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„Errettet aus der Tiefe des Todes“

Trauerfeier für einen Mann, der oft nur knapp dem Tode entronnen war und dennoch ein hohes Alter erreichte. Er nutzte die ihm geschenkte Lebenszeit für ein vielfältiges Engagement in Familie und Beruf, Politik und Vereinsleben.

"Errettet aus der Tiefe desTodes": Das Gesicht eines Kindes voll Tränen und Verzweiflung neben einem Fadenkreuz, dahinter bewaffnete Männer inmitten von Flammen des Krieges
Kriegstraumata und Errettungen vor dem Tod prägten das Leben des Verstorbenen (Bild: Alexas_FotosPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Herrn C., der im Alter von [über 80] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns an sein Leben, wir begleiten einander auf dem Weg der Trauer, und wir besinnen uns auf den Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode zurückkehrt.

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 86:

1 HERR, neige deine Ohren und erhöre mich; denn ich bin [am Boden zerstört].

2 Bewahre meine Seele, denn ich bin dein. Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich.

3 Herr, sei mir gnädig; denn ich rufe täglich zu dir.

4 Erfreue die Seele deines Knechts; denn nach dir, Herr, verlangt mich.

5 Denn du, Herr, bist gut und gnädig, von großer Güte allen, die dich anrufen.

6 Vernimm, HERR, mein Gebet und merke auf die Stimme meines Flehens!

7 In der Not rufe ich dich an; du wollest mich erhören!

8 Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern, und niemand kann tun, was du tust.

9 Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren,

10 dass du so groß bist und Wunder tust und du allein Gott bist.

11 Weise mir, HERR, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte.

12 Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich.

13 Denn deine Güte ist groß gegen mich, du hast mich errettet aus der Tiefe des Todes.

15 Du…, Gott, bist barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue.

16 Wende dich zu mir und sei mir gnädig; stärke deinen Knecht mit deiner Kraft und hilf dem Sohn deiner Magd!

17 Tu ein Zeichen an mir, dass du‘s gut mit mir meinst, dass es sehen, die mich hassen, und sich schämen, weil du mir beistehst, HERR, und mich tröstest.

Wir singen aus dem Lied 369 die Strophen 1, 3 und 7:

1. Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit, den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit. Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.

3. Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt, wie unsers Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt; Gott, der uns sich hat auserwählt, der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Liebe Trauerfamilie, liebe Gemeinde!

Deine Güte ist groß gegen mich, du hast mich errettet aus der Tiefe des Todes.

Dieses Wort aus dem Psalm 86, 13 haben wir gehört; ich stelle es an den Anfang meiner Traueransprache für Herrn C., weil ich von ihm her sein Leben beleuchten möchte. Gottes Güte soll im Mittelpunkt dieser Gedenkfeier stehen, die Bewahrung durch Gott sowohl im irdischen Leben als auch zum ewigen Leben.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Schon als Kind hätte er an den Folgen eines Unfalls sterben können. Zeitlebens litt Herr C. unter den traumatischen Erinnerungen an die Widerfahrnisse in Krieg und Gefangenschaft. Nur um Haaresbreite entkam er dem Tode, als er an Typhus erkrankte. Noch einmal geriet er in tödliche Gefahr, als eine vernarbte Wunde aus der Kindheit urplötzlich aufbrach. Aber jedes Mal blieb er am Leben.

Allen gesundheitlichen Einschränkungen zum Trotz behielt Herr C. immer den Kopf oben. Auch über Familie und Beruf hinaus ging er vielfältigen Interessen nach; parteipolitisch, gewerkschaftlich und in Vereinen war er in verantwortungsvollen Positionen vielfältig engagiert. Mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande wurde er sowohl für sein berufliches als auch sein soziales Engagement geehrt. Es ist kaum zu glauben, dass er außerdem auch noch Freizeit hatte, die er zum Beispiel für Urlaubsreisen quer durch Europa nutzte.

Hat sich das Wort aus Psalm 86, 13 nicht im Leben von Herrn C. wunderbar erfüllt?

Deine Güte ist groß gegen mich, du hast mich errettet aus der Tiefe des Todes.

Immer wieder wurde Herrn C. neue Lebenszeit geschenkt, viele Jahrzehnte lang.

Und nun bedenken wir dieses Wort noch einmal neu und anders, nachdem Herr C. nun doch sterben musste. So wie es Bewahrungen vor dem Tod mitten im irdischen Leben gibt, so gibt es Rettung aus der Tiefe des Todes auch für den, der den irdischen Tod gestorben ist.

Von Jesus Christus sagen wir im Glaubensbekenntnis, dass er hinabgestiegen ist in das Reich des Todes. Hier auf dem mittleren Fensterbild in der Friedhofskapelle sehen wir eine Darstellung dieses Abstiegs Christi zu den Toten. Der Künstler stellt sich vor, dass Christus zwischen seinem eigenen Tod am Kreuz und seiner Auferstehung am Dritten Tage die Tiefe des Todes aufgesucht und den Toten seine Hand entgegengestreckt hat, um sie heraufzuholen ans Licht des ewigen Lebens. Christus leidet unser Leiden mit; Christus stirbt unseren Tod mit; und ebenso zieht er uns mit sich nach oben in der Auferstehung von den Toten. So gehen wir im Abgrund des Todes nicht verloren.

In dieser Gewissheit, dass Gottes Güte in jedem Fall stärker ist als der Tod, können wir den Verstorbenen getrost loslassen. Er versinkt nicht auf ewig im Abgrund des Todes. Sein Tod ist ein Übergang zu einem Leben in Gottes Liebe. Im Vertrauen auf die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus sagen wir zuversichtlich (Psalm 73, 24): „Du … nimmst mich am Ende mit Ehren an!“ Es ist der gnädige Gott, der uns mit offenen und liebevollen Armen auffängt, wenn wir sterben und die Tiefe des Todes erfahren. Wir können nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand. Amen.

Großer Gott, wir danken dir für das Leben von Herrn C., besonders für alles Glück und alle Bewahrung, die du ihn und seine Familie hast erfahren lassen. Wir danken dir für deine Güte, die schon darin liegt, dass du uns unser kostbares Leben geschenkt hast, und die wir erst recht in der Liebe erfahren, die wir empfangen und geben.

Wir sind traurig, dass Herr C. gestorben ist. Aber lass uns in unserer Trauer nicht verzweifeln. Tröste uns in der Gewissheit, dass du stärker bist als der Tod und dass du uns aus der Tiefe des Todes rettest, so dass wir ewig in deiner Liebe leben. Steh allen bei, die den Verstorbenen vermissen. Gib ihnen die Kraft zu trauern und die Kraft, wieder froh zu werden. Amen.

Wir singen das Lied 618:

1. Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl, das macht die Seele still und friedevoll. Ist’s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh, dass ängstlich schlägt das Herz, sei‘s spät, sei‘s früh.

2. Du weißt den Weg ja doch, du weißt die Zeit, dein Plan ist fertig schon und liegt bereit. Ich preise dich für deiner Liebe Macht, ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.

3. Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht, und du gebietest ihm, kommst nie zu spät. Drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug, du weißt den Weg für mich, das ist genug.

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