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10 Ägyptische Plagen als Umweltkatastrophe

Ökologische oder andere Katastrophen können Warnungen Gottes sein, damit Menschen, vielleicht auch wir heute, ihren Sinn ändern und politische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen gründlich überdenken. Wir leben nicht in garantierter Sorglosigkeit, zumal wenn wir es in irgendeiner Hinsicht auf Kosten anderer tun. Das war die Botschaft, die der ägyptische Pharao und die Mächtigen in seinem Lande so schmerzhaft lernen mussten.

Eine Wanderheuschrecke
Die achte ägyptische Plage: Heuschrecken (Bild: Harald MaternPixabay)
direkt-predigtGottesdienst am 9. Sonntag nach Trinitatis, 2. August 2015, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Zur Gottesdienstreihe mit Tierpredigten ließ ich mich durch das Buch von Vitus B. Dröscher, Über die Tierwunder der Bibel, Esslingen 1990, inspirieren. Ich verwende zahlreiche Zitate aus diesem Buch (manchmal paraphrasierend, manchmal wörtlich zitierend, die Seitenzahlen unten beziehen sich auf dieses Buch). Da ich die Argumentation Dröschers immer nur stark gekürzt wiedergeben kann, kann ich nur empfehlen, seine Bücher selbst zu lesen.

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich zum Abendmahlsgottesdienst in der Pauluskirche am 1. Sonntag im August. In diesem Monat wird Herr Pfarrer Schütz eine Reihe von Tierpredigten halten. Tiere spielten zum Beispiel eine wesentliche Rolle bei den zehn ägyptischen Plagen. Worum es dabei ging und was wir davon lernen können, darum geht es in der heutigen Predigt.

Hören wir zur Einstimmung Worte aus dem Psalm 78:

32 [Sie] sündigten … und glaubten nicht an seine Wunder.

42 Sie dachten nicht an die Taten seiner Hand, an den Tag, als er sie erlöste von den Feinden.

53 Er leitete sie sicher, dass sie sich nicht fürchteten; aber ihre Feinde bedeckte das Meer.

Wir singen aus dem Lied 303 die Strophen 1, 2, 5 und 7:

1. Lobe den Herren, o meine Seele! Ich will ihn loben bis in‘ Tod; weil ich noch Stunden auf Erden zähle, will ich lobsingen meinem Gott. Der Leib und Seel gegeben hat, werde gepriesen früh und spat. Halleluja, Halleluja.

2. Fürsten sind Menschen, vom Weib geboren, und kehren um zu ihrem Staub; ihre Anschläge sind auch verloren, wenn nun das Grab nimmt seinen Raub. Weil denn kein Mensch uns helfen kann, rufe man Gott um Hilfe an. Halleluja, Halleluja.

5. Zeigen sich welche, die Unrecht leiden, er ist’s, der ihnen Recht verschafft; Hungrigen will er zur Speis bereiten, was ihnen dient zur Lebenskraft; die hart Gebundnen macht er frei, und seine Gnad ist mancherlei. Halleluja, Halleluja.

7. Aber der Gottesvergessnen Tritte kehrt er mit starker Hand zurück, dass sie nur machen verkehrte Schritte und fallen selbst in ihren Strick. Der Herr ist König ewiglich; Zion, dein Gott sorgt stets für dich. Halleluja, Halleluja.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten ein Lied der Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten, Psalm 78. So wie damals das Volk Israel wunderbare Dinge erfährt, so mögen auch wir uns heute an wunderbare Dinge erinnern, die Gott uns in unserem Leben erwiesen hat:

1 Höre, mein Volk, meine Unterweisung, neiget eure Ohren zu der Rede meines Mundes!

2 Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch und Geschichten verkünden aus alter Zeit.

3 Was wir gehört haben und wissen und unsre Väter uns erzählt haben,

4 das wollen wir nicht verschweigen ihren Kindern;

7 dass sie setzten auf Gott ihre Hoffnung und nicht vergäßen die Taten Gottes, sondern seine Gebote hielten.

