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Gott am Galgen

Wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dass er lieber für uns sterben wollte als die Vernichtung aller Sünder herbeizuführen, dann ist alles andere nicht so wichtig. Das wirft ein völlig neues Licht auf die Welt. Gott ist dann nicht der nach unseren Begriffen Allgewaltige, der mal kräftig auf der Erde aufräumt, sondern Gott ist unser Begleiter, unser mitleidender Mitmensch.

Pi-förmiger Galgen mit leerem Strick
Jesus hing an einem Galgen, auf Golgatha, in Auschwitz… (Bild: ServicelinketPixabay)
direkt-predigtGottesdienst am Letzten Sonntag nach Epiphanias, den 24. Januar 1988, in Weckesheim und Reichelsheim und an Septuagesimä (Bibelsonntag), den 31. Januar 1988, in Beienheim, Heuchelheim und Dorn-Assenheim

Herzlich willkommen am Letzten Sonntag nach Epiphanias in der Reichelsheimer Kirche! Epiphanias – ich erklärte es schon vor zwei Wochen – ist die Zeit des Sterns, der den Weisen erschien, die Zeit der Besinnung auf das Erscheinen Gottes in der Welt. Wir können uns mit Leib und Seele anrühren lassen von dem Licht, das in der Finsternis leuchtet.

In der Predigt komme ich auf einen Text zu sprechen, der wohl einer der wichtigsten in der ganzen Bibel ist. Es geht nämlich um die Frage: Was kann man eigentlich tun, damit die Leute die Bibel auch wirklich verstehen? Was ist nötig, damit die Botschaft „gut ankommt“ bei den Menschen? Denn wer liest noch in der Bibel? Wer hört noch zu bei einer Predigt? Wer verspricht sich noch etwas von der Teilnahme an einem Gottesdienst?

Wir singen zu Beginn das Lied 67, 1-4:
Herr Christ, der einig Gotts Sohn
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, so dass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott (Jesaja 59, 1-2).

Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück (Jesaja 38, 17).

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geiste, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, wir nennen dich weise und gut und gerecht. Doch genau daran, dass du das bist, zweifeln wir oft auch. Ist die Welt wirklich weise und gut eingerichtet? Gibt es überhaupt Gerechtigkeit? In der Bibel hören wir, dass durch Jesus in der Welt alles anders geworden ist. Da bist du selbst auf die Welt gekommen, und du hast Menschen dazu bewegt, dich anders zu sehen als vorher, und auch selber anders zu werden als vorher. Freude in der Trauer, Frieden im Streit, Vergebung in der Schuld, Vertrauen in der Verzagtheit hast du möglich gemacht. Rühre auch uns an mit deinem Wort, mach aus uns andere Menschen, Menschen, die lieben können!

Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Buch Jesaja 52, 13 – 53, 6:

13 Siehe, meinem Knecht wird’s gelingen, er wird erhöht und sehr hoch erhaben sein.

14 Wie sich viele über ihn entsetzten, weil seine Gestalt hässlicher war als die anderer Leute und sein Aussehen als das der Menschenkinder,

15 so wird er viele Heiden ‚in Staunen setzen‘ [so nach der griechischen Übersetzung], dass auch Könige werden ihren Mund vor ihm zuhalten. Denn denen nichts davon verkündet ist, die werden es nun sehen, und die nichts davon gehört haben, die werden es merken.

53:1 Aber wer glaubt dem, was uns verkündet wurde, und wem ist der Arm des HERRN offenbart?

2 Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine Gestalt, die uns gefallen hätte.

3 Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum haben wir ihn für nichts geachtet.

4 Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre.

5 Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

6 Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Lied EKG 51, 4-6: Jesu, reines Licht der Seele
Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserm Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Wir hören den Text zur Predigt aus dem 1. Brief des Paulus an die Korinther 2, 1-10:

1 Auch ich, liebe Brüder, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu verkündigen.

2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.

3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern;

4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft,

5 damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.

6 Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen.

7 Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit,

8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.

9 Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.«

10 Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Amen.

Liebe Gemeinde!

Ich führte in diesen Tagen ein Gespräch über den Glauben, wie ich schon viele geführt hatte. Es ging um den Religionsunterricht im Besonderen, aber auch um religiöse Kindererziehung im Allgemeinen. Ein Kind hatte gesagt: Wozu soll ich am Religionsunterricht teilnehmen, ich glaube ja nicht an Gott! Ich kann das alles nicht glauben, das mit den Wundern, das was Jesus alles getan haben soll. Gott hat mir auch nicht geholfen, als ich zu ihm gebetet habe. Da könnte ich genau so gut sagen, meine Katze hätte mir geholfen, wenn ich sie um Hilfe gebeten habe, und es wurde dann auch alles gut.

