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„Kuppa!“

Ein zweijähriges Kind hält dem Papa, der Pfarrer ist, die Weihnachtspredigt. Das Wort „Kuppa“ in der Kindersprache erschließt ihm das „Siehe“ der Engel. Das Wesentliche am Sehen ist dieses unsichtbare Band, das wir Vertrauen oder Liebe nennen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, lässt St. Exupéry einen Fuchs zum kleinen Prinzen sagen. „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

In einer Seifenblase ist ein Auge sichtbar
In einer Kugel spiegelt sich ein Auge (Bild: Folgt bitte meinem Account: ElionasPixabay)
direkt-predigtGottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember 1978, um 9.30 Uhr in Reichelsheim
Orgelvorspiel
Lied EKG 16, 1+2+5+9-12 (EG 24)

1. »Vom Himmel hoch da komm ich her, ich bring euch gute neue Mär; der guten Mär bring ich so viel, davon ich singn und sagen will.

2. Euch ist ein Kindlein heut geborn von einer Jungfrau auserkorn, ein Kindelein so zart und fein, das soll eu’r Freud und Wonne sein.

5. So merket nun das Zeichen recht: die Krippe, Windelein so schlecht, da findet ihr das Kind gelegt, das alle Welt erhält und trägt.«

9. Ach Herr, du Schöpfer aller Ding, wie bist du worden so gering, dass du da liegst auf dürrem Gras, davon ein Rind und Esel aß!

10. Und wär die Welt vielmal so weit, von Edelstein und Gold bereit’, so wär sie doch dir viel zu klein, zu sein ein enges Wiegelein.

11. Der Sammet und die Seiden dein, das ist grob Heu und Windelein, darauf du König groß und reich herprangst, als wär’s dein Himmelreich.

12. Das hat also gefallen dir, die Wahrheit anzuzeigen mir, wie aller Welt Macht, Ehr und Gut vor dir nichts gilt, nichts hilft noch tut.

Ich begrüße alle herzlich zu diesem Weihnachtsgottesdienst und wünsche uns allen Freude, die bleibt. Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der uns Grund zur Freude gegeben hat, im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Den Hirten wurde es von den Engeln gesagt und wir können es einander weitersagen: „Siehe, ich verkünde euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!“

Wir beten.

Herr Jesus Christus! Der Heilige Abend ist vorüber, wir haben deinen Geburtstag gefeiert. Wir feiern nun noch zwei Tage lang Weihnachten, und auch das reicht nicht aus, um ganz zu begreifen, was mit deiner Geburt in unsere heillose Welt hereingekommen ist. Weihnachten ist das Versprechen einer großen Freude. Darum ist auch unsere Freude so groß, wenn wir dieses Fest mit unseren Kindern wie Kinder feiern können. Darum ist aber auch die Enttäuschung derer um so größer, die auch zu Weihnachten keine Liebe erfahren, die vergessen sind, oder derer, die gerade zu Weihnachten nicht aus der Hetze und der seelischen Anspannung herauskommen. Herr, mache uns zu Engeln, die die Freude verkünden, die du in die Welt gebracht hast, lass uns dazu beitragen, dass Freude zu allen Menschen kommt! Amen.

Schriftlesung: Lukasevangelium 2, 1-20

1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,

5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

6 Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9 Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

15 Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.

16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

17 Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten.

19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

Lied EKG 20, 1-4 (EG 29):

1. Den die Hirten lobeten sehre und die Engel noch viel mehre, fürchtet euch nun nimmermehre, euch ist geborn ein König der Ehrn. Heut sein die lieben Engelein in hellem Schein erschienen bei der Nachte den Hirten, die ihr’ Schäfelein bei Mondenschein im weiten Feld bewachten: »Große Freud und gute Mär wolln wir euch offenbaren, die euch und aller Welt soll widerfahren.« Gottes Sohn ist Mensch geborn, ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn, des Vaters Zorn.