12 Vor ihren Vätern tat er Wunder in Ägyptenland…

13 Er zerteilte das Meer und ließ sie hindurchziehen und stellte das Wasser fest wie eine Mauer.

23 Und er gebot den Wolken droben und tat auf die Türen des Himmels

24 und ließ Manna auf sie regnen zur Speise und gab ihnen Himmelsbrot.

25 Brot der Engel aßen sie alle, er sandte ihnen Speise in Fülle.

29 Da aßen sie und wurden sehr satt; und was sie verlangten, gewährte er ihnen.

Kommt, lasst uns Gott anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Der Psalm 78 geht weiter. Gott befreit versklavte Menschen, gibt ihnen zu essen und zu trinken, aber trotzdem zweifeln und sündigen sie. Sie wollen nicht an Wunder glauben, nicht von der Barmherzigkeit Gottes abhängen. In diesem Zusammenhang erinnert die Sängerin oder der Sänger des Psalms an die zehn ägyptischen Plagen, die für Israel die Erlösung näher brachte:

32 [Sie] sündigten … und glaubten nicht an seine Wunder.

42 Sie dachten nicht an die Taten seiner Hand, an den Tag, als er sie erlöste von den Feinden,

43 wie er seine Zeichen in Ägypten getan hatte…;

44 als er ihre Ströme in Blut verwandelte, dass sie aus ihren Flüssen nicht trinken konnten;

45 als er Ungeziefer unter sie schickte, das sie fraß, und Frösche, die ihnen Verderben brachten,

46 und ihr Gewächs den Raupen gab und ihre Saat den Heuschrecken;

47 als er ihre Weinstöcke mit Hagel schlug und ihre Maulbeerbäume mit Schloßen;

48 als er ihr Vieh preisgab dem Hagel und ihre Herden dem Wetterstrahl;

51 als er alle Erstgeburt in Ägypten schlug, die Erstlinge ihrer Kraft in den Zelten Hams.

52 Er ließ sein Volk ausziehen wie Schafe und führte sie wie eine Herde in der Wüste;

53 und er leitete sie sicher, dass sie sich nicht fürchteten; aber ihre Feinde bedeckte das Meer.

Großer Gott, schwer fällt es uns zu glauben, dass Plagen und Strafen ein Zeichen deiner Barmherzigkeit sind. Hilf uns, nachzudenken, nachzufragen, nach deinem Wort zu leben, um deine Liebe, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit wirklich zu erfassen. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Zwei letzte Verse hören wir aus dem Psalm 78:

38 [Gott] aber war barmherzig und vergab die Schuld und vertilgte sie nicht und wandte oft seinen Zorn ab und ließ nicht seinen ganzen Grimm an ihnen aus.

39 Denn er dachte daran, dass sie Fleisch sind, ein Hauch, der dahinfährt und nicht wiederkommt.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Barmherziger Gott, es ist nicht selbstverständlich, dass wir leben. Wir verdanken uns nicht uns selbst, sondern dem Wunder deiner Schöpfung. Wir überleben nicht aus eigener Kraft, sondern weil du uns durch deine Engel bewahrst und behütest. Wir haben keine Garantie auf ein unendlich langes Leben, sondern jeder Tag ist ein kostbares Geschenk aus deiner Hand. Hilf uns, verantwortlich mit diesem Geschenk umzugehen und dankbar zu leben. Darum bitten wir dich, Gott, im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem 2. Buch Mose – Exodus 7:

1 Der HERR sprach zu Mose: Siehe, ich habe dich zum Gott gesetzt für den Pharao, und Aaron, dein Bruder, soll dein Prophet sein.

2 Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde; aber Aaron, dein Bruder, soll es vor dem Pharao reden, damit er die Israeliten aus seinem Lande ziehen lasse.