Nun ist es ein Missverständnis zu meinen, dass ein Kind nur am Religionsunterricht teilnehmen könne, wenn es an Gott glaube. Nein, es kann ja zunächst auch sehr aufmerksam und kritisch auf die alten Geschichten der Bibel hören und sich im Laufe der Jahre seine eigene Meinung dazu bilden. Ich habe immer wieder erlebt, dass gerade die Schülerinnen und Schüler, die nicht sofort alles „geschluckt“ haben, was ich sagte, den Unterricht am lebendigsten mitgestaltet haben.

Aber in der inneren Not des Kindes wegen des Religionsunterrichts ist trotzdem noch eine ernste Frage enthalten, die auch für uns Erwachsene nicht leicht zu beantworten ist: Wie können wir denn von unserem Glauben so glaubwürdig reden, dass wir ihn auch unseren Kindern vermitteln können? Wie können wir unseren eigenen Zweifel überwinden? Haben wir nicht auch schon die Bibel aufgeschlagen und uns gefragt: Kann das denn so stimmen? Oder haben wir nicht derartige Enttäuschungen erlebt, dass wir uns gefragt haben: Warum greift Gott da nicht ein?

Ich konnte auf diese Frage in dem Gespräch nichts anderes erwidern als: Wir können nichts von dem beweisen, was wir glauben. Und manchmal machen wir uns falsche Bilder von Gott, wenn wir in ihm einen äußerlich starken Gott sehen, der sich in unserer Wirklichkeit doch machtvoll durchsetzen müsste, der es den Bösen endlich mal zeigen müsste, an den wir schon glauben könnten, wenn er uns mal so ein richtig deutliches Zeichen geben würde. Nur ein Bild von Gott haben wir bekommen, das uns Gott zeigt, wie er wirklich in seinem Wesen ist: Das ist das Bild Jesu, des Christus, des Beauftragten Gottes in der Welt, der so sehr eins mit Gott war, dass wir ihn mit Recht den Sohn Gottes nennen. An Jesus führt darum kein Weg vorbei, wenn wir wirklich etwas von Gott erfahren wollen und ernsthaft von ihm reden wollen.

Das ist auch das Thema des Paulus in dem Predigttext. Er macht darauf aufmerksam, dass es gar nicht so sehr darauf ankommt, ob jemand ein guter Redner ist. Paulus war das anscheinend nicht. „Ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern“, schreibt er, „und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit“. Vielleicht hat man ihm schon damals gesagt: Du redest zu lange. Deine Predigten dauern und dauern. Und du sprichst immer wieder über das Gleiche. Und dann so kompliziert. Wie sollen wir das verstehen.

Hier sagt nun Paulus: Stimmt, ich bin kein guter Redner. Ich bin auch äußerlich kein attraktiver Mann. Ich bin gezeichnet durch Krankheit. Ich drücke mich oft sehr unbeholfen aus. Aber auf das alles kommt es nicht an. „Denn ich hielt es für richtig“, betont Paulus, „unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.“ Warum? „Damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.“ Der Kern der Botschaft des Paulus ist das Kreuz Christi. Wenn es wahr ist, dass in Jesus Gott am Werk war, wenn es wahr ist, dass Gott uns so sehr geliebt hat, dass er lieber für uns sterben wollte als die Vernichtung über alle Sünder herbeizuführen, dann ist alles andere nicht so wichtig. Das wirft ein völlig neues Licht auf die Welt. Gott ist dann nicht der nach unseren Begriffen Allgewaltige, der mal kräftig auf der Erde aufräumt, das will er nicht sein, sondern Gott ist unser Begleiter, unser Mitmensch, unser mitleidender Bruder oder unsere mitleidende Schwester.

Elie Wiesel, ein Überlebender des Konzentrationslagers Auschwitz, hat in seinem Buch „Die Nacht“ eine erschütternde Begebenheit berichtet: „Die SS erhängte zwei jüdische Männer und einen Jungen vor der versammelten Lagermannschaft. Die Männer starben rasch, der Todeskampf des Jungen dauerte eine halbe Stunde. »Wo ist Gott? Wo ist er?« fragte einer hinter mir. Als nach langer Zeit der Junge sich immer noch am Strick quälte, hörte ich den Mann wieder rufen: »Wo ist Gott jetzt?« Und ich hörte eine Stimme in mir antworten: »Wo ist er? Hier ist er… Er hängt dort am Galgen…«“.

