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Jesus – Juniorpartner Gottes

Jesus geht als Juniorpartner Gottes auf die Erde. Er soll „das Heil den Armen“ sein, die wir mit leeren Händen vor Gott stehen. Er soll unser Leben heil machen, den Tod buchstäblich „erwürgen“, damit wir leben können. Mit der Himmelfahrt wird der Juniorpartner zum Chef, gleichberechtigt mit dem Vater. Der allmächtige Gott im Himmel trägt das menschliche Gesicht Jesu Christi.

Statue der Heiligen Dreieinigkeit: Gott Vater mit Zepter und goldener Erdkugel, Jesus mit dem Kreuz, darüber die Taube des Geistes
Statue der Heiligen Dreieinigkeit (Bild: Anna ArmbrustPixabay)

#predigtAbendmahlsgottesdienst am Letzten Sonntag nach Epiphanias, den 5. Februar 2006, um 10.00 Uhr in der Pauluskirche Gießen (ursprünglich am Letzten Sonntag nach Epiphanias, den 5. Februar 1995, um 9.30 Uhr in der Kapelle der LNK Alzey)

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Am ersten Sonntag im Monat feiern wir Gottesdienst mit Abendmahl.

Im Mittelpunkt der Predigt steht heute ein Lied, das die Geschichte von Jesus erzählt.

Lied 573: Lobt den Herrn, lobt den Herrn, unter uns erblüht sein Stern
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Psalm 131:

1 HERR, mein Herz ist nicht hoffärtig, und meine Augen sind nicht stolz. Ich gehe nicht um mit großen Dingen, die mir zu wunderbar sind.

2 Fürwahr, meine Seele ist still und ruhig geworden wie ein kleines Kind bei seiner Mutter; wie ein kleines Kind, so ist meine Seele in mir.

Kommt, lasst uns anbeten. „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Dietrich Bonhoeffer wäre gestern 100 Jahre alt geworden, wenn er nicht kurz vor Kriegsende von den Nationalsozialisten hingerichtet worden wäre. Ich spreche Worte, mit denen er 1934 seinen Glauben ausgedrückt hat:

Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie uns nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren Guttaten. Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Über die Hoffnung schrieb Bonhoeffer folgende Worte:

Wenn schon die Illusionen bei den Menschen eine so große Macht haben, dass sie das Leben in Gang halten können – wie groß ist dann erst die Macht, die eine begründete Hoffnung hat? Deshalb ist es keine Schande, zu hoffen, grenzenlos zu hoffen!

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Gott, wir brauchen einen festen Halt in unserem Leben! Manchmal wünschen wir uns, bei dir geborgen zu sein wie ein kleines Kind. Und dann suchen wir auch wieder die Selbständigkeit, unsere Entscheidungen selber treffen und verantworten zu können. Herr, lass uns beides finden: die Stütze, die wir brauchen, und auch das Zutrauen in unsere eigenen Kräfte. Das erbitten wir von dir im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Brief des Paulus an die Römer 5, 1-2 und 6-8:

1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus;

2 durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.

6 Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.

7 Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben.

8 Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja.“

Glaubensbekenntnis
Lied 614: Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde!

Ein Lied soll unser Predigttext sein, das Lied „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ von Martin Luther. Es steht im Gesangbuch unter der Nr. 341, und ich bitte Sie, es aufzuschlagen. Wir werden es während der Predigt singen. Hören wir den Text der ersten Strophe:

1. Nun freut euch, lieben Christen g’mein, und lasst uns fröhlich springen,
dass wir getrost und all in ein mit Lust und Liebe singen,
was Gott an uns gewendet hat und seine süße Wundertat;
gar teu’r hat er’s erworben.

Martin Luther lädt zur Freude ein, zum fröhlichen Tanzen und Springen. Als vor 30 Jahren nebenan im Gemeindesaal der bis heute bestehende Seniorentanzkreis gegründet wurde, gab es kritische Stimmen, die im Tanzen eine Entweihung kirchlicher Räume erblickten. Aber der Tanzkreis ließ sich nicht beirren: Wenn der Reformator Luther zum fröhlichen Springen auffordert, kann Tanz und Bewegung in der Gemeinde nicht verboten sein. Schlimmer ist es, wenn die Kirche langweilig wird. Mit Lust und Liebe singen wir unsere Lieder nur, wenn sie möglichst vielen unter uns gefallen und Freude machen.

