Bild: Helmut Schütz

Nappi und die Feindesliebe

Handpuppenszene im Stuhlkreis der Kita-Kinder im Kinder- und Familienzentrum der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen.

Nappi: Hallo, Kinder, ich will euch auch mal besuchen! Wisst ihr, wer ich bin? * * * Ich bin Nappi. Eigentlich gehöre ich zur Familie der Schnappis, aber als ich klein war, konnte ich Sch-nappi nicht aussprechen und hab Nappi gesagt, darum heiße ich nur Nappi.

Lutz: He, Nappi, was machst du denn hier? Hau bloß ab, du machst bestimmt wieder nur Ärger!

Die Handpuppen Lutz, das Teufelchen, und Nappi, der kleine Tabaluga-Drache, streiten miteinander
Lutz und Nappi streiten miteinander

Nappi: Böser Lutz, böser Teufel, du bist böse zu mir.

Lutz: Nein, du bist selber böse. Du hast mich gehauen, und jetzt sagst du „böser Teufel“ zu mir. Das ist nicht nett.

Nappi: Aber du lässt mich nie mitgehen zu den Kindern.

Lutz: Ich wusste gar nicht, dass du mitkommen wolltest. Du hast nie gefragt.

Nappi: Ich hab Angst gehabt, du würdest Nein sagen.

Lutz: Ach, und dann haust du mich lieber gleich?

Nappi: Ja, wenn du mich aber auch nicht mitnimmst!

Lutz: Ach, lass mich doch in Ruhe. Die Kinder mögen bestimmt auch keinen, der immer gleich haut!

Nappi: Das ist gemein! Dafür hau ich dich! (haut Lutz)

Lutz: Au, au, au! Dann hau ich zurück! (haut Nappi)

Nappi: Au, au, au! Immer sind alle böse zu mir!

Lutz: Wenn du aber auch immer anfängst!

Beide: (hauen sich weiter)

Fischli: Haaaalt! Stoooopp! Nicht hauen!

Jamal: Aufhören! Vertragt euch endlich!

Die Handpuppen Jamal, das kleine Kamel, und Fischli, der kleine Pinguin, versuchen den Streit zwischen Lutz und Nappi zu schlichten
Jamal und Fischli versuchen den Streit zwischen Lutz und Nappi zu schlichten

Fischli: Gut, dass wir gerade gekommen sind, sonst würdet ihr euch noch ganz schlimm weh tun.

Jamal: Salaam, ihr beiden, warum haltet ihr denn keinen Frieden miteinander?

Lutz: Der hat angefangen!

Nappi: Der ist immer böse zu mir!

Lutz: Aber der hat zuerst gehauen!

Nappi: Und der hat zuerst zurückgehauen!

Fischli: Also, Lutz, wenn ich mich richtig erinnere, hast du früher auch ganz gerne mal die Gabi gehauen, weißt du noch?

Lutz: Das ist aber schon gaaanz lange her. Außerdem sind Gabi und ich jetzt Freunde.

Jamal: Ach, und du meinst, den Nappi darfst du hauen?

Lutz: Ja, der ist nämlich mein Feind. Den mag ich nicht. Der haut mich einfach ohne Grund.

Fischli: Weißt du, was der Jesus einmal über die Feinde gesagt hat?

Lutz: Nein, was hat er denn gesagt? Du darfst deine Feinde hauen?

Fischli: Nein, das hat er nicht gesagt.

Jamal: Ich glaube, bei euch Christen steht in der Bibel: Jesus hat gesagt: Du sollst deinen Feind lieben! (nach Matthäus 5, 44) Lutz: Was, den Nappi soll ich liebhaben? Nie im Leben!

Fischli: Liebhaben? Das meint Jesus eigentlich nicht. Du kannst ja nicht einfach einen liebhaben, den du nicht magst. Manchmal heißt ein Wort auch noch etwas anderes.

Lutz: Und lie-ben ist so ein Wort?

Fischli: Ja, genau. Wenn du einen Feind liebst, dann musst du ihn nicht mögen. Aber auch wenn du ihn nicht magst, sollst du ihn nicht hauen.

Lutz: Das ist aber schwer.