3 Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder tun in Ägyptenland.

4 Und der Pharao wird nicht auf euch hören. Dann werde ich meine Hand auf Ägypten legen und durch große Gerichte meine Heerscharen, mein Volk Israel, aus Ägyptenland führen.

5 Und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der HERR bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecken und die Israeliten aus ihrer Mitte wegführen werde.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Glaubensbekenntnis

Wir singen das Lied auf dem Liedblatt:

Geh nun, Mose, geh nach Ägyptenland
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, „lass mein Volk ziehen, dass es mir diene“, let my people go, so haben die schwarzamerikanischen Sklaven gesungen, so hat es Aaron als Sprachrohr des Mose und der wiederum als Prophet Gottes dem mächtigen Pharao von Ägypten wieder und wieder gesagt. Denn Menschen sind nach Gottes Willen nicht dazu da, um einem menschlichen Herrscher als Sklaven zu dienen, sondern sie sollen allein dem Herren dienen, der sie geschaffen hat als freie Menschen, und dieser Dienst ist kein Sklavendienst, sondern eine Einübung in Liebe, in gerechtes, friedliches Zusammenleben im Einklang mit der Schöpfung, mit Menschen und Tieren. Doch immer wieder heißt es im 2. Buch Mose (z. B. in Exodus 7):

14 Das Herz des Pharao ist hart; er weigert sich, das Volk ziehen zu lassen.

Daraufhin wird in den Kapiteln 7 bis 12 die Geschichte der zehn ägyptischen Plagen erzählt. Der Naturforscher Vitus B. Dröscher hat in einem Buch „Über die Tierwunder der Bibel“ ein paar Hinweise gegeben, auf welche Weise natürliche Zusammenhänge der von Gott geschaffenen Welt für den Pharao zu einer Kette von katastrophalen Warnsignalen werden, die sein hartes Herz erweichen sollen.

1. Ägyptische Plage: Verwandlung der Gewässer in Blut

Alles beginnt damit, dass eines Morgens der Pharao sich am Ufer des Nils aufhält und dort diesem nervigen Mose mit seinem Bruder Aaron begegnet (Exodus 7):

19 Und der HERR sprach zu Mose: Sage Aaron: Nimm deinen Stab und recke deine Hand aus über die Wasser in Ägypten, über ihre Ströme und Kanäle und Sümpfe und über alle Wasserstellen, dass sie zu Blut werden, und es sei Blut in ganz Ägyptenland, selbst in den hölzernen und steinernen Gefäßen.

20 … Und alles Wasser im Strom wurde in Blut verwandelt.

21 Und die Fische im Strom starben, und der Strom wurde stinkend, so dass die Ägypter das Wasser aus dem Nil nicht trinken konnten…

Was mag da passiert sein? Nicht unbedingt Zauberei. Im Wasser dort hat es wahrscheinlich winzige einzellige algenähnliche Lebewesen gegeben, die man Panzergeißler nennt; bevölkern sechs Millionen von ihnen einen Liter Wasser, so färbt er sich blutrot. Diese Tierchen wehren sich mit einem Gift gegen Fressfeinde, darum sterben die Fische im Nil. Und wenn sie ans Ufer geweht werden, trocknen sie aus, und der Wind trägt die Sporen bis in den kleinsten Wassereimer, wo sie ebenfalls eine „Rote Tide“ auslösen (S. 20-23)!

Noch heute kommen Panzergeißler auch in der Nord- und Ostsee vor, allerdings in weitaus geringerer Zahl, so dass sich das Wasser nicht rot verfärbt. Ihr Gift reichert sich aber besonders in den Monaten ohne „r“ in Muscheln an, so dass es zwischen Mai und August gefährlich sein kann, Muscheln zu essen (S. 21-22).

Hatte Mose eine Ahnung, ein Wissen um solche Zusammenhänge? Die menschliche Supermacht des Pharao konnte nichts ausrichten gegen die vereinte Kraft von Millionen winzig kleiner Geschöpfe.

