Bild: Buchcover Helmut Gollwitzer

Unser eigener Weg mit Gott

Ihr geht euren eigenen Weg mit Gott, niemand kann euch dabei etwas vorschreiben. Auch Gott gibt euch Freiheit, er zwingt euch zu nichts. Aber er ruft euch zu: „Folge mir nach!“ Verletzt andere Menschen nicht. Helft denen, die Hilfe brauchen. Und wenn manches nicht so klappt, wie ihr es euch gewünscht habt? Gott hat euch lieb, ganz egal was geschieht.

Buchcover: Helmut Gollwitzer, und führen, wohin du nicht willst
Das Kriegstagebuch von Helmut Gollwitzer spielt in der Konfirmationspredigt eine gewisse Rolle

#predigtKonfirmation Sonntag Misericordias Domini, 14. April 2013, 10.00 Uhr, in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Orgelvorspiel zum Einzug der Konfis mit dem Kirchenvorstand

Im Namen aller Konfis begrüße ich Eltern, Verwandte, Paten und Freunde, den Kirchenvorstand und alle anderen in unserem Gottesdienst zur Konfirmation!

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden! Was bedeutet eigentlich dieses Wort „Konfi“? Ein „confirmandus“ ist auf Lateinisch ein Junge und eine „confirmanda“ ein Mädchen, die konfirmiert werden wollen. „Confirmare“ heißt festmachen: Ihr macht heute eure Sache mit Gott und mit der Kirche fest. Ihr werdet auf euren eigenen Weg gesetzt, und den werdet ihr weitergehen, mit Gott und mehr oder weniger mit der Kirche, ganz auf eure eigene Weise, in eurer eigenen Verantwortung. Für die Kirche seid ihr ab heute mündige Christen und Christinnen, das heißt zum Beispiel: Ihr dürft Pate oder Patin werden. Ihr dürft in zwei Jahren den Kirchenvorstand mitwählen. In etwa vier Jahren dürft ihr euch in den Kirchenvorstand hineinwählen lassen. Für euer erwachsenes Leben, in das ihr mehr und mehr hineinwachst, werdet ihr heute eingesegnet: Ihr bekommt Segen von Gott, der euch stark macht, damit ihr ein Segen für alle Menschen seid, die euch brauchen werden.

Noch ein paar Ansagen: Wie im Kino oder Theater schalten bitte alle auch jetzt in der Kirche ihr Handy aus. Es wäre auch störend, wenn im Gottesdienst überall fotografiert würde, vor allem mit Blitz. Vorhin sind ja schon Konfirmationsfotos gemacht worden und nach dem Gottesdienst ist auch noch Gelegenheit zum Fotografieren vor der Kirche oder am Altar. Es genügt, wenn oben von der Empore aus Aufnahmen gemacht werden.

Abkündigungen

Über die Kollekte, die nachher am Ausgang eingesammelt wird, haben wir Konfis abgestimmt. Wir bitten um Spenden für das Projekt „Lernen unter freiem Himmel“ von der Aktion „Brot für die Welt“. Nähere Informationen finden Sie im Liedblatt auf der letzten Seite. Herzlichen Dank für Ihre Spenden!

Jetzt konzentrieren wir uns auf die Feier unseres Gottesdienstes zur Konfirmation und singen das Lied 321, mit dem wir Gott dafür danken, was er uns schon seit vor unserer Geburt alles geschenkt hat und noch schenken will:

1. Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

2. Der ewigreiche Gott woll uns bei unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

3. Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreiein’gen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird so jetzt und immerdar.

Wir feiern Konfirmation im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Zwei Konfis sprechen nun Texte aus dem Psalm 139 (nach verschiedenen Übersetzungen in vereinfachter Sprache), und wir als Gemeinde antworten mit den Gesängen, die uns aus den normalen Gottesdiensten hier in der Kirche vertraut sein können.

Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich.

Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken.

Ob ich gehe oder liege, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen.