Es ist die Antwort, die sich uns aufdrängen müsste, da wir doch alle jedes Jahr in der Passionszeit wieder über Jesu Leiden nachdenken, in einigen Wochen werden wir es wieder tun. Was ist denn dort anderes geschehen, als dass Gott in Jesus mit uns mitleidet? Er tritt in die Fußstapfen der Millionen Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens wohnen. Er ist mit denen, die von ihren Mitmenschen enttäuscht, hintergangen, betrogen wurden, um den Sinn ihres Lebens beraubt oder gar verfolgt und ermordet wurden.

Das ist der Grund, weshalb vielfach gerade die Leidenden einen neuen Zugang zu Gott finden. Ihnen geht auf, dass Gott in Jesus auf ihrer Seite gestanden hat, nicht nur, wie man eintreten kann für jemanden, dessen Schicksal man nicht teilt, sondern ganz wirklich, als einer von ihnen, als ein Leidender, der sich kein Hintertürchen offen hielt, um vielleicht doch noch vom Kreuz herabzusteigen und sich als der große Wundertäter bewundern zu lassen.

Auf die Frage, wie Gott uns denn helfen kann, hat darum Dietrich Bonhoeffer eine ganz klare Antwort gegeben: „Gott lässt sich aus der Welt herausdrängen ans Kreuz. Gott ist ohnmächtig und schwach in der Welt und gerade und nur so ist er bei uns und hilft uns. Es ist… ganz deutlich, dass Christus nicht hilft kraft seiner Allmacht, sondern kraft seiner Schwachheit, seines Leidens! … nur der leidende Gott kann helfen… Das ist die Umkehrung von allem, was der religiöse Mensch von Gott erwartet. Der Mensch wird aufgerufen, das Leiden Gottes an der gottlosen Welt mitzuleiden.“

So einfach klingt das, und so schwer ist das. Gott leidet in Jesus mit uns. Und er ruft uns dazu auf, ihn dort zu suchen, wo er mit Menschen mitleidet. Wo er mit uns selber ist in unseren Verlassenheiten und Sorgen, in unseren Enttäuschungen und unserer Verbitterung, in unseren Unvollkommenheiten und unserer uneingestandenen Schuld. Aber auch da, wo er uns begegnet in den vielen anderen, die in das Böse dieser Welt hineinverstrickt sind, aktiv und passiv, oder beides zugleich, als Täter und Opfer. Wenn uns das zu weit hergeholt scheint, dass wir „das Leiden Gottes… mitleiden“ sollen, dann brauchen wir uns nur an das Gleichnis Jesu vom Weltgericht zu erinnern: Dort sagt Jesus uns allen ganz klar – er selbst begegnet uns in jedem Hungernden dieser Erde, dem wir zu essen verschaffen oder nicht, in jedem Gefangenen, zu dessen Befreiung wir beitragen oder nicht, in jedem Kranken, den wir besuchen oder nicht, in jedem, der Kleidung braucht und dem wir sie geben oder nicht.

Darum ist die einfache, schlichte Wahrheit des Evangeliums auch immer wieder so unbequem. Es ist nicht damit getan, dass ich sage: Ich kann an Gott glauben. Ich fühle mich von Gott getragen. Ich bekenne Jesus als meinen Herrn. Untrennbar mit diesem Glauben verbunden ist ja die Konsequenz: dieser Glaube verbindet mich nicht nur mit Gott, sondern auch mit den Menschen. Nicht nur mit Menschen, die ich schätze und sowieso schon liebe oder die ich respektiere oder gar bewundere. Nein, sondern auch mit dem Bettler, der an meine Tür kommt, auf der Durchreise nach Frankfurt, wie er sagt, und etwas zu essen und zu trinken haben möchte. Auch mit dem Kollegen, von dem mir erzählt wird, dass er nicht so gut predigen würde wie ich, was mir natürlich schmeichelt, was mich aber auch leicht von ihm trennen könnte. Auch mit dem Gefangenen, den amnesty international betreut, über den ich Näheres lesen könnte, wenn ich nicht diese Spalte in meiner Zeitung meistens einfach ungelesen übergehen würde. Auch mit dem Gemeindemitglied, das sich über meine Predigt ärgert, weil ich Dinge anklingen lasse, die seiner Meinung nach nicht in einen Gottesdienst gehören. Auch mit dem Bekannten oder Verwandten oder Nachbar, mit dem ich mich nicht mehr gut verstehe, seit er mir Unrecht getan hat, wie ich denke – aber vielleicht sieht er es auch umgekehrt.