Aber die Zauberer des Pharao hatten vielleicht ähnliches Wissen wie Mose, darum bleibt der Pharao hart (S. 24).

2. Ägyptische Plage: Frösche

Und Mose warnt ihn ein zweites Mal (Exodus 7):

26 So spricht der HERR: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene!

27 Wenn du dich aber weigerst, siehe, so will ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen plagen,

28 dass der Nil von Fröschen wimmeln soll. Die sollen heraufkriechen und in dein Haus kommen, in deine Schlafkammer, auf dein Bett, auch in die Häuser deiner Großen und deines Volks, in deine Backöfen und in deine Backtröge;

29 ja, die Frösche sollen auf dich selbst und auf dein Volk und auf alle deine Großen kriechen.

Diese zweite Plage entsteht logisch aus der ersten, da Froschlarven oder Kaulquappen, wie wir sie nennen, von den Panzergeißler-Tierchen nicht vergiftet werden, ja sich sogar von ihnen ernähren. Und da die Raubfische, die normalerweise Frösche fressen, vergiftet sind, können sie sich ungehindert vermehren, so dass sie überall hinkriechen und in verzweifelter Nahrungssuche sogar ins Innere der Häuser eindringen (S. 25-27).

Jetzt scheint der Pharao in sich zu gehen (Exodus 8):

4 Da ließ der Pharao Mose und Aaron rufen und sprach: Bittet den HERRN für mich, dass er die Frösche von mir und von meinem Volk nehme, so will ich das Volk ziehen lassen, dass es dem HERRN opfere.

Die Frösche finden keine Nahrung mehr und sterben, das Land ist voller stinkender Haufen toter Frösche.

3. Ägyptische Plage: Stechmücken

Doch die überstandene Not lässt den Pharao sein Versprechen rasch vergessen (Exodus 8):

11 Als aber der Pharao merkte, dass er Luft gekriegt hatte, verhärtete er sein Herz und hörte nicht auf sie, wie der HERR gesagt hatte.

12 Und der HERR sprach zu Mose: Sage Aaron: Strecke deinen Stab aus und schlag in den Staub der Erde, dass er zu Stechmücken werde in ganz Ägyptenland.

13 Sie taten so, und Aaron reckte seine Hand aus mit seinem Stabe und schlug in den Staub auf der Erde. Und es kamen Mücken und setzten sich an die Menschen und an das Vieh; aller Staub der Erde ward zu Mücken in ganz Ägyptenland.

Es gibt Mückenarten, die sich vom Blut der Frösche ernährt haben können, die sich in Zeiten der Trockenheit und Hitze einige Zentimeter tief im Staub der Erde verkriechen, wo sie lange verharren können, bis sie durch eine Erschütterung wahrnehmen, dass ein Tier oder ein Mensch als „Blutspender“ vorbeikommt. Wer zur rechten Zeit morgens früh mit einem Stab auf den Boden schlägt, kann also tatsächlich aus dem Staub Mückenmassen hervorbringen. Den Zauberern des Pharao, die dasselbe in der Mittagshitze tun wollten, gelingt das nicht (S. 33-34).

15 Da sprachen die Zauberer zum Pharao: Das ist Gottes Finger. Aber das Herz des Pharao wurde verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie der HERR gesagt hatte.

4. Ägyptische Plage: Stechfliegen

16 Und der HERR sprach zu Mose: Mach dich morgen früh auf und tritt vor den Pharao, wenn er hinaus ans Wasser geht, und sage zu ihm: So spricht der HERR: Lass mein Volk ziehen, dass es mir diene;

17 wenn nicht, siehe, so will ich Stechfliegen kommen lassen über dich, deine Großen, dein Volk und dein Haus, dass die Häuser der Ägypter und das Land, auf dem sie wohnen, voller Stechfliegen werden sollen.