Noch liegt mir das Wort nicht auf der Zunge, aber du, Gott, kennst es bereits.

Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

Das ist für mich zu wunderbar und zu hoch, ich kann es nicht begreifen.

Wir begreifen Gott nicht, aber er ist für uns uns da.

Kommt, lasst uns ihn anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wohin könnte ich vor dir fliehen, wo könnte ich mich vor Gott verstecken?

Steige ich hinauf in den Himmel, so bist du da; lege ich mich zu den Toten – auch da bist du!

Nehme ich die Flügel des Morgenrots und bleibe am äußersten Meer, bist du auch dort mein Begleiter, und deine Hand hält mich fest.

Würde ich sagen: „Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben“, dann wäre auch die Finsternis für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht.

Es nützt nichts, vor Gott wegzulaufen. Gott findet uns überall. Er hält uns überall fest. Gott will, dass wir nicht verloren gehen. Er hat immer ein offenes Ohr für uns. Wir rufen zu dir, Gott:

Wir rufen zu dir, Gott: Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Du hast mein Inneres geschaffen, mich ausgedacht im Leib meiner Mutter.

Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde.

Deine Augen sahen, wie ich entstand, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

Gott hat uns geschaffen, und dieses alte Lied weiß auch, wie er das geschafft hat: Er denkt sich die Menschen aus, er lässt sie entstehen auf wunderbare Weise im Mutterleib. Jede Frau, jeder Mann, jedes Mädchen, jeder Junge, wir alle sind perfekt dazu geschaffen, zu lieben und geliebt zu werden.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Wie schwierig sind für mich, o Gott, deine Gedanken, wie gewaltig ist ihre Zahl!

Wollte ich sie zählen, es wären mehr als der Sand. Käme ich bis zum Ende, wäre ich noch immer bei dir.

Gott ist so groß, seine Gedanken sind für uns unfassbar, doch wir wissen auch, dass er die Liebe ist. Er will mit dieser Liebe bei uns sein.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Aber, Gott, was ist mit Menschen, die über Leichen gehen? Darf ich mir wünschen, dass du sie tötest?

Was ist mit Menschen, die keinen Respekt kennen und sogar dich beleidigen?

Gott, soll ich die nicht hassen, die dich hassen?

Warum werden die nicht bestraft, die andere Menschen kaputtmachen und quälen?

Wer so böse ist, der ist ein Feind, verstehst du, Gott, dass ich ihn hasse?

So beten wir mit dem Psalmgebet der Bibel und merken vielleicht, dass im Gespräch mit Gott alles seinen Platz finden kann, was wir empfinden.

Aber hat Jesus nicht gesagt, dass wir unsere Feinde lieben sollen? Ja, aber damit sagt er auch, dass nicht alle Menschen nett sind, und er sagt nicht, dass wir die Feinde mögen müssen.

Liebe ist ein Weg, die Bösen zu besiegen, ohne selber böse zu werden. Darum bitten wir Gott, indem wir auf das Beispiel und die Hilfe seines Sohnes vertrauen, auf Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine.

Und sieh, ob ich selber auf einem bösen Weg bin, und führe mich auf guten Wegen.

So endet der Psalm 139, indem wir bitten, dass wir gute Gedanken denken und gute Taten tun und den richtigen Weg für uns finden.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Nun, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, möchte ich in eurem Konfirmationsgottesdienst noch einmal ein wenig zurückblicken. Es war ein Jahr, in dem wir eine Menge gemeinsam erlebt haben.