2. Zu dem die Könige kamen geritten, Gold, Weihrauch, Myrrhen brachten sie mitte. Sie fielen nieder auf ihre Kniee: Gelobet seist du, Herr, allhie. »Sein’ Sohn die göttlich Majestät euch geben hat, ein’ Menschen lassen werden. Ein Jungfrau ihn geboren hat in Davids Stadt, da ihr ihn finden werdet liegend in eim Krippelein nackend, bloß und elende, dass er all euer Elend von euch wende.« Gottes Sohn ist Mensch geborn, ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn, des Vaters Zorn.

3. Freut euch heute mit Maria in der himmlischen Hierarchia, da die Engel singen alle in dem Himmel hoch mit Schall. Danach sangen die Engelein: »Gebt Gott allein im Himmel Preis und Ehre. Groß Friede wird auf Erden sein, des solln sich freun die Menschen alle sehre und ein Wohlgefallen han: Der Heiland ist gekommen, hat euch zugut das Fleisch an sich genommen.« Gottes Sohn ist Mensch geborn, ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn, des Vaters Zorn.

4. Lobt, ihr Menschen alle gleiche, Gottes Sohn vom Himmelreiche; dem gebt jetzt und immermehre Lob und Preis und Dank und Ehr. Die Hirten sprachen: »Nun wohlan, so lasst uns gahn und diese Ding erfahren, die uns der Herr hat kundgetan; das Vieh lasst stahn, er wird’s indes bewahren.« Da fanden sie das Kindelein in Tüchelein gehüllet, das alle Welt mit seiner Gnad erfüllet.

Gottes Friede sei mit uns allen. Amen.

Den Text zur Predigt habe ich der Weihnachtsgeschichte des Lukas 2, 10 und 15, entnommen (Hervorhebung von mir, H. S.):

Der Engel sagte zu den Hirten:

Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird!

Und die Hirten sprachen zueinander:

Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist.

Liebe Gemeinde!

Diese Predigt hat mir, bevor ich sie Ihnen vortrage, mein Sohn gehalten. Genauer gesagt: von ihm stammt die wesentlichste Anregung für die Predigt. Mein Sohn ist 22 Monate alt, also in dem Alter, in dem man immer neue Wörter lernt. Wörter, die wir ihm vorsprechen oder die er selbst erfindet, die ihm auf jeden Fall Spaß machen. Manche wiederholt er spielerisch, ohne damit etwas zu meinen. Meist jedoch verbindet er mit seinen Wörtern einen Sinn, den wir als Eltern allerdings nicht immer verstehen.

Was hat dies mit einer Weihnachtspredigt zu tun? Nun, zu den Wörtern, die … seit einiger Zeit mit Vorliebe spricht, gehört auch das Wort: „Kuppa!“ Wir wussten erst nicht, was es bedeuten sollte. Doch dann ging uns auf, was er meinte. Wenn er „kuppa!“ sagt, zeigt er immer auf etwas. „Kuppa!“ ist also in seiner Sprache das Wort für „kuck mal!“ und das heißt nichts anderes als das Wort „siehe!“, das der Engel zu den Hirten sagt.

Ich wusste früher nicht sehr viel mit diesem Wort anzufangen, das in der Bibel so oft vorkommt. Als ein unbedeutendes Füllwort erschien es mir, das heute altmodisch geworden ist. … mit seinen knapp zwei Jahren hat mich wieder darauf gebracht, wie wichtig das Wort „siehe“ zu nehmen ist.

Wenn unser Sohn „kuppa!“ sagt, dann hat er etwas erlebt, was für ihn wichtig ist und will uns Anteil daran geben. Er hat im Bilderbuch eine kleine Katze entdeckt und ruft strahlend: „Kuppa! Mimi!“ Beim Essen hat er gekleckert und ist ganz bestürzt: „Kuppa, nass!“ Oder er hat ein paar Bleistiftstriche und Kringel auf ein Blatt Papier gemalt und zeigt sein Werk der Mama: „Kuppa! Auto.“ Als ich bei der Predigtvorbereitung an dieser Stelle war, höre ich wieder ein „kuppa!“ – … zeigt auf den Fußboden – ich frage: „Was ist denn da?“ – Er sagt nur mit vollem Mund nochmals „kuppa!“ und zeigt – ganz verlegen – auf die Stelle, wo er Kekskrümel verstreut hat.

