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Jesus war kein Zombie

Die Ostergeschichten reden in Bildern von etwas, wofür unser Verstand keine Begriffe hat. Das Bild von der Auferstehung des Fleisches wendet sich gegen die Abwertung unseres Körpers, als sei er nur sündig, hässlich, schlecht. Was wir als ganze Menschen sind, bewahrt Gott in seinem ewigen Gedächtnis auf, dass es nicht verlorengeht.

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In Horrorfilmen faszinieren Zombies. Jesus war alles anderer als ein solches Wesen (Bild: Enrique MeseguerPixabay)

direkt-predigtAbendmahlsgottesdienst am Ostersonntag, 23. April 2000, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen und Gottesdienst am Ostermontag, 24. April 2000, um 10.00 Uhr in Großen-Buseck (Texte, die nur dort gelesen wurden, erscheinen in blauer Schrift)

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße Sie herzlich im Gottesdienst am Ostersonntag mit dem Bibelvers zur Osterwoche aus der Offenbarung 1, 18. Christus spricht:

„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“

Wie Paulus sich die Auferstehung der Toten vorstellt, davon handelt die heutige Osterpredigt. Von einer geheimnisvollen Verwandlung spricht Paulus, und diese Verwandlung tritt an gegen andere Worte mit „V“: gegen Vergänglichkeit, Verweslichkeit, Vergeblichkeit.

Wir singen das Lied 103:

1) Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

2) Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

3) Der Engel sprach: „Nun fürcht‘ euch nicht; denn ich weiß wohl, was euch gebricht. Ihr sucht Jesus, den find’t ihr nicht.“ Halleluja, Halleluja, Halleluja.

4) „Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not; kommt, seht, wo er gelegen hat.“ Halleluja, Halleluja, Halleluja.

5) Nun bitten wir dich, Jesu Christ, weil du vom Tod erstanden bist, verleihe, was uns selig ist. Halleluja, Halleluja, Halleluja.

6) O mache unser Herz bereit, damit von Sünden wir befreit dir mögen singen allezeit: Halleluja, Halleluja, Halleluja.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Zum ersten Mal bin ich heute bei Ihnen in Großen-Buseck in der Kirche. Ich bin Pfarrer Schütz aus der Paulusgemeinde in Gießen, wo Pfarrer Heger ein Jahr lang meinen Kollegen im Erziehungsurlaub vertritt. Ich war in meinen ersten zehn Dienstjahren in einem Landpfarramt in der Wetterau und habe während weiterer zehn Dienstjahre im Klinikpfarramt in Alzey oft Gottesdienstvertretungen in rheinhessischen Dörfern übernommen. Daher freue ich mich besonders, mit Ihnen diesen Ostergottesdienst zu feiern!

Lasst uns beten mit Worten aus Psalm 118, alten Worten vom Messias der Juden, die nach unserem christlichen Glauben in Jesus Christus an Ostern ihre Erfüllung gefunden haben:

22 Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.

23 Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.

24 Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Ostern ist ein wunderbares Geschehen, wie ein Osterei, das in seiner bunt bemalten Schale ein noch schöneres Geheimnis enthält. Ostern ist eine wunderbare Herausforderung für unseren Verstand, wie schwer er sich auch tut mit den Geheimnissen des Herzens. Steht unser Verstand dem Vertrauen zu dir im Wege? Enthalten die Ostereier unseres Glaubens kein Geheimnis mehr? Will sich Osterfreude bei uns nicht einstellen? Dann rufen wir zu Dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Ostern hängt nicht von unserem Glauben ab. Christus ist auferstanden, das ist Fakt, daran können wir nichts ändern. Darum ist unser Glaube keine fromme Leistung. Wir dürfen einfach Ja sagen zum Leben.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, hilf uns, Ostern zu verstehen – nicht allein mit dem Verstand, der an seine Grenzen gelangt, und nicht allein mit der Kraft unseres eigenen Herzens, das oft verzagt ist und sich leicht unterkriegen lässt. Rühre du selbst mit österlichen Bildern unser Herz an, wälze du mit deiner Kraft die Steine fort, die unserem Vertrauen im Wege stehen. Zeige uns den Weg zum Leben. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung zum Ostersonntag aus dem Evangelium nach Markus 16, 1-8:

1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.