18 An dem Lande Goschen aber, wo sich mein Volk aufhält, will ich an dem Tage etwas Besonderes tun, dass dort keine Stechfliegen seien, damit du innewerdest, dass ich der HERR bin, inmitten dieses Landes,

19 und ich will einen Unterschied machen zwischen meinem und deinem Volk. Morgen schon soll das Zeichen geschehen.

20 Und der HERR tat so, und es kamen viele Stechfliegen in das Haus des Pharao, in die Häuser seiner Großen und über ganz Ägyptenland, und das Land wurde verheert von den Stechfliegen.

Warum schickt Gott als vierte Plage unmittelbar nach den Fröschen Stechfliegen? Wäre die Geschichte eine bloße Dichtung, könnten wir den Dichter für ungeschickt halten, weil das Thema allzu ähnlich ist und Fliegen auf uns harmloser wirken als Mücken. Aber Stechfliegen oder Bremsen ernähren sich von Mückenlarven, die gerne in morastigen Gegenden wie im Nildelta abgelegt werden. Und dort reift nun massenhaft die Brut der Stechfliegen heran. Das Gebiet Goschen, in dem die israelitischen Fremdarbeiter leben, ist ein Ghetto, eine Art Slum am Rand der Stadt Tanis, das bereits auf dem Boden der Wüste lag. Dort sind sie vor den Stechfliegen sicher, die nur in Feuchtgebieten gedeihen (S. 35-38).

5. Ägyptische Plage: Viehpest

Dieses Mal macht Pharao ein Zugeständnis: Das Volk Israel könnte ja hier im Land Ägypten seinem Gott opfern (Exodus 8, 21). Aber darauf lässt sich Mose nicht ein, und der Pharao bleibt ebenfalls hart. Und die Reihe der Plagen setzt sich fort (Exodus 9):

1 Da sprach der HERR zu Mose: Geh hin zum Pharao und sage zu ihm: So spricht der HERR, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass sie mir dienen!

2 Wenn du dich weigerst und sie weiter aufhältst,

3 siehe, so wird die Hand des HERRN kommen über dein Vieh auf dem Felde, über die Pferde, Esel, Kamele, Rinder und Schafe, mit sehr schwerer Pest.

4 Aber der HERR wird einen Unterschied machen zwischen dem Vieh der Israeliten und dem der Ägypter, dass nichts sterbe von allem, was die Israeliten haben.

Auch die fünfte Plage trifft nur die Ägypter; es ist die Viehpest, die durch Stechfliegen übertragen werden kann (S. 39-41).

6. Ägyptische Plage: Blattern

Dasselbe mag für die sechste Plage, die Blattern, gelten, womit wohl eine milde Form der Pocken gemeint ist, denn an dieser Krankheit stirbt weder Mensch noch Vieh, aber man wagt mit diesem Ausschlag nicht, andern Leuten unter die Augen zu treten (Exodus 9):

8 Da sprach der HERR zu Mose und Aaron: Füllt eure Hände mit Ruß aus dem Ofen, und Mose werfe ihn vor dem Pharao gen Himmel,

9 dass er über ganz Ägyptenland staube und böse Blattern aufbrechen, an den Menschen und am Vieh in ganz Ägyptenland.

10 Und sie nahmen Ruß aus dem Ofen und traten vor den Pharao, und Mose warf den Ruß gen Himmel. Da brachen auf böse Blattern an den Menschen und am Vieh,

11 so dass die Zauberer nicht vor Mose treten konnten wegen der bösen Blattern; denn es waren an den Zauberern ebenso böse Blattern wie an allen Ägyptern.

Die sogenannten Sanagapocken vereitern und bluten nicht. Sie trocknen aus und hinterlassen keine entstellenden Pockennarben. Der Erreger dieser Krankheit ist ein Virus, das außergewöhnlich widerstandsfähig gegen Austrocknung ist; es kann zu Staub werden und Menschen und Tiere infizieren, die ihn einatmen. Auch der Ausbruch der Blattern könnte mit der Stechfliegenplage zusammenhängen; die milden Blattern brechen erst zehn Tage nach der Ansteckung aus, die Rinderpest schon nach vier bis sieben Tagen (S. 41-43).

