Bild: Helmut Schütz

Engelpsalm und Elfchengedichte

Konfis beteiligen sich mit von ihnen selbst gemalten bzw. gedichteten Bildern und Elfchen-Gedichten an einem Gottesdienst, in dem auch zwei Kinder getauft werden und ein Vers aus dem Engelpsalm 91 ausgelegt wird. Außerdem stellen sie den Gebetskasten vor, der zur Zeit im Konfi-Unterricht eine wichtige Rolle spielt.

Der von den Konfis gestaltete Gebetskasten

#predigtTaufgottesdienst mit Begrüßung des neuen Konfi-Jahrgangs mit zwei Kindertaufen am Sonntag, 12. Mai 2013, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Orgelvorspiel und Einzug der Tauffamilien

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Heute, am Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, ist Taufgottesdienst in der Pauluskirche. Wir taufen … und … und heißen beide Kinder mit ihren Familien und Paten herzlich willkommen!

Außerdem begrüßen wir heute auch offiziell unseren neuen Konfi-Jahrgang im Gottesdienst der Paulusgemeinde. 9 Mädchen und 15 Jungen, also insgesamt 24 Jugendliche, haben sich angemeldet, um in fast genau einem Jahr hier konfirmiert zu werden. Wir freuen uns, dass auch viele Eltern der neuen Konfis hier sind, und sind gespannt, auf welche Weise die neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden diesen Gottesdienst mitgestalten werden.

Wir singen das Lied 334, das einige der Konfirmandinnen sich für diesen Gottesdienst gewünscht haben:
Danke für diesen guten Morgen
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir feiern die Taufe zweier Kinder, wir feiern den Beginn eines neuen Konfirmandenjahrgangs, die Kirche ist voller als sonst. Wir lassen den Alltag hinter uns und wollen dir, Gott, begegnen. Du bist uns fremd und doch ganz nahe. Du bist unsichtbar und höchst lebendig. Danke, dass du da bist.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Himmelfahrt liegt hinter uns, ein merkwürdiger Feiertag: Jesus war gestorben und lebte doch wieder, aber nicht so wie vorher: Seine Freundinnen und Freunde mussten ihn loslassen, von ihm Abschied nehmen, sich damit begnügen, dass er unsichtbar im Himmel lebt. War das genug, um zu wissen, dass Jesus auch weiter für sie da sein würde? Und wir, was fangen wir damit an, dass Jesus dort im Himmel lebt und bei uns sein will? Gott, hilf uns zu begreifen, wie du im Himmel mit Jesus eins bist und für uns da sein willst. Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Als Jesus Abschied nahm von denen, die auf ihn vertrauten, da versprach er ihnen: Ich lasse euch nicht allein. Ich gebe euch meinen Geist, eine starke Kraft, ihr werdet Mut gewinnen, Gutes tun können, Liebe üben können. Betet um diese Kraft von oben, seid offen für Gott, dann werdet ihr erfüllt mit dem Heiligen Geist.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

So wie damals die Freunde Jesu auf den Heiligen Geist warteten, ihn aber noch nicht spürten, so mag es auch heute vielen gehen, die nicht so recht wissen, wie sie glauben sollen. Von unseren Taufkindern wissen wir: Sie haben noch keine Ahnung von Gott und Jesus, aber sie wissen, was es heißt, ihren Eltern zu vertrauen und auf Liebe angewiesen zu sein. So durften wir hoffentlich alle genug Liebe erfahren, um Vertrauen einüben zu können – und dieses Vertrauen dürfen wir auf Gott richten, von dem alle Liebe herkommt, ja, von dem auch wir herkommen, weil er uns geschaffen hat. Gott, lass es bei uns Pfingsten werden, schenke uns deinen heiligen Geist! Lass in uns das Vertrauen zu dir wachsen. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Evangelium nach Matthäus 28, 16-20:

