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Gott misstrauen oder dankbar leben?

Nackt waren die Menschen geschaffen worden. Zuerst schämten sie sich voreinander nicht. Jetzt fühlen sie sich auf einmal nackt und bloß. Sie schämen sich, haben etwas zu verbergen. Sie können nicht mehr vertrauen, darum soll sie keiner mehr so sehen, wie sie sind, auch Gott nicht. Auch vor ihm schämen sie sich. Sie versuchen sogar, sich vor Gott zu verstecken.

Skulptur von Adam und Eva und der Schlange in Form einer Frau
Die Einflüsterung des Misstrauens gegen Gott (Bild: falcoPixabay)

Gottesdienst am 11. März 2011 um 10.00 Uhr im Ensemble-Pflegeheim Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum dritten Mal feiern wir hier einen Gottesdienst miteinander. Ich bin Pfarrer Helmut Schütz von der Evangelischen Paulusgemeinde und begrüße Sie alle herzlich.

Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Am Aschermittwoch hat die Passionszeit begonnen. In dieser Zeit denken wir über das Leiden Jesu nach: Da ist ein Gottessohn, der die Macht des Bösen erleidet. Woher kommt dieses Böse? Darüber haben schon viele nachgedacht, und in der Predigt möchte ich das heute mit Ihnen auch tun.

Lied 91, 1+4+9+10:

1. Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen.

4. Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen; Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen. Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken am Kreuz erblicken.

9. Unendlich Glück! Du littest uns zugute. Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute. Du hast mein Heil, da du für mich gestorben, am Kreuz erworben.

10. Wenn endlich, Herr, mich meine Sünden kränken, so lass dein Kreuz mir wieder Ruhe schenken. Dein Kreuz, dies sei, wenn ich den Tod einst leide, mir Fried und Freude.

Gott kümmert sich um uns. Oft anders als wir denken. Manchmal scheint Gott selber machtlos zu sein, verletzbar und schwach wie wir selber. Daran denken wir in der Passionszeit. Wir denken an Gott, der in seinem Sohn Jesus Christus ein Mensch wurde wie wir. Er teilt unsere Schwachheit, damit wir stark werden. Er erleidet das Böse, das Menschen ihm antun, um das Böse zu besiegen.

Wir beten mit Worten aus dem Psalm 91:

1 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

2 der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

4 Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,

5 dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,

6 vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.

9 Denn der HERR ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht.

11 Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

12 dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Gott, du liebst uns von ganzem Herzen. Schenke uns das Vertrauen zu dir. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. Amen.

Lied 361, 1+2+6+12:

1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.

2. Dem Herren musst du trauen, wenn dir’s soll wohlergehn; auf sein Werk musst du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen und mit selbsteigner Pein lässt Gott sich gar nichts nehmen, es muss erbeten sein.

6. Hoff, o du arme Seele, hoff und sei unverzagt! Gott wird dich aus der Höhle, da dich der Kummer plagt, mit großen Gnaden rücken; erwarte nur die Zeit, so wirst du schon erblicken die Sonn der schönsten Freud.

12. Mach End, o Herr, mach Ende mit aller unsrer Not; stärk unsre Füß und Hände und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein, so gehen unsre Wege gewiss zum Himmel ein.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, die Bibel erzählt am Anfang, wo wir herkommen. Von Erde sind wir genommen, unser Leib besteht aus Stoffen, die aus unserer Erde stammen, so sind wir Kinder der Erde. Mit Gottes eigenem Atem sind wir eine lebendige Seele; so sind wir Kinder Gottes. Im Garten der Natur dürfen wir wohnen, im Einklang mit Pflanzen und Tieren. Von den Früchten der Bäume dürfen wir uns ernähren, dafür sollen wir den Garten bebauen und bewahren. Auch für Geselligkeit und gemeinschaftliches Leben ist gesorgt: Als Adam und Eva sind wir nach Gottes Ebenbild dafür geschaffen, in Respekt und Liebe miteinander umzugehen. Wir sind sogar dazu geschaffen, im Einklang mit Gott zu leben: als ob Gott selber im Garten spazierengeht und wir mit ihm reden können wie mit einem guten Freund.

Aber viele Menschen wollen von diesem Gott nichts wissen. Sie machen Gottes Schöpfung kaputt, statt sie zu bewahren. Sie werden böse und tun einander weh. Sie glauben nicht an Gott. Warum?

Die Bibel gibt darauf eine Antwort, indem sie eine Geschichte erzählt, gleich nach der Schöpfungsgeschichte, im 1. Buch Mose – Genesis 3:

1 Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?

Eine Schlange fängt an zu reden, will der Eva eine Lüge als Wahrheit verkaufen. „Gott meint es nicht gut mit euch! Der verbietet euch alles! Von keinem Baum dürft ihr essen!“ So verspritzt sie ihr Gift in Evas Herz.

2 Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten;

3 aber von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, dass ihr nicht sterbet!

Eva wehrt sich, so gut sie kann, gegen die Einflüsterungen der Schlange. Sie weiß: die Schlange hat nicht recht. Gott hat gar nicht alles verboten. Nur die Früchte von dem einen Baum in der Mitte des Gartens.

Aber wir wissen, wie das ist: Was verboten ist, das reizt uns um so mehr. Und man fragt sich: Ist es wirklich so schlimm, eine einzige Frucht von diesem verbotenen Baum zu essen? Wird wirklich etwas ganz Schlimmes passieren?

4 Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben,

5 sondern Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esset, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.