Unser Kind will das, was es gesehen hat, nicht für sich behalten. Es sieht die Mama an oder den Papa an, damit sie es ansehen und auf sein Erlebnis aufmerksam werden – auf die kleinen Freuden und auch Sorgen und Ärgerlichkeiten des Alltags. Und ich denke, nicht nur … braucht einen, der ihn ansieht, mit ihm fühlt, mit ihm lacht oder weint, der mit ihm zusammen etwas anschaut und staunt, sich mit ihm ärgert, eine angerichtete Bescherung beseitigt, auf den verletzten Finger pustet und über einen Schmerz hinwegtröstet.

Das Wesentliche am Sehen ist dieses unsichtbare Band, das wir Vertrauen oder Liebe nennen. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“, lässt der französische Dichter St. Exupéry einen Fuchs zum kleinen Prinzen sagen. „Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Warum? Weil man nur mit dem Herzen den geliebten Menschen, aus einer Anzahl Stofftiere den geliebten Teddy, den Freund aus Millionen anderer Menschen heraus erkennt; und durch nichts ist der zu ersetzen, den man liebt.

In der uns altvertrauten Weihnachtsgeschichte fordert der Engel auf, zu sehen: „Siehe, ich verkündige euch große Freude!“ Ihr werdet etwas sehen, das euch froh machen wird, und nicht nur euch allein, sondern das ganze Volk, die ganze Welt!

Die Hirten, denen dies gesagt wird, sind arm und zudem verachtet, weil sie – wegen ihrer Armut – nicht alle Vorschriften einhalten können, die das religiöse Gesetz von ihnen verlangt. Ihr Leben ist hart und mühselig in einem Land, das unter der Last der römischen Besatzung stöhnt. Gerade um diese Zeit, das hat Lukas in seiner Weihnachtsgeschichte ausdrücklich erwähnt, müssen sich alle Bewohner des Landes in Steuerlisten eintragen lassen; keiner soll sich mehr davor drücken können, die Kriege und den Luxus der oberen Schichten des römischen Reiches zu bezahlen. Können die Hirten unter diesen Bedingungen offenen Auges durch ihre Welt gehen – und sich freuen? Sie gehören zu dem Volk, das im Finstern wandelt.

Und in unserer Gegenwart? Mit offenen Augen durch unsere Welt gehen und uns freuen? Geht das? Ist uns nicht ein wenig Freude nur dann möglich, wenn wir die Augen verschließen vor dem, was uns Angst macht? Vor einem Unfall in unserem mörderischen Straßenverkehr, vor der Möglichkeit, einen geliebten Menschen zu verlieren, vor der Einsamkeit, in der viele Menschen Weihnachten verbringen, während wir gemeinsam feiern. Können wir uns noch freuen, wenn wir die Augen öffnen für die Leiden der Kinder in den Kriegen, für die Bedrohung des gesamten Lebens auf der Erde durch Vernichtungswaffen? Können wir noch froh werden, wenn wir unsere eigene Schuld sehen: lieblose Worte, die wir sagen, die Ungeduld, mit der wir oft Kindern begegnen, die Mitschuld an der Armut der sogenannten unterentwickelten Länder?

Doch „das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht“. Den Hirten und uns sagt der Engel: „Siehe!“ Öffne die Augen! Du wirst Grund zur Freude finden – nicht für dich allein, nicht nur in einem privaten Winkel deines Lebens, sondern eine Freude, die allem Volk widerfahren wird.

Wie sieht dieses Licht nun aus? Was ist da zu sehen, wo der Stern der Sterndeuter anhält? Wenn wir die Augen öffnen und wie die Hirten zueinander sagen: „Wir wollen die Geschichte sehen, die da geschehen ist“, dann sehen wir – ein Kind, in Windeln gewickelt, in einer Futterkrippe. Das soll ein Grund zur Freude sein. Ein armes, notdürftig vor Kälte geschütztes Kind, unterwegs geboren wie heute manches Flüchtlingskind, auf der Schattenseite des Lebens, in einem armen Winkel des mächtigen römischen Reiches. So wird der Retter der Welt geboren. Gott selbst liegt im halten Stall, auf dem Stroh in der Krippe.

