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In Jesu Namen bitten

Gott führt uns manchmal anders, als wir es möchten. Auch Jesus musste seine Angst erst einmal durchstehen, um sie überwinden und besiegen zu können. Darum kann er uns eins der schönsten Worte der Bibel sagen: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Von seinen schlafenden Jüngern im Stich gelassen, betet Jesus im Garten Gethsemane allein in seiner Angst
In Gethsemane muss Jesus seine Angst im Gebet allein durchstehen (Bild: photosforyouPixabay)

#predigtGottesdienst am Sonntag Rogate, den 30. April 1989 um 9.30 Uhr in der Landesnervenklinik Alzey

Ich begrüße Sie herzlich im Gottesdienst in unserer Klinikkapelle. Eigentlich wäre heute Herr Pfarrer Schüßler „dran“ gewesen, diesen Gottesdienst zu halten, aber ihm geht es gesundheitlich nicht so gut, und er hat mich gebeten, ihn heute zu vertreten. An Himmelfahrt und am nächsten Sonntag wird er dann den Gottesdienst halten.

Dieser Sonntag trägt den Namen „Rogate“, das heißt zu deutsch: „Betet!“ – und vom Beten soll auch dieser Gottesdienst handeln. Hört Gott uns überhaupt, wenn wir beten? So fragen sich viele. Und wie können wir beten lernen, wenn wir damit Schwierigkeiten haben? Darum geht es nachher in der Predigt.

Schon im ersten Lied geht es darum, dass wir hier im Gottesdienst zu Gott kommen. Wir singen ihm unsere Loblieder, bringen unsere Klagen vor ihn, wir hören, was er uns durch die Bibel sagen will – wir singen das Lied 187, alle sieben Strophen:

Nun jauchzt dem Herren, alle Welt! Kommt her, zu seinem Dienst euch stellt, kommt mit Frohlocken, säumet nicht, kommt vor sein heilig Angesicht!

Erkennt, dass Gott ist unser Herr, der uns erschaffen ihm zur Ehr, und nicht wir selbst: durch Gottes Gnad ein jeder Mensch sein Leben hat.

Er hat uns ferner wohl bedacht und uns zu seinem Volk gemacht, zu Schafen, die er ist bereit zu führen stets auf gute Weid.

Die ihr nun wollet bei ihm sein, kommt, geht zu seinen Toren ein mit Loben durch der Psalmen Klang, zu seinem Vorhof mit Gesang.

Dankt unserm Gott, lobsinget ihm, rühmt seinen Namn mit lauter Stimm; lobsingt und danket allesamt! Gott loben, das ist unser Amt.

Er ist voll Güt und Freundlichkeit, voll Lieb und Treu zu jeder Zeit; sein Gnad währt immer dort und hier und seine Wahrheit für und für.

Gott Vater in dem höchsten Thron und Jesus Christ, sein einger Sohn, samt Gott, dem werten Heilgen Geist, sei nun und immerdar gepreist.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit den Worten des 30. Psalms:

2 Ich preise dich, HERR; denn du hast mich aus der Tiefe gezogen und lässest meine Feinde sich nicht über mich freuen.

3 HERR, mein Gott, als ich schrie zu dir, da machtest du mich gesund.

4 HERR, du hast mich von den Toten heraufgeholt; du hast mich am Leben erhalten, aber sie mussten in die Grube fahren.

5 Lobsinget dem HERRN, ihr seine Heiligen, und preiset seinen heiligen Namen!

6 Denn sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade. Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens ist Freude.

7 Ich aber sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken.

8 Denn, HERR, durch dein Wohlgefallen hattest du mich auf einen hohen Fels gestellt. Aber als du dein Antlitz verbargest, erschrak ich.

