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Karfreitagstrost

Ohne Jesu Vertrauen zu seinem Vater wäre der Karfreitag trostlos geblieben, hätte es nur die Gleichgültigkeit der Legionäre, den Spott der Mächtigen und die Flüche des ersten neben Jesus Gekreuzigten gegeben. Aber Jesus legte sein Leben in die Hand des Vaters, seine Liebe war nicht am Ende; er konnte seinen Mördern vergeben und in einer Reihe von Menschen Glauben wachrufen.

Drei Kreuze auf Golgatha im Licht des Sonnenuntergangs
Drei Kreuze auf Golgatha im Licht des Sonnenuntergangs (Bild: Gerd AltmannPixabay)
direkt-predigtGottesdienst am am Karfreitag, 17. April 1987, um 9.30 Uhr in Heuchelheim (mit Abendmahl), um 11.30 Uhr in der Mehrzweckhalle Reichelsheim (mit Musikverein und anschl. Abendmahl) und um 13.00 Uhr in Dorn-Assenheim (mit Abendmahl)

Ich begrüße Sie im Gottesdienst am Karfreitag, heute einmal in unserer Mehrzweckhalle Reichelsheim.

Dem Musikverein Reichelsheim danke ich herzlich für die Bereitschaft, uns in diesem Gottesdienst musikalisch zu begleiten!

Mit dem Karfreitag tun wir uns manchmal etwas schwer: wir erinnern uns an die letzten Stunden des irdischen Lebens Jesu, an seinen grausamen Tod am Kreuz. Manchmal denken wir, wir müssten daher den Karfreitag in düsterer Stimmung begehen, und es kommt eine etwas gezwungen wirkende traurige Feierlichkeit dabei heraus. Aber denken wir auch daran, dass die Engländer z. B. diesen Karfreitag „Good Friday“ nennen, den „Guten Freitag“. Wenn wir von Jesu Passion sprechen, dann müssen wir nicht nur an ein sinnloses und für uns belastendes Leiden denken, sondern wir können vor Dingen davon ausgehen, dass Gott in diesem Leiden Jesu leidenschaftlich für uns Menschen eintritt. Karfreitag und Passion bedeuten nicht nur Leiden, sondern auch Leidenschaft: es geht um Gottes leidenschaftliche Liebe zu uns.

Davon handelt auch das erste Lied, das wir jetzt singen wollen:
Lied EKG 276, 1-3 (im EG nur in den Anhängen von Baden/Elsaß/Lothringen und der Pfalz 632):

1. Geht hin, ihr gläubigen Gedanken, ins weite Feld der Ewigkeit, erhebt euch über alle Schranken der alten und der neuen Zeit; erwägt, dass Gott die Liebe sei, die ewig alt und ewig neu!

2. Der Grund der Welt war nicht geleget, der Himmel war noch nicht gemacht, so hat Gott schon den Trieb geheget, der mir das Beste zugedacht; da ich noch nicht geschaffen war, da reicht er mir schon Gnade dar.

3. Sein Ratschluss war, ich sollte leben durch seinen eingebornen Sohn; den wollt er mir zum Mittler geben, den macht er mir zum Gnadenthron, in dessen Blute sollt ich rein, geheiliget und selig sein.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

HERR, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott. (Psalm 31, 2-3.6)

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste, wie es war von Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Herr, wir gedenken des Leidens und Sterbens Deines Sohnes Jesu von Nazareth. Du hast Deine Macht in seiner Ohnmacht verborgen. Gib uns die Kraft, Dich im Bilde des gekreuzigten Jesus zu erkennen, damit wir in unserer eigenen Ohnmacht Deiner Macht gewiss werden. Schenke uns Glauben an Dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören die Lesung am Karfreitag aus dem Evangelium nach Lukas 23, 33-49. Es ist zugleich der Predigttext dieses Tages:

33 Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.

34 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum.

35 Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes.

36 Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig

37 und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber!

38 Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König.

39 Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!

40 Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist?

41 Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.

42 Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!

43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.

44 Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde,

45 und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei.

46 Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er.

47 Als aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!

48 Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um.