Aber wovon handelt unser Lied? Wir singen, „was Gott an uns gewendet hat und seine süße Wundertat“. Gott hat etwas „an uns gewendet“. Er wendet uns etwas zu, Liebe, Trost, Aufrüttelung. Er wendet uns sich selber zu, will bei uns sein, verlässt uns nicht. Er wendet vielleicht auch ein böses Schicksal, bringt die Wende für Menschen, die in eine Sackgasse geraten sind. Gott vollbringt Wunder speziell für uns, maßgeschneidert. Das kostet ihn viel, alles, sein Leben: „teuer hat er’s erworben“. Nicht unser „blaues Wunder“ erleben wir bei Gott, sondern seine „süße Wundertat“ bringt in unser Leben Freude, mehr als alle Süßigkeiten der Welt.

In dunklen Farben malt die 2. Strophe aus, wie es uns Menschen geht in einem Leben ohne Glauben, ohne Liebe, ohne Gott:

2. Dem Teufel ich gefangen lag, im Tod war ich verloren,
mein Sünd mich quälte Nacht und Tag, darin ich war geboren.
Ich fiel auch immer tiefer drein, es war kein Guts am Leben mein,
die Sünd hatt mich besessen.

Martin Luther fühlte sich als junger Mann in Schuldgefühlen gefangen, so sehr, dass er nicht glauben konnte, ein Kind Gottes zu sein. Er dachte, dem Teufel und dem ewigen Tod verfallen zu sein. Er quälte sich mit dem Gedanken, Gott nichts recht machen zu können. Je mehr er versuchte, die Sünde zu bekämpfen, desto tiefer versank er in ihr. Aus eigener Kraft konnte er kein guter Mensch werden. In Strophe 3 führt er aus:

3. Mein guten Werk, die galten nicht, es war mit ihn‘ verdorben;
der frei Will hasste Gotts Gericht, er war zum Gutn erstorben;
die Angst mich zu verzweifeln trieb, dass nichts denn Sterben bei mir blieb,
zur Höllen musst ich sinken.

Gute Werke sollten den Menschen helfen, bei Gott Gnade zu finden. So lehrte es die Kirche, in der Martin Luther groß geworden war. Aber er erfuhr, was sich die Kinder im Spiel manchmal zurufen: „Gildet nicht!“ Gute Werke sind keine gültige Währung, um Gottes Liebe zu kaufen, reichen nicht aus, um begangene Schuld zuzudecken. Ja, man verdirbt sogar an sich gute Taten damit, dass man sie nur zu dem Zweck tut, um von Gott belohnt zu werden: „Mein guten Werk, die galten nicht, es war mit ihn‘ verdorben.“

Aber warum muss der freie Wille Gottes Gericht hassen? Weil unser Wille nicht frei genug ist, sich konsequent nur für das Gute zu entscheiden. So lange unsere abgrundtiefe Angst vor der Sinnlosigkeit des Daseins nicht beruhigt ist, die Angst, im Leben zu kurz zu kommen oder das Leben zu verlieren, so lange muss man sich selbst behaupten in dieser Welt, notfalls auf Kosten anderer Menschen.

Vor der Sünde steht jeder Mensch wie der Alkoholiker vor dem zweiten Glas: Wir können sie nicht garantiert ungetan lassen, bekommen sie nicht unter Kontrolle.

Der Glaube an den freien Willen des Menschen führt daher zum Hass auf Gottes Gericht, zu einer unstillbaren Angst, letztlich doch ein sinnloses Dasein in einer sinnlosen Welt zu führen. Man ist tot schon mitten im Leben, lebt in der Hölle auf Erden.

