Bild: St. Albertus Gießen

DSDS: „Deutschland sucht den Supergott!“

Pfarrer Helmut Schütz präsentiert bei der Albertusfastnacht 2009 als Pieter Dohlen die neue Show DSDS "Deutschland sucht den Supergott"
Pfarrer Helmut Schütz als Pieter Dohlen bei der Fastnacht von St. Albertus Gießen

Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie zur ersten Sendung von DSDS. Jetzt denken Sie sicher: Wieso zur ersten Sendung? DSDS gibt es doch schon lange. Und warum heißt der da vorne Pieter? Sonst lässt doch immer Dieter Bohlen bei DSDS seine lockeren Sprüche los.

Ich geb’s ja zu: Ich bin der kleine ältere Bruder von Dieter Bohlen. Kleiner, ja, leider. Aber nicht jünger, auch leider. Und ich wollte schon immer mal DSDS moderieren. Aber der Dieter sagt immer zu mir: „Du bist wohl weich im Hirn! DSDS mach ich! Ich überlass doch dir nicht die ganzen knackigen Jungs und Mädchen. Und lockere Sprüche hast du auch nicht so drauf wie ich.“ Da war ich ganz traurig.

OK, der Dieter hat zwar kein Hirn, aber doch ein Herz, das weich wie Butter ist. Und er sagt zu mir: „Komm, Pieter, du kriegst auch ein DSDS. Ganz für dich alleine. Ein ganz neues Sendeformat. Nicht ‚Deutschland sucht den Superstar‘, sondern ‚Deutschland sucht den Supergott‘. Denk mal nach! Supergott, das ist noch viel besser als Superstar!“

Das Nachdenken dauert bei mir immer ein bisschen länger. Und eh ich damit fertig bin, hab ich den Vertrag schon unterschrieben. Dann bin ich auf einmal fertig mit Nachdenken: und ich denke: „So‘n Schiet!“ Und wissen Sie, warum ich das denke? Ja, können Sie sich das nicht vorstellen? Wo soll ich die ganzen Götter für das Casting hernehmen? Dem Dieter rennen Hunderte von wildgewordenen Teenies und Twennies die Bude ein. Aber wie viele Götter gibt‘s in Deutschland? Zählen Sie mal nach! Seit den alten Germanen und den Griechen und Römern sind die Götter hierzulande fast ausgestorben. Und so viele Hindus haben wir hier noch nicht, sonst könnte ich mir wenigstens ein paar indische Götter ausleihen. Mist, der Dieter hat mich ganz schön reingelegt!

Trotzdem, Vertrag ist Vertrag. The show must go on. Das heißt, sie must wenigstens begin. Also geh ich zur Synagoge. Der jüdische Rabbi sagt mir: „Supergott? Klar. Den haben wir. Der Eine. Aber seinen Namen kann ich dir nicht sagen. Den darf niemand aussprechen.“ Dann wird er wohl auch nicht zum DSDS-Casting kommen, denk ich mir. Geh ich zur Moschee. Der Hodscha sagt: „Supergott? Klar. Den haben wir. Andere Götter gibt‘s doch gar nicht. Obwohl, wenn du mehrere suchst, frag doch mal die Christen, die haben drei.“ OK, hab ich gedacht, frag ich mal in der Kirche nach. Ich meld mich an beim evangelischen Pfarrer, beim baptistischen Pastor, beim katholischen Monsignore. Mit ein bisschen Glück krieg ich da schon drei verschiedene Götter zusammen. Aber Pustekuchen. Alle drei sagen mir: „Erstens haben wir auch nur einen Gott und zweitens lassen wir ihn nicht bei DSDS antreten.“ Was denn, was denn? Haben die Angst, er könnte sich blamieren?

Ich hab dann aber immerhin ganz auf eigene Faust doch noch drei Götter gefunden. Aber das ist mir jetzt peinlich, kein einziger war bereit, persönlich bei uns aufzutreten. Das ist das Problem mit Göttern: in der Regel sind sie unsichtbar. Vielleicht genieren sie sich ein bisschen.