16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja! „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Nun habe ich viel vom unsichtbaren Gott gesprochen, von Jesus, wie er mit Gott im Himmel lebt, von den Kräften des Heiligen Geistes, die er uns schenken will. Viele finden es schwer, sich das alles vorzustellen. Der Himmel erscheint ihnen so weit weg und unfassbar. Aber es gibt auch Stellen in der Bibel, wo Gott davon spricht, dass er seine Engel als Boten und Helfer aussendet, um für die Menschen da zu sein. Als ob er sagen wollte: Ich bin doch gar nicht so weit weg, vertraut doch einfach darauf, dass meine Kräfte bis zu euch hinreichen, in euer Leben hinein. Unsere Taufeltern haben beide für ihre Kinder einen Taufspruch ausgesucht, der von diesen Engeln Gottes handelt. Darum möchte ich nun vor der Taufe mit Ihnen und euch ein Lied von den unsichtbaren und sichtbaren Engeln singen:

1. Manche Engel können wir überhaupt nicht sehen. Aber trotzdem sind sie hier, wollen mit uns gehen. Trösten, kämpfen, machen Mut, haben lieb und tun uns gut. So stehn Gottes Engel uns zur Seite.

2. Und auch manche Menschen sind wie ein lieber Engel. Vielleicht war ein Engelkind vorher noch ein Bengel. Engelmenschen helfen gern und vertrauen Gott, dem Herrn. Gott ist lieb zu uns durch liebe Menschen.

Liebe Tauffamilien, liebe Paten, liebe Gemeinde!

Es gibt Leute, die können überhaupt nichts anfangen mit den Engeln. Sie sagen: Engel gibt es nicht, die sind nur eingebildet. Oder sie sagen: Ich wende mich lieber nur an Gott persönlich oder an Jesus Christus. Da weiß ich, wo ich dran bin. Die Engel sind mir zu kitschig oder zu wenig fassbar.

Viele andere Menschen, vor allem viele Eltern unserer Taufkinder, mögen Engel sehr gern. Sie vertrauen ihre Kinder gern den guten Engeln Gottes an. Darum ist auch unser beliebtester Taufspruch dieser Vers, der jetzt oben an der Wand steht und den heute beide Taufkinder von ihren Eltern bekommen:

[Gott] hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. (Psalm 91, 11)

Sicher gibt es Engel, die in den Augen mancher Menschen kitschig aussehen. Wie Babies, in rosa, mit süßen Flügelchen. Aber wie genau Engel aussehen, weiß keiner. In der Bibel erscheinen Engel meist in der Gestalt von Männern in weißen Kleidern. Es sind Lichtgestalten, und manchmal haben sie Flügel, oft aber auch nicht. Entscheidend ist nicht, wie sie aussehen, sondern was ihre Aufgabe ist. Das Wort Engel wurde aus der griechischen Sprache in die deutsche übernommen; wörtlich ist ein solcher altgriechischer „angelos“ ein Bote, der von Gott ausgeschickt wird, ein Botschafter Gottes mit einem bestimmten Auftrag. Meistens erschrecken die Menschen zuerst, wenn sie einem Engel begegnen, dann sagt er: „Fürchte dich nicht“, und er kann diesen Menschen trösten oder ermahnen, ihm Kraft geben oder Mut machen. Und die Engel, von denen im Psalm 91 die Rede ist, haben die Aufgabe, zu behüten.

Gerade in dieser Woche nach dem Himmelfahrtsgottesdienst sprach ich mit einer von Ihnen, die heute auch hier im Gottesdienst ist, die nie an Engel glauben wollte, aber dann selber einem begegnet ist. Auch da war es zunächst nicht klar, ist das ein guter oder ein böser Geist? was für eine Macht ist das, die da plötzlich im Zimmer hinter einer Sterbenden auftaucht? Und dann war es, als ob ihr die richtigen Wort eingegeben wurden und sie der Sterbenden zusichern konnte, dass das ein Engel war, der sie an die Hand nehmen und in die gute Welt Gottes hinübergeleiten wollte.