9 Zu dir, HERR, rief ich, und zum Herrn flehte ich:

10 Was nützt dir mein Blut, wenn ich zur Grube fahre? Wird dir auch der Staub danken und deine Treue verkündigen?

11 HERR, höre und sei mir gnädig! HERR, sei mein Helfer!

12 Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet,

13 dass ich dir lobsinge und nicht stille werde. HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir haben gehört, Gott, wie die Menschen des Alten Testaments beten konnten, wie du ihnen geholfen hast, wie du sie aus der Verzweiflung herausgezogen hast. Manchmal geht es uns wie ihnen, wir fühlen uns ihnen ganz nahe, wenn wir hören, dass sie keinen Ausweg wussten. Aber wir können kaum glauben, dass es uns auch wie ihnen gehen kann, dass wir wieder Mut finden, dass wir wieder getröstet werden, dass du uns herausziehen könntest aus unserem Elend. Gott, sei uns nahe! Sprich zu uns in diesem Gottesdienst! Reiß uns heraus aus unseren Sorgen, unseren trüben Gedanken! Gib unserem Nachsinnen eine neue Richtung! Schenke uns neuen Mut! Das erbitten wir durch Jesus Christus, unsern Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Evangelium nach Matthäus 6, 5-13. Dort lehrt Jesus seine Jünger, wie sie in rechter Weise beten sollen:

5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.

6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.

7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen.

8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

9 Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.

10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

11 Unser tägliches Brot gib uns heute.

12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Vor der Predigt singen wir ein Lied, das auch vom Beten handelt, vom Beten – und davon, dass Gott unsere Gebete hört. Gott erfüllt vielleicht nicht alle unsere Wünsche, das weiß auch der Dichter dieses Liedes. Aber dieser Mann hat erfahren, dass Gott der Seele auch anders helfen kann. Er hat erfahren, dass Gott uns auch dann nicht allein lässt, wenn es uns ganz schlecht geht. Es ist das Lied 181, 6-7:

Die Gott ihr fürchtet, ich erzähle: kommt, hört und betet mit mir an! Hört, was der Herr an meiner Seele für große Dinge hat getan. Rief ich ihn an mit meinem Munde, wenn Not von allen Seiten drang, so war oft zu derselben Stunde auf meiner Zung ein Lobgesang.

Gelobt sei Gott und hocherhaben, denn mein Gebet verwirft er nicht; er hat noch nie mich abgewiesen und ist in Finsternis mein Licht. Zwar elend, dürftig bin ich immer und schutzlos unter Feinden hier; doch er, der Herr, verlässt mich nimmer, wendt seine Güte nicht von mir.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Zur Predigt hören wir einen Abschnitt aus dem Evangelium nach Johannes 16, 23b-27.32-33:

23 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.

24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.

25 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.

26 An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will;

27 denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.

32 Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

33 Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Liebe Gemeinde,

können wir das glauben: „Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben“? Diesen Satz aus dem Munde Jesu überliefert uns der Evangelist Johannes, und vorangestellt ist das doppelte: „Wahrlich, wahrlich!“ Ja, das ist ganz gewiss wahr!

Aber wir haben Schwierigkeiten, diesen Worten zu glauben. Wie sollen wir das denn überhaupt richtig verstehen, was heißt das: „Gott bitten im Namen Jesu“?

In Jesu Namen bitten, das heißt doch so viel wie: diese Bitte könnte auch Jesus ausgesprochen haben, diese Bitte passt zu Jesus. Von Jesus wissen wir aber: er hatte ganz viel Vertrauen zu Gott, er nannte ihn ja sogar auf hebräisch „Abba“, das heißt „Väterchen“, „Vati“ oder „Papa“. Im Namen Jesu bitten, heißt also zuerst einmal: zu Gott Vertrauen fassen, so wie ein Kind zu einem guten Vater oder zu einer guten Mutter Vertrauen fasst.