Die Schlange flüstert den Menschen ein: Gott will ja bloß nicht, dass ihr so klug werdet wie er. Er gönnt euch das nicht. Auf Gott hören? Das tun nur unmündige Kinder. Sind wir Menschen nicht ohne Gott besser dran? Gottes Verbote schränken nur unsere Freiheit ein. Können wir nicht selber sein wie Gott und selber entscheiden, was gut und böse ist? Dann brauchen wir Gott nicht. Wir meistern unser Leben allein. Uns hilft sowieso kein Gott, dann soll er uns auch nicht reinreden. Wir machen, was wir wollen.

6 Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre und dass er eine Lust für die Augen wäre und verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht und aß und gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon, und er aß.

So verlieren wir Menschen unser Vertrauen zu Gott. Der Frau erscheint die verbotene Frucht verlockender als alles, was Gott anzubieten hat; und bei Adam sind keine großen Verführungsanstrengungen notwendig; er nimmt einfach die Frucht aus Evas Hand.

Nun könnte man sagen: Was ist schon dabei, diese eine Frucht zu essen? Die Frucht ist nicht das Problem! Das Problem besteht darin, dass die Menschen ihr Vertrauen zu Gott verlieren. Wer sein will wie Gott, traut Gott nicht mehr über den Weg. Wer sich selber für Gott hält, wer nur noch an sich selber glauben will, der kann sich Gott nicht mehr anvertrauen, der erwartet von Gott nichts Gutes. Und das hat böse Folgen.

7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.

Nackt waren die Menschen geschaffen worden, und zuerst schämten sie sich voreinander nicht. Jetzt fühlen sie sich auf einmal nackt und bloß. Sie schämen sich, haben etwas zu verbergen. Sie können nicht mehr aufeinander vertrauen, darum soll sie keiner mehr einfach so sehen, wie sie sind, auch Gott nicht. Auch vor ihm schämen sie sich. Sie versuchen sogar, sich vor Gott zu verstecken.

8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seinem Weibe vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten.

9 Und Gott der HERR rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?

10 Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich.

In einem Leben ohne Vertrauen muss man sich auch vor Gott fürchten. Doch es gibt kein Versteck, in dem er uns nicht finden würde.

11 Und er sprach: Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?

12 Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugestellt hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.

13 Da sprach Gott der HERR zum Weibe: Warum hast du das getan? Das Weib sprach: Die Schlange betrog mich, so dass ich aß.

Dieses Spiel kennen wir, nicht wahr? „Ich war das nicht, das waren die anderen!“ So schiebt man Schuld von sich weg. Adam und Eva können nicht zugeben: „Ja, Gott, wir haben nicht auf dich gehört. Sei uns bitte wieder gut!“ Das Wort „Vergebung“ ist für sie ein Fremdwort; darum können sie auch nicht zu ihrer Schuld stehen. Sie tun so, als hätten sie nichts Böses getan, und gerade so bleiben sie gefangen in ihrer Sünde, getrennt von Gott. Sie können ihm nicht vertrauen, sie trauen sich nicht, ihn zu bitten: „Sei uns doch bitte wieder gut!“

Wer so ohne Vertrauen zu Gott lebt, dessen Leben wird zu einer einzigen Strafe. Die Frau wird „unter Mühen Kinder gebären“ und ihren Mann als ihren Herrn empfinden (Vers 16). Der Mann wird sich „mit Mühsal vom Acker nähren“ (17), der „Dornen und Disteln tragen“ wird (18). Und am Ende sagt Gott zu Adam:

19 Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden.

Den letzten Satz kennen wir alle, ich spreche ihn bei jeder Beerdigung.

Aber ist das auch das Letzte, was über den Menschen in der Bibel gesagt wird? Nein, hier fängt ja die Bibel erst an. Später kommt einer mit Namen Jesus, der lehrt uns wieder, auf Gott zu vertrauen. Der gehorcht Gott und hört nicht auf die Stimme des Teufels. Der stirbt zwar und wird in der Erde begraben, aber er wird von Gott auferweckt vom Tode. Wer auf Gott hört und sich ihm anvertraut, der wird das ewige Leben haben. Und bereits hier auf der Erde darf er dankbar leben. Auf die Arbeit, die man geleistet hat, oft mit Mühe und Last, darf man auch dankbar zurückblicken; es war auch Lebenserfüllung. Eine Frau kann die Schmerzen der Geburt vergessen, wenn sie mit Freude an ihre Kinder denkt, die Gott ihr anvertraut hat. Von Jesus können wir lernen, dankbar zu leben, sogar wenn wir Schweres durchmachen müssen. Er geht sogar durch den Tod und öffnet uns die Tür zum ewigen Leben. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 85, 8-10:

8. Ich danke dir von Herzen, o Jesu, liebster Freund, für deines Todes Schmerzen, da du’s so gut gemeint. Ach gib, dass ich mich halte zu dir und deiner Treu und, wenn ich nun erkalte, in dir mein Ende sei.

9. Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir, wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür; wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Angst und Pein.

10. Erscheine mir zum Schilde, zum Trost in meinem Tod, und lass mich sehn dein Bilde in deiner Kreuzesnot. Da will ich nach dir blicken, da will ich glaubensvoll dich fest an mein Herz drücken. Wer so stirbt, der stirbt wohl.

Gott, Vater im Himmel, du hast unsere Welt gut geschaffen. Doch viele glauben nicht an deine Güte. Viele werden bitter und hart und leben im Unfrieden mit sich selbst und anderen.

Danke, Gott, dass du uns nicht aufgibst. Danke, dass du uns deinen Sohn Jesus geschenkt hast. Lass uns wieder neu das Vertrauen fassen zu dir! Halte uns fest in unserer Angst und lass uns nicht allein!

Gebetsstille und Vater unser

Gott segne dich und er behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden. Amen.

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