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Friedlich einschlafen – in der Ewigkeit aufwachen?

In einer Trauerfeier denke ich über Gott nach, den manche für eine Erfindung halten, und über die Frage, ob es gut ist, einfach nur friedlich einzuschlafen, oder ob die Hoffnung realistisch ist, in der Ewigkeit aufzuwachen.

Friedlich einschlagen - in der Ewigkeit aufwachen? Das Gesicht einer Frau in schwarzweiß, auf der Seite liegend, mit geschlossenen Augen, schlafend
Wenn Sterben wie Einschlafen ist, kommt danach ein Aufwachen? (Bild: engin akyurtPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Herrn O., der im Alter von [über 70] Jahren gestorben ist.

Wir erinnern uns an ihn in seiner unverwechselbaren einmaligen Persönlichkeit.

Wir denken auch über uns selbst nach, auf das, was wir denken und empfinden angesichts seines Todes.

Und wir besinnen uns auf Gott, der uns Halt geben kann in unserem Leben und auch in unserem Sterben.

Wir hören Worte aus dem Buch Jesaja im Kapitel 40:

6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde.

7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!

8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.

15 Siehe, die Völker sind geachtet wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Sandkorn auf der Waage. Siehe, die Inseln sind wie ein Stäublein.

25 Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, dem ich gleich sei? spricht der Heilige.

26 Hebet eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dieses ganze Weltall geschaffen? Er führt das Heer der Sterne vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht einer von ihnen fehlt.

27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«?

28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.

29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem[, der nicht weiter kann].

30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;

31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Liebe Gemeinde, die Bibel ist in doppelter Weise ein realistisches Buch. Sie sagt deutlich, dass wir Menschen so vergänglich sind wie das Gras, dass wir nur kurze Zeit auf Erden blühen wie die Blumen. Ganze Völker sind wie Sand und Staub und wie Tropfen am Eimer.

Aber der Realismus der Bibel geht weiter. Er fragt tiefer nach dem, was hinter der Welt steckt, so wie wir sie kennen, und drückt die feste Überzeugung aus: Dieses Weltall, in dem wir nur als kleine Staubkörner auf dem kleinen Planeten Erde existieren, ist aus dem Willen und Plan eines Gottes entstanden, der uns liebt. Es war das kleine Volk Israel, dem das zum ersten Mal auf unserer Erde offenbart wurde, und durch Jesus, dessen Geburt wir an Weihnachten wieder feiern, erreicht dieses Gottvertrauen alle Völker der Erde.

Es gibt Menschen, die sagen, das sei alles nur erfunden. Und es sei nicht gut, Gott erfunden zu haben, weil es im Namen der Religionen viel zu viel Unduldsamkeit und Krieg auf der Erde gebe. Der Gott der Bibel aber ist anders. Sein Name steht dafür, dass Menschen frei werden aus den Todesmächten von Lüge und Gewalt, von Unterdrückung und Unrecht, von Hass und Krieg. Wo er unduldsam ist, da ist er es gegen Menschen, die andere niedermachen und missbrauchen.

Es ist wohl wahr, dass man auch den Glauben an diesen Gott oft missbraucht hat, um eigene menschliche Macht zu rechtfertigen. Aber der wahre, ewige Gott ist einer, dem man sich wirklich anvertrauen kann im Leben und im Sterben. Denn er liebt die Menschen und will nicht, dass auch nur ein Mensch verloren geht.

Er traut uns zu, dass unser Leben gelingt, und dieses Gelingen hängt nicht davon ab, wie viel Geld wir verdienen oder ob wir unter den Menschen berühmt sind. Erfüllt ist unser Leben dann, wenn wir etwas von der Liebe, die wir von Gott empfangen, anderen Menschen weitergeben.

Wenn dieser Gott, der uns Menschen so geschaffen hat, dass wir unser Leben meistern können und füreinander da sein können, erfunden sein sollte, dann ist er eine gute Erfindung. Ich bin aber überzeugt, sein Wort ist wahr und kann uns Kraft und Mut für unser Leben geben, auch wenn wir menschlichen Prediger dieses Wort oft nur mit Mühe in unsere Zeit zu übertragen verstehen.

Im Namen dieses Gottes halten wir heute auch diese Trauerfeier. Im Vertrauen auf den Gott, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode wieder zurückkehrt, werfen wir nun einen Blick auf das Leben von Herrn O., das Sie eine Zeitlang mit ihm geteilt haben.