7. Ägyptische Plage: Hagel

Aber wieder hört der Pharao nicht auf die Warnungen von Mose und Aaron. Und Mose lässt die Ankündigung der siebten Plage folgen: einen Hagelschlag, wie er nie da gewesen ist.

Dies ist nun ein Naturphänomen, das nichts mit Tieren und Pflanzen zu tun hat und nicht auf die Ursachenkette der vorherigen Plagen zurückzuführen ist, sondern allein auf die von uns Menschen bis heute nicht einmal eindeutig voraussagbaren Zusammenhänge des Wetters. Es kommt zwar äußerst selten vor, dass Hagelkörner Menschen und Vieh erschlagen können, aber möglich ist es durchaus (S. 43-45).

In diesem Fall hören einige der mächtigen Ägypter auf Mose, indem sie ihre Knechte und ihr Vieh in die Häuser fliehen lassen. Und sogar der Pharao scheint nach sieben Plagen endlich sein Unrecht einzusehen (Exodus 9):

27 Da schickte der Pharao hin und ließ Mose und Aaron rufen und sprach zu ihnen: Diesmal hab ich mich versündigt; der HERR ist im Recht, ich aber und mein Volk sind schuldig.

Doch dann hören Regen, Hagel und Gewitter auf – und der Pharao verhärtet wieder sein Herz und lässt die Kinder Israels nicht ziehen. OK, dieses Mal sagt er, dass er die Männer allein gehen lassen will, aber die Frauen und Kinder, die Schafe und Rinder, nicht. Darum lassen sich Mose und Aaron natürlich nicht ein, sie wollen niemanden als Geiseln zurücklassen.

8. Ägyptische Plage: Heuschrecken

So muss eine achte Plage folgen; sie besteht wieder aus einer Masseninvasion von Tieren (Exodus 10):

13 Mose streckte seinen Stab über Ägyptenland, und der HERR trieb einen Ostwind ins Land, den ganzen Tag und die ganze Nacht. Und am Morgen führte der Ostwind die Heuschrecken herbei.

14 Und sie kamen über ganz Ägyptenland und ließen sich nieder überall in Ägypten, so viele, wie nie zuvor gewesen sind noch hinfort sein werden.

15 Denn sie bedeckten den Erdboden so dicht, dass er ganz dunkel wurde. Und sie fraßen alles, was im Lande wuchs, und alle Früchte auf den Bäumen, die der Hagel übriggelassen hatte, und ließen nichts Grünes übrig an den Bäumen und auf dem Felde in ganz Ägyptenland.

Heuschreckenplagen gibt es in Afrika oder Asien noch heute. Diese Tiere überleben in der Wüste, indem sie mit einer Art eigenem Wasserwerk in ihrem Körper aus strohtrockener Nahrung Wasser herstellen und speichern. Mit einer inneren Wetterwarte nehmen sie wahr, ob es in einem Umkreis von 300 Kilometern Regen gibt und strömen dorthin, vermehren sich explosionsartig. Alle drei Wochen gibt es 50 Mal mehr von ihnen, so dass am Ende bis zu mehreren Milliarden von ihnen einen Landstrich mit Pflanzenbewuchs überfallen und leerfressen (S. 46-53).

Zum zweiten Mal scheint der Pharao einsichtig geworden zu sein und bekennt vor Mose und Aaron seine Sünde. Aber wieder ist seine Umkehr nicht ernst gemeint:

17 Vergebt mir meine Sünde nur noch diesmal und bittet den HERRN, euren Gott, dass er doch diesen Tod von mir wegnehme.

18 Und Mose ging hinaus vom Pharao und betete zum HERRN.

19 Da wendete der HERR den Wind, so dass er sehr stark aus Westen kam; der hob die Heuschrecken auf und warf sie ins Schilfmeer, dass nicht eine übrigblieb in ganz Ägypten.