2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.

3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.

5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.

6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.

7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen das Lied 106:

1) Erschienen ist der herrlich Tag, dran niemand g’nug sich freuen mag: Christ, unser Herr, heut triumphiert, sein Feind er all gefangen führt. Halleluja.

2) Die alte Schlange, Sünd und Tod, die Höll, all Jammer, Angst und Not hat überwunden Jesus Christ, der heut vom Tod erstanden ist. Halleluja.

3) Sein‘ Raub der Tod musst geben her, das Leben siegt und ward ihm Herr, zerstöret ist nun all sein Macht. Christ hat das Leben wiederbracht. Halleluja.

4) Die Sonn, die Erd, all Kreatur, alls, was betrübet war zuvor, das freut sich heut an diesem Tag, da der Welt Fürst darniederlag. Halleluja.

5) Drum wollen wir auch fröhlich sein, das Halleluja singen fein und loben dich, Herr Jesu Christ; zu Trost du uns erstanden bist. Halleluja.

Kirchenchor: 1. Lied
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! Wenn wir über die Osterbotschaft nachdenken, über die Auferstehung Jesu und über die allgemeine Auferstehung der Toten, dann fordern die einen das radikale Opfer des Verstandes. Jesus ist lebendig herausgekommen aus dem Grab, lag nach drei Tagen nicht mehr darin, ist nicht verwest, wer das nicht glaubt, ist kein wahrer Christ. Andere sagen: Dann kann ich eben kein Christ sein – so etwas ist mit den Naturgesetzen der Schöpfung Gottes nicht zu vereinbaren.

Ich bin der festen Überzeugung: Unser Verstand hat seine Grenzen. Aber diese Grenzen liegen woanders. Der Verstand ist zum Nachdenken da. Und so denke ich nach: Was heißt das überhaupt: leibliche Auferstehung Jesu? Müssen wir uns das so vorstellen wie in modernen Actionfilmen wie zum Beispiel „Terminator“, wo ein halbmenschliches Wesen immer wieder getötet wird und doch immer wieder weiterlebt? Das glaube ich nicht. Jesus ist nicht als herumgeisternder Untoter auferstanden, wie man sie aus der Phantasie der Horrorfilme kennt. Das ist nicht die Osterbotschaft. Jesus ist kein Zombie.

Die Ostergeschichten reden in Bildern von etwas, wofür wir keine Begriffe haben. Hier liegt die Grenze des Verstandes. Niemand kann sich Auferstehung wirklich vorstellen. Gottes Wirklichkeit können wir mit dem Verstand nicht fassen und auch Geschichten und Worte wie „Jenseits“ oder „Himmel“ oder „Reich Gottes“ umschreiben sie nur bildhaft.

Es lohnt sich aber, über die Bilder der Auferstehung nachzudenken, um sie zu verstehen und um unser Herz für sie zu öffnen. Das hat zum Beispiel der Apostel Paulus gründlich getan. Ich lese den heutigen Predigttext Vers für Vers und lege die Verse nach und nach aus. Sie stehen in 1. Korinther 15, 50-58. Nüchtern und realistisch sagt Paulus:

50 Das sage ich aber, liebe [Glaubensgeschwister], dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit.

Paulus nimmt ernst: Niemand weiß, wie es im Himmel aussieht. Niemand hätte den auferstandenen Jesus fotografieren können. Fleisch und Blut, so wie wir es kennen, kommt nicht in den Himmel, es muss vielmehr sterben. So gesehen ist auch Jesu Fleisch und Blut gestorben – er war nicht nur scheintot. Die irdische Existenz Jesu hat am Karfreitag aufgehört und ist nicht am Ostermorgen einfach weitergegangen. 33 Jahre wurde Jesus alt, älter nicht. Zu seinem Leben als wahrer Mensch gehört auch sein wahrer Tod, wie Luther sagt: Verweslichkeit.