Erinnerungen an das Leben des Verstorbenen

Am Ende seines Lebens friedlich einschlafen zu können, das empfinden wir als eine Gnade. Zu unserem Leben gehört beides dazu: Das Schlafen, um uns auszuruhen, und das Aufwachen, um uns mit neuen Kräften den Herausforderungen des Lebens stellen zu können. Viele Jahre seines Lebens hat Herr O. immer wieder neue Kraft getankt, um seine Arbeit zu tun, für seine Familie oder andere Menschen da zu sein, um Haus und Garten zu versorgen, um mit Freunden zu feiern oder seinen Interessen nachzugehen. In den letzten Jahren brauchte er besonders viel Kraft, um mit seinen Krankheiten fertig zu werden.

Ich bin überzeugt, dass wir unsere Kräfte von Gott bekommen, wie wir es vorhin im Bibeltext aus dem Propheten Jesaja 40, 29 gehört haben:

Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem[, der nicht weiter kann].

Auch zum Loslassen des Lebens brauchen wir Kraft, die Kraft einer Getrostheit, die nicht mehr festhalten muss, was wir nicht ewig in der Hand behalten können.

Ob es nach diesem friedlichen Einschlafen ein Aufwachen gibt, davon sind nicht alle Menschen überzeugt. Manche wünschen es sich nicht einmal, finden es gut, wenn die Unruhe dieses Lebens im Tod einfach aufhört, sind zufrieden mit dem, was sie hier im Leben mit der ihnen geschenkten Stärke bis zuletzt durchlebt und durchgestanden haben.

In der Bibel finden wir Aussagen von Menschen, die „alt und lebenssatt“ gestorben sind und sich nichts weiter wünschen, als nun für immer ausruhen zu können. In der Bibel gibt es aber auch die Hoffnung auf Auferstehung, also das Bild eines Aufstehens vom Tod in Gottes unsichtbarer Ewigkeit. Wir können uns das nicht vorstellen, weil wir nur in zeitlichen und räumlichen Denkformen denken können, und Gott ist nicht fassbar in Zeit und Raum, auch wenn er uns auf menschliche Weise in Zeit und Raum anspricht. Im Tode holt er uns aber heraus aus unserer irdischen Lebenszeit, und was wir danach noch an Raum einnehmen auf dieser Erde, passt in eine kleine Urne in einem Fleckchen Erde für eine gewisse Zeit.

Was auch immer wir hoffen für uns, wenn wir gestorben sind – wir dürfen gewiss sein: Herr O. geht in seinem Tode nicht verloren. Er findet Ruhe – sei es in einem Schlaf des Ausruhens von allen Lasten seines Lebens, oder sei es in einem Aufstehen zu neuer Freude und Erfüllung in einem ewigen Leben bei Gott in seinem unsichtbaren Himmel.

Sie müssen nun Abschied nehmen von Herrn O. Auch auf dem Weg der Trauer kann uns ein Gottvertrauen helfen, wie es der Prophet Jesaja ausspricht:

Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem[, der nicht weiter kann].

Auch wenn Herr O. krank war und nicht als ganz junger Mensch gestorben ist, wird er Ihnen fehlen; viele Jahre haben Sie sein Leben mit ihm geteilt. Ich wünsche Ihnen Kraft, um mit all dem umzugehen, was Sie empfinden, mit Traurigkeit und vielen gemischten Gefühlen. Es wird ungewohnt sein, nach der ganzen Zeit nun ohne ihn weiter in dem Haus allein zu leben. Ich wünsche Ihnen genug Stärke, um allen Herausforderungen begegnen zu können und Ihr eigenes Leben zu leben. Amen.

Wir beten mit Psalm 139:

13 [Gott,] du hast [mein Inneres] geschaffen und hast mich gebildet im Mutterleibe.

14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

17 Aber wie schwer sind für mich deine Gedanken!

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich‘s meine.

24 Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege. Amen.

Gnädiger Gott, im Leben und im Tod stehen wir in Deiner Hand. Keine Macht ist stärker als Deine Macht, nicht unsere Sünde, nicht das Böse in der Welt und nicht der Tod. Lass Herrn O. in seinem Tode Ruhe und Frieden finden, wie auch immer wir uns das vorstellen mögen.

Für das, was Herrn O. in seinem Leben an Liebe geschenkt war, und auch für das, was uns geschenkt war mit dem Leben des Verstorbenen, sind wir dankbar. Für alles, was wir einander schuldig geblieben sind, bitten wir um Vergebung.

Uns, die wir zurückbleiben, schenke die Kraft, um zu bewältigen, was uns belastet. Begleite uns auf dem Weg der Trauer und hilf uns, unser Leben zu meistern.

Hilf uns klarzukommen mit den Gedanken an den Tod und schenke uns die Einsicht, wie kostbar das uns geschenkte Leben ist. Mach uns bewusst, dass wir geschaffen sind, um auf dieser Erde Liebe zu empfangen und zu geben. Amen.

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