So steht es um uns Menschen, wenn wir nur an uns selber glauben wollen, an unseren freien Willen zum Guten. Nun kommt in unserem Lied die Wende: Wir müssen nicht um uns selber kreisen, weil Gott von sich aus an uns denkt – mit liebevollen Gedanken:

4. Da jammert Gott in Ewigkeit mein Elend übermaßen;
er dacht an sein Barmherzigkeit, er wollt mir helfen lassen;
er wandt zu mir das Vaterherz, es war bei ihm fürwahr kein Scherz,
er ließ’s sein Bestes kosten.

Der ewige Gott hat Gefühle – der das Weltall geschaffen hat, fühlt mit uns mit – der heilige gerechte Gott ist barmherzig. Herzgefühle hat er für uns, wie ein guter Vater für seine Kinder. Nicht auf unsere Kosten lebt dieser Gott; er lässt es sich „sein Bestes kosten“, um uns zu helfen. In den Gang dieser Welt greift Gott ein, nicht mit übernatürlichen Kräften, sondern indem er selbst ein Mensch unter Menschen wird. Das Geheimnis, dass Gott zugleich der ewige Gott über dem Weltall und ein Mensch unter uns ist, wird mit dem Bild von Vater und Sohn ausgedrückt – so auch in diesem Lied – Gott schickt seinen Sohn auf die Erde:

5. Er sprach zu seinem lieben Sohn: „Die Zeit ist hier, zu erbarmen;
fahr hin, meins Herzens werte Kron, und sei das Heil dem Armen
und hilf ihm aus der Sünden Not, erwürg für ihn den bittern Tod
und lass ihn mit dir leben.“

Jesus geht als Juniorpartner Gottes auf die Erde, mit einem bestimmten Auftrag: Er soll „das Heil den Armen“ sein, wobei wir alle in diesem Sinne zu den Armen gehören, weil wir alle mit leeren Händen vor Gott stehen. Er soll unser Leben heil machen, unsere Sünde vergeben, den Tod buchstäblich „erwürgen“, damit wir leben können.

Was Gott im Himmel für uns beschlossen hat, setzt Jesus auf der Erde in die Tat um. Unser Lied erzählt die Geschichte Jesu auf unserer Erde nach:

6. Der Sohn dem Vater g’horsam ward, er kam zu mir auf Erden
von einer Jungfrau rein und zart; er sollt mein Bruder werden.
Gar heimlich führt er sein Gewalt, er ging in meiner armen G’stalt,
den Teufel wollt er fangen.

In Jesus kommt Gott auf die Welt, dafür ist nicht menschlicher Wille und nicht männliche Zeugungskraft verantwortlich, das geht geheimnisvoll vor sich: „er kam zu mir auf Erden von einer Jungfrau rein und zart“. Allerdings: der Mensch Jesus musste sich als Sohn Gottes bewähren, er war nicht einfach ein übernatürlich vollkommener Mensch ohne Gefühle und ohne Versuchungen. Dass Jesus Gottes Sohn war, posaunte Jesus nicht laut in aller Öffentlichkeit heraus; er übte seine Macht nur heimlich aus, die sanfte Macht der Worte und der Liebe, und er teilte mit uns Menschen ganz und gar unsere „arme Gestalt“, wie Luther sagt, mit allen unseren Schwächen und unserer Verletzbarkeit. Jesus musste „dem Vater gehorsam werden“, auf die Stimme des Geistes Gottes horchen und sich vor der Stimme des Bösen genauso vorsehen wie wir alle. Nur so konnte er, bildlich gesprochen, „den Teufel fangen“, die Macht des Bösen besiegen.

In den restlichen vier Strophen des Liedes redet Jesus uns persönlich an. Zunächst fordert er uns auf, sich an ihm festzuhalten:

7. Er sprach zu mir: „Halt dich an mich, es soll dir jetzt gelingen;
ich geb mich selber ganz für dich, da will ich für dich ringen;
denn ich bin dein und du bist mein, und wo ich bleib, da sollst du sein,
uns soll der Feind nicht scheiden.“

Jesus sagt uns: Aus eigener Kraft kannst du die Sünde nicht besiegen, aus freiem Willen kannst du kein guter Mensch werden. Und doch wird es dir gelingen: Dazu musst du dich nur an Jesus halten. Denn er ist Sieger in einem Ringkampf gegen das Böse. Er kennt die Angst und überwindet sie, er ist stark genug, um sein Leben für uns hinzugeben.