49 Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Amen.

Musikverein Reichelsheim
Zur Predigt wiederhole ich aus dem Lukasevangelium 23, 46:

Und Jesus rief laut: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt: hatte, verschied er.

Amen.

Liebe Gemeinde!

Ein Leben ging zu Ende damals am Karfreitag, ein blühendes Leben von nur 33 Jahren, ein Leben, auf das mehr Hoffnungen gesetzt worden waren als auf das Leben anderer Menschen. Dieser Mensch hatte sich trotz aller Versuchungen sein ganzes bewusst gelebtes Leben hindurch vollkommen von Gottes Heiligem Geist leiten lassen, hatte sich nie von seinem himmlischen Vater getrennt, obwohl er mit ihm gerungen hat, ob er wirklich den Weg des Leidens zu Ende gehen müsse. In Jesus, so glauben wir, war Gott selbst am Werk; und deshalb heißt es in einem Lied zum Karfreitag: „O große Not, Gotts Sohn liegt tot!“

Was bedeutet dieser Tod für uns?

Zum einen ist es das Ende eines Lebens, wie jeder Mensch es einmal erleiden muss. Darin ist Jesus uns gleich, ist er von der Krippe bis zum Kreuz „wahrer Mensch“; dass er sterben muss und auch schon immer wieder in seinem Leben die schmerzhafte Erfahrung von „Endlichkeit“, „Vergänglichkeit“, macht.

Wir sollten darüber nicht so schnell hinweggehen, indem wir sagen: Na ja, nach drei Tagen ist Jesus ja wieder auferstanden, dann war es ja für Jesus kein wirkliches Ende, als er gestorben ist. Bei uns ist das was anderes.

Das ist so nicht ganz richtig. Zunächst einmal ist festzuhalten: Jesus ist gestorben, wie wir alle sterben müssen, und auch die Auferstehung, wie sie die Jünger erlebt haben, hat Jesus nicht wieder in der gleichen Weise auf die Erde zurückgebracht wie zuvor. Deshalb war ja der Tod Jesu für seine Freunde und für seine Mutter eine so schreckliche Erfahrung, vergleichbar mit der Trauer und Verzweiflung, in die bis heute Menschen gestürzt werden, die einen geliebten Menschen verlieren, vor allem, wenn er mitten aus dem Leben gerissen wird.

Ich denke, es ist falsch, wenn wir Menschen in solcher Trauer mit billigem Trost darüber hinwegtrösten wollen, weil wir selbst den Schmerz nicht aushalten. Wenn z. B. den Eltern, die ein Kind verloren haben, gesagt wird: „Es ist dem Kind ja wohl auch vieles erspart geblieben“, dann mag das zwar objektiv richtig sein, es klingt aber wie eine Verhöhnung des Schmerzes von Mutter und Vater, die sich mit dem Tod eines. Kindes zeitlebens nie ganz abfinden können.

„Was sollen wir denn sonst sagen?“ könnten wir uns fragen. Wir fühlen uns hilflos, wenn wir konfrontiert werden mit überwältigendem Leid. Und in der Tat: wir müssen es anerkennen, dass wir oft ohne Macht sind angesichts von Tod und Trauer und Verzweiflung. Allerdings halten wir diese Ohnmacht nicht gut aus und tun dann oft so, als könnten wir doch noch etwas tun oder sagen oder als sei alles doch nicht so schlimm. Und wenn das nicht mehr geht, weil wir selbst betroffen sind vom Ende eines Lebens oder auch vom Ende einer Freundschaft oder einer Hoffnung, vom Scheitern auf dem Lebensweg – dann geraten wir in die Verzweiflung.

Gibt es nur diese zwei Wege, mit dem Schmerz, mit dem Ende, mit dem Tod umzugehen: entweder darin doch noch etwas Gutes zu entdecken und das Schreckliche nicht wahrhaben zu wollen – oder zu verzweifeln und zu denken: jetzt ist alles, alles endgültig und für immer aus? Jetzt kann es nie mehr Hoffnung geben?