Was bedeutet das eigentlich, „behüten“? Kommt dieses Wort nicht von dem „Hut“, den man auf dem Kopf trägt? Ich bin keiner, der gerne einen Hut trägt, wenn’s hochkommt, trage ich im Sommer eine Batschkapp gegen die Hitze und im Winter, damit meine Ohren nicht frieren. Aber der Hut hat dieselbe Funktion: er gibt Schatten, er schützt vor Hitze, Regen oder Kälte. Er macht nicht, dass das Wetter anders wird, aber er hilft, das Wetter auszuhalten. So ähnlich ist es mit den Engeln. Auch sie ändern nicht äußere Lebensumstände. Aber sie sind da, sie geben uns das Gefühl, nicht allein zu sein, sie lassen uns spüren: Gott ist immer bei uns und hat uns lieb. Sie helfen uns, alles im Leben durchzustehen.

Manchmal tun sie das so ähnlich wie die großen Engel in der Bibel: Sie flüstern uns eine Warnung ins Ohr, wenn wir auf einen bösen Weg geraten sind, oder sie raten uns: Fahr im Auto nicht schneller, als wir fliegen können. Und wenn wir die Engel nicht richtig verstehen können, müssen wir vielleicht mal in der Bibel nachlesen, was Gott uns dort sagen will, oder in der Kirche zur Ruhe kommen, damit sie bei uns überhaupt zu Wort kommen können.

Unseren beiden Taufkindern … und … wünschen wir, dass ihre Eltern und Paten für sie so da sind wie gute Engel, dass sie von Gottes unsichtbaren Engeln gut behütet bleiben und dass sie die Stimme dieser Engel nicht überhören.

Unser Vertrauen auf Gott, der seine Engelmächte um uns sein lässt, sprechen wir nun aus mit dem Glaubensbekenntnis, stellvertretend auch für unsere Taufkinder:

Glaubensbekenntnis und Taufen

Auf den Wunsch der Mutter eines Taufkindes singen wir das Lied „Wir wollen aufstehn“. Dieses Lied passt auch sehr gut als Überleitung, um uns dann besonders den neuen Konfis zuzuwenden:

Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn
Gnade und Friede sei mit euch von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, unserem Herrn. Amen.

Liebe Gemeinde! Meine Predigt heute hat keinen Predigttext. Jedenfalls keinen aus der Bibel.

Das soll eine Ausnahme bleiben, denn normalerweise höre ich gern auf die Bibel, um Worte von Gott an Sie und euch weiterzugeben – und hoffentlich so zu erklären, dass wir sie heute auch verstehen können. Aber heute konzentriere ich mich in der Predigt auf das, was unsere Konfis in der letzten Stunde für den heutigen Gottesdienst gemalt und gedichtet haben. Einige haben ein gemeinsames Bild gestaltet, alle hatten die Aufgabe, ein Elfchen-Gedicht zu schreiben, also ein Gedicht aus elf Wörtern in einer bestimmten Anordnung. Dieses Gedicht sollte etwas davon ausdrücken, was die Konfis mit Gott oder Jesus oder der Kirche oder ihrem Glauben verbinden. Sie konnten sich dabei von Bildern aus einer kirchlichen Zeitschrift anregen lassen; viele haben das getan, einige auch nicht. Und wir werden sehen: diese Gedichte haben eine Botschaft an uns, es lohnt sich, sich zu hören.

Bevor wir aber die Konfi-Bilder anschauen und die Elfchengedichte hören, möchte ich nicht vergessen, mich erst noch ganz herzlich bei den neuen Konfi-Teamern zu bedanken. Eben erst konfirmiert, nämlich vor drei Wochen, sind drei Jugendliche schwer aktiv im Konfi-Team, nämlich … . Außerdem werden sich auch die drei jugendlichen Konfi-Teamer des letzten Jahres, …, wieder im Team engagieren; das geht terminlich aber wohl erst nach den Sommerferien. Alle Teamer dürfen wissen: Ihr seid direkt von Gott beauftragt mit einem ganz wichtigen Dienst, und ich freue mich sehr, dass ihr eure Zeit, Ideen, Tatkraft für die Konfi-Arbeit einsetzt.