Nun fällt das manchen Menschen sehr schwer. Gerade wenn sie von Menschen oft enttäuscht wurden. Gerade wenn der eigene Vater nicht so ein guter Vater war. Oder wenn man von der eigenen Mutter nicht genug von dem bekommen konnte, was man eigentlich gebraucht hätte. Dann ist es nicht leicht zu glauben, es könnte doch irgendwo einen guten Vater geben, einen Gott, der uns lieb hat, ohne vorher etwas von uns zu verlangen, einen Gott, zu dem man einfach ein kindliches Vertrauen haben kann. Aber Jesus sagt es nun einmal, und ich glaube es ihm: Wir dürfen Gott auf kindliche Art einfach vertrauen. Er ermutigt uns, mit unseren Bitten zu Gott zu kommen. „Bittet, so werdet ihr nehmen“, sagt Jesus. Er weiß, wie schwer es für uns oft ist, Gutes anzunehmen, etwas Schönes, aber Ungewohntes an uns heranzulassen. Viele können gar nicht glauben, dass es für sie etwas umsonst geben könnte. Aber Jesus ermuntert uns und wird nicht müde dabei: „Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.“

„In Jesu Namen“ zu beten, heißt: Vertrauen fassen zu Gott. Es muss kein großes Vertrauen sein, ein Fünkchen davon reicht schon aus, um mit dem Beten anzufangen.

Und nur zur nächsten Frage: Was hat Jesus eigentlich von seinem himmlischen Vater erbeten? Es waren jedenfalls nie unmögliche Dinge. Er hat nie verlangt, dass Gott mit Zauberkraft eingreifen sollte, um ihn aus der Not herauszuführen. Kennen Sie die Versuchungsgeschichte Jesu, die Geschichte mit der Stimme in der Wüste, die Jesus einzureden versuchte, er solle aus Steinen Brot machen, vom Tempel springen, um berühmt zu werden, und er sollte die Herrschschaft über die ganze Welt bekommen? Diese Stimme war die Stimme des Bösen gewesen, und dieser teuflischen Stimme hatte Jesus immer widerstanden. Und wenn Jesus später selber auch Wunder tun konnte, so waren es nie Wunder, in denen er etwas für sich selbst getan hätte. Er hat sich auch geweigert, durch Zauberkraft vom Kreuz zu steigen und sein Leben zu retten, als man ihn töten wollte.

Das ist auch etwas, was viele Menschen nicht richtig verstehen. Was ist denn eigentlich ein Wunder? Ist es ein Wunder, wenn Jesus über das Meer läuft, ohne zu versinken? Ist es ein Wunder, wenn er wie durch Zauberkraft Menschen gesund macht? Wenn ja, dann fragt man sich doch: Warum hat Jesus so nicht allen Menschen geholfen? Und vielleicht haben auch Sie schon solche Gedanken gehabt: Warum kann Gott nicht auch mir heute so helfen, wie er damals die bösen Geister ausgetrieben hat oder den Blinden sehend gemacht hat?

Wenn in der Bibel von solchen Heilungen erzählt wird, von übernatürlichen Ereignisse, die man mit dem Verstand eigentlich nicht begreifen kann, dann steht nicht die Zauberkraft im Mittelpunkt. Zaubern konnten auch andere berühmte Menschen, so dachten die Menschen damals, wunderbare Heilkraft hatten auch andere Ärzte. Noch heute sind die Zeitschriften und die Bildzeitung voll von Berichten über immer neue Heilmethoden und Wunderheiler. Und oft wecken sie auch falsche Hoffnungen. Bei Jesus ist es anders: Wenn er so ein Wunder tut, dann ist es eigentlich ein Zeichen, ein Zeichen für ein anderes Wunder, ein Zeichen für ein viel größeres Wunder. Und solche Wunder geschehen noch heute. Sie werden gleich verstehen, was ich meine:

Ist es nicht ein Wunder, wenn ein Mensch Gott wieder vertrauen kann, wenn ein Mensch spürt, dass er geliebt wird, wenn man in dunkelster Verzweiflung wieder ein Fünkchen Hoffnung findet? Ja, die Wunder Jesu waren eigentlich immer von dieser Art – und für diese Art Wunder braucht man kein bisschen Zauberei. Jeder kann solche Wunder auch heute noch erfahren – auch wenn mancher Mensch ein großes Stück Geduld braucht, um auf die Erfüllung seines Gebets zu warten.

