Bild: Helmut Schütz

Was mir wertvoll ist

In einem vielfältigen Gottesdienst treten Konfis als Jünger und Jüngerinnen Jesu auf, die darüber diskutieren, warum sie Jesus hinterherlaufen, und was das größte Wunder ist, das Jesus getan hat. Capoeirista singen den Song „Trügerische Welt“, spielen Capoeira in einer Roda und erklären, was ihnen an Capoeira wertvoll ist. Zu guter Letzt werden drei Konfirmanden und die Schwester eines Konfirmanden getauft.

Einzug der Capoeira-Gruppe in die Pauluskirche
Einzug der Capoeira-Gruppe in die Pauluskirche

Konfi-Taufgottesdienst am Sonntag Okuli, den 28. Februar 2016, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Die Capoeira-Gruppe stellt sich vorne rechts vor dem Altarraum auf, wo die Stühle weggeräumt sind

Einzug der Capoeira-Gruppe mit Musik

Die Capoeira-Gruppe stellt sich vorne rechts vor dem Altarraum auf, wo die Stühle weggeräumt sindGuten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße alle herzlich im Konfi-Taufgottesdienst der Paulusgemeinde mit dem Thema „Was mir wertvoll ist“. Drei Konfirmanden werden heute getauft: …, außerdem die Cousine von …, … . Euch vier heiße ich mit euren Familien besonders herzlich willkommen!

Ebenso herzlich begrüßen wir die Capoeira-Gruppe, die uns durch ihren Einzug in die Kirche bereits auf eine ungewöhnliche Gottesdienstfeier eingestimmt hat. Schon seit fast 10 Jahren wird in unserem Gemeindesaal regelmäßig Capoeira gespielt; einige Male war Capoeira auch schon Bestandteil eines Gottesdienstes. Heute kann nur ein kleiner Teil der Gruppe hier sein, aber wir freuen uns, dass Sie im Taufgottesdienst unserer Konfirmanden mitwirken!

Lied 573: Lobt den Herrn, lobt den Herrn, unter uns erblüht sein Stern
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Gott ist nicht nur oben im Himmel, Gott kommt in Jesus auf die Erde. Mit seiner Liebe kommt Gott sogar in unsere Herzen. Darum:

Kommt, lasst uns Gott anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Im Unterricht haben unsere Konfis Standbilder zu Geschichten von Jesus aufgebaut. Wir hören die erste Geschichte und sehen Fotos von den Standbildern, die zwei Gruppen von Konfis dazu dargestellt haben (Markus 10, 46-52):

46 Und als [Jesus] aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus.

47 Und als er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!

48 Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!

49 Und Jesus blieb stehen und sprach: Rufe ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! Er ruft dich!

50 Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.

51 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich für dich tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, mein großer Meister, dass ich sehend werde.

52 Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.

Ein Mann, den wir behindert nennen würden, lässt sich bei Jesus nicht abwimmeln. Er schreit nach seiner Hilfe. Er bittet um sein Erbarmen. Das können wir auch tun, in jedem Gottesdienst und wo immer wir sind, wann immer wir Hilfe von Gott suchen, wann immer wir Vergebung, Trost und Mut brauchen.

Wir rufen zu Gott: Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Eine zweite Geschichte hören wir von Jesus. Wieder zeigen wir Standbilder, die Konfis dazu aufgebaut haben (Markus 10, 13-16):

13 [Einige Frauen] brachten Kinder zu [Jesus], damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an.

14 Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.

15 Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

16 Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Diese Geschichte zeigt, wie schwer es ist, kulturelle geprägte Vorurteile zu überwinden. Die männlichen Jünger meinen, Frauen und Kinder würden auch bei Gott eine untergeordnete Rolle spielen, so wie das damals in der Gesellschaft allgemein üblich war. Jesus behandelt Frauen und Männer mit gleichem Respekt, und die Kinder stellt er den Erwachsenen sogar als Vorbild im Glauben hin. Darum:

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an euch hat, nun ist groß Fried ohn Unterlass. All Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, du hilfst uns zu finden, was wirklich wertvoll ist für unser Leben: Dass wir uns geliebt fühlen wie ein Kind in der Geborgenheit seiner Familie. Dass jemand eine Behinderung überwindet oder dass er mit ihr zu leben lernt. Dass wir Menschen, die anders sind, nicht be-hindern in ihrer Art zu leben. Du liebst uns, wie wir sind, und hilfst uns dabei, uns zu ändern, wenn wir uns noch nicht wirklich gefunden haben. Denn wirklich finden wir uns nur dort, wo wir entdecken, dass wir Menschen sind, die andere lieben können. Dabei hilf uns, Gott, durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. „Amen.“

Eine dritte Geschichte von Jesus hören wir, wo es um einen Menschen geht, der sich ändern konnte (Lukas 19, 1-10):

1 Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch.