Schauen wir uns nun Bilder an, die Gruppen von Konfis zu der Frage gemalt haben, was für sie mit Kirche zusammenhängt.

Die Kirche Notre Dame, von einem Konfirmanden gemaltDa ist zuallererst mal das Kirchengebäude. Nicht jedes sieht so gewaltig und künstlerisch schön aus wie die Kathedrale Notre-Dame in Paris, aber jedes Kirchengebäude bietet Platz, um sich dort im Namen Gottes zu versammeln und sich Gedanken über den Glauben zu machen.

Die Bibel und das Kreuz, von Konfis gemaltHier haben Konfis die Bibel und das Kreuz Jesu gemalt, die beide auch bei uns auf dem Altar liegen oder stehen. In der Bibel steht drin, was Menschen mit Gott erfahren haben und wie Gott zu Menschen gesprochen hat. Das Kreuz zeigt an, auf welche Weise das Leben Jesu zu Ende ging, und hat eine ganz wichtige Bedeutung für uns Christen.

Ein Friedensbild mit Peace-Rad, Regenbogen, Sonne und den Schriftzug "Frieden"Für die Konfirmandinnen, die dieses Bild gemalt haben, ist „Frieden“ ein ganz wichtiges Stichwort für die Kirche. Da reichen zwei einander die Hände zur Versöhnung, da scheint die Sonne gerecht über alle Menschen, da ist der Regenbogen zu sehen, um anzudeuten, dass Gott jeden Menschen annimmt und liebt, egal, wie er aussieht und woher er kommt; ein freundliches Smilie steht in der Mitte, und das „Peace“-Zeichen der Friedensbewegung deutet an, dass man sich für den Frieden manchmal auch mit Demonstrationen oder durch politische Wahlentscheidungen einsetzen muss.

Ein viertes Bild der Konfis werden wir später noch anschauen; mit dem Stichwort „Frieden“ möchte ich aber nun die Betrachtung der Elfchen-Gedichte einleiten, in denen dieses Thema viel Raum einnimmt. Nicht alle Konfis werden ihr eigenes Elfchen-Gedicht vorlesen, wenn sie es doch tun, sage ich es ausdrücklich dazu.

Der größtmögliche Gegensatz zum Frieden ist der Krieg; ein Konfirmand hat sich in seinem Elfchen mit dem Krieg auseinandergesetzt:

Krieg
Frage Dich!
Ist es richtig?
Wenn ja, beklage Dich!
Dich!

Beachtenswert finde ich, dass dieser Junge den Krieg als eine Frage betrachtet, die sich jeder ganz persönlich stellen sollte. Drei von elf Wörtern in diesem Elfchen sind dasselbe Wort „Dich!“ Krieg ist nicht nur etwas, was da draußen passiert; es gibt eine Mitverantwortung jedes einzelnen dafür, dass es in der Welt zu Kriegen kommt.

Ein Bild von der Explosion einer Erdölförderstelle hat einen Konfirmanden zu folgendem Elfchen-Gedicht angeregt:

Schwarz
wird gepumpt
es ist explodiert
wir können nicht ohne
Öl

Das Gedicht weist auf die Gefahren hin, die durch die Abhängigkeit von Energiequellen wie Erdöl entstehen – und zugleich, wie schwierig es ist, umzusteigen.

Kann auch Geld den Frieden gefährden? Ein Konfirmand beschrieb in seinem Gedicht die Faszination und die Gefahr des Reichtums:

reich
Geld verdienen
Ein Stapel Geld
Geld regiert die Welt
unfair

Wer wäre nicht gerne reich? Aber wenn Reich-Sein bedeutet, dass die Welt unfair regiert wird? Dass Arme immer ärmer werden, weil die Allerreichsten einen immer größeren Anteil vom gesamten Geld der Welt besitzen?