Jetzt kommen wir zu dem anderen, was das Sterben Jesu am Kreuz für uns bedeutet. Auf Golgatha begegnen wir einem Menschen, der sein Ende im radikalsten Sinne erlebt: als bitteres Leiden und Sterben und – in den Augen seiner Mitmenschen – als totales Scheitern auf seinem Lebensweg, auf seinem Weg der Barmherzigkeit. Und dennoch nimmt er dieses Ende an und spricht kurz vor seinem Tod diese Worte: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“

Indem Jesus sein Leben loslässt und hineinlegt in Gottes Hände, geschieht nun am Kreuz doch noch mehr als in den millionenfachen Erfahrungen von Endlichkeit und Leid, Tod und Verzweiflung, die wir kennen. Wenn wir uns nun den Bericht des Lukas noch einmal genau ansehen, dann können wir gewahr werden, wie Jesus im Annehmen seines Endes anderen zugleich neue Anfänge schenkt. Er schenkt denen neue Hoffnung, die Schwierigkeiten damit haben, „auf das Ende zu sehen“, mit Schmerz, Tod und Schuld umzugehen, es sind Menschen, die uns ähnlich sind, die Menschen unter dem Kreuz.

Da sind die Legionäre: Sie teilen, nachdem sie Jesus gekreuzigt haben, gemäß der herrschenden Sitte die Kleider des Verurteilten unter sich. Abgestumpft im Handwerk des Tötens verschwenden sie keinen Blick mehr für den Sterbenden in ihrer Nähe. Sie widmen sich vielmehr dem eigenen Leben, und sei es nur dem Überleben.

Können wir sie nicht gut verstehen? Wer viel mit Sterbenden zu tun hat, kann leicht abstumpfen gegenüber dem Leid. Zu verstehen ist, wenn gerade jemand, der die tröstende Nähe eines anderen bräuchte, allein gelassen wird, weil wir es oft nicht aushalten, anteilnehmend auf das Leid eines anderen zu blicken.

Und wenn wir mitbeteiligt sind am Unglück anderer, was die Legionäre als Ausführende des Todesurteils ja waren, dann verdrängen wir den Gedanken daran noch lieber; sie führen ja nur Befehle aus und denken nicht an ihre eigene Verantwortung. Und wir?

Wie steht es mit unserer Verantwortung z. B. als Menschen, die satt werden, für die Menschen, die hungern? als Menschen, die in Freiheit leben, für die Menschen, die verfolgt werden? als Menschen, die überdurchschnittlich viel verbrauchen von den Rohstoffen und der Energie unserer Erde, für die Menschen, die von all dem zu wenig in ihrem Land für sich behalten?

Die Legionäre werfen das Los um Jesu Kleider und tun damit nichts anderes, als was wir tun, wenn wir sagen, dass man die Ellenbogen einsetzen muss, um voranzukommen, dass man manchmal eben nicht menschlich handeln kann. Wir werfen im Überlebensspiel das Los um ein Stückchen Leben und dabei entgeht uns, dass es sich nur um die äußere Lebenshülle handelt, Geld, Sicherheit, Aufstieg, Erfolg, während das, was unser eigentliches Leben ausmacht, bereits erstirbt.

Mitfreude, Mittrauer, Nächstenliebe, Zivilcourage – das wären Kennzeichen eigentlichen Lebens, zu denen die Legionäre nicht fähig sind. Und wir?

Jesus sieht, was die, Legionäre tun, erleidet, was sie ihm antun, wie sie ihn verspotten, und was tut er? Er betet für sie. Er betet für uns alle, wo wir Verantwortung nicht wahrhaben wollen, wo wir gar nicht merken, dass wir in Sünde und Schuld verstrickt sind. Er betet: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Dann werden die Oberen des Volkes beschrieben, die sich als die Starken fühlen, während sie über Jesus reden, als sei er schon ein toter Mann. Für sie, kann dieses wehrlose, hilflose Bündel Mensch am Kreuz niemals der Christus, der Auserwählte Gottes sein. Sie sehen hier nur das Ende des Weges Jesu, den Tod eines Volksverführers, sie sehen keine Anfänge.