Nur als wahrer Mensch, den Prozessen des Todes und der Verwesung unterworfen wie wir alle, ist Jesus zugleich wahrer Gott. Was mit diesem Jesus an Ostern passiert, ist ein großes Geheimnis.

Paulus versucht dieses Geheimnis so zu erläutern:

51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.

Für Paulus ist Auferstehung nicht Wiederbelebung, sondern Verwandlung. Wiederbelebung hieße ja: einfache Fortsetzung unseres irdischen Lebens, so wie wir es kennen. Das wäre eine endlose, öde Ewigkeit. Deshalb betont Paulus: Selbst wenn einige von uns beim Anbruch des Jüngsten Tages noch leben, geht unser Leben trotzdem nicht einfach weiter, sondern auch wir müssten verwandelt werden. Auch Jesu Auferstehung ist nicht einfach die Fortsetzung seines irdischen Lebens, auch er wird verwandelt, unerkennbar zunächst für die, die ihm nahestanden. Für diese Verwandlung gibt es keine Beweise, nur Bilder und Zeichen und Hinweise. Paulus stellt eine Menge davon vor.

Zum Beispiel das Bild von der letzten Posaune. Paulus stellt sich nämlich vor, dass wir wie Christus verwandelt werden, wenn auch die ganze Welt untergeht…

52 und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

Posaunen erklangen im Volk Israel immer dann, wenn alle zusammenkommen sollten – wie eine Sirene im Krieg, wie die Stimme eines Ausrufers im mittelalterlichen Dorf, wie eine Radio- oder Fernsehdurchsage, die viele Menschen erreichen soll. Die letzte Posaune sorgt dafür, dass Auferstehung keine Privatsache jedes einzelnen ist, sondern alle Toten stehen gemeinsam auf.

Im Tod vereinsamen viele Menschen – Sterben kann nur jeder für sich, selbst wenn wir begleitet werden, keiner kann einem anderen den eigenen Tod abnehmen. Doch in der Auferstehung bleibt nicht wieder jeder für sich, sondern Menschen überwinden ihre Abgrenzungen für immer. Mit dem Tod sind zugleich Feindschaft und Einsamkeit überwunden.

Andererseits ist Auferstehung auch nicht nur ein Aufgehen im einem allgemeinen Nirwana, sondern wir bleiben dieser einzelne, gleiche, einmalige Mensch. So wie wir morgens vom Schlaf aufwachen und aufstehen, so steht jeder einzelne vom Tod auf – allerdings in unvorstellbarer Weise.

Die leibliche Auferstehung ist auch ein Bild, denn wie ein Körper im Himmel wirklich aussieht, weiß niemand. Das Bild von der Auferstehung des Fleisches wendet sich gegen die Abwertung unseres Körpers, als sei er nur sündig, hässlich, schlecht. Was wir Menschen sind, als Körper, Seele und Geist, das bewahrt Gott in seinem ewigen Gedächtnis so gut auf, dass es nicht verloren geht.

In einem weiteren Bild stellt Paulus sich die Verwandlung bei der Auferstehung so vor, als wenn man sich andere Kleider anzieht.

53 Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.

Sich anziehen, sich kleiden, das ist ja vielen Menschen unheimlich wichtig. Kleider machen Leute, sagt man. In manchen Kreisen ist nur der anerkannt, der die richtige Kleidung trägt. Paulus würde sagen: Es spielt keine Rolle, ob jemand Nike-Schuhe trägt oder einen no-name-Schuh. Der teuer ausgestattete Mensch ist genau so verweslich wie der mit den billigen Sachen. Aber woher kriege ich die Kleidung der Unverweslichkeit, wie kann ich Unsterblichkeit anziehen? Ganz einfach – indem ich auf die Stimme Gottes höre, der mir sagt: Ich habe dich lieb, du gehörst zu mir! Dein Name steht längst im Buch des Lebens. Du bekommst das Kleid der Unsterblichkeit – umsonst!