2 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich.

3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt.

4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen.

5 Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.

6 Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden.

7 Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt.

8 Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.

9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.

10 Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Amen. „Amen.“

Lied 584: Meine engen Grenzen
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde,

heute ist vieles anders als sonst. Die Taufen kommen nicht vor der Predigt, sondern fast ganz am Schluss des Gottesdienstes. Und die Predigt halte heute nicht ich, sie besteht aus zwei Teilen und wird gehalten von den Konfis und von den Mitgliedern der Capoeira-Gruppe, die jeden Mittwoch und Freitag Abend in unserem Gemeindesaal trainiert.

Drei Geschichten von Jesus haben wir gehört. Sie sind damals vor 2000 Jahren von Menschen aufgeschrieben worden, die an Jesus glaubten und ihm nachfolgten. Ihnen war kostbar und wertvoll, was Jesus von Gott erzählte und was er mit den Menschen machte.

Aber was fanden die Leute eigentlich an Jesus so unendlich wertvoll und gut? Die Frage ist auch für uns wichtig. Denn wir Christen, wir glauben ja heute immer noch an Jesus. Wir sagen: Dieser Mensch, dieser Jude, der damals in Israel gelebt hat und am Kreuz gestorben ist, der war und ist und bleibt für alle Zeit und Ewigkeit Gottes Sohn. Damit meinen wir nicht, dass Gott ein leibliches Kind von Gott ist, sondern Jesus zeigt uns, wer Gott wirklich ist, wie Gott die Menschen liebt. Er ist der von Gott gesandte und gesalbte König, der Messias, der endlich den Frieden auf die Erde bringt. Er heilt die Kranken, er befreit die Sklaven, er beseitigt alles Unrecht.

Und wer Jesus nachfolgen will, der darf von ihm Liebe lernen, eine besondere Art von Liebe, nämlich: Menschen mit Achtung, Respekt und Hilfe zu begegnen, sogar Menschen, die scheinbar nicht zu uns gehören. Denn Jesus sagt: „Gott ist nicht nur mein Vater, er ist der Schöpfer und Vater aller Menschen.“ Wenn das stimmt, dann gehören alle Menschen zusammen, ganz gleich, wo sie herkommen, wie sie aussehen oder woran sie glauben.

OK, aber zurück zu unseren Geschichten von Jesus aus der Bibel. Ich habe mir einmal ausgemalt, wie die Jünger und Jüngerinnen Jesu wohl über Jesus diskutiert haben könnten.

Hören wir den zwölf Jüngern zu, die in der Bibel erwähnt werden: Judas, Petrus, sein Bruder Andreas, die Brüder Johannes und Jakobus Zebedäus, Thomas, Bartholomäus, Philippus, Matthäus, Thaddäus, Simon und Jakobus Alphäus. Und drei ebenfalls namentlich genannte Jüngerinnen lassen sich aus dem Gespräch nicht ausschließen, sie heißen Magda, Johanna und Salome.

Judas:
Sagt mal, Leute, warum geht ihr eigentlich dem Jesus hinterher?

Petrus:
Ganz klar, weil er doch der Messias ist.

Johannes:
Genau. Ihr habt das doch alle mitgekriegt, wie er den blinden Bartimäus geheilt hat.

Jakobus ben Zebedäus:
Ja, das war schon toll. Wie der einfach seinen Mantel weggeworfen hat und zu Jesus gesprungen ist, ohne irgendetwas zu sehen.

Andreas:
Na ja, aber erstmal wollten wir den Bartimäus gar nicht zu Jesus lassen.

Thomas:
Weil wir dachten, der nervt nur. Warum schreit der so rum?

Bartholomäus:
Aber wir hatten gar nicht richtig hingehört. Immerhin schrie er ja: Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!

Philippus:
Also weiß der Blinde mehr als wir? Dass Jesus wirklich der Friedenskönig von Gott ist, der Israel befreien wird?

Matthäus:
Jesus hat ihm jedenfalls nicht widersprochen.

Jakobus ben Alphäus:
Er hat ihn nur gefragt, was er für ihn tun soll.

Thaddäus:
Das war doch eigentlich eine dumme Frage, oder?