Manches scheint fast vergessen zu sein, dann denkt man doch wieder daran, zum Beispiel wie wir gemeinsam mit Bäcker Bernd Braun die Brote gebacken und am Erntedankfest für 271 Euro verkauft haben oder wie uns auf der Jugendburg Hohensolms die weiße Frau erschienen ist. Wir haben Geschichten zu den Stolpersteinen in der Gießener Innenstadt aus einer Zeit gehört, in der es nicht selbstverständlich war, dass jedes Mädchen und jeder Junge euer Alter überlebt hat, jedenfalls dann nicht, wenn sie oder er zu den Juden gehörte. Ich denke an die Szenen, die ihr im Gottesdienst vorgeführt habt, an geniale Bilder, die ihr gemalt habt, zum Beispiel das Bild mit dem gemeinsamen Heiligenschein von Eltern, die sich in der Erziehung ihrer Kinder einig sind. Ach ja, dann war da auch noch der Konfi-Cup, bei dem ihr trotz schlechter Chancen ein gutes Fußballspiel abgeliefert habt und im Mittelfeld gelandet seid, und im Bibelmuseum und auf dem Weihnachtsmarkt in Frankfurt waren wir auch.

Aber es geht heute natürlich nicht nur darum, was mir im Gedächtnis geblieben ist, sondern um das, woran ihr euch gern erinnert und es in euer Leben mitnehmt. Einmal solltet ihr schriftlich genau diese Frage beantworten, und folgende Antworten sind gekommen. Die Texte werden übrigens nicht unbedingt von denen gelesen, die sie geschrieben haben.

Sehr viele von uns erinnern sich besonders gern an die Konfi- Freizeit.

Mehrere fanden gut, dass wir bei der Bäckerei waren, das hat sehr viel Spaß gemacht.

Ich erinnere mich an viele nette Leute.

Ich fand schön, dass ich mit meinen Freunden hier war.

Auch mir war wichtig, dass ich mit Freunden den Konfi-Unterricht erlebt habe.

Ich denke gern an die schöne Zeit mit dem Pfarrer, der immer lieb war und auch immer lustig war.

Ich werde mich gern an die Kirche und an meine Taufe erinnern.

Einige von uns haben geschrieben, dass die Konfirmation ein wichtiger Punkt im Leben ist.

Jemand meinte, dass ihm die Musik gefallen hat.

Einige Mädchen fanden gut, dass der Song „Pray“ von Justin Bieber im Unterricht und im Gottesdienst gespielt wurde.

Und ein Junge schrieb: Ich erinnere mich gern an die Konfi- Freizeit, an Gottesdienste, Konfi-Stunden, das Brotebacken – alles!

Natürlich gibt es auch Dinge, über die man sich ärgert oder die nicht so gut laufen. Was fandet ihr denn im Konfi-Jahr persönlich nicht so gut?

Dass wir nur eine Konfi-Freizeit hatten.

Dass ich nicht mit auf Konfi-Freizeit war.

Dass wir in der Konfi-Freizeit zu viel Unterricht und zu wenig Freizeit hatten.

Mehrere fanden nicht gut, dass es jede Woche zwei Stunden Unterricht waren.

Zwei Stunden waren zu lang und oftmals auch etwas langweilig, aber natürlich nicht immer.

Ich fand nicht gut, dass wir nur so kurze Pause hatten.

Ein paar von uns klagten darüber, dass wir so viel auswendig lernen mussten.

Na ja, es waren allerdings nur sechs Lernstücke für ein ganzes Konfi-Jahr; einige eurer Eltern und Großeltern, auch ich selber, mussten früher viel mehr für den Konfirmandenunterricht pauken; das fand ich auch übertrieben. Ich denke aber schon, dass ich euch nicht überlastet habe.

Dann hatte jemand noch diesen Kritikpunkt:

Die Menge der Gruppe.

Ja, die Gruppe war größer als in vorhergehenden Jahren. Und manchmal war es für einige schwierig, in einer so großen Gruppe dem Pfarrer, den Teamern und den Mitkonfis zuzuhören und sich nicht im Unterricht oder im Gottesdienst mit Freunden zu unterhalten. Trotzdem war die Atmosphäre in der Regel gut, wir kamen gut miteinander aus, ich habe auch keine Anzeichen von Mobbing unter den Konfis wahrgenommen, was es in früheren Jahren hin und wieder gab. Und dadurch, dass ich in diesem Jahr Hilfe hatte von engagierten Konfi-Teamern aus unserer Capoeira-Gruppe, war ich nicht allein mit der Verantwortung für eine verhältnismäßig große Zahl von Konfirmandinnen und Konfirmanden.