9. Ägyptische Plage: Finsternis

Aber es kommt immer noch nicht zum ersehnten Auszug in die Freiheit (Exodus 10):

20 Aber der HERR verstockte das Herz des Pharao, dass er die Israeliten nicht ziehen ließ.

21 Da sprach der HERR zu Mose: Recke deine Hand gen Himmel, dass eine solche Finsternis werde in Ägyptenland, dass man sie greifen kann.

22 Und Mose reckte seine Hand gen Himmel. Da ward eine so dicke Finsternis in ganz Ägyptenland drei Tage lang,

23 dass niemand den andern sah noch weggehen konnte von dem Ort, wo er gerade war, drei Tage lang. Aber bei allen Israeliten war es licht in ihren Wohnungen.

Wie beim Hagelschlag, so ist auch diese neunte Plage nicht durch ein Tierwunder zu erklären. Aber Vitus Dröscher hat auch für sie eine Erklärung. Vielleicht war genau zu dieser Zeit der Vulkanausbruch bei Santorini oder Thera in der südlichen Ägäis, dessen Aschewolken den Himmel über dem Mittelmeer bis nach Ägypten hin verdunkelten. Immerhin hat man noch 1986 im nordöstlichen Nildelta Asche ausgraben können, die Wissenschaftler mit diesem Vulkanausbruch in Verbindung bringen (S. 54-57).

24 Da rief der Pharao nach Mose und sprach: Zieht hin und dienet dem HERRN! Nur eure Schafe und Rinder lasst hier; aber eure Frauen und Kinder dürfen mit euch ziehen.

Ein drittes Mal macht der Pharao den Israeliten ein Scheinangebot der Befreiung, auf das Mose nicht eingehen kann.

10. Ägyptische Plage: Tötung der Erstgeburt

Eine letzte Plage wird die Entscheidung bringen; der Engel des Herrn wird die Erstgeborenen der Ägypter töten, weil das Reich der Ägypter damals den erstgeborenen Sohn Gottes, nämlich Israel, nicht in Freiheit leben lassen will, sondern sogar seine kleinen Jungen tötet. Diese zehnte Plage lässt Vitus B. Dröscher unerklärt. Das Wunder der Passa-Nacht gehört zu den Dingen,

„vor denen wir nur voller Ehrfurcht staunend schweigen sollten.“ (S. 58)

Wir modernen Christen tun uns oft nicht nur schwer mit den Wundern als solchen. Uns will nicht in den Kopf, dass Menschen dadurch befreit werden sollen, dass die Unterdrücker mit harten Plagen gewarnt oder gestraft werden. Ist der Gott, der ägyptische Plagen schickt, nicht ein grausamer Gott?

Die Bibel will unsere Blickrichtung ändern. Ökologische oder andere Katastrophen können Warnungen Gottes sein, damit Menschen, vielleicht auch wir heute, ihren Sinn ändern und politische, wirtschaftliche und soziale Entscheidungen gründlich überdenken. Wir haben nicht die Garantie, in einer garantierten Sorglosigkeit zu leben, jedenfalls dann nicht, wenn wir es in irgendeiner Hinsicht auf Kosten anderer tun. Das war die Botschaft, die der ägyptische Pharao und die Mächtigen in seinem Lande so schmerzhaft lernen mussten. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 374:

1. Ich steh in meines Herren Hand und will drin stehen bleiben; nicht Erdennot, nicht Erdentand soll mich daraus vertreiben. Und wenn zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und wen er hält, wird wohlbehalten bleiben.

2. Er ist ein Fels, ein sichrer Hort, und Wunder sollen schauen, die sich auf sein wahrhaftig Wort verlassen und ihm trauen. Er hat’s gesagt, und darauf wagt mein Herz es froh und unverzagt und lässt sich gar nicht grauen.