Simon:
Wieso meinst du, dass Jesus dumme Fragen stellt?

Thaddäus:
Denkst du nicht, dass ein Blinder auf jeden Fall gerne wieder sehen können will?

Simon:
Vielleicht wollte Jesus ihn nicht einfach nur als blind und behindert sehen, sondern als einen Menschen, der selber sagen kann, was er will.

Petrus:
So sehe ich das auch. Jesus nimmt jeden ernst. Sogar wenn er ihn von allen Krankheiten heilt.

Andreas:
So wie dich von deiner großen Klappe!

Petrus:
He, mein kleiner Bruder, nicht frech werden!

Andreas:
Du musst zugeben, Petrus, manchmal nimmst du den Mund sehr voll. Und nicht immer bist du dann so mutig, wie du tust.

Magda:
He, ihr Jungs, streitet doch nicht gleich immer!

Johanna:
Lasst uns endlich auch einmal zu Wort kommen.

Salome:
Genau, wir Frauen haben auch ein Wörtchen mitzureden.

Judas:
Wieso, wer hat euch gefragt?

Magda:
Nun ja, Jesus fragt uns immer, auch wenn ihr Männer meint, wir hätten nichts zu melden.

Johannes:
Das ist mir auch schon aufgefallen.

Salome:
Siehst du! Vielleicht könnt ihr euch ja mal ein Beispiel an Jesus nehmen.

Jakobus ben Zebedäus:
OK, OK! Also, Jungs, haltet euch mal zurück. Lasst die Frauen reden.

Magda:
Ihr müsst ja nicht gleich alle stumm werden. Wir finden es aber gut, wenn alle zu Wort kommen, Männer und Frauen.

Johanna:
Und darum laufen wir dem Jesus hinterher: Er nimmt uns Frauen auch ernst. Und er kümmert sich sogar um unsere Kinder.

Bartholomäus:
Aber Kindererziehung ist doch Weiberkram!

Salome:
Für Jesus eben nicht nur. Habt ihr vorhin nicht aufgepasst? Da hat Jesus die Kinder in den Arm genommen, die man zu ihm gebracht hat.

Thaddäus:
Stimmt, Jesus hat sogar gesagt, dass die Kinder eher ins Reich Gottes kommen als wir.

Jakobus ben Alphäus:
Wie hat er das eigentlich gemeint? Kinder können doch noch gar nichts für Gott tun.

Magda:
Darum geht es ja gerade. Ins Reich Gottes kommen wir, weil Gott uns liebt.

Judas:
Aber dann könnte ja jeder in den Himmel kommen. Auch der größte Verbrecher!

Johanna:
Glaubst du nicht an Gottes Liebe? Auch ein Verbrecher kann bereuen und umkehren und ein anderer Mensch werden.

Judas:
Das wäre aber schon ein sehr großes Wunder!

Salome:
Eigentlich müsstest du an Wunder mittlerweile gewöhnt sein, so viele, wie du bei Jesus inzwischen erlebt hast!

Philippus:
Das größte Wunder fand ich, war das mit Zachäus.

Thomas:
Da hast du Recht. Dass der alte Halsabschneider auf einmal alles Geld zurückgibt, was er durch Betrug und Erpressung bekommen hat, das hätte ich nicht erwartet.

Petrus:
Und all das bloß, weil Jesus unbedingt von dem Zöllner Zachäus nach Hause eingeladen werden wollte und zu keinem anderen.

Jakobus ben Zebedäus:
Ich fand es ja auch schon ein bisschen blöd, mit reinzugehen in das Haus von dem unbeliebtesten Bürger in Jericho.

Johannes:
Dafür hast du ganz schön gegessen und gebechert bei dem alten Zachäus.

Jakobus ben Zebedäus:
Wenn Jesus doch nichts dagegen hatte! Außerdem haben wir dann ja auch gesehen: Sogar ein Betrüger wie Zachäus kann ein guter Mensch werden.

Magda:
Weil Jesus nicht vergessen hat, dass auch Zachäus ein Sohn Abrahams war.

Thaddäus:
Stimmt, das hat Jesus gesagt. Auch Sünder hören nicht auf, zum Volk Gottes zu hören.

Johanna:
Manchmal muss man sie nur auf den richtigen Weg zurückrufen.

Salome:
Aber das geht nur, wenn man sie nicht schon für verloren hält.

Petrus:
OK, dann sind wir uns also einig, warum wir Jesus hinterherlaufen?

Johannes:
Weil Jesus alle retten will.