Schließlich gab es noch eine letzte Antwort auf die Frage: „Was fand ich persönlich nicht so gut im Konfi-Jahr?“

Nichts.

So viel Zufriedenheit eines Konfirmanden mit dem ganzen Konfi-Jahr ist fast schon unheimlich. Aber doch auch schön. Und auch die Kritik der anderen hielt sich ja in Grenzen. Letzten Endes überwogen die positiven Stellungnahmen. Das freut mich sehr. Und es ist Grund genug, ein zweites Danklied zu singen, das Lied 334:

Danke für diesen guten Morgen
Gott gebe euch ein Herz für sein Wort und Worte für euer Herz. Amen.
Buchcover: Helmut Gollwitzer, und führen, wohin du nicht willst
Das Kriegstagebuch von Helmut Gollwitzer

Liebe Gemeinde aus Konfis und Erwachsenen, dieses Buch habe ich von meinem Vater als Konfirmationsgeschenk bekommen. Ein Buch des Pfarrers Helmut Gollwitzer mit dem Titel „… und führen, wohin du nicht willst.“ Als ich anfing, das Buch zu lesen, fand ich es erst einmal langweilig und verstand es nicht. Es handelte vom Krieg in Russland und wie Helmut Gollwitzer dort in Gefangenschaft geriet. Das hatte mein Vater auch erlebt, er war auch Soldat, er geriet auch in Russland in Kriegsgefangenschaft, und er wollte mir wohl einen Weg zeigen, wie ich besser verstehen konnte, was er erlebt hatte.

Warum erzähle ich das heute zu eurer Konfirmation? Erstens weil ich euch in diesem Jahr in Predigten oder im Unterricht wohl auch manches erzählt habe, womit ihr jetzt noch gar nicht viel anfangen könnt. Genau so wenig wie ich damals mit diesem Buch meines Vaters. Später, als ich älter wurde, habe ich das Buch dann doch gelesen. Und ich habe nicht nur verstanden, wie sich mein Vater im Krieg gefühlt haben muss, nein, von diesem Helmut Gollwitzer habe ich auch viel gelernt für meinen eigenen Glauben an Gott. Mag sein, dass einige von euch vielleicht auch heute Bücher geschenkt bekommen, die vom Glauben handeln; ich rate euch: werft sie nicht weg, auch wenn sie euch heute noch nicht interessieren. Vielleicht werdet ihr später merken, dass sie für euer Leben wichtig sind.

Zweitens zeige ich euch den Titel dieses Buches, weil er im Predigttext für den heutigen Sonntag vorkommt. Der steht im Evangelium nach Johannes 21, 18-19. Da sagt Jesus zu seinem besten Freund Petrus:

18 Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.

19 Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

Wie gesagt, Petrus hört diese Worte von Jesus. „Petros“ heißt auf Griechisch „der Fels“, so hatte Jesus seinen Freund selbst genannt, er wollte sich auf diesen Mann verlassen können. Nun wisst ihr vielleicht, dass Petrus gar nicht so zuverlässig war, wie er hätte sein wollen. Er nahm sich fest vor, Jesus nicht im Stich zu lassen, aber dann wurde Jesus verhaftet und abgeführt. Und als Petrus hinterher schlich, um zu sehen, wo sie Jesus hinbringen würden, bekam er auf einmal Angst. Soldaten fragten ihn: „Gehörst du nicht auch zu diesem Jesus?“ Und Petrus sagte drei Mal: „Nein, den Mann kenne ich überhaupt nicht!“ Er ließ seinen Freund im Stich und rannte weg. Dann krähte ein Hahn, so ein Hahn, wie er auf vielen Kirchtürmen angebracht ist, und Petrus erinnerte sich, dass Jesus ihn gewarnt hatte. „Noch bevor der Hahn morgen früh kräht, wirst du mich drei Mal verleugnen“, hatte Jesus gesagt. Jetzt fällt es Petrus wieder ein, und er schämt sich sehr. Dann wird Jesus am Kreuz hingerichtet. Petrus kann vorher nicht noch einmal mit ihm reden. Wie kann Petrus mit dieser Schuld weiterleben?