Ein Bild armer Hirten im Hochland der Anden in Südamerika hat einen Konfirmanden zu einem Gedicht über die Traurigkeit der Armut veranlasst:

Traurig
liegende Haltung
wenig Geld haben
auf der Straße betteln
arm

Armut ist ein wichtiges Thema für die Menschheit wird. Millionen Menschen auf der Welt werden aus dem Arbeitsleben ausgeschlossen. Es ist gut, wenn Konfis uns als christliche Gemeinde an dieses Thema erinnern.

Zu Bildern aus einem der ärmsten Länder der Welt, aus Haiti, hat ein Mädchen ihr Elfchen-Gedicht verfasst:

Traurig
Sitzen Laufen
Armut Trauer Hilfe
Trauer Hilfe Angst Armut
Hilfe

Diese Konfirmandin hat ein Gedicht gemacht, in dem sich mehrere Wörter wiederholen. Arm zu sein, führt zu Traurigkeit, weil man auf vieles verzichten muss oder man nicht einmal das Notwendigste zum Leben hat. Armut macht Angst vor der Zukunft. Hilfe ist wichtig, weil Menschen ohne Hilfe nur schwer aus der Armut herauskommen.

Noch ein Bild zum Thema Armut hat einen Jungen zu diesem Gedicht bewegt:

Verloren
Er betet
ein Mann kniet
er hat noch Hoffnung
Segen

Wenn Menschen, die sich verloren vorkommen, noch beten können, können sie vielleicht doch Hoffnung bewahren und wieder Segen erfahren.

Ein Konfirmand hat einen Artikel über das Teilen gefunden; es gibt immer mehr Menschen, die besitzen nicht allein ein Auto, sondern machen Carsharing oder teilen Bücher miteinander. Das hat ihn angeregt, sein Gedicht zu formulieren:

Teilen
etwas abgeben
sich gegenseitig aushelfen
ich finde es gut
Gemeinschaft

Teilen ist nicht einfach in einer Welt, in der jeder möglichst viel für sich selber haben möchte. Wenn Konfis Teilen gut finden, macht mir das große Hoffnung.

Auf einem weiteren Bild geht es darum, dass man zum Beispiel alten Menschen auch anders helfen kann als nur mit Geld, indem man Zeit mit ihnen teilt. Dazu hat eine Konfirmandin ihr Gedicht gemacht; auch sie liest es selber vor:

Alter
Hände halten
Menschen helfen Menschen
Ich fühle große Hoffnung
Hilfe

Alle die bisherigen Bilder und Gedichte haben für mich etwas mit der Bewahrung oder Herstellung des Friedens in der Welt zu tun.

Das Bild eines Waschbären hat eine tierliebe Konfirmandin ausgesucht, um ihr Elfchen dazu zu schreiben. Sie war auch eine von denen, die das Friedensbild gemalt hat; in den Frieden der Menschen sollten auch die Tiere einbezogen werden:

Grau
Ist gebeugt
aus der Mauer
es ist sehr schnell
Tier

Tiere teilen das Leben der Menschen, wissen teilweise zu überleben durch Schnelligkeit und andere Fähigkeiten. Tiere können aber auch gebeugt sein durch die Verantwortung der Menschen, wenn sie nur ausgenutzt, gequält oder der Ausrottung preisgegeben werden.

Manche Menschen fragen sich, ob die Erde vielleicht rascher untergehen wird, als man denkt. Dazu hat ein Konfirmand dieses Elfchen gedichtet:

Erde
zweifelhaft gefährdet
wird sie untergehen?
es wird nicht passieren
Illusion

Darüber wird zu diskutieren sein: Ist es eine Illussion, an das Überleben der Erde zu glauben oder sind diejenigen, die ständig vom Weltuntergang reden, einfach nur Schwarzmaler, die anderen das Leben vermiesen wollen?

Zwei Bilder und Gedichte zum Friedensthema beschäftigen sich konkret mit religiöser und ethnischer Toleranz.

Zu einem Artikel über Menschen, die sich als „Hindu-Katholiken“ verstehen, als religiöse Menschen, die Grenzen überschreiten, hat ein Konfirmand dieses Gedicht verfasst:

religiös
sich respektieren
Religionen leben miteinander
miteinander leben ohne Probleme
Gemeinschaft

Es gab auch schon mal Konfi-Gruppen, die große Probleme mit Jugendlichen anderer Religion oder Nationalität hatten. Ich bin froh, dass wir in diesem Jahr diese große Bereitschaft zum gegenseitigen Respekt erleben.

