – gesegnet mit vielen Kindern – gesegnet mit der Verheißung: Gott will die ganze Menschheit segnen – und von deinen Nachkommen soll dieser Segen ausgehen.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, auch in uns Christen steckt ein Jakob, der mitten in der Welt lebt und seinen Anteil am Glück der Welt sucht. Und auch der andere Jakob steckt in uns, der nach deinem Segen fragt, der sich nicht zufrieden geben will mit dem, was die Welt gibt. Lass uns deinen Segen erfahren durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören die Geschichte, wie Jakob um den Segen Gottes ringt. Sie steht im 1. Buch Mose – Genesis 32. In der Nacht, bevor Jakob seinem Bruder Esau nach vielen Jahren wieder begegnet, überquert er mit seiner Familie den Fluss Jabbok und bleibt dann allein zurück.

25 Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.

26 Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.

27 Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.

28 Er sprach: Wie heißest du? Er antwortete: Jakob.

29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.

30 Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißest du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst.

31 Und Jakob nannte die Stätte Pnuël; denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.

32 Und als er an Pnuël vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis
Lied 379: Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Zur Predigt hören wir aus dem Buch Jesaja 43, 1-7:

1 Nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.

3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt,

4 weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe. Ich gebe Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben.

5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln,

6 ich will sagen zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde,

7 alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.

Liebe Gemeinde!

Als wir im Bibelkreis über diesen Text sprachen, haben wir uns gefragt: Ist das überhaupt ein Text für Christen? Da wird Jakob angesprochen und Israel – Gott spricht dem Volk der Juden Trost zu, das von den Weltmächten überfallen und ausgeplündert und in alle Himmelsrichtungen zerstreut worden ist.

Doch ein Teil dieses Textes ist auch Christen sehr vertraut, als Tauf- oder Konfirmationsspruch:

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!

Vielleicht verstehen wir diesen Vers noch besser, wenn wir uns klarmachen, wer da ursprünglich angeredet wurde.

1 Nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel.

Ein Volk wird da angeredet, das immer klein war und sich doch nie hat unterkriegen lassen. Bis heute ziehen die Juden sowohl Respekt und Bewunderung als auch Hass und Verachtung auf sich. Sie treiben keine Mission und haben trotzdem Jahrtausende überdauert. Israel ist nach dem Urteil der eigenen Propheten moralisch nicht besser und nicht schlechter als andere Völker und bleibt doch das ursprünglich auserwählte Volk Gottes.

Der Prophet Jesaja spricht zu einem Volk, das von der babylonischen Weltmacht buchstäblich aufgelöst und von der Landkarte ausradiert worden ist. Zwei Verse vor dem tröstlichen „Fürchte dich nicht!“ erfahren wir, dass Israel guten Grund zu Furcht und Verzweiflung hatte (Jesaja 42, 24):

Wer hat Jakob der Plünderung preisgegeben und Israel den Räubern? Hat es nicht der HERR getan, an dem wir gesündigt haben?

So bekommt das Trostwort einen anderen Klang, als wenn wir es naiv betrachten würden. Es ist kein Schönwetterspruch – keine Angst, es wird schon nichts passieren! Doch, es kann etwas passieren, es ist sogar schon Schreckliches passiert, und zum Teil ist das Volk sogar selbst daran schuld gewesen.

Und trotzdem gilt nun erst recht, dass Israel das Volk Gottes bleibt (Jesaja 43, 3):

Ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.

Da macht ein Volk Erfahrungen mit einem Gott, der es nicht im Stich lässt, ganz gleich, was passiert. Es gerät ins Unglück, ob mit oder ohne eigene Schuld, und es bleibt nicht allein. Ein kleines Volk mit einem großen Gott beharrt auch nach der nationalen Katastrophe auf dem eigenen Glauben und hält daran fest: Unser Gott ist nicht nur ein Stammesgott, sondern der Herr der ganzen Welt, der sich uns als Eigentum auserwählt hat – und durch uns sollen auch die anderen Völker Rettung erfahren.

Wir Christen sagen: Die Juden hatten recht. Der jüdische Gott ist der Herr der ganzen Welt. Jesus hat uns Zugang zu diesem Gott verschafft, er hat die Grenzen zwischen Juden und Heiden niedergerissen. Mit Christus in der Taufe verbunden, gehören auch wir zum auserwählten Gottesvolk dazu und dürfen die Trostworte an Israel auch auf uns beziehen.

Wir können diesen Trost als Gemeinde hören, als Volk, aber auch als einzelne Menschen. Auch die Israeliten werden es doppelt gehört haben: Jakob und Israel standen einerseits als Namen für das ganze Volk, aber auch die einzelnen Menschen, als Teil dieses Volkes, konnten sich angesprochen fühlen. So können auch wir uns wiederfinden in Jakob, in Israel.

