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Anwalt der Treue Gottes

Unsere Welt scheint kaum anders geworden zu sein als damals. Werden nicht auch heute Menschen belächelt, die an Menschlichkeit glauben, an Ehrlichkeit festhalten, von einer gerechteren Welt zu träumen wagen? Wer sich nach Liebe sehnt und nach Gottes Geboten leben will, braucht heute wie damals einen Anwalt, einen Beistand. Jesus verspricht uns, dass er dieser Anwalt für uns sein will.

Jesus einmal nicht als Leidender oder Gekreuzigter, sondern mit einem imposanten Heiligenschein
Jesus will im Heiligen Geist selber unser Anwalt sein (Bild: annamaria andersonPixabay)

#predigtTaufgottesdienst am Sonntag, 20. Mai 2007, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Heute ist Taufgottesdienst in der Pauluskirche. Wir taufen die kleine … und heißen sie mit ihrer Familie und ihren Patinnen herzlich willkommen!

Am Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten fragen wir nach dem Heiligen Geist, den Jesus Christus uns schenken will. Wie ein frischer Wind weht dieser Geist in unserer Kirche, und er bläst dabei nicht das Licht unserer Kerzen aus, sondern er facht in uns das Feuer der Liebe Gottes an.

Lied 264:

1. Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ, sie, die des großen Gottes erneute Schöpfung ist. Vom Himmel kam er nieder und wählte sie zur Braut, hat sich mit seinem Blute ihr ewig angetraut.

1. The Church’s one foundation is Jesus Christ her Lord; she is his new creation by water and the word: From heaven he came and sought her to be his holy bride; with his own blood he bought her, and for her life he died.

2. Erkorn aus allen Völkern, doch als ein Volk gezählt, ein Herr ist’s und ein Glaube, ein Geist, der sie beseelt, und einen heilgen Namen ehrt sie, ein heilges Mahl, und eine Hoffnung teilt sie kraft seiner Gnadenwahl.

2. Elect from every nation, yet one o’er all the earth, her charter of salvation: one Lord, one faith, one birth. One holy name she blesses, partakes one holy food, and to one hope she presses with every grace endued.

3. Schon hier ist sie verbunden mit dem, der ist und war, hat selige Gemeinschaft mit der Erlösten Schar, mit denen, die vollendet. Zu dir, Herr, rufen wir: Verleih, dass wir mit ihnen dich preisen für und für.

3. Yet she in earth hath union with God the Three in One, and mystic sweet communion with those whose rest is won. O happy ones and holy! Lord, give us grace that we like them, the meek and lowly, on high may dwell with Thee.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir feiern Gottesdienst, wir taufen ein Kind. Wir tun das im Namen des Gottes, der unsichtbar ist wie Geist und Wind und den wir erkennen in den Worten und Taten von Jesus Christus. Jesus spricht (Johannes 8, 12):

Ich bin das Licht der Welt.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Wir leben in einer Welt, in der oft finstere Zustände herrschen. Wir leiden unter Krankheit, Schmerz und Leid. Wir klagen über Ungerechtigkeit, aber wir tun auch nicht immer nur Gutes. Wir haben auch eigene Schuld zu bekennen. Jesus spricht (Johannes 8, 12):

Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Wir rufen zu dir, Gott: Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Gott vergibt uns unsere Schuld. Gott ruft uns, dass wir nicht auf finsteren Wegen gehen, sondern auf dem Weg des Lichts. Gott steht treu und zuverlässig zu uns und weckt so unser Vertrauen auf ihn. Jesus spricht (Johannes 12, 36):

Glaubt an das Licht…, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, wir danken dir für deine Treue, mit der du uns begleitest auf unseren Wegen. Du zeigst uns den Weg zum Licht und machst unsere Wege hell. Lass uns dir nachfolgen und nicht vom rechten Wege abkommen. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Lied 619:

1. Er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

1. He’s got the whole world in his hands, He’s got the whole world in his hands, He’s got the whole world in his hands, He’s got the whole world in his hands.

2. Er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

2. He’s got the tiny little baby in his hands, He’s got the tiny little baby in his hands, He’s got the tiny little baby in his hands, He’s got the whole world in his hands.