Unsere Gemeinde ist nur lebendig und eine wirkliche Gemeinde Jesu Christi, wenn sie Jesus ernsthaft nachfolgt. Wir brauchen nicht große Besucherzahlen im Gottesdienst um jeden Preis. Es geht auch nicht darum, dass unbedingt immer „was los sein muss“ im Gemeindehaus und in der Kirche. Die Wahrheit ist ganz schlicht und ganz einfach und manchmal nicht leicht zu ertragen: die Wahrheit ist „allein Jesus Christus, der Gekreuzigte“.

Bitte messen Sie also auch das, was bei uns in der Gemeinde geschieht, nicht daran, ob es gut ankommt oder ob „die Leute“ gut darüber reden. Messen Sie auch die Predigt eines Pfarrers nicht daran, ob er gut reden kann, vielleicht sogar noch kurz und einprägsam. Sondern denken Sie an den Maßstab, den Paulus aufgestellt hat: „Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft, damit euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.“

Paulus ist nicht etwa bescheiden. Er hat einen hohen Anspruch. Er versteckt sich nicht vor der Weisheit der Philosophen. Er weiß vielmehr, dass die unscheinbare Weisheit Gottes stärker ist als die scheinbare Weisheit vieler Menschen. Und hier will ich einfach noch einmal die Worte des Paulus laut werden lassen: „Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.«“

Eine einfache schlichte Wahrheit ist der Glaube, von Kindern ebenso zu erfassen wie von vielen, die wir geistig behindert nennen, aber keine Wahrheit nur für sie, sondern gerade auch für uns andere, die wir meinen, viel mehr zu können und viel weiter zu sein. Der Glaube steht nicht gegen den Verstand, aber es geht in ihm um den Frieden, der höher ist als all unsere Vernunft. Darum ist der Glaube eine Wahrheit, die uns nur geschenkt werden kann. Paulus drückt das aus mit diesen Worten: „Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.“ Er meint damit nicht einen besonders tiefen Verstand, auch nicht besondere Offenbarungen für besondere Leute. Sondern er meint, dass der Geist uns hilft, zu begreifen, was es mit dem Kreuz Jesu auf sich hat. Der Geist rührt uns an, bewegt unser Herz, und wir erkennen: Gott ist mit uns auf unserem Weg, auch da wo wir leiden. Und er führt uns auf ungewohnte Wege, nämlich dorthin, wo andere Menschen uns brauchen. Gott leidet unter der gottlosen Welt. Er leidet sogar an uns. Wir sind aufgerufen, ihn dort zu suchen, wo er heute leidet. Nicht weil das Leiden so schön wäre, sondern weil er es überwinden will – durchstehen und überwinden, durch Liebe und eine Hoffnung, die dem Tod seine Macht aus der Hand genommen hat. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 181, 6-7: Die Gott ihr fürchtet, ich erzähle

Barmherziger Gott, der du uns hast predigen und hören lassen von der Weisheit deines unscheinbar wirkenden Wortes. Stärke uns das Vertrauen auf dich. Du willst als der gekreuzigte Mensch wiedererkannt werden. Nimm uns die Angst vor unserer eigenen Schwachheit. Du bist der Gott des Lebens. Lass uns umkehren von unseren Todeswegen.

Wir bitten dich für unsere Kirche, dass sie ein Ort werde, an dem Menschen lernen, wie sie leben können: an dem sie sich öffnen dürfen und Ohren finden, die ihnen zuhören.

Wir bitten dich für alle Menschen, die Macht ausüben in Verantwortung für andere. Gib, dass sie der Versuchung der Macht widerstehen, dass sie sich durch Enttäuschungen nicht verhärten lassen. Lass sie über den engen zeitlichen Rahmen des ihnen anvertrauten Amtes hinausdenken, damit ihre Entscheidungen auch vor kommenden Generationen bestehen können. Wir bitten dich, dass die Sehnsucht der Menschen nach Frieden allezeit größer werden als Machtinteressen, und präge uns allen deine Verheißung ins Herz, dass die Schwerter zu Pflugscharen werden sollen, damit Hungernde zu essen finden und Gerechtigkeit geschaffen wird.

Wir denken vor dir an die Kranken und Notleidenden, Einsamen und Unzufriedenen, Verachteten und Verzweifelten. Du kennst sie. Begegne ihnen in ihrer Dunkelheit und schenke uns Augen, sie zu entdecken und mit Tatkraft für sie einzutreten.

O Gott, der du uns Mutter und Vater bist, erhalte uns fröhlich, geduldig und treu bei deinem Wort. Amen.

Vater unser
Lied 66, 7
Abkündigungen
Segen

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