Am dritten Tag danach passiert etwas Außergewöhnliches. Erst sehen die Freundinnen von Jesus, dass er nicht mehr im Grab ist. Ein Engel sagt ihnen: Er ist auferstanden. Petrus hört davon, erst kann er es nicht glauben. Aber dann erscheint ihm Jesus selbst, offenbar hat Gott ihn wirklich zum Leben erweckt. Allerdings kehrt er nicht wieder in das alte Leben auf der Erde zurück, sondern er lebt bei Gott im Himmel. Vorher spricht er aber noch mit Petrus und vergibt ihm, was er getan hat.

Und dann sagt Jesus dem Petrus den Satz, den ich schon vorgelesen habe:

18 Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.

Ein altes Wort steckt in diesem Satz drin, das ihr wahrscheinlich nicht kennt: „gürten“. Das Wort kann verschiedene Dinge meinen, vor allem: einen Gürtel anlegen, oder überhaupt, sich anziehen. Im Gürtel konnten auch die Werkzeuge eines Handwerkers stecken oder Waffen zur Verteidigung.

Jesus will dem Petrus sagen: „Als junger Mann warst du dein eigener Herr, du hast dir selbst den Gurt mit deinen Fischereiwerkzeugen umgeschnallt oder hast deine Waffen getragen, und du hast selber entschieden, wohin du gehen wolltest. Aber jetzt hast du dich entschieden, mir nachzufolgen, und ich traue dir zu, der Anführer in meiner Gemeinde zu sein. Ich kann dir aber nicht versprechen, dass dabei immer alles nach deinem Willen laufen wird.“ Dann benutzt Jesus das Wort „gürten“ in einem anderen Sinn. „Wenn du älter wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten“, das heißt wohl, dass man den Petrus genau so fesseln und gefangen nehmen wird, wie man es jetzt mit Jesus getan hat, „und dann“, so sagt Jesus, „wird man dich dorthin führen, wo du nicht hin willst.“ Petrus ist später wirklich hingerichtet worden, genau wie Jesus, weil die Christen damals im Römischen Staat verfolgt wurden.

Was hat das alles mit euch zu tun? Ich sage euch das, weil die Konfirmation ja so ein Punkt zwischen den Zeiten ist. Ihr seid keine Kinder mehr, seid aber auch noch nicht ganz erwachsen. Ihr seid lange aus dem Alter heraus, als die Eltern euch angezogen haben oder euch problemlos sagen durften, was ihr anziehen solltet. Ihr seid in dem Alter, in dem ihr mehr und mehr selber entscheidet, wohin ihr geht und wohin nicht. Das heißt, ihr werdet auch euren eigenen Weg mit Gott gehen, eure Eltern oder ich als Pfarrer können euch dabei nichts vorschreiben.

Die Frage ist, welche Erfahrungen ihr auf eurem Weg mit Gott machen werdet. Er gibt euch Freiheit, er zwingt euch zu nichts. Aber er ruft euch trotzdem zu: „Folge mir nach!“ Handelt nach meinen Geboten. Verletzt andere Menschen nicht. Helft denen, die Hilfe brauchen. Er bietet auch euch Hilfe an. Ihr könnt beten, wenn ihr ihm danken wollt oder wenn ihr Angst habt und nicht weiter wisst. Und es kann sein, dass ihr zwar eure eigenen Wege gehen wollt, aber dass manches dann doch nicht so klappt, wie ihr es euch gewünscht habt. Dann dürft ihr wissen, wie der Petrus es gewusst hat: Auch wenn es euch nicht gut geht, Gott bleibt trotzdem bei euch. Gott gibt euch neue Chancen. Gott will, dass ihr euch niemals selber aufgebt. Denn er hat euch lieb, ganz egal was geschieht. Das möchte ich euch heute sagen. Wer an Gott glaubt, der hat nicht immer ein leichtes Leben. Aber er kann leichter Schweres ertragen. Und er kann anderen dabei helfen, ihre schweren Lasten zu tragen. Amen.