3. Er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

3. He’s got the sun and the moon in his hands, He’s got the sun and the moon in his hands, He’s got the sun and the moon in his hands, He’s got the whole world in his hands.

4. Er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

4. He’s got you and me brother in his hands, He’s got you and me sister in his hands, He’s got you and me fellow in his hands, He’s got the whole world in his hands.

Liebe Familie …, liebe Patinnen, liebe Gemeinde!

Weite Wege hat die kleine … in ihrem Leben schon hinter sich. Geboren wurde sie in Montgomery, Alabama, USA. Seit Anfang des Jahres lebt sie mit ihren Eltern in Gießen, Deutschland, Europa. Wer weiß, wohin ihre Wege sie in ihrem Leben noch führen werden! Eins wissen wir schon jetzt: Sie muss ihre Wege nicht allein gehen.

Woher können wir das so genau wissen? Es gibt in dieser Welt doch auch Kinder, die allein gelassen werden, sogar Kinder, die Gewalt erleiden. Und selbst Eltern, die ihre Kinder lieben, die lieber auf eigenes Vergnügen verzichten, als ihre Kinder zu vernachlässigen, können ihre Kinder nicht vor allem Bösen bewahren.

Dass … in dieser Welt nicht allein ist, wissen wir im Vertrauen auf Gott. Denn Gott liebt dieses Kind, wie er uns alle liebt. Er ist bei diesem Kind, wie er bei uns allen ist. Und er ruft uns Erwachsene dazu auf, dass wir alle unsere Kräfte und Möglichkeiten einsetzen, damit dieses Kind das auch spürt: Es ist ein geliebtes Kind; es erfährt Geborgenheit bei seinen Eltern und kann sich auch auf die Patinnen verlassen; es hat Menschen, die ihm zeigen, was gut und böse ist und die ihm als gute Vorbilder das nicht nur sagen, sondern auch vorleben. Dann bleibt … das fröhliche Mädchen, das so gerne schmust und jetzt bereits ihre Welt mit großer Neugier erkundet, und sie hat alle Voraussetzungen, um in ihrem Leben auch glücklich zu bleiben.

Wir haben für … im Taufgespräch gemeinsam einen Taufspruch ausgesucht, der im Johannesevangelium steht. Eigentlich sind es zwei Verse, die aber gut zusammenpassen. Vorhin haben wir sie schon einmal gehört (Johannes 8, 12 und 12, 36). Jesus spricht:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Glaubt an das Licht…, damit ihr Kinder des Lichtes werdet.

Jesus ist das Licht der Welt, weil er der Sohn Gottes ist. Er ist der Mensch, der ganz und gar die Liebe von oben verkörpert. Jesus hat in seinem Leben nichts anderes gelebt als die Liebe. Wenn jemand sagt: „Auf dieser Welt kann man nur böse sein, denn es hält sich doch keiner an die Gebote; man muss mit den Wölfen heulen“, dann dürfen wir widersprechen: Jesus lebte ein Leben im Vertrauen auf Gott ohne Rücksicht darauf, was mit ihm passieren würde. Er setzte sich für verlorene Menschen ein, heilte verwundete Menschen an Leib uns Seele, nahm Kinder in den Arm und sprach verzweifelten Männern und Frauen Mut zu. Als man ihn zu Unrecht verurteilte und ans Kreuz schlug, nahm er den Tod aus Liebe zu den Menschen auf sich. So besiegte er das Böse, auch die Versuchung zum Bösen in sich selbst.

So war und ist Jesus das Licht der Welt. Ja, er ist es auch heute noch, denn an Ostern haben wir den Sieg des Lebens über den Tod gefeiert. Gott hat seinen Sohn vom Tod erweckt. Wir dürfen Vertrauen zu ihm fassen und Jesus auf seinem Weg nachfolgen, auf dem Weg der Liebe.

Sie haben sich dafür entschieden, … im Namen dieses Jesus taufen zu lassen. Sie soll auf seinen Wegen gehen. Sie soll sich nicht einfangen lassen von den Mächten der Finsternis. Sie soll das Licht des Lebens erfahren und ein fröhliches Kind des Lichtes bleiben. Um ihr dabei zu helfen, ist es wichtig, wenn Eltern und andere Erwachsene sie in einer Atmosphäre des Vertrauens aufwachsen lassen, so dass sie es lernen kann, an das Licht zu glauben, auf Jesus, das Licht der Welt, zu vertrauen.