Gottes Vergebung brauchen wir dann, wenn wir in der verzweifelten Suche nach Anerkennung falsche Wege gegangen sind – wie Jakob, der mit Hilfe seiner ehrgeizigen Mutter den blinden Vater überlistet.

Gottes Zuspruch brauchen wir, wenn wir ins Unglück geraten sind, mit oder ohne eigene Schuld, wie Jakob, dem sein Betrug kein Glück bringt, der zum betrogenen Betrüger wird, als sein Onkel Laban es ihm heimzahlt, ihn sieben Jahre für die falsche Braut arbeiten lässt.

Gottes Trost brauchen wir, wenn wir am Rande der Verzweiflung sind, wenn wir nach Erlösung schreien, wenn wir uns zerrissen fühlen – wie Jakob, der erst Jahrzehnte später genug Mut findet, um die Angst vor der Rache seines Bruders zu überwinden. Da endlich stellt er sich seinem Bruder, bittet um Verzeihung und bekommt sie auch.

Gottes Segen brauchen wir als ein Geschenk von oben, das man sich nicht verdienen oder gar erschleichen kann. Jakob hatte sich zwar das Erbe seines Vaters Isaak und seines Großvaters Abraham durch einen üblen Trick gesichert. Trotzdem hat Jakob nichts davon – bis zu der Nacht, als er dem inneren Ringen mit Gott nicht mehr ausweicht. Es ist wie mit dem Kind, das sich überwinden muss, das berühmte Zauberwort „Bitte“ auszusprechen, um etwas zu bekommen. Jakob muss nicht nur seine Angst, sondern auch seinen Stolz überwinden, um Gott direkt gegenüberzutreten und einzugestehen: Ich brauche deinen Segen und nur du kannst ihn mir geben, freiwillig, weil du mich liebst. Jakob überwindet mutig seine Angst und seinen Stolz, er kämpft endlich offen, er lässt nicht locker. Und da wird er beim Namen gerufen, er bekommt sogar einen neuen Namen: Israel, Gottesstreiter (Jesaja 43):

1 Israel…, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein!

Auch wir Christen dürfen Gottesstreiter sein, dürfen mit Gott streiten, ihn mit Wünschen und Klagen belästigen. Er hält das aus, und er wird uns Antwort geben.

Wir erfahren seine Antwort, wenn Vertrauen in uns wächst, wenn wir Mut gewinnen, wenn wir getröstet sind, wenn Gelassenheit in uns einkehrt und schließlich auch wenn wir herausgefordert sind, nicht nur an uns selber zu denken.

Ist das wahr? Wer mit Gott geht, bleibt selbst in Naturkatastrophen vor allem Bösen bewahrt?

2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen, und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.

Der Prophet glaubt an die Wahrheit dieses Wortes, obwohl er Jerusalem in Schutt und Asche hat versinken sehen. Es kann Bewahrung geben, selbst wenn Rettung vor dem Tod nicht möglich ist. Es kann eine Hoffnung auf Erlösung geben, die über den Tod hinaus zu hoffen wagt. Gewiss ist eins: Dass Gott unsere Seele unversehrt bewahrt in allem, was uns widerfährt. Dass uns das Böse nicht anstecken muss und wir selber hartherzig und rachsüchtig werden.

Wir gehen durch Wasser, wenn uns die Tränen kommen. Wenn Menschen uns enttäuscht haben und wir weinen möchten vor Zorn, vor Trauer, vor Angst. Wenn einem das Liebste genommen wurde und man versinkt in Fluten der Traurigkeit. Wenn Bosheit zugeschlagen hat und man den Boden unter den Füßen verliert. Gut, wenn dann einer bei uns ist, der uns im Wasser nicht ertrinken lässt. Schreckliche Dinge geschehen, auch in unserer Nähe, und Gott verspricht nicht, dass es das nicht mehr geben wird. Vielen Menschen steht das Wasser bis zum Hals, gehen unter in einem Meer von Angst. Und Gott verspricht: „Ich will bei dir sein.“ Du bist nicht allein. Ich bin bei dir mit meiner Kraft.

Das gilt nicht nur fürs Wasser, sondern auch fürs Feuer. Ich denke an Menschen, die in einer Hölle leben, deren Seele ein Kriegsschauplatz ist, die gequält sind von Demütigungen, von Vorwürfen, von Schuldgefühlen, von dem Gefühl: du darfst eigentlich nicht auf der Welt sein! Wer in sich ein solches Feuer brennen spürt, dem spricht Gott Mut zu: Dieses Feuer verbrennt dich nicht, diese Flammen können dich nicht einmal versengen. Alle Schuld ist dir vergeben – niemand darf dich demütigen!