Gott erfülle dich mit aller Freude und mit Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen ein Lied von dem Jesus, der will, dass wir ihm nachfolgen, auch wenn manche ihn für einen Gammler gehalten haben, der nicht arbeiten wollte, sondern einfach mit seinen Freunden durch das Land streifte:

Man sagt, er war ein Gammler

Liebe Konfirmandinnen und liebe Konfirmanden!

Vorhin haben wir zurückgeblickt auf eure Konfirmandenzeit. Eben in der Predigt habe ich mir Gedanken über das gemacht, was Gott vielleicht mir euch vorhat. Jetzt möchte ich noch kurz auf das eingehen, was ihr selber bei einem Blick in die Zukunft auf die Frage geantwortet habt „Bei welchen Gelegenheiten werde ich mit der Kirche in Kontakt kommen?“

Die meisten haben gesagt, bei Hochzeiten.

Oder an Weihnachten.

Oder bei Beerdigungen.

Oder bei einer Taufe, zum Beispiel bei der Taufe meiner Schwester.

Oder wenn ich mit meiner Freundin oder Patin in die Kirche gehe.

Vielleicht gehe ich öfters zum Gottesdienst.

Oder ich bete für meine Familie.

Außerdem sollten die Konfis die Frage beantworten: „Was kann und will ich in meinem Leben für Gott tun?

Die meisten haben geantwortet: Beten.

Mehrere haben gesagt: In die Kirche gehen. Wenigstens zu bestimmten Anlässen.

Ich finde, man muss nicht in die Kirche gehen, um mit Gott in Kontakt zu treten.

Wir können an Gott denken.

Wir können an ihn glauben.

Wir tun etwas für Gott, wenn wir niemandem Leid zufügen.

Ich will niemandem etwas Böses tun.

Jetzt werdet ihr, bevor ich euch einsegne, noch einmal gefragt, ob ihr das grundsätzlich wollt: zur evangelischen Kirche dazugehören und von Gott gesegnet werden. Ihr lasst euch auf einen Glauben ein, in den die meisten von euch als Kinder hineingetauft wurden. Fünf von euch habe ich am 4. Advent getauft. Wer damals nicht selber gefragt worden ist, ob er getauft werden will, der sagt heute nachträglich Ja zu seiner Taufe, indem er sich konfirmieren lässt. Euer Ja zu Gott und zur Taufe im Namen Jesu drückt ihr gemeinsam aus, indem ihr das Glaubensbekenntnis sprecht, auch wenn ihr nicht alle Sätze in diesem Bekenntnis ganz wörtlich glauben könnt; das geht allen Christen so. So sprecht als Konfirmandengruppe das Glaubensbekenntnis, die Gemeinde betet es still mit. Wir schließen alle gemeinsam mit „Amen.“

Glaubensbekenntnis

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, nun spreche ich euch für euer Leben als Christen Gottes Segen zu. Segen ist das persönliche Geschenk von Gott an euch, er gibt euch, was ihr braucht und führt euch auf eurem besonderen eigenen Weg.

Den Konfirmationsspruch sage ich euch als persönliches Segenswort für euer Leben.

21 Konfirmandinnen und Konfirmanden werden eingesegnet

Gott ist für dich da wie ein guter Freund, wie eine gute Freundin. Jesus macht dich frei zum Leben und sein Heiliger Geist lässt in dir Glauben, Hoffnung und Liebe wachsen. Gott segne und behüte dich. Amen.