Ist das ein Grund zur Freude? Ist es nicht ein Grund zur Trauer – dass man Gottes Sohn so schlecht behandelt? Ja, das ist es auch. Trauer, dass Gottes Sohn und mit ihm die vielen anderen Kinder, die in unserer Welt in Armut geboren werden, so schlecht behandelt werden. Doch wir haben noch viel mehr Grund zur Freude, einer Freude, die die Trauer nicht verdrängen, sondern überwinden will. Denn wo Menschen arm sind, da ist Gott – Gott, der das Leben will, der will, dass sich die Menschen freuen. Unsere Ängste, von denen ich sprach, unsere Schuld, alles Leid, das wir sehen oder das uns selbst trifft, all das brauchen wir nicht zu verdrängen, all das hat nicht mehr das letzte Wort über unser Leben. Gott tritt nicht als Zauberer auf, schafft nicht alles Böse ohne unser Zutun weg, aber er hat das letzte Wort über Sinn und Sinnlosigkeit in unserer Welt, er ist mächtig auf eine ungewohnte Art: er kommt selbst auf die Welt und leidet – von seiner Geburt an. Der mächtige Gott leidet. Seine Macht ist die Kraft, die im Leiden steckt, nicht die Gewalt, die anderen Leiden zufügt. Seine Macht ist die Kraft der Liebe, so dass wir sagen können: Wo Menschen lieben, da ist Gott! Liebe wartet auf Gegenliebe, kann sie aber nicht erzwingen. Sie ist scheinbar machtlos denen ausgesetzt, die auf Kosten anderer lieber für sich allein leben.

So unscheinbar lebt Gott in unserer Welt. Es ist schon notwendig, mit dem Herzen zu sehen, um ihn zu finden – bei Menschen, die leiden, die verzweifelt, die verachtet sind. Als die Weisen aus dem Osten kommen, um Jesus zu suchen, finden sie ihn nicht im Palast der Reichen. Der König Heroldes müsste schon mitgehen, um Gott zu finden, in den armen Stall. Er müsste aufhören, sein Volk auszubeuten; er müsste seine Macht in den Dienst der Liebe stellen. Eine blinde Schülerin in Friedberg kam im Religionsunterricht auf die Idee, in den heiligen drei Königen ein Bild für die zu sehen, die Weihnachten richtig feiern. Sie stellen ihre Kenntnisse über die Sterne in den Dienst der Aufgabe, Jesus zu finden; sie behalten ihren Reichtum nicht für sich, sondern schenken ihn dem armen Kind und seinen Eltern. Denn sie sahen den Stern dort, wo das Kind war, und es kam eine große Freude über sie.

Siehe, ich verkündige euch große Freude! Die Hirten und die Könige sahen ein armes Kind, wie es viele gibt. Doch mit dem Herzen sahen sie mehr: dass dort, wo Menschen leiden, Gott mitleidet. Das heißt für den, der leidet: ich kann mein Leid ertragen oder ich kann es überwinden. Und für die anderen heißt es: es gibt keine Ausrede mehr für die Abstumpfung unserer Herzen gegenüber dem Leiden um uns herum. Wir sollen sehen, mit dem Herzen sehen. Wir sollen versuchen, herauszubekommen, wo wir um viele Ecken herum am Unrecht beteiligt sind, das Menschen zugefügt wird. Wir können daran mitarbeiten, dass die verzweifelten, verachteten, hungernden Geschwister Gottes in unserer Stadt und in unserer Welt nicht mehr leiden müssen, sondern sich mit uns freuen können!