Aber warum haben sie es nötig, noch zu spotten? Sind sie sich ihrer Stärke und ihrer Macht gar nicht so sicher? Spüren sie insgeheim, dass in dem Verzicht Jesu, sich selbst zu helfen, in Wahrheit eine Stärke und Macht liegt, die ihnen, den scheinbar Mächtigen, weit überlegen ist?

Ganz ähnlich wie die Oberen des Volkes denkt auch einer der mit Jesus Gekreuzigten. Vermutlich war er einer, der sein Leben lang gegen die römische Fremdherrschaft gekämpft hatte und nun wegen Mordes im Zusammenhang mit Aufruhr hingerichtet wurde. Er hatte versucht, den Gegensatz von oben und unten in der Gesellschaft umzukehren, der Macht von oben die Macht von unten entgegenzusetzen. Damit war er gescheitert, so wie ja auch Jesus scheinbar mit seinem Weg der Gewaltlosigkeit gescheitert war. Aber unser Mann neben Jesus kann sich sein Scheitern und sein Ende nicht eingestehen und spottet über Jesus, der sich nicht gegen sein Ende wehrt. Eine Soforthilfe von Jesus, die wäre ihm recht, um seiner bisherigen Lebensstrategie treu bleiben zu können: „Bist du nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und uns!“ Selbst im Tode kann er sein Leben nicht Gott anvertrauen und sein Ende annehmen. Damit ist sein Ende am Kreuz wohl ein Ende ohne neuen Anfang.

Aber da ist noch der andere Mann, der mit Jesus gekreuzigt wird. Luther hat von ihm gesagt, er müsse „geläuterte Augen“ gehabt haben, die plötzlich das Wesentliche entdecken. Er hat, genau wie Jesus und der andere Gekreuzigte, nur noch kurze Zeit zu leben, aber er erkennt in Jesus den Wendepunkt seines Lebens. Noch kann er das Steuer herumreißen. Er sieht in der gelassenen Bereitschaft Jesu, sein Sterben anzunehmen, einen neuen Weg auch für sich selbst und er spürt richtig, dass diese Gelassenheit wohl nur im Vertrauen auf eine letzte Geborgenheit möglich ist. Er gesteht ein, vor einer Grenze zu stehen, die er nicht überschreiten kann; er hofft aber in der Nähe Jesu über die Grenze hinaus: „Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!“ Und Jesus, der selbst am Ende seines Lebens steht, beschenkt diesen vom Tod gezeichneten Menschen mit der Zusage eines neuen Anfangs: „Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!“

Ähnliche Erfahrungen werden von manchen Menschen berichtet, die gerade durch die Begegnung mit einer Krankheit oder mit Notzeiten zu einer neuen Sicht des Lebens gelangt sind. Schon mehrfach hat mir jemand gesagt, dass er eigentlich erst durch eine Krankheit oder plötzliche Arbeitsunfähigkeit gemerkt habe, wie kostbar jede Minute des Lebens ist, und wie dankbar man auch für viele Dinge sein kann, die man oft so selbstverständlich hinnimmt. Und als Dietrich Bonhoeffer, der am Widerstand gegen Hitler beteiligt war, 1945 hingerichtet wurde, sagte er auf dem Weg zum Schafott: „Dies ist das Ende, für mich der Anfang eines neuen Lebens.“

Noch weitere Menschen beschreibt Lukas in seinem Kreuzigungsbericht, mit denen ein Wandel vor sich geht. Im Augenblick des Todes von Jesus fängt der römische Hauptmann an, Gott zu loben und zu preisen und sagt: „In der Tat, dieser Mensch war ein Gerechter!“

Und auch von der Volksmenge, die zuschaut, wird erstaunlicherweise Ähnliches berichtet: „Als sie sahen, was geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um.“

Kann man von uns, die wir ganz von weitem zuschauen bei der Kreuzigung, auch so etwas sagen? Lassen wir uns anrühren von Jesu Art, mit seinem Lebensende umzugehen? Können wir auch beten: „Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt?“