Die Überwindung der Vergänglichkeit malt sich Paulus noch weiter aus, und er kommt auf das drastische Bild vom Tod, der die Menschen verschlingen will und selber verschlungen wird:

54 Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: »Der Tod ist verschlungen vom Sieg.

55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«

Der Tod ist wie ein verschlingender Abgrund, finsterer Schlund des Totenreiches oder der Hölle. Aber hier wird der Tod selbst verschlungen – durch den Sieg. So, als hätte der Tod uns eine Grube gegraben und wäre selber hineingefallen.

Menschen ohne Vertrauen auf Gott räumen den Sohn Gottes aus dem Weg. Und diese Tötung Gottes kehrt Gott um – in die Tötung des Todes. Menschen können zwar den irdischen Leib Jesu töten. Können ihn sogar der Verwesung überantworten. Aber sie können nicht die Liebe Gottes töten, nicht die Treue Gottes zu seinem Sohn, nicht seine Treue zu uns Menschen.

So furchtbar ist unsere Sünde, dass wir sogar Gott selbst umbringen. Eigentlich bringen wir damit uns selbst um, töten unsere eigene Lebensgrundlage, sprechen uns unser eigenes Todesurteil. Eigentlich Wahnsinn, dass Gott uns trotzdem begnadigt. Eigentlich müssten wir alle sterben. Eigentlich sind wir alle schon gestorben in dem Augenblick, in dem wir Jesus, Gott selbst, am Kreuz getötet haben.

Wäre Jesus tot geblieben für alle Zeiten, dann wären auch wir tot für alle Zeiten, dann blieben wir ohne Gott, dann blieben wir ohne Vergebung, dann blieben wir ohne Lebensgrundlage.

Nun lebt Jesus aber! Und damit hat der Tod ein für alle Mal keine Macht mehr. Davon zeichnet Paulus ein weiteres Bild:

56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.

Was ist das, der Stachel des Todes? Ich denke an eine Keule mit einem Nagel: die Keule würde nur betäuben, der Nagel fügt empfindliche Verletzungen zu. Oder an den Giftzahn der Schlange, der ihren Biss tödlich macht. Der Tod als solcher gehört für Paulus zum Leben dazu. Aber durch die Sünde verliert der Tod seine Natürlichkeit und bedroht den Menschen mit ewiger Sinnlosigkeit, getrennt von Gott, ohne Geborgenheit und Liebe.

Merkwürdig, dass die Kraft der Sünde das Gesetz sein soll. Paulus meint: Obwohl die Gebote Gottes gut sind, kann ich sie missbrauchen. Ich kann mir einbilden: Wenn ich das Gesetz erfülle, verdiene ich mir damit Gottes Liebe, dann schuldet mir Gott etwas. Dann bin ich aber blind für das, was ich Gott verdanke. Im Versuch, die Sünde durch Erfüllung des Gesetzes zu besiegen, bleibe ich im Teufelskreis der Sünde gefangen. Nur Gott selber konnte in Christus die Sünde besiegen, als er als Unschuldiger und Vergebender starb und auferstand. Für diesen Sieg ist Paulus dankbar:

57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!