Wer könnte das z. B. sein? Die Landarbeiter in Indien, die durch Kredite der Aktion Brot für die Welt Maschinen beschaffen können, um ihren Acker zu bestellen, ohne sich dadurch hoffnungslos zu verschulden. Mit uns freuen sollen sich auch die Kranken, die in diesen Tagen auf einen Besuch warten. Die Menschen, die wir „behindert“ nennen und die sich wie Menschen zweiter Klasse vorkommen. Die Kinder, die körperlich oder seelisch missandelt werden, denen Liebe fehlt – vielleicht weil auch ihren Eltern niemand mit Liebe begegnet und ihnen bei der Aufgabe der Kindererziehung hilft.

Der Weihnachtsengel verkündet eine Freude, die uns herausfordert, unser Nachdenken, unsere Phantasie, unseren Geldbeutel, unseren Einsatz. Freude wird allen widerfahren, und wir wollen mitarbeiten, dass viele Zeichen dieser Freude in unserem Einflussbereich Wirklichkeit werden.

Da kommt z. B. unser Sohn … traurig mit einem kaputten Spielzeug: „Kuppa! Pu!“ (Kuck mal, kaputt!) Ich mache es ihm heil. Er strahlt. Beim nächsten Mal kann er es selbst wieder reparieren. Er freut sich noch mehr und teilt seine Freude mit uns. Weihnachten bedeutet, dass solche Erfahrungen der Freude nicht auf unsere Kleinfamilien beschränkt bleiben. Amen.

Lied EKG 30, 5-10 (im EG nur in den Anhängen für Niedersachsen/Bremen und Oldenburg 541, für Rheinland/Westfalen/Lippe und die Reformierte Kirche 542, für Bayern und Thüringen 543, für Nordelbien 544, für Baden/Elsaß/Lothringen und die Pfalz 549):

5. Nun du bist hier, da liegest du, hältst in dem Kripplein deine Ruh, bist klein und machst doch alles groß, bekleidst die Welt und kommst doch bloß.

6. Ich aber, dein geringster Knecht, ich sag es frei und mein es recht: ich liebe dich, doch nicht so viel, als ich dich gerne lieben will.

7. Der Will ist da, die Kraft ist klein; doch wird dir nicht zuwider sein mein armes Herz, und was es kann, wirst du in Gnaden nehmen an.

8. Und bin ich gleich der Sünden voll, hab ich gelebt nicht, wie ich soll, ei, kommst du doch deswegen her, dass sich der Sünder zu dir kehr.

9. So fass ich dich nun ohne Scheu, du machst mich alles Jammers frei. Du trägst den Zorn, du würgst den Tod, verkehrst in Freud all Angst und Not.

10. Du bist mein Haupt, hinwiederum bin ich dein Glied und Eigentum und will, so viel dein Geist mir gibt, stets dienen dir, wie dir’s beliebt.

Abkündigungen

Herr, wir beten zu dir, zum mächtigen Gott, der in der Krippe gelegen hat, der bei den Verachteten und Heimatlosen seine Heimat gesucht hat, der am Kreuz gestorben ist. Öffne unsere Augen für die Menschen, die neben uns oder fern von uns leiden. Gib uns liebevolle Augen, die sehen, wer uns braucht, einen liebevollen Verstand, der Ideen entwickelt, um in komplizierten Verhältnissen Unrecht zu bekämpfen, und liebevolle Hände, mit denen wir tun, was anderen und uns wirklich hilft. Gib uns Kraft, dem Widerstand der Lieblosigkeit in uns selbst und in anderen Menschen entgegenzutreten, stärke die Macht der Liebe in uns. Schenke uns Menschen, die sich um uns kümmern, wenn wir am Ende sind, wenn wir nicht mehr fähig sind, zu lieben, wenn wir auf uns allein gestellt den Mut verlieren würden. Schenke uns Weihnachtsfreude, die wir gern mit anderen teilen! Amen.

Vaterunser und Segen
EKG 456, 1-3 (EG 44):

1. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!

2. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Christ ist erschienen, uns zu versühnen: Freue, freue dich, o Christenheit!

3. O du fröhliche, o du selige, Gnaden bringende Weihnachtszeit! Himmlische Heere jauchzen dir Ehre: Freue, freue dich, o Christenheit!

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