Das Problem konnte ich lösen: die Götter haben einfach ihre Songs eingereicht, und ich singe sie vor…

Wissen Sie, wo ich die drei Götter fand? In der Zeitung. Da muss doch drinstehen, was die Deutschen glauben. Und ich fand sehr schnell den Gott, der zuständig ist, wenn ein Open Air Concert gelingen soll, wenn ein Gemeindefest ins Wasser fällt und wenn man bei einer Wallfahrt nicht vom Blitz getroffen werden will: der Wettergott muss mitspielen! Das meteorologische Institut gab mir die Adresse, und hier ist die Bewerbung (gesungen nach Melodie und Rhythmus von „Smoke On The Water“):

Ja, ich bin
der Wettergott,
ohne mich
läuft nichts.

Sonne und Regen,
Blitz und Donnerwetter.
Ihr feiert Feste,
aber nicht ohne mich!

Ja, ich bin
der Wettergott,
ohne mich
läuft nichts.

Da, ein Tornado,
sonst noch was gefällig?
Ihr geht auf Wallfahrt,
aber ich mach euch nass!

Ja, der Wettergott. Macht uns alle nass oder hält uns trocken. Aber ob das für den Titel reicht?

Ich hab weiter in die Zeitung gekuckt, und als ich die Horoskopspalten in der Zeitung sah, dachte ich: Jeden Tag wird das gedruckt, jeden Tag liest jemand diesen Mist. Die Leute glauben dran, da muss doch ein Gott dahinter stecken! Sie wollen die Zukunft wissen, sie fragen die Sterne um Rat. Ich rufe also die Vereinigung der Wahrsager und Astrologen an und frage nach, ob die Sterne sich an DSDS beteiligen würden, vielleicht mit dem Song „Sterne lügen nicht“. Nein, das nicht, aber sie schicken einen anderen Bewerber ins Rennen: Das Schicksal! (Es singt sein Lied nach der Melodie von „Ich brech die Herzen der stolzesten Frau’n“:)

Ich bin das Schicksal,
an mich glauben die Leut‘,
denn ich bin grausam und so unberechenbar,
ich gebe jedem,
was er nicht verdient,
so oder auch so.

Der eine hat mal
mehr Glück als Verstand,
dem andern klebt das Pech wie Kleister an der Hand,
ich würfle aus
jeden Lebensparcours,
so will es die Natur.

Ich bin doch längst
schon euer Gott.
Ihr wisst am Ende:
Euch holt der Tod!
Und jeder nimmt,
so viel er kriegt vom Leben.

Ich bin das Schicksal,
an mich glauben die Leut‘,
denn ich bin grausam und so unberechenbar,
ich gebe jedem,
was er nicht verdient,
so oder auch so.

Schicksal, huh, das war ja gar nicht so lustig. Irgendwie fehlt da der Spaßfaktor. Kommen wir lieber zur dritten und vorerst letzten Bewerbung im der Spielshow „Deutschland sucht den Supergott“. Ein Gott muss sich durchsetzen können, und der nächste Bewerber hat das auf jeden Fall unter Beweis gestellt, denn schon sprichwörtlich ist er der, der die Welt regiert (nach „We Are The Champions“):

Ich bin das Geld.
Ich habe Macht.
Hat man mich nicht,
na dann gut Nacht.
Ich stinke nicht,
man braucht mich sehr,
und wenn man viel von mir hat, ist man reich, was will man mehr?
Außer noch mehr Geld, mehr Geld, immer mehr!

Ich
bringe Wohlstand
für alle,
denn ich
bin das ganz große Geld.
Ich bin der Champion,
ich bin Gewinner,
niemals Verlierer,
denn nur ich regiere
– die Welt.

OK, drei Bewerbungen. Wettergott, Schicksal, Geld. Wer stimmt für wen? Oh, Moment, da bekomme ich einen Zettel gereicht. Unterschrieben von A. Y. und G. G. Ich wusste gar nicht, dass Andrea Ypsilanti auch einen Göttergatten hat. Oder ist damit Gregor Gysi gemeint? Jedenfalls steht drauf: „Einspruch! Wir werden nicht zulassen, dass man das große Kapital zum Supergott wählt!“

Und dazu gibt es sogar einen erläuternden Song, hören wir ihn einfach mal (nach „Ich brauche keine Millionen“):

Die einen scheffeln Millionen,
die andern komm‘n da nicht mit,
wer an das große Geld glaubt,
will nur eins: Profit, Profit.