„Ich bin dein“, sagt Jesus. So gibt Gott selbst sich in unsere Hand. Wir können ihn ablehnen, vergessen, ja sogar töten, aber er hört nicht auf, uns zu lieben. „Du bist mein“, sagt Jesus, das gilt sogar, wenn wir uns von ihm abwenden. Er will nicht, dass wir ohne Liebe leben. Geheimnisvoll klingt der Satz Jesu: „Wo ich bleib, da sollst du sein.“ Wir Menschen müssen manchmal wie Jesus einen schweren Weg gehen, fühlen uns, als wären wir am Ende, aber gerade dann sind wir dort, wo Jesus bleibt, wir gehen nicht verloren, weder hier auf Erden noch wenn wir sterben.

Was es Gott gekostet hat, sich für uns einzusetzen, hören wir in der 8. Strophe:

8. „Vergießen wird er mir mein Blut, dazu mein Leben rauben;
das leid ich alles dir zugut, das halt mit festem Glauben.
Den Tod verschlingt das Leben mein, mein Unschuld trägt die Sünde dein,
da bist du selig worden.“

Hier wird die Leidensgeschichte Jesu zusammengefasst. Der „Feind“ wird Jesu Blut vergießen, ihm sein Leben rauben, ja verschlingen. Was in unserem Leben Macht gewinnt, wo wir nicht auf Gott vertrauen, macht nicht nur unser eigenes Leben kaputt, sondern auch das Leben anderer Menschen. Zum Beispiel wenn wir Konflikte untereinander nicht friedlich lösen, sondern mit Gewalt aufeinander losgehen oder Beziehungen einfach abbrechen. Oder wenn wir einander ausnutzen oder einem anderen nicht gönnen, was er hat. Das alles ist der „Feind“, der unser Glück verschlingt, das alles ist der Tod für ein erfülltes menschliches Leben.

Jesus hält aus, was dieser Feind ihm antut, er erleidet unschuldig, was wir Menschen einander antun. So macht er uns den Weg frei zur Seligkeit, zu unserem ewigen Glück. Wenn er es nicht nötig hat, sich mit Gewalt durchzusetzen, dann haben wir es auch nicht mehr nötig. Wenn er uns vergeben kann, dann brauchen wir auch nicht mehr Böses mit Bösem zu vergelten. Wenn er den Tod erleidet und auferweckt wird, dann können auch wir auf die Auferstehung der Toten hoffen.

In der neunten Strophe wird beschrieben, dass die Geschichte Jesu mit seinem Tod nicht zu Ende ist:

9. „Gen Himmel zu dem Vater mein fahr ich von diesem Leben;
da will ich sein der Meister dein, den Geist will ich dir geben,
der dich in Trübnis trösten soll und lehren mich erkennen wohl
und in der Wahrheit leiten.“

Eigenartig ist, dass die Auferstehung Jesu in unserem Lied nicht vorkommt. Das gleiche drückt Luther im Bild von der Himmelfahrt aus. Jesus kehrt nach seinem irdischen Leben zum Vater im Himmel zurück. Der Juniorpartner wird zum Chef, sitzt gleichberechtigt neben dem Vater im Himmel: Jesus ist unser Herr. Der allmächtige Gott im Himmel trägt das menschliche Gesicht Jesu Christi.

Weil er nicht mehr sichtbar bei uns ist, schenkt er uns Gaben des heiligen Geistes: Trost, wenn wir betrübt sind, und Einsicht in das, was wahr und gut ist. Vor allem aber lehrt der Geist uns, dass wir Jesus „erkennen wohl“ – dass wir Vertrauen fassen zu einem Gott mit menschlichem Gesicht.