Manchmal werden auch bestimmte Bitten nicht erhört. Wohl gehört, aber die Bitte wird nicht erfüllt. Ich will das an einer kleinen Geschichte verdeutlichen. Da freut sich das kleine Fritzchen auf den Sonntag mit dem Vater. Der Vater hat versprochen, wenn das Wetter schön wird, dann machen wir einen Ausflug, hinaus ins Grüne. Und Fritzchen betet abends fleißig: „Lieber Gott, mach, dass das Wetter am Sonntag schön wird, damit ich mit dem Papa den Ausflug machen kann!“ Die große Schwester vom Fritzchen lacht ihn aus und meint: „Das Beten hat ja doch keinen Zweck, meinst du wirklich, dass Gott auf dich hört?“ Fritzchen lässt sich nicht beirren, er betet mit kindlichem Vertrauen weiter. Dann kommt der Sonntag, – und es regnet in Strömen. Alle Hoffnungen auf den Ausflug fallen ins Wasser. Fritzchen ist traurig, sehr traurig, es kommen ihm sogar ein paar Tränen, weil er nun mit dem Vater nicht wegfahren kann. Und die große Schwester meint: „Siehst du, ich hab’s ja gleich gesagt, Beten hat keinen Zweck. Gott hört nicht auf dich.“ Aber da sagt Fritzchen: „Nein, du hast nicht recht. Gott hat mich gehört. Aber er hat Nein gesagt.“

Gott kann zu unseren Wünschen auch Nein sagen, und oft begreifen wir nicht, warum er das tut. Er erfüllt nicht alle unsere Wünsche.

Sie wissen, das musste sogar Jesus selbst erfahren. Im Garten Gethsemane, als er verhaftet werden sollte, da hatte er solche Angst vor den Qualen, die auf ihn zukommen würden, vor der Peitsche der Soldaten, vor dem Spott der Volksmenge, vor dem Sterben am Kreuz. Er war kein Übermensch, der nichts davon gespürt hätte. Er musste als Mensch das aushalten, was wir alle an seiner Stelle hätten aushalten müssen. Und er betete zu seinem himmlischen Vater: „Lass diesen Kelch, lass dieses Leiden an mir vorübergehen.“ Und zugleich wusste er, dass diese Bitte nicht erfüllt werden konnte. Und mit schwerem Herzen, mit viel Vertrauen zum Vater im Himmel, betete Jesus weiter: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe“, so wie er es auch uns gelehrt hat im Vaterunser (Markus 14, 36):

Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

Im Namen Jesu zu beten, heißt also auch: Wir müssen anerkennen, dass Gott manchmal nicht so will wie wir. Seine Wege können wir manchmal nicht verstehen, er führt uns anders, als wir wohl gern geführt werden möchten. Und erst viel später merken wir dann vielleicht – vielleicht! – aber vielleicht auch nie – dass Gott uns doch auf einem guten Weg geführt hat.

Wir begreifen nicht immer die Wege Gottes, auch Jesus selbst musste die eigene Angst erst einmal durchstehen, um sie überwinden und besiegen zu können. Aber darum, weil er selber die Angst kannte, weil er in seinem Leiden und Sterben die Qualen durchlitten hat, die Menschen erleiden können, darum kann er uns auch sagen: „Seid getrost!“ Ich finde, das ist eins der schönsten Worte in der Bibel: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Die Welt wird nicht dadurch überwunden, dass durch Zauberkraft plötzlich alle Not aufhört. Sie wird auch nicht durch Gewalt oder durch Verstandesleistungen überwunden. Die Welt wird, wie Jesus sagt, nur dadurch überwunden, dass Gott uns in der Welt nicht allein lässt. Das gilt für Jesus selbst, der von seinen Freunden damals im Stich gelassen wurde, allein gelassen wurde, und trotzdem sagen konnte: „Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.“ Und auch wir sind in der Welt nicht alleingelassen, wir sind in der großen weiten Welt umfangen und geborgen in der Liebe des noch größeren und ewigen Gottes. „Er selbst, der Vater, hat euch lieb“, das sagt uns Jesus zu, und etwas Schöneres kann uns kaum gesagt werden: „Er selbst, der Vater von allem, was lebt, der Schöpfer von allem, was ist, der hat euch lieb!“ Das kann uns helfen, alles zu ertragen, was wir nicht ändern können. Das kann uns Mut machen, neue Schritte zu gehen, neue Gedanken zu denken. Denn in der Welt haben wir Angst, wir haben auch manchmal Angst vor neuen Wegen, Angst vor neuen Gedanken, Angst davor, etwas Vertrautes aufzugeben. Mancher hat vielleicht sogar Angst davor, gesund zu werden, weil ja von einem Gesunden oft auch viel erwartet wird.

