Bild: Familie Treblin/Ebling

Der Friedenskämpfer Pfarrer Heinrich Treblin

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Heinrich Treblin im Jahr 1992. Die Fotos stellten mir freundlicherweise seine Tochter Renate Ebling und sein Sohn Hans Georg Treblin zur Verfügung.

Pfarrer i. R. Heinrich Treblin ist mir, nachdem ich ihn 1998 durch die Veröffentlichung meines Aufsatzes „Marie, die reine Magd“ kennenlernte, so etwas wie ein väterlicher Kollege und Freund geworden, dessen Gedanken und Lebenswerk ich sehr schätze. Im gleichen Jahr geboren wie mein Vater, erreichte er im Jahr 2006 das Alter von 95 Jahren. Im Juli 2006 ist er gestorben.

Als junger Pastor gehörte Heinrich Treblin während der Nazizeit zur Bekennenden Kirche in Breslau und verfasste Hunderte von Rundbriefen, die von Vikaren auf Motorrädern heimlich in der ganzen Provinz verteilt wurden. „Viele von uns landeten im Gefängnis oder im KZ – ich hatte immer Glück. Gegen mich liefen vier Verfahren wegen ‚Heimtücke‘ und ‚staatsfeindlichen Äußerungen‘, die alle aufgrund einer Amnestie eingestellt wurden“, so zitiert ihn Anja Hartmetz in einem Artikel im Lokalteil Alzey der Mainzer Allgemeinen Zeitung am 13. März 1999. An gleicher Stelle äußert er über seine Erfahrungen als Sanitäter im Kessel von Stalingrad und in der russischen Gefangenschaft: „Ich bin gar nicht sehr traurig, dass ich auch die schweren Dinge erlebt habe, denn in den tiefsten Tälern habe ich am meisten gelernt.“

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Heinrich Treblin im Jahr 1969

In seiner späteren Zeit als Gemeindepfarrer in Alzey 1956-1974 wurde im Evangelischen Abendseminar unter seiner Leitung über zeitgemäße Bibelauslegung diskutiert, aber auch über umstrittene Themen wie die sexuelle Revolution oder die Arbeit von Amnesty International. Er selbst sagt im genannten Zeitungsartikel: „Ich wollte keine Monologpredigten halten, sondern die alte Botschaft mit den Utopien, Ängsten und Erwartungen der modernen Menschen zusarnmenbringen.“

Als ich ihn im Alter von 87 Jahren kennenlernte, hatte er immer noch nicht aufgehört, sich intensiv mit den Fragen der Zeit und der Bibel auseinanderzusetzen. Vormittags las er theologische Werke, zum Beispiel die Darstellungen von Hans Küng über die Weltreligionen, deren erste beide Teile über die Paradigmen des Christentums und des Judentums ich mir von ihm ausleihen durfte, oder das Werk von Reinhold Mayer, Zeit ist’s, das er mir wärmstens ans Herz legte. Und nachmittags informierte er sich in Publik Forum, Stern und Spiegel über das aktuelle Zeitgeschehen. Wie u. a. an den auf dieser Internetseite veröffentlichten Beiträgen erkennbar ist, ist er auch im hohen Alter noch selber schriftstellerisch tätig gewesen.

Biographie von Heinrich Treblin

Geboren 24. 2. 1911 in Schmolz bei Breslau, Schlesien.

Studium der Evangelischen Theologie in Breslau und Tübingen.
Geprägt von Karl Barth, Friedrich Gogarten, Paul Tillich, Hans-Joachim Iwand und Dietrich Bonhoeffer.

Illegaler Pastor der Bekennenden Kirche in Schlesien ab 1934.
Als Sanitäter im Kriegsdienst 1940-45, russische Kriegsgefangenschaft bis 1946.
Illegaler Wanderprediger im polnisch gewordenen Schlesien 1946-47.
Nach Ausweisung Pastor in Niesky (DDR) 1947-54.

Wegen Krankheit Wechsel in die BRD:
Pastor in Heppenheim 1954-56, in Alzey 1956-74.
Mitglied der Kirchlichen Bruderschaften.
Mitarbeit in Martin Niemöllers „Stimme der Gemeinde“.
Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft für Kirchliches Friedenszeugnis.

Veröffentlichungen in der „Stimme der Gemeinde“ (Herausgeber u. a. Martin Niemöller), der „Jungen Kirche“ und den „Evangelischen Zeitstimmen“.

Seit 1974 Emeritus in Alzey.

Gestorben 22. 7. 2006 in Alzey.

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Pfarrer Heinrich Treblin

Texte von Heinrich Treblin auf der Bibelwelt

Ich freue mich sehr, einige seiner erst in den letzten Jahren entstandenen Texte hier veröffentlichen zu dürfen (eine der Thesenreihen hat er gemeinsam mit seinem Mitstreiter in der Arbeitsgemeinschaft für kirchliches Friedenszeugnis, Dietrich Fischinger, verfasst; die an letzter Stelle stehende älteste Veröffentlichung aus dem Jahr 1965 ist damals von der gesamten Arbeitsgemeinschaft für kirchliches Friedenszeugnis verantwortet worden):

Jesus – jüdischer Gottessohn

In einem Brief an Ruth Lapide vom 20. Januar 2003 fragt Heinrich Treblin nach den Voraussetzungen eines wahrhaften Dialogs zwischen Juden und Christen, der den Juden Jesus und seine Botschaft ernstnimmt.