3. Und was er mit mir machen will, ist alles mir gelegen; ich halte ihm im Glauben still und hoff auf seinen Segen; denn was er tut, ist immer gut, und wer von ihm behütet ruht, ist sicher allerwegen.

4. Ja wenn’s am schlimmsten mit mir steht, freu ich mich seiner Pflege; ich weiß: die Wege, die er geht, sind lauter Wunderwege. Was böse scheint, ist gut gemeint; er ist doch nimmermehr mein Feind und gibt nur Liebesschläge.

5. Und meines Glaubens Unterpfand ist, was er selbst verheißen, dass nichts mich seiner starken Hand soll je und je entreißen. Was er verspricht, das bricht er nicht; er bleibet meine Zuversicht, ich will ihn ewig preisen.

Nun sind wir eingeladen zum Heiligen Abendmahl. Als Jesus es zum ersten Mal mit seinen Jüngerinnen und Jüngern feierte, da beging er mit ihnen das Passamahl des Volkes Israel, er erinnerte sich mit ihnen an die Nacht der Befreiung, die für den Pharao und sein System der Unterdrückung die Nacht der zehnten Plage war. Auch die Nacht, in der Jesus zum ersten Mal im Brot seinen Leib der Liebe, im Kelch sein Blut des Lebens austeilte, war von Unterdrückung, von Verrat und tödlichem Hass geprägt. In der Liebe Gottes jedoch wird überwunden, was zwischen Menschen steht und was unsere Beziehung zur guten Schöpfung Gottes zerstört. Jesus gibt sich uns in Brot und Kelch, er lehrt uns, dankbar von Mensch und Tier und Pflanzenwelt zu empfangen, was uns leben lässt, er lehrt uns zu überwinden, was uns dazu bringt, Menschen, Tiere und die gesamte Schöpfung zu missachten, zu beschädigen, zu zerstören.

Gott, hilf uns, in der Verantwortung vor dir zu leben. Nimm von uns unsere Sünde, unsere Gleichgültigkeit. Befreie uns von falschem Stolz: lieber gar nichts zu tun, als dass wir die kleinen Schritte wagen, die uns möglich sind. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, dass wir in Plagen, die wir auch in unserer Welt beklagen, einen Hinweis sehen, wie bedroht das Gleichgewicht der Kräfte auf unserer kleinen Erde ist, von dem das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen abhängt. Würdig und recht ist es, dass wir uns immer wieder klarmachen, dass du uns unsere Erde schenkst, nicht um sie auszubeuten, sondern um sie zu bebauen und zu bewahren, auf dass sie uns zum Segen dient. Wir rufen zu dir, heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Wir leben vom Brot, wir leben von Liebe, wir leben davon, dass einer uns annimmt, so wie wir sind.

Nehmt und gebt weiter, was euch gegeben ist – den lebendigen Leib der Liebe Gottes.

Herumreichen des Korbs

Wir leben vom Kelch, wir leben von der Liebe Christi, der sich für uns hingibt.

Nehmt hin den Kelch der Vergebung, des neuen Anfangs, der Versöhnung zwischen Gott und Mensch.

Austeilen der Kelche

Wir reichen einander die Hände zum Zeichen, dass Gott uns zusammenschließt als Leib Christi. Gott ist uns nahe, indem er uns einander nahe bringt. Geht hin im Frieden. Amen.

Fürbitten

Wir singen aus dem Lied 303 noch eine letzte Strophe, nämlich die Strophe 8:

8. Rühmet, ihr Menschen, den hohen Namen des, der so große Wunder tut. Alles, was Odem hat, rufe Amen und bringe Lob mit frohem Mut. Ihr Kinder Gottes, lobt und preist Vater und Sohn und Heilgen Geist! Halleluja, Halleluja.

Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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