Unser Vertrauen auf Gott und Jesus und seinen Heiligen Geist sprechen wir nun aus, indem wir das Glaubensbekenntnis sprechen, stellvertretend auch für unser Taufkind:

Glaubensbekenntnis und Taufe
Lied 209: Ich möcht‘, dass einer mit mir geht

Wir hören den Predigttext aus dem Evangelium nach Johannes 14, 15-19. Als Jesus Christus vor seiner Gefangennahme Abschied nimmt von seinen Jüngern, spricht er zu ihnen:

15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.

16 Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit:

17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

18 Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.

19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Lied 554: Gottes Volk geht nicht allein durch die Zeiten
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde! Unserem Taufkind … haben wir zugesagt, dass sie nicht allein durchs Leben gehen muss. In zwei Liedern haben wir davon gesungen, dass in der Tat „einer mit uns geht“, einer, der uns versteht, ein Beistand, den Gott uns selber schickt. Wen schickt Gott uns da? Wie ist er für uns da?

Im Bibeltext haben wir gehört, dass Jesus am Tag vor seinem Tod am Kreuz seinen Freunden ein Versprechen macht:

16 Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.

Wörtlich steht da im griechischen Urtext: „Er wird euch einen anderen Parakleten schicken.“ Dieses Wort übersetzt Luther mit „Tröster“. Wer ist dieser Tröster, dieser Paraklet? Das Wort gibt es nur bei Johannes. Es kommt vom griechischen „parakalein“, das kann „trösten“ bedeuten, aber auch „ermutigen“ oder „ermahnen“. Wörtlich bedeutet es „an-rufen“. Ein Paraklet wäre also wörtlich übersetzt ein Angerufener, ein Ad-vokatus, ein Anwalt.

„Ich möchte meinen Anwalt sprechen“, das hört man oft in Krimis, wenn ein Angeschuldigter vom Ermittler in die Enge getrieben worden ist. Vielleicht passt diese Übersetzung sogar am besten: Seine Freunde sind ja wie Jesus in der Rolle von Angeklagten. Brauchen sie nicht einen guten Anwalt, wenn die Römer sie anklagen: „Ihr seid mitschuldig mit diesem Jesus, den wir gekreuzigt haben, ihr gehört auch ans Kreuz.“ Petrus fühlt sich so mit Jesus mit angeklagt, als er von einer Magd angesprochen wird: „Gehörst du nicht auch zu diesem Jesus?“ Wir wissen, dass er zwar nicht nach einem Anwalt verlangt, aber er streitet alles ab: „Nein, ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht!“

Jesus verspricht seinen Freunden einen Anwalt, der für sie eintritt, damit sie ihn nicht aus lauter Angst verleugnen, wenn sie in Gefahr geraten. Noch tritt er in eigener Person für sie ein. Noch stellt er sich in vorderster Front dem Bösen. Aber indem er das tut, wird er von ihnen weggehen. Feinde töten ihn, reißen ihn von seinen Freunden weg. Er lässt das mit sich machen, stellt sich der Gewalt nicht mit Gewalt entgegen. Er besiegt das Böse, indem er es erleidet. Damit seine Freunde dann nicht allein bleiben, nicht ohne Anwalt sind, kündigt er ihnen einen anderen Anwalt an:

16 Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.

Was für ein Anwalt ist das? Er ist keine bestimmte Person, Jesus nennt ihn…

17 den Geist der Wahrheit… er bleibt bei euch und wird in euch sein.

Na toll. Einen Geist als Anwalt will Jesus uns zur Seite stellen. Wie soll der uns helfen?