Gott, begleite die Neukonfirmierten auf ihrem Weg durchs Leben. Lass sie spüren, dass sie wertvolle Menschen sind. Hilf ihnen, verantwortungsvoll ihren eigenen Weg zu gehen, und schenke ihnen Aufmerksamkeit für das, was andere brauchen. Amen.

Jetzt möchte ich unseren Konfi-Teamern herzlich danken: … . Sie haben ehrenamtlich eine Menge Zeit investiert, und ich bin froh, dass sie mitgeholfen haben, die Konfi-Zeit zu einem guten Gelingen zu bringen. Herzlichen Dank, auch im Namen des Kirchenvorstandes!

Worte an die Neukonfirmierten vom Kirchenvorstand

Zur Hinführung zum Abendmahl singen wir nun das Lied 229: „Kommt mit Gaben und Lobgesang!“

Kommt mit Gaben und Lobgesang
Einsetzungsworte und Vater unser nach Peter Janssens
Abendmahl der Konfirmierten
Austeilung des Abendmahls durch die Konfirmierten an die Gemeinde

Lasst uns beten.

Gott, ich danke dir für dieses Konfirmandenjahr, in dem wir viel Gutes miteinander erlebt haben. Ich danke dir, diese wunderbaren jungen Menschen kennengelernt zu haben, und ich freue mich darauf, sie in der Zukunft wiederzusehen. Ich danke dir für alle Begegnungen zwischen dir und den Konfis, die möglich waren, und vor allem dafür, dass du sie auf ihrem eigenen Weg im Leben niemals allein lassen wirst.

In der Fürbitte bringen wir Wünsche vor Gott, die in unserer Konfi-Gruppe einmal formuliert worden sind. Aber zuerst sagen sie, wofür sie Gott am meisten dankbar sind:

Für mein Leben.

Für all das, was gut ist.

Dass ich meine Familie habe. Dass meine Familie gesund ist.

Dass ich Geschwister habe und wundervolle Eltern.

Für meine Freunde, die immer für mich da sind.

Dass Gott mich beschützt und mir beisteht.

Dass ich gesund bin und meinen Traum verwirklichen kann.

Dass ich lebe, Essen, Trinken und Familie habe.

Dass er mir in schweren Dingen beisteht und ich gesund bin.

Für meine tolle Familie und meine Freunde.

Dass ich bei Konfi mitmachen durfte.

Dafür, dass ich eine tolle Familie habe, die mich über alles liebt und die ich auch über alles lieb habe.

Für meinen wundervollen Freund.

Und jetzt sagen die Konfirmierten, was sie sich am meisten von Gott wünschen.

Dass meine Familie, meine Freunde und ich immer gesund und glücklich sind.

Dass sich meine Träume verwirklichen.

Ich wünschte, dass ich Justin Bieber persönlich kenne.

Ich wünsche mir von Gott, dass ich gute Noten schreibe.

Dass er meinem Leben viel Glück gibt.

Dass Gott in schwierigen Zeiten hilft.

Dass er mich beschützt und meine Familie beschützt.

Dass Menschen um mich, die ich mag oder liebe, gesund und glücklich bleiben.

Ich wünsche von Gott, dass es mehr Gerechtigkeit gibt.

Es gibt erfüllbare und unerfüllbare Wünsche, aber Gott nimmt sie alle ernst.

Wir kommen zum Schluss unseres Gebetes und bitten dich auch, dass dieser Tag der Konfirmation insgesamt ein schöner Tag wird und dass wir uns später gern daran erinnern. Amen.

Schlusslied: Möge die Straße uns zusammenführen
Ein Kreuz als Geschenk von der Kirche

Der Herr segne Euch und Er behüte Euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über Euch uns sei Euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf Euch und gebe Euch Frieden. „Amen, Amen, Amen.“

Auszug aus der Kirche und Orgelnachspiel

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