Karl Barth und Albert Schweitzer

In einem Aufsatz aus dem Jahr 2002 denkt Heinrich Treblin über die Beziehung zwischen „Karl Barth und Albert Schweitzer“ nach.

Der lange Weg zum Frieden

Diese Thesenreihe aus dem Jahr 2002 regt im Zusammenhang der Frage nach dem christlichen Friedenszeugnis zum Nachdenken über die Beziehung von uns Christen zu den Juden an.

Die gewaltfreie Gemeinde Jesu

Als „eine Herausforderung für die gesellschaftlich gesicherten Kirchen“ wurde diese Thesenreihe zuerst im August 2000 von Heinrich Treblin und Dietrich Fischinger verfasst. Hier finden Sie die 2. verbesserte Auflage vom März 2001.

Umkehr zum wahren Leben

Im Zusammenhang mit dem Streit, der um die verschiedenen Religionen und oft auch zwischen ihnen entbrennt, fragt Heinrich Treblin „neu nach der authentischen Botschaft des Mannes von Nazareth“.

Wie „christlich“ ist die Bejahung des Krieges als „ultima ratio“ des Versuchs, Frieden zu stiften?

Dieser Beitrag entstand im Jahr 1999 aus Anlass des Kosovo-Krieges und seiner Rechtfertigungen in der politischen und kirchlichen Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland.

Jesus – Abbild der Liebe Gottes für Juden und Nichtjuden

Dieser Aufsatz geht auf die Frage ein, ob „Judenmission“ notwendig und möglich und in welchem Sinne und unter welchen Umständen überhaupt nur zu verantworten ist.

Antisemitismus und Holokaust

In den Disput, der nach der Rede des Friedenspreisträgers Martin Walser im Jahr 1998 zum Umgang mit dem Thema des Antisemitismus in Deutschland entbrannt ist, versucht Heinrich Treblin Klarheit zu bringen.

„Apostolikum heute“

Ein Versuch, das Glaubensbekenntnis vom biblisch-christlichen Friedenszeugnis her neu zu formulieren, das sowohl auf Zustimmung wie auf vehemente Ablehnung gestoßen ist.

Jungfrauengeburt – Metapher oder historisches Faktum

Angeregt durch den Aufsatz „Marie, die reine Magd“ im Deutschen Pfarrerblatt 3/1998 äußert Heinrich Treblin seine eigenen Gedanken zum biblischen Motiv der Jungfrauengeburt. Außerdem hat er auch in Leserzuschriften zu meinen Aufsätzen „Marie, die reine Magd“ und „Alttestamentarische Besonnenheit“ im Deutschen Pfarrerblatt Stellung genommen.

Die politische Relevanz von Kreuz und Auferstehung

Dieser Aufsatz aus dem „Deutschen Pfarrerblatt“ (April 1988) ist trotz des einseitig klingenden und abschreckend wirkenden Titels ein Versuch des Brückenschlages zwischen kirchlichen Fronten.

Draußen vor dem Tor
Zum Gedenken an Werner Schmauch (1905-1964)

und

Umkehr zur Proexistenz
Die Überwindung des religiösen und politischen Egoismus

sind zwei Aufsätze, die Heinrich Treblin im Jahr 1985 zum Gedenken an Werner Schmauch (1905-1964) in der Zeitschrift „Junge Kirche“ und im „Deutschen Pfarrerblatt“ geschrieben hat – bleibend aktuelle Ausführungen über das Profil einer wahrhaftig am biblischen Evangelium orientierten Jüngergemeinde Jesu Christi.

Politisches Christuszeugnis im Lichte von Römer 12 und 13

ist ein ebenfalls im Jahr 1985 im „Deutschen Pfarrerblatt“ abgedruckter Beitrag, der seine Aktualität im Sommer 2006 noch lange nicht eingebüßt hat.

Klassenkampf und Versöhnung

Diese Gedanken zu einem in der Zeit der Auseinandersetzung um das sogenannte „Antirassismus-Programm“ des Ökumenischen Rates der Kirchen wahrhaft umstrittenen Thema haben mich damals sehr geprägt; man sollte sie auch heute nicht zu schnell als zeitbedingt und politisch einseitig abtun. Zwar hat sich der real existierende Sozialismus selber „ad acta“ gelegt, aber die „soziale Frage“ zeigt ein nicht weniger grausames Gesicht, wenn nur noch einer der beiden globalen Antagonisten von damals auf der weltwirtschaftlichen Bühne agiert.

Friedensbekenntnis

1965 legte die „Arbeitsgemeinschaft für kirchliches Friedenszeugnis“ dieses auch heute bedenkenswerte Dokument einer Selbstverpflichtung zu Frieden schaffendem Handeln vor.

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