Mal überlegen. Was meint Jesus eigentlich mit dem Wort „Geist“? Wir modernen Menschen denken bei einem Geist entweder an den Geist eines Verstorbenen, das ist hier ganz sicher nicht gemeint, oder an eine dämonische Macht, das meint Jesus auch nicht, denn es geht um den Heiligen Geist. Aber wie sollen wir uns diesen Heiligen Geist vorstellen? Die „dritte Person des dreieinigen Gottes“ ist jedenfalls kein dritter Gott neben Gott und Jesus. Vielleicht kann man es so sagen: auch Gott und Jesus sind nicht zwei verschiedene Götter, sondern Jesus, der ganz Mensch ist, verkörpert auch ganz die Liebe des einen Gottes; und diese Liebe nennen wir Heiligen Geist.

Bei dem Wort Geist geht es also um etwas, was man nicht greifen kann, und es ist trotzdem sehr konkret. Liebe können wir nicht sehen, und doch bewegt sie uns mehr als alles andere im Leben. Geist, griechisch Pneuma, ist die Übersetzung des hebräischen Wortes Ruach, beides hat in der Grundbedeutung etwas Luft zu tun, vor allem mit bewegter Luft, mit Wind und Sturm. Auf die Bewegung kommt es an in dem Wort Geist, nicht auf etwas Geisterhaftes, nicht auf irgendeinen Spuk. Es geht um Begeisterung, um Inspiration.

Aber wovon werden wir bewegt, begeistert, inspiriert, wenn wir auf Jesu Worte vertrauen? Er sagt: vom Geist der Wahrheit. Wahrheit, auch dieses Wort verstehen wir heute anders als Jesus damals. Für uns ist Wahrheit in der Regel eine Sache der Logik: „wahr oder falsch“. Wir fragen: „Ist das passiert?“, und wenn nicht, dann ist es eben nicht wahr. Aber mit dem griechischen Wort „Alätheia“, das in unseren Bibeln mit „Wahrheit“ übertragen wird, hat Johannes das hebräische Wort „Ämät“ übersetzt, und das heißt in der Grundbedeutung Treue, Verlässlichkeit und insofern auch Wahrhaftigkeit. Wahr und wahrhaftig im Sinne von treu und vertrauenswürdig ist in erster Linie Gott. Wenn er Menschen verspricht, dass er sie befreien wird, dann tut er es auch. Er holt das Volk Israel aus dem Sklavenhaus in Ägypten heraus. Er verpflichtet das Volk durch seine Propheten auf Gebote, aber nicht um sie zu schikanieren und erneut zu unterdrücken, sondern um ihnen zu helfen, frei zu bleiben und andere in Freiheit leben zu lassen. Gottes Gebote, das sind Ermahnungen, Ermutigungen. Die Juden nannten das Wegweisung – Tora. Wer auf den Wegen Gottes geht, auf den Wegen des Lichts, der lebt als freier Mensch im Volk der Kinder Gottes.

Von der Treue dieses Gottes ist auch Jesus inspiriert. In seiner Zeit schien das Volk Israel von Freiheit weit entfernt zu sein: es hatte schon lange keinen eigenen Staat mehr, es gehörte als unterdrückte Provinz zu dem riesigen Eroberer- und Ausbeuterstaat des Römischen Reiches. Die ganze Welt schien zu einem einzigen Sklavenhaus geworden zu sein, schlimmer als damals vor langer Zeit in Ägypten, denn der Reichtum und die Größe des römischen Reiches wurde erkauft durch die Versklavung von vielen Tausend Menschen aus allen Völkern. Wer kann es wagen, in einer solchen Zeit ernsthaft an die Treue Gottes zu glauben? Jesus tut es. Er verkündet den Menschen: Gottes ist euch näher, als ihr denkt. Lasst euch auf ihn ein, vertraut auf seine Treue, das ist der einzige Weg zum Licht, zur wahren Freiheit. So sagt er die alte Botschaft von der Treue Gottes neu in seine Zeit.

Und er sagt sie nicht nur, sondern er lebt seine Botschaft auch. Er befreit Menschen aus ihrer lähmenden Resignation, heilt ihre von den Dämonen des Hasses und der Zerrissenheit angegriffenen Seelen, beantwortet Hass und Gewalt zwar mit deutlichen Worten, aber nicht mit Mord und Totschlag, sondern mit Liebe. Von seinen Freunden, seinen Schülerinnen, von uns erwartet er das Gleiche. Darum sagt er schlicht:

15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.