Magda:
Weil Jesus auch Frauen und Kinder ernstnimmt.

Thomas:
Weil Jesus niemanden verlorengehen lässt.

Judas:
Ich weiß nicht so recht. Seht ihr die Menschen nicht durch eine rosarote Brille? Meint ihr, Jesus könnte auch die Römer einfach dazu bringen, dass sie uns nicht mehr unterdrücken?

Salome:
Keine Ahnung. Ich finde es gut, was Jesus macht. Ob wirklich alle Menschen dadurch umkehren und sich bessern, das liegt nicht in unserer und auch nicht in seiner Hand.

Vielen Dank, liebe Konfis, für eure Predigt über Jesus, der Menschen in die Gemeinschaft hereinholt, die von anderen ausgegrenzt wurden.

Die Szene hörte auf mit dem Zweifel des Judas, ob Jesus stark und mächtig genug ist, um auch Feinde des Glaubens wie damals die Römer dazu zu bringen, umzukehren, Unterdrückung zu beenden. Wir wissen, dass Judas offenbar so stark zweifelte, dass er sogar Jesus an seine Feinde verriet. Jesus zeigte seine Stärke darin, dass er sogar denen vergeben konnte, die ihn ans Kreuz nagelten, ja er rächte sich nicht einmal an dem Verräter, er hörte nicht auf, Judas zu lieben. Nicht immer gelingt es, dass Menschen sich tatsächlich ändern und bessern. Aber wir dürfen an dieses Wunder glauben und uns selber von Gottes Liebe verwandeln lassen. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Von den Wundern, die an uns geschehen können, singen wir mit dem Lied 236:

Ohren gabst du mir, hören kann ich nicht

Jetzt folgt der zweite Teil der Predigt. Und zwar in gesungener und gespielter Form.

Capoeira ist eine Form von Spiel, Gesang und sportlichem Kampf, die auch sehr viel mit Glauben zu tun hat. Nicht mit Dogmen, nicht mit festgelegten Religionsformen, sondern mit schlichtem Vertrauen auf Gott, der den Menschen hilft, ihre Probleme so zu bewältigen, ihren Streit so auszutragen, dass man am Ende doch im Frieden miteinander und füreinander da ist.

Wir hören zuerst ein Lied der Capoeira-Gruppe in portugiesischer Sprache mit dem Titel „Trügerische Welt“; eine deutsche Übersetzung sehen wir oben an der Wand. Was kann es in einer trügerischen Welt Wertvolleres geben als das Vertrauen auf Gott, die Liebe und Kinder, die einem anvertraut sind? Mich hat beeindruckt, wie das Lied die Dankbarkeit für ein Geschick, das man erworben hat, besingt, das wertvoller ist als alles Geld der Welt.

Nach dem Lied wird uns die Gruppe zeigen, wie sie innerhalb ihres Kreises, der Roda, Capoeira spielen, indem sie einander herausfordern, ihre Kräfte messen, aber niemals mit der Absicht, einander zu verletzen oder zu erniedrigen.

Die Capoeira-Gruppe singt das Lied "Trügerische Welt"

Trügerische Welt

Wir leben hier, auf dieser Welt,
im Kampf ums Überleben,
wo sehr wenige viel haben
und viele nicht einmal etwas zu essen.

Traurig frage ich mich:
Was ist die Lösung?
Ich freue mich, Capoeira zu haben,
um mich auszudrücken.

Capoeira ist eine Kunst.
Und Kunst ist Gottes Werk.
Auf dieser Erde habe ich nicht viel,
aber alles, was ich habe, habe ich von Gott.

Ich haben einen Singvogel,
einen gestimmten Berimbau
und ein unverbesserliches Pferd,
die Einfühlsamkeit einer schönen Frau,
die mir zwei Dinge gegeben hat:
Liebe und ein schreiendes Baby.

O mein Gott, wenn ich gegangen bin
von dieser trügerischen Welt,
hinterlasse ich meinen Kindern
nur eine wertvolle Sache.

Weder Geld noch Gold oder Silber.
Nur ein Geschick mit dem Berimbau,
das ich von meinem Großvater gelernt habe.

Mit meinem Berimbau spiele ich
vom Mond und vom Benguela,
vom Frieden, vom Krieg,
und immer voller Liebe.