Was wir selber mit Jesus erfahren und von ihm lernen, das sollen wir dann auch andern weitergeben:

10. „Was ich getan hab und gelehrt, das sollst du tun und lehren,
damit das Reich Gotts werd gemehrt zu Lob und seinen Ehren;
und hüt dich vor der Menschen Satz, davon verdirbt der edle Schatz:
das lass ich dir zur Letze.“

Wir sollen „tun und lehren“, was Jesus selber auch getan und gelehrt hat. Das klingt nicht mehr so fröhlich wie in der ersten Strophe. Das klingt nach Anstrengung und Verpflichtung. Aber wer fröhlich springen und mit Lust und Liebe singen kann, der gibt gern die guten Erfahrungen weiter, die er mit dem Glauben gemacht hat. Wenn ich spüre: Gott hat mich lieb, und meine Sünden hat Jesus getragen und vergeben, dann brauche ich mich nicht mit Schuldgefühlen zu quälen und kann auch anderen helfen, getrost zu leben. So wächst da, wo wir als Christen zusammenkommen, ein Stück vom Reich Gottes.

Hüten sollen wir uns „vor der Menschen Satz“ – damit meint Martin Luther: dass wir aus dem Geschenk von Gottes Liebe eine Satzung machen, ein forderndes, drückendes Gesetz. Als ob wir uns doch nicht zuversichtlich unseres Lebens freuen dürften, sondern ängstlich nach oben schauen müssten, was Gott wohl jetzt wieder von uns will. Nein, wir dürfen getrost uns mit aufrechtem Gang unser Leben hier auf der Erde führen, nicht mit Angst vor Gott, sondern mit der inneren Freude darüber, dass Gott uns in allem, was wir tun und was wir vor ihm verantworten, nicht allein lässt. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

Im Abendmahl dürfen wir nun Jesus in uns aufnehmen: seine Nähe, seinen Geist, sein Reich mitten unter uns in Brot und Kelch.

Gott, durch Jesus Christus bist du für uns der Gott mit dem menschlichen Gesicht geworden. Wir möchten uns an dir festhalten und bitten dich: Überwinde unsere Angst und Verzweiflung, lass uns nicht von Schuld und Tod verschlungen werden. Gott, vergib uns, was böse ist an unserem Tun und Lassen. In der Stille bringen wir vor dich, was unsere Seele belastet:

Beichtstille

Wollt Ihr Gottes Treue und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, Gott ernst zu nehmen als den, der groß ist in seiner Güte und Freundlichkeit zu uns Menschen. Würdig und recht ist es, uns selber anzunehmen als Menschen mit aufrechtem Gang, von Gott geliebt und verantwortlich für unser Leben. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

Jesus ist wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich. In Jesus lebt Gottes Liebe, in Jesus wird Gott eins mit uns Menschen. Nehmt und gebt weiter, was euch gegeben ist – den lebendigen Leib der Liebe Gottes.

Herumreichen des Korbs

Christi Blut, das er am Kreuz vergießt, besiegelt den Bund, den Gott mit uns schließt. So sehr liebt uns Gott, dass er sein Leben für uns hingibt. Nehmt hin den Kelch der Vergebung, des neuen Anfangs, der Versöhnung zwischen Gott und Mensch.

Austeilen der Kelche

Jesus Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Gehet hin im Frieden!

Gott, Vater Jesu Christi und unser Vater, hab nun Dank für dein heiliges Mahl. Danke, dass wir mit dir und miteinander feiern und dabei spüren, dass du uns lieb hast. Lass uns nicht allein in unseren Belastungen und in unserer Ratlosigkeit, zeige uns den Weg, den wir gehen können. Amen.

Mit Gedanken von Dietrich Bonhoeffer leite ich über zum letzten Lied:

Dieser Tag ist die Grenze für unsere Sorgen und Mühen. Denn dieser Tag allein ist schon lang genug. Dieser Tag ist lang genug, um zu verletzen oder zu heilen. Dieser Tag ist lang genug, um den Glauben zu bewahren oder in Schande zu fallen. Dieser Tag ist lang genug, um Gott zu finden oder zu verlieren. In der ganzen Weltgeschichte gibt es nur eine wirklich wichtige Stunde: die Gegenwart dieses Tages.

Wir singen aus dem Lied 65 die Strophen 1, 5 und 6; als Refrain singen wir jeweils die Strophe 7:

Von guten Mächten treu und still umgeben
Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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