Ohne dieses Vertrauen Jesu zu seinem Vater wäre der Karfreitag trostlos geblieben, hätte es nur die Gleichgültigkeit der Legionäre, den Spott der Mächtigen und die Flüche des ersten neben Jesus Gekreuzigten gegeben. Aber gerade weil Jesus sein Schicksal annehmen und sein Leben in die Hand des Vaters legen konnte, war auch Jesu Liebe nicht am Ende; er konnte selbst seinen Mördern vergeben und in einer Reihe von Menschen den Glauben an Gott wachrufen. Auch für uns wird Karfreitag nur dann ein guter Freitag, wenn wir für diesen Glauben offen werden oder bleiben, wenn wir von Jesus lernen, was es heißt, dankbar zu leben aus seiner Güte, aber auch loslassen zu können, wenn etwas unwiderruflich zu Ende ist. „Herr, dir in die Hände sei Anfang und Ende, sei alles gelegt.“ Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
Lied EKG 269, 1-4 (EG 354):

1. Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält; wo anders als in Jesu Wunden? Da lag er vor der Zeit der Welt, der Grund, der unbeweglich steht, wenn Erd und Himmel untergeht.

2. Es ist das ewige Erbarmen, das alles Denken übersteigt; es sind die offnen Liebesarme des, der sich zu den Sündern neigt, dem allemal das Herze bricht, wir kommen oder kommen nicht.

3. Wir sollen nicht verloren werden, Gott will, uns soll geholfen sein; deswegen kam der Sohn auf Erden und nahm hernach den Himmel ein, deswegen klopft er für und für so stark an unsers Herzens Tür.

4. O Abgrund, welcher alle Sünden durch Christi Tod verschlungen hat! Das heißt die Wunde recht verbinden, da findet kein Verdammen statt, weil Christi Blut beständig schreit: Barmherzigkeit, Barmherzigkeit!

Herr Jesus Christus, wir sehen dich aus der Ferne und über den unüberwindlichen Abstand der Zeit. Wir suchen dich zu verstehen, zu begreifen, wer du bist. Du bist anders als andere Menschen. Stärker und schwächer. Erhabener und geringer. Du bringst die Kraft Gottes und bist schwach mit den Schwachen. Du schaffst Freiheit und lässt dich binden für die Gefangenen. Du stehst an Gottes Stelle und vertrittst doch die Schuldigen. Du brauchst keine Gewalt und weichst dem Opfer nicht aus. Meister des Lebens, an dir schauen wir, was es heißt, Mensch zu sein. Durch dein Antlitz hindurch schauen wir das Antlitz Gottes: Wo du bist, verwandelt sich die Welt. Wandle auch uns. Mache uns zu Menschen. Amen.

Was uns in dieser Stunde bewegt, bringen wir in der Stille vor dich, o Herr:

Gebetsstille

Alle unsere Gebete schließen wir zusammen in deinem Gebet:

Vater unser
Lied EKG 63, 5+9 (EG 85):

5. Erkenne mich, mein Hüter, mein Hirte, nimm mich an. Von dir, Quell aller Güter, ist mir viel Guts getan; dein Mund hat mich gelabet mit Milch und süßer Kost, dein Geist hat mich begabet mit mancher Himmelslust.

6. Ich will hier bei dir stehen, verachte mich doch nicht; von dir will ich nicht gehen, wenn dir dein Herze bricht; wenn dein Haupt wird erblassen im letzten Todesstoß, alsdann will ich dich fassen in meinen Arm und Schoß.

7. Es dient zu meinen Freuden und tut mir herzlich wohl, wenn ich in deinem Leiden, mein Heil, mich finden soll. Ach möcht ich, o mein Leben, an deinem Kreuze hier mein Leben von mir geben, wie wohl geschähe mir!

8. Ich danke dir von Herzen, o Jesu, liebster Freund, für deines Todes Schmerzen, da du’s so gut gemeint. Ach gib, dass ich mich halte zu dir und deiner Treu und, wenn ich nun erkalte, in dir mein Ende sei.

9. Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir, wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür; wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.

Abkündigungen

Einladung zum anschließenden Abendmahl und Entlassungssegen für die, die nicht am Abendmahl teilnehmen.

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