In Jesu Namen Gott um etwas zu bitten, das ist nicht immer leicht. Wir bitten um Hilfe – aber Gott will uns vielleicht anders helfen als wir es erwarten. Vielleicht müssen wir etwas aufgeben, was uns lange Zeit vertraut war. Vielleicht waren wir zu sehr an etwas gewöhnt, was jetzt unser Leben nicht mehr trägt. Vielleicht müssen wir umlernen, auch wenn wir nicht mehr ganz jung sind. Ich kenne viele altgewordene Menschen, die immer für andere dagewesen waren. Jetzt müssen sie es auf einmal lernen, sich selber helfen zu lassen. Das ist schwer. Manche Menschen lernen erst spät in ihrem Leben, dass der Mensch zwar in seinem Leben viel arbeiten muss, dass aber der Sinn des Lebens nicht nur in der Arbeit liegt. Nein? Aber worin denn dann? Der Sinn unseres Lebens liegt in der Liebe, die Gott uns schenkt, in dem, was Jesus uns sagt: „Er selbst, der Vater, hat euch lieb.“

Warum sagt Jesus uns das alles? „Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt“, sagt er. Frieden haben sollen wir, inneren Frieden, der sich dann auch auswirkt, wenn wir untereinander Frieden schaffen. Geborgenheit dürfen wir erfahren im Vertrauen zu Jesus, Ruhe können wir finden für unsere Seelen. Ja, wirklich, denn, so sagt Jesus: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Amen.

Und der Friede Gottes, der viel größer ist, als unser Denken und Fühlen erfassen kann, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Das folgende Lied ist vielleicht nicht so bekannt, dann versuchen wir es zu lernen, es ist ein schönes Lied von der Liebe Gottes zu uns Menschen – Lied 226, 1+4+7:

O gläubig Herz, gebenedei und gib Lob deinem Herren! Gedenk, dass er dein Vater sei, den du allzeit sollst ehren, dieweil du keine Stund ohn ihn mit aller Sorg in deinem Sinn dein Leben kannst ernähren.

Wie sich ein treuer Vater neigt und Guts tut seinen Kindern, also hat sich auch Gott erzeigt allzeit uns armen Sündern; er hat uns lieb und ist uns hold, vergibt uns gnädig alle Schuld, macht uns zu Überwindern.

Was er nun angefangen hat, das will er auch vollenden; nur geben wir uns seiner Gnad, opfern uns seinen Händen und tun daneben unsern Fleiß, hoffend, er werd zu seinem Preis all unsern Wandel wenden.

Barmherziger, guter Vater im Himmel! Wir dürfen mit allem zu dir kommen, was uns bewegt, mit dem, was uns belastet, mit dem, was uns erfreut. Du hörst uns, du verstehst uns, du willst, dass uns geholfen wird. Hilf uns nun, dass auch wir dich verstehen, dass wir offen werden für deine Liebe, dass wir die Ruhe, den Frieden annehmen können, den du uns schenken willst. Schenke uns Geduld, dass wir auch dunkle Strecken unseres Lebens ohne ein Hoffnungszeichen durchstehen können. Schenke uns Mut und Kraft, die nächsten Schritte auf unserem Weg zu gehen. Gott, lass uns nicht allein! Amen.

Alles, was uns heute bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser
Lied 141, 3:

Unsern Ausgang segne Gott, unsern Eingang gleichermaßen, segne unser täglich Brot, segne unser Tun und Lassen, segne uns mit selgem Sterben und mach uns zu Himmelserben.

Abkündigungen

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag und in die neue Woche gehen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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