Mit dieser Bereitschaft verbunden ist auch ein Bewusstsein, dass es in unserer Gesellschaft nach wie vor Menschen gibt, für die Toleranz ein rotes Tuch ist. Dazu hat ein Konfirmand dieses Elfchen-Gedicht geschrieben:

Protest
ein Aufstand
die Menschen klagen
ich finde es richtig
Integration

Dieser Konfirmand setzt sich mit Recht für den Protest gegen Nazi-Ideologie ein und formuliert das Ziel dieses Protests positiv: Es geht um Integration – niemand soll wegen seiner Herkunft, Hautfarbe, Sprache oder Religion ausgegrenzt werden.

Eine ganz andere Art des Friedens beschwört das Bild einer ruhigen See unter blauem Himmel in uns herauf. Ein Konfirmand hat sein Elfchen zu diesem friedlichen Stimmungsbild gedichtet:

Blau
Ich entspanne
Das Wasser ruht
Das Wasser ist entspannend
Beruhigend

Ich finde es beeindruckend, dass in der heutigen Zeit, die von Schnelligkeit, Facebook und ständiger Berieselung mit Musik und anderen Reizen geprägt ist, ein Konfirmand auch Ruhe und Entspannung wichtig finden kann.

Ungewöhnlich wäre es, wenn Jugendliche in einer Zeit, in der sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden von Hormonen geradezu überschwemmt werden, sich nicht für das Thema Sex und Partnerschaft interessieren würden. Dass einige das auch zum Thema in ihren Gedichten machen, ist trotzdem nicht selbstverständlich, denn darüber zu reden, das fällt auch ihnen schwer. Ein Mädchen hat ihre Gedanken zu diesem Thema unter der Stichwort „Freiheit“ in ein Elfchen-Gedicht verpackt:

Freiheit
Single Leben
Vertrauen zu jemandem
Fröhlichkeit im Leben und
Spaß

Dass auch Jungen sich für dieses Thema interessieren, zeigt ein Konfirmand, der zu demselben Bild in ähnlichen Worten ein Elfchen-Gedicht verfasst hat und es selber vorträgt:

Freiheit
Single Leben
jemand zu vertrauen
und fröhlich zu feiern
Spaß

Manchmal wirft man der jungen Generation ja vor, dass sie nur am Spaß interessiert sei und nicht bereit sei, Verantwortung zu übernehmen. In diesen Gedichten wird jedenfalls klar, dass für sie der Aufbau von Vertrauen ebenso wichtig ist wie der Spaß am Leben, auch wenn sie zunächst erst einmal als Single durch ihr junges Leben streifen.

Aber auch ein Hochzeitsbild findet ein Konfirmand so interessant, dass er sein Elfchen dazu dichtet. Er stellt es unter die Überschrift „Glück“:

Glück
Familie gründen
sie küssen sich
sie sind sehr glücklich
Familie

Auch wenn Konfis oft aus eigener Erfahrung wissen, wie zerbrechlich Eheglück sein kann, wünschen sie sich doch eine belastbare Partnerschaft, auf der man eine stabile Familie aufbauen kann.

Zu dem Bild einer glücklichen Familie hat ein anderer Konfirmand ein ähnliches Gedicht geschrieben:

glücklich
zusammen sein
eine glückliche Familie
Familie hält zu einander
Freude

Hier zeigt sich, wie wichtig für Konfis die Familie ist. Trotz aller Wünsche nach Freiheit und Selbstständigkeit ist der Rückhalt in einer Familie unerlässlich, um mit Selbstvertrauen in das Land des Erwachsenseins aufzubrechen.