Und wenn er einmal pleite geht,
bankrott mit Mann und Maus,
prompt Vater Staat zur Seite steht,
hilft mit Milliarden sehr, sehr gern aus!

Nein, er braucht keine Millionen,
er braucht Milliarden zum Glück,
und wenn er pleite geht,
kriegt er sein Geld vom Staat zurück!

So kann er klotzen statt kleckern,
er nimmt Milliarden mit,
da kann doch keiner meckern,
er will nur Profit, Profit.

Schade, dass die Show jetzt ins das Parteiengezänk hineingezogen wurde. Ach, A. Y. hat sogar noch eine eigene Bewerbung nachgereicht, im Namen der Gerechtigkeit. Mal hören:

Ich will nur
Gerechtigkeit,
da kenn ich
gar nichts…

Nee, nee, das ist ja vom Wettergott geklaut. Also da muss man sich schon was Neues einfallen lassen, wenn man beim deutschen Volk was werden will…

Es bleibt also bei drei Bewerbungen. Rufen Sie an, zeigen Sie auf! Ist der Wettergott der Supergott? … Oder das Schicksal? … Oder das große Geld? … Ihre Begeisterung hält sich in der Tat in Grenzen.

Doch da – schon wieder eine Unterbrechung… Mal sehen: Die deutschen Kirchen haben sich tatsächlich geeinigt und einen gemeinsamen Song eingereicht! Aber schade, keine Bewerbung. Hören Sie mal (nach der Melodie vom „Sonderzug nach Pankow“):

Entschuldige mal,
du wirst den Supergott nicht finden.
Gott ist kein Supertalent,
Gott liegt nicht in diesem Trend.

Gott lacht die Bonzen aus,
dass sich die Balken verbiegen,
Gott macht die Schwachen stark,
dass sie aufrechten Gang kriegen,
Gott will nicht gewinnen,
Gott will lieber dienen.
Ich sag euch:
Mach‘s wie Gott und werde Mensch!

Hör lieber auf
mit deiner Suche nach dem Supergott!
Denn deine Sendung ist ganz ehrlich
nichts weiter als ein großer Schrott!

Na, hören Sie mal, das ist ja nun wirklich nicht nett. Das hätte ja fast von meinem Bruder stammen können, das Letzte. Das ist ja wirklich das Letzte. Mich so zu beschimpfen.

Aber was ist das? Der DFB reicht auch noch eine Bewerbung ein? Weil ich vorhin den Spaßfaktor vermisst habe! Was schreibt der Deutsche Fußballbund: „Dieser Gott regiert die Welt wenigstens alle vier Jahre bei der Fußball-WM und er hat es sogar geschafft, dass Deutsche wieder patriotisch werden. Na, dann lasst mal hören! (Die Melodie stammt, na klar, von „Die Affen rasen durch den Wald“:)

Zehn Spieler rasen übers Feld,
nur einer wird ins Tor gestellt,
die ganze Fangemeinde brüllt:
Wer schießt den Ball ins Tor,
wer schießt den Ball ins Tor,
wer kriegt am Ende den Pokal?

Ich bin der Gott, der es so fügt,
dass jeder mal ‘ne Chance kriegt,
nicht immer Bayern Meister wird.
Mit mir, dem Fußballgott,
mit mir, dem Fußballgott,
kriegt sogar Hoffenheim den Pott!

Also, wenn Sie jetzt den Fußballgott nicht zum Supergott wählen, dann rufe ich meinen Bruder Dieter an und er lässt hier Daniel Küblböck und Lorielle London auftreten und vielleicht noch alle Dschungelkönige. Na, wie läuft die Abstimmung? … Deutschland hat einen Supergott – der Fußball hat das Rennen gemacht, der Gott mit dem Spaßfaktor 11 in jeder Mannschaft. Und damit verabschiede ich mich mit: „St. Albertus – Helau!“

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.