Bild: Pixabay

„Mensch, ärgere dich nicht“

„Mensch, ärgere dich nicht“
„Mensch, ärgere dich nicht“ (Bild: Hans BraxmeierPixabay)

Nun ist sie vorbei, die Zeit der Fähnchen und Flaggen an Autos und Wohnungsfenstern, die Zeit der abendlichen Jubelschreie und nächtlichen Hupkonzerte verschiedener Nationalitäten im multikulturell geprägten Stadtteil.

Es war eine friedliche Europameisterschaft, die mich an Karten- und Brettspiele in der Familie erinnert hat. Da kann es heiß hergehen, wenn die Spannung steigt. Unerfahrene Spieler freuen sich über erste Spielfortschritte; mit wachsenden Erfolgen wird häufig der Kampf um den Sieg verbissener, um so größer auch die Enttäuschung, wenn man nicht den ersten Platz erringt. Letzten Endes spielt man aber nicht gegen-, sondern mit-einander. Auch wer sich als neu hinzugekommenes Mitglied noch fremd in der Familie fühlt, kann im fairen gemeinsamen Spiel gut den Anschluss gewinnen.

„Ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern“, so erzählt in der Bibel die Weisheit Gottes (Sprüche 8, 31), wie sie an der Schöpfung einer friedlichen Erde beteiligt ist. Weise ist unsere Menschenwelt geordnet, wenn in ihr das spielerische Element und vor allem die Freude am Spiel nicht fehlt.

Im Sport halten sich die Mitspieler freiwillig an Regeln und unterwerfen sich sogar dann dem Urteil des Schiedsrichters, wenn sie es als ungerecht empfinden. Im Alltag fällt es schwerer, sich an Regeln und Gesetze zu halten; das Leben ist schließlich kein Spiel, sondern ein Kampfplatz der unterschiedlichsten Interessen. Aber wenn auf diesem Kampfplatz nun doch Gottes Weisheit mit uns spielen will? Ein ernsthaftes Spiel, mit guten Spielregeln, die dem Frieden dienen? Gottes Gebote sind Angebote der Fairness für das normale Leben. Und wer zu viel Ehrgeiz und Verbissenheit ins Spiel bringt, darf sich sagen lassen: „Mensch, ärgere dich nicht!“

Gedanken zum Sonntag am Samstag, 5. Juli 2008, im Gießener Anzeiger von Pfarrer Helmut Schütz, Pfarrer der Evangelischen Paulusgemeinde Gießen.

Schreibe einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars stimmen Sie seiner Veröffentlichung zu (siehe Datenschutzerklärung). Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.