Fischli: Das weiß ich. Jesus meint, man soll nicht selber böse sein, wenn ein anderer böse ist.

Jamal: Das meinen wir Muslime auch. Was du gesagt hast, steht nicht nur in der Bibel, in dem heiligen Buch der Christen. Das steht auch im Koran (Sure 23, 96), in unserem heiligen Buch der Muslime: „Wehre das Böse ab mit dem, was das Beste ist.“ Und das Beste ist bestimmt nicht, dass man immer zurückhaut.

Fischli: Nein. Jesus sagt sogar: „Wenn dich jemand auf deine eine Backe haut, dann halte ihm auch die andere Backe hin!“ (nach Matthäus 5, 39)

Lutz: Das geht aber doch zu weit! Ich lass mich doch von dem Hau-Monster nicht absichtlich nochmal hauen!

Nappi: Ich bin kein Hau-Monster. Immer redet der böse Teufel so böse von mir!

Lutz: Du nennst mich ja auch böser Teufel!

Nappi: Aber nur, weil du mich Hau-Monster nennst!

Fischli: Wie wäre es denn, wenn ihr beide einfach mal nicht zurückhaut und nicht zurückschimpft?

Lutz: Aber wenn dann der Nappi doch weiter haut und schimpft?

Fischli: Das wäre dann so ähnlich, als ob du ihm die andere Backe auch noch hinhältst. Du kannst ja mal ausprobieren, was dann passiert.

Lutz hält Nappi die andere Wange hin - aber dabei schaut er ihn verächtlich mit der Wange an!
Lutz hält Nappi zwar die andere Wange hin – schaut ihn dabei aber verächtlich mit der Wange an!

Lutz: OK. Hier hast du meine andere Backe. Hau doch! Hau doch! Du traust dich ja nicht, Feigling!

Nappi: Ich bin überhaupt kein Feigling. Und ich trau mich doch. (Er haut den Lutz.)

Lutz: Au, au, au! Siehst du, Fischli, das nützt überhaupt nichts. Der Nappi ist immer noch genau so böse.

Fischli: Aber bist du dir sicher, dass du es genau so gemacht hast, wie Jesus das wollte?

Lutz: Ja, ich habe dem Nappi doch die andere Backe hingehalten.

Nappi: Aber dann hast du mich einen Feigling geschimpft!

Fischli: Genau, Lutz, Nappi hat Recht, so hat Jesus das nicht gemeint. Wange hinhalten und gleichzeitig beschimpfen, das passt nicht zusammen.

Jamal: Da fällt mir noch ein Satz aus dem Koran ein (Sure 31, 18): „Schau niemanden mit der Wange von der Seite an, als ob er nur böse wäre. Denk nicht, dass nur du gut bist, denn Gott liebt keine eingebildeten Angeber.“

Fischli: Dieses Satz kannte ich noch gar nicht. In der Bibel steht auch, dass man nicht angeben soll, dass man besser ist als andere Menschen.

Lutz: Ein Angeber wollte ich wirklich nicht sein.

Nappi: Und ich wollte dich eigentlich gar nicht hauen.

Lutz: Und ich wollte dich gar nicht ausschimpfen.

Nappi: Bin ich dann nicht mehr dein Feind?

Lutz: Nein. Vielleicht können wir sogar Freunde werden.

Nappi: Das ist schön! Willst du mit mir knuddeln?

Lutz: Übertreib es nicht. Knuddeln mach ich mit der Gabi. Aber wir hören einfach auf zu hauen. OK?

Lutz und Nappi beenden ihren Streit, übertreiben es aber nicht mit ihrer Freundschaft
Lutz und Nappi beenden ihren Streit, übertreiben es aber nicht mit ihrer Freundschaft

Nappi: OK. Können wir jetzt noch ein Lied zusammen singen? Ihr habt doch erzählt, dass ihr mit den Kindern immer zusammen Lieder singt.

Fischli: Ich weiß ein Lied, das passt gut zu dem, was wir besprochen haben: „Streit, Streit, Streit…“

Lutz: Au ja, das singen wir, da mag ich auch. Und dann vielleicht noch das Lied „Immer ich…“

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