Da fällt uns ein Sieg zu, ganz ohne unser Zutun. Doch nach Paulus bleiben wir nicht zur Untätigkeit verdammt. Denn der Sieg über Tod und Sünde hat weitreichende Folgen:

58 Darum, meine lieben [Geschwister], seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.

Leer ist ein Leben ohne Gott. Vergeblich ist unser Tun auch, wenn wir verzweifelt versuchen, uns Gottes Liebe zu verdienen. Aber Verzweiflung und Tod und Sünde sind besiegt – Christus ist auferstanden und lebt bei Gott und ist uns nahe in allem, was wir tun. Darum müssen wir nichts nur tun, um Gott zu gefallen oder um besser oder frömmer dazustehen als andere Menschen. Unser Tun braucht sich nur an dem Gebot auszurichten: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Was braucht unser Nächster? Was brauchen wir selber? Unser Leben ist erfüllt, weil Gott uns Leben und Liebe einfach so schenkt. Jedem von uns. Und wer so viel geschenkt bekommt, der steht auf an jedem Tag und tut, was gerade dran ist, mit Zuversicht, mit Kraft von oben und mit Hilfe von anderen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 113 die ungeraden Strophen 1, 3, 5 und 7:

1) O Tod, wo ist dein Stachel nun? Wo ist dein Sieg, o Hölle? Was kann uns jetzt der Teufel tun, wie grausam er sich stelle? Gott sei gedankt, der uns den Sieg so herrlich hat nach diesem Krieg durch Jesus Christ gegeben!

3) Lebendig Christus kommt herfür, die Feind nimmt er gefangen, zerbricht der Hölle Schloss und Tür, trägt weg den Raub mit Prangen. Nichts ist, das in dem Siegeslauf den starken Held kann halten auf, alls liegt da überwunden.

5) Es war getötet Jesus Christ, und sieh, er lebet wieder. Weil nun das Haupt erstanden ist, stehn wir auch auf, die Glieder. So jemand Christi Worten glaubt, im Tod und Grabe der nicht bleibt; er lebt, ob er gleich stirbet.

7) Das ist die reiche Osterbeut, der wir teilhaftig werden: Fried, Freude, Heil, Gerechtigkeit im Himmel und auf Erden. Hier sind wir still und warten fort, bis unser Leib wird ähnlich dort Christi verklärtem Leibe.

Als er das Brot mit ihnen brach, erkannten sie ihn. Im Heiligen Mahl will der Auferstandene spürbar bei uns sein. Darum lasst uns am Ostertag das Abendmahl miteinander feiern!

Herr Jesus Christus, du lädst uns ein als der, der mit uns geht, der bei uns ist, alle Tage. Du lädst uns ein als die, die oft so leben, als ob du tot und nicht auferstanden wärest. Du lädst uns ein mit unseren Sünden, die auf uns lasten, und vergibst sie. Du lädst uns ein mit dem, was uns auferlegt ist, und nimmst alle unsere Sorge auf dich.

In der Stille bringen wir vor dich, was uns belastet:

Beichte, Vater unser und Abendmahl

Wir singen das Lied 99:

1) Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

2) Wär er nicht erstanden, so wär die Welt vergangen; seit dass er erstanden ist, so lobn wir den Vater Jesu Christ‘. Kyrieleis.

3) Halleluja, Halleluja, Halleluja! Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Abkündigungen

Danke, guter Gott, für deine Osterbotschaft! Danke für deinen Sohn Jesus Christus, in dem du dich uns geschenkt hast und den du von den Toten auferweckt hast! Danke für die lebendige Hoffnung, dass auch wir auferstehen werden! Wir bitten dich, überwinde die Sünde in unserem Leben, überwinde das Festhalten an Hochmut und Trägheit, an Lüge und Verzweiflung. Lass nicht die Vergänglichkeit herrschen in unserem Leben, sondern das was bleibt: Vertrauen, Liebe, Hoffnung. Lass unser Tun nicht vergeblich und unser Leben nicht leer sein – erfülle uns vielmehr im Leid mit Trost, in der Angst mit Mut, im Minderwertigkeitsgefühl mit Selbstvertrauen, im Stress mit Zuversicht! Guter Gott, erinnere uns an Ostern, wenn wir rückfällig werden und den Tod für mächtiger halten als dich! Amen.

Chor: 2. Lied

Und nun geht mit Gottes Segen in den Ostertag:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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