Denn Gott sagt – auch zu uns: „Ich bin und bleibe dein Gott. Ich bin dein Heiland, der dich heil macht. Ich bin der Heilige Israels.“ So steht Gott zu den Israels in allen Völkern, die mit Gott streiten, mit ihm rechnen, ihn mit Bitten und Klagen bestürmen.

Was besonders tröstlich ist: Gott kümmert sich gerade um die, die es besonders nötig haben. Er steht nicht auf der Seite der Großen und Gewaltigen. Er erwählt ein kleines Volk, das auf Hilfe angewiesen ist. Israel war schon einmal aus der Hand von Sklaventreibern gerettet worden, das starke, jahrtausendealte Pharaonenreich der Ägypter war nicht stark genug, um das kleine Volk Israel auf seinem Weg in die Freiheit aufzuhalten. Jetzt ist Israel wieder in die Gewalt eines mächtigen Weltreiches gefallen, diesmal sind es die Babylonier. Und der Prophet hört die Zusage Gottes: Ich würde dem babylonischen Eroberer Kyros sogar Ägypten, Kusch und Saba als Lösegeld geben, um dich freizukaufen. Das war ganz Afrika, soweit es damals bekannt war. So wertvoll, so kostbar ist Gott dieses kleine Volk Israel, das er lieb gewonnen hat.

Eine vernünftige Begründung gibt es nicht dafür, warum Gott ausgerechnet das Volk Israel auserwählt:

Weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe…

– da regiert nicht die Vernunft, sondern ein herzliches Gefühl. Auserwählt sein heißt nichts anderes als: von Gott geliebt sein. Mit Jesus geht diese Geschichte weiter. Ihn, den Verachteten und Gekreuzigten, erwählt Gott, um selbst zur Welt zu kommen – um Sünder und Verlorene zu retten.

Es war Jesus, der gezeigt hat, dass von der Auserwählung durch Gott niemand ausgeschlossen ist. Sie gilt für alle Menschen ohne jede Vorbedingung. Gott wartet geduldig auf jeden Menschen, bis er ja sagt zu seiner Liebe. Auf die Auserwählung kann sich also niemand etwas einbilden, weder Israel noch wir Christen – wir können uns einfach darüber freuen, von Gott geliebt zu sein.

Und wir können hoffen, so wie die Juden über Jahrtausende hinweg niemals zu hoffen aufgehört haben. Diese Zusage Gottes ist ja offenbar wahr geworden:

5 Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln,

6 ich will sagen zum Norden: Gib her! und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde,

7 alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und geformt und gemacht habe.

Diese Hoffnung Israels auf einen eigenen neuen Staat hat sich erfüllt – und wir dürfen heute noch mehr hoffen: dass es in und um Israel endlich Frieden geben wird. Dass es auch den anderen Völkern gelingt, zu erkennen, was ihnen zum Frieden dient. Dass alle Menschen, die von ihrer Religion überzeugt sind, auf friedliche Weise für ihren Gott streiten und es nicht nötig haben, anderen Menschen ihren Glauben aufzuzwingen. Wir Christen jedenfalls, sollten, begleitet vom Gott Israels, dem Vater Jesu Christi, alle Angst der Welt überwinden können, denn Gott ruft uns zu:

5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir!

Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 369 die Strophen 1 bis 3 und 7:

1) Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.

2) Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach? Wir machen unser Kreuz und Leid nur größer durch die Traurigkeit.

3) Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unsers Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt; Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

7) Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Abkündigungen

Gott, du hast uns geschaffen, du rufst uns ins Leben. Du machst uns zu deinen Kindern und rufst uns bei unserem Namen, wenn wir getauft werden. Du hast uns zu dem gemacht, was wir heute sind. Du weißt, was wir brauchen.

Bedürftig nach Erlösung, nach Trost, nach Wegweisung, nach Vergebung, suchen wir bei dir Ruhe für unsere Seele und ein Ziel für unsere Wege. Wenn wir verzweifelt nach dem Sinn in unserem Leben suchen, lass uns erkennen, dass du uns längst erlöst hast. Nimm von uns die Scheu, ganz unbefangen zu dir zu reden, wie es Jesus uns vorgemacht hat. Wir dürfen dich loben und mit dir streiten, wir dürfen vor dir klagen und uns bei dir bedanken, wir dürfen Wünsche vor dir ausbreiten und uns auch von dir herausfordern lassen.

Sei bei uns, dass wir Mut gewinnen und Angst überwinden. Hilf uns, falschen Stolz abzulegen und Hilfe anzunehmen. Lass uns die Leere in uns aushalten, die in Durststrecken unseres Lebens unvermeidlich ist, wenn wir das Gelobte Land des neuen Lebens nur auf dem Weg durch die Wüste erreichen können. Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben.

Stille und Vater unser
Lied 612: Fürchte dich nicht, gefangen in deiner Angst

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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