Meine Gebote, das ist nichts anderes als die Wegweisung, die schon dem Volk Israel gegeben war. Jesus gibt sie weiter an alle Völker, so dass sie auch für uns gilt. Auch wir werden ermahnt und ermutigt: Geht auf Gottes Wegen, denn er ist treu. Lasst euch durch seine Treue dazu inspirieren und bewegen, selber wahrhaftig zu sein und treu auf Wegen des Lichtes zu gehen. Gott selber ist dabei euer Begleiter, unsichtbar.

Diesen Geist der Wahrheit kennt man nur, wenn man die Treue Gottes wahrnimmt und ihre Kraft in sich selber spürt. Darum kann die Welt ihn nicht kennen und nicht „packen“, denn die Welt, von der Johannes redet, ist eine Weltordnung, für die Treue und Wahrhaftigkeit längst leere Worte geworden sind und in der nur zählt, was man kaufen und benutzen und mit dem größten Durchsetzungsvermögen beherrschen kann.

Unsere Welt heute scheint kaum anders geworden zu sein als damals. Werden nicht auch heute Menschen belächelt oder verspottet, die an Menschlichkeit glauben, an Ehrlichkeit festhalten, von einer gerechteren Welt zu träumen wagen? Wer sich heute nach Liebe sehnt, wer seinen Kindern die Geborgenheit schenken möchte, die sie brauchen, wer heute, so gut er kann, nach Gottes Geboten leben will, der braucht heute wie damals einen Anwalt, einen Beistand.

Jesus verspricht uns, dass er selber dieser Anwalt für uns sein will:

18 Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.

Eigenartig. Eben noch hat er doch gesagt, dass er weggehen wird. Sterben, getötet werden, das ist sein Schicksal. Wie kann er trotzdem bei uns sein?

Jesus erklärt das so:

19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

Mit dem Wort „sehen“ wird hier das griechische Wort „theorein“ übersetzt. Wir kennen das von „Theorie“. Gemeint ist aber nichts Unpraktisches im Gegensatz zu etwas Konkretem, sondern Jesus meint mit dieser „Theorie“ eine eingehende Erwägung, ein gründliches Inbetrachtziehen. „Die Welt wird mich nicht mehr sehen“, damit meint er nicht einfach, dass er tot sein wird. Sie hält ihn für erledigt, ihn und alles, was er verkündigt hat. Mit der Welt meint Johannes das, was diese Welt beherrscht, wenn sie Jesus ans Kreuz schlägt. So meint „die Welt“ auch Gott und seine Treue, seine Wahrheit, töten und für immer erledigen zu können. Aber dagegen setzt Jesus sein Wort: „Ihr aber sollt mich sehen.“ Wir sollen wahrnehmen, dass er lebt, dass er vom Vater auferweckt wird, dass sein Weg der Weg des Lebens ist und ins Licht führt. Diesen Weg sollen wir so in Betracht ziehen, dass wir selber auch diesen Weg gehen, ihm nachfolgen auf dem Weg seiner Treue:

15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.

Dann werden auch wir leben. Als Kinder des Lichtes. Wir müssen nicht verzweifeln, weil die Zustände übermächtig sind. Gottes Treue ist mächtiger als alles, womit Menschen sich und andere betrügen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 136, 1-3+6-7:

1. O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

2. O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen der ersten Christenheit.

3. Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu.

7. Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite das Zeugnis von dem Herrn. O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, dass wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund.

Gott, wir bitten dich für das Kind, das wir heute getauft haben, und für alle Kinder, die uns anvertraut sind. Wir bitten dich für den neuen Jahrgang der Konfirmanden, dass die Mädchen und Jungen ihren Unterricht in der kommenden Woche mit Lust und Neugier beginnen. Wir bitten dich um deinen Geist, dass du unser Tröster bist, wenn wir traurig sind, dass du unser Anwalt bist, wenn wir uns in die Enge gedrängt fühlen, dass du unser Lehrer bist, wenn wir Wegweisung brauchen, dass du unser Beistand bist, wenn wir mutlos sind und unsere Zivilcourage gefragt ist.

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, vertrauen wir dir, Gott, in der Stille an.

Stille und Vater unser
Lied 265: Nun singe Lob, du Christenheit
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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