Interessant fand ich, dass es zwei Jungen waren, die diese Bilder von Hochzeit und Familie ausgesucht haben. Aber auch ein Mädchen hat ein Elfchen-Gedicht über Liebe und Familie gemacht:

Liebe
einander beistehen
Sie sind glücklich
Sie gründen eine Familie
Beziehung

So viel zum Thema Liebe und Freiheit, Glück und Familie. Dass sich Konfis auch mit sich selber beschäftigen und sich fragen: „Wer bin ich eigentlich?“, zeigt das folgende Elfchen-Gedicht einer Konfirmandin:

ich
ich sehe
ich sehe mich
ich sehe mich an
wer?

Es ist gut, sich das immer wieder auch einmal bewusst zu fragen: Wer bin ich in dieser komplizierten Welt? Und diese Frage wird, unausgesprochen oder ausgesprochen, immer wieder auch im Gottesdienst oder im Unterricht eine Rolle spielen, denn für Gott sind wir so wichtig, dass er uns herausfinden lässt, wer wir sind und wozu wir auf der Welt sind. Schließlich hat er uns geschaffen, er hat uns lieb und hat seine Pläne mit uns.

Nicht immer ist es leicht im Leben. Es gibt auch viel Dunkles, Böses in unserer Welt, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Davon handelt dieses Elfchen einer Konfirmandin:

Dunkel
Der Gang
Treppe hoch runter
Der Weg ist schwer
Hoffnung

Aber so schwer unsere Wege sein mögen, wir müssen die Hoffnung nicht verlieren. Es geht im christlichen Glauben nicht darum, dass alles immer nur schön und gut ist, sondern ganz besonders darum, wie das Auf und Ab des Lebens bewältigt werden kann.

Ein weiteres Bild eines traurig aussehenden Mädchens gehört zu einem Artikel über Kinder und Jugendliche, die von ihren Eltern schlecht behandelt werden und die Eltern trotzdem lieben, obwohl sie sich von ihnen verraten fühlen. Eine Konfirmandin hat dazu dieses Gedicht gemacht:

Traurig
sie weint
sie wurde verraten
von ihren besten Freunden
Marktplatz

Die Konfirmandin erzählt in ihrem Gedicht nicht von familiären Schwierigkeiten, sondern vom Verrat unter Freunden. Wer weiß, wie wichtig Freundschaft für Jugendliche ist, der kann ermessen, wie schlimm es ist, wenn Freunde einen im Stich lassen. Das Stichwort „Marktplatz“ deutet an: die Konfis wissen, dass es in Gießen auch Orte gibt, wo sich Menschen treffen, die sonst nirgends dazugehören und die es schwer haben, Beziehungen aufzubauen, in denen man sich aufeinander verlassen kann.

Auch ein Foto über Menschen, die an Autismus leiden, für die es also extrem schwierig ist, Beziehungen zu ihrer Umwelt aufzunehmen, hat eine Konfirmandin zu einem Elfchen angeregt:

Weiß
gerader Stand
eine nachdenkliche Person
ich denke über Hoffnung
Einsamkeit

Wer in Problemen steckt, wer zum Beispiel unter Einsamkeit leidet, der muss trotzdem die Hoffnung nicht aufgeben. Nachdenklichkeit ist eine Stärke, ein gerader Stand kann einem möglich sein, der weiß, dass er nicht allein ist, weil auf jeden Fall Gott zu ihm hält. Darum hat die Konfirmandin für ihr Elfchen-Gedicht auch die Überschrift „Weiß“ gewählt, weil sie den Ausweg aus der Dunkelheit betonen will.

In einem vollkommenen Gegensatz dazu scheint das Gedicht eines Jungen mit der Überschrift „Schwarz“ zu stehen:

Schwarz
Hoffnungslos Depression
Fühle den Schmerz
Schmerz ist nicht verhinderbar
Finsternis

Ich sprach mit dem Konfirmanden über dieses düstere Gedicht, und ich war überrascht, dass er es gar nicht als so ausweglos empfand, wie ich angenommen hatte. Er sieht realistisch, dass es Hoffnungslosigkeit und Depression in der Welt gibt, ist aber dafür, sich dem Schmerz, der unvermeidbar ist, bewusst zu stellen, weil man sonst nicht damit klar kommt. Er hat mit einer Gruppe von Konfirmanden dieses Bild gemalt:

Waage mit zwei Waagschalen, links ein Gewicht, auf dem "Schwarz" steht, und rechts ein Gefäß, auf dem "Freude" steht, wiegt schwererUnd hier sieht man deutlich, dass der Schmerz zwar da ist, aber dass er überwunden werden kann, wenn auf der Waagschale des Lebens die Freude überwiegt. Mich hat diese Waage an das Wort des Apostels Paulus erinnert, nach dem diese Kirche benannt ist (Römer 12, 15):

Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.

Ein letztes Elfchen-Gedicht hat ein Konfirmand zu einem Bild von Jesus verfasst:

Grün
Vierblättriges Kleeblatt
Familie Ostern Leben
Stärke mächtig allein mutig
Frieden

Ungewöhnlich erscheint die Zusammenstellung der Wörter in diesem Gedicht. Das Überschrift erinnert an wachsende Pflanzen, das vierblättrige Kleeblatt erinnert an Glück, Ostern ist für diesen Jungen ein Fest des Lebens und zugleich ein schönes Familienfest. Und der Jesus, der an Ostern zu neuem Leben erwacht, ist einer, der mutig und stark ist und seine Macht für den Frieden einsetzt, obwohl man ihn alleingelassen hat.

So haben sich alle Konfis Ihnen präsentiert, manche mit eigenen, die meisten mit von andern gestalteten Elfchen-Gedichten – und ich freue mich darauf, im Lauf des Konfi-Jahres auf viele dieser Themen intensiver einzugehen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Von dem Jesus, von dem im letzten Elfchen-Gedicht die Rede war, gibt es ein ungewöhnliches Lied, das wir jetzt singen wollen. Es heißt: „Der Gammler“.

Man sagt, er war ein Gammler

Außer den Elfchen-Gedichten dürfen wir heute noch ein weiteres Produkt unserer neuen Konfi-Gruppe bestaunen. Es ist ein Gebetskasten, den einige unserer Konfirmandinnen gemeinsam mit unserer Teamerin … vollkommen selbstständig gestaltet haben.

Gebetskasten

Dieser Kasten soll in Zukunft am Eingang der Pauluskirche stehen, und jeder darf da hinein Gebetsanliegen werfen – alles was ihn erfüllt, was ihm auf der Seele liegt, Sorgen, Wünsche oder auch Glücksgefühle. Am Ende jeder Konfi-Stunde werden wir den Gebetskasten öffnen und schauen, was drin liegt; die Gebetsanliegen bringt die Konfi-Gruppe dann gemeinsam im Gebet vor Gott.

Und nun wollen wir heute gemeinsam beten und dazu nach Möglichkeit aufstehen:

Gott, wir bitten dich für die Kinder, die wir heute getauft haben, und für alle Kinder, die uns anvertraut sind. Wir wünschen, dass die Kinder gesund bleiben und ein erfülltes, schönes Leben haben.

Wir bitten dich für den neuen Jahrgang der Konfirmanden, dass die Mädchen und Jungen weiter mit Lust und Neugier am Unterricht teilnehmen und sich mit ihren eigenen Ideen und aufbauender Kritik beteiligen.

Heute am Muttertag bitten wir dich, Gott, dass Mütter in den Familien nicht nur heute gewürdigt werden, sondern auch im Alltag Unterstützung und Respekt erfahren. Hilf den Familien, dass sie Wege finden, wie jedes Mitglied sich an den Familienaufgaben beteiligen kann, ohne überlastet zu werden und sich selber aufgeben zu müssen.

Zwei Bitten bringen wir vor dich, Gott, die von Konfirmanden in der letzten Konfi-Stunde formuliert wurden: Lass unter den Menschen den Geiz nicht größer werden! Und bewahre die Menschen vor Eifersucht!

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, vertrauen wir dir, Gott, in der Stille an.

Stille und Vater unser
Lied 552: Einer ist unser Leben
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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