Capoeira-Spiel in der Roda

Capoeira-Spiel in der Roda - ein Mann mit einer Frau Capoeira-Spiel in der Roda - ein Mann mit einer Frau Capoeira-Spiel in der Roda - zwei Männer Capoeira-Spiel in der Roda - ein Mann mit einer Frau Capoeira-Spiel in der Roda - ein Mann mit einer Frau

Rolf Weinreich: Was mir an Capoeira wertvoll ist

Rolf Weinreich erklärt, was ihm an Capoeira wertvoll ist

Wir haben gehört, dass singen und Capoeira spielen sich gut verträgt mit dem Glauben an Gott; wir werden in …s Taufspruch hören, dass man mit Gott sogar über Mauern springen kann; darum singen wir nun das Lied 606 vom Springen, Spielen, Tanzen und Freuen:

Dass ich springen darf und mich freuen – ich danke dir

Nun, liebe Gemeinde, liebe Konfis, liebe Eltern, liebe Paten, komme ich endlich zur Taufe von drei Konfirmanden und der Cousine von einem der Konfis.

Wer an Jesus, an seinen Vater im Himmel, an seine Liebe glaubt und zu seiner Gemeinde dazugehören will, der kann sich taufen lassen. Manche werden als Kinder getauft wie heute … oder wie vor einigen Jahren die meisten von euch Konfis. Eltern und Paten übernehmen dann Verantwortung für die christliche Erziehung der Taufkinder. Im Konfirmandenunterricht wird erklärt, worum es im christlichen Glauben geht. Und bei der Konfirmation sagt ihr Konfis dann auch selber Ja dazu, dass ihr getauft seid.

Manche werden aber auch getauft, wenn sie schon älter sind. Ihr vier, die ihr heute getauft werdet, konntet euch selber eure Taufsprüche aussuchen, und ihr habt euch wirklich tolle Sätze aus der Bibel für euer Leben ausgesucht.

… hat einen Spruch aus Psalm 18, 30 gewählt, der sehr gut zum heutigen Capoeira-Spiel passt:

Mit meinem Gott [kann ich] über Mauern springen.

Ursprünglich hat das einmal ein Soldat in Israel gebetet, der sich vielleicht wie David fühlte, als er dem Riesen Goliath gegenüber stand. Er kämpfte nicht, um Unrecht zu tun, sondern um sein kleines Volk gegen eine Übermacht zu verteidigen. Er wusste, Gott ist bei ihm, und er bekam Mut von Gott, so dass er buchstäblich feindliche Belagerungswälle überspringen konnte.

Bildlich gesehen, rennen wir auch manchmal gegen Mauern; wenn etwas nicht gelingt, wenn wir gemobbt werden, wenn wir Angst haben. Dann ist es auch für uns gut zu wissen: „Gott ist bei mir“. Vor ihm muss ich mich nicht schämen, Angst zu haben. Das ist normal. Auch mir gibt Gott Mut, um meine Angst zu überwinden und die Kraft, das Richtige und Gute zu tun.

… hat sich Psalm 50, 15 ausgesucht. Gott spricht:

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen.

Auch den Spruch finde ich stark. Jeder von uns wird ja wohl irgendwann einmal in eine unangenehme Lage kommen. Die Bibel nennt das eine „Not“-Situation. So eine Not kann eine Krankheit sein, ein Unglück, oder wie eben schon gesagt: Wenn ich Angst habe, wenn alle gegen mich sind. Immer wenn wir Hilfe brauchen, haben wir einen Anruf bei Gott frei; der hört uns auch, wenn wir nur innerlich zu ihm rufen, und wir werden – auf welche Weise auch immer – Hilfe erfahren. Und wenn diese Hilfe nur darin besteht, dass wir uns nicht allein fühlen und die Not besser aushalten. Schön ist es, wenn wir Hilfe erfahren haben, wenn es uns gut geht, dann auch Gott preisen und danken. Das können wir hier in der Kirche tun, aber auch still in unserem Inneren.

Nicht aus einem Psalm, sondern aus einem Brief im Neuen Testament – 1. Johannes 4, 7 – ist der Taufspruch, den sich … ausgesucht hat:

Lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott.

Dieser Vers ist noch einmal eine kurze Zusammenfassung von dem, was wir vorhin in den Bibeltexten gehört haben: so wie Gott für uns da ist, für Behinderte, für Kinder, so wie Jesus sogar den unbeliebten Zachäus lieb hat, so sollen wir auch jeden lieben, sogar die, die uns nerven. Lieben heißt nicht unbedingt mögen, lieben heißt: Auch dem Fremden helfen, der mich braucht. Eingreifen, wenn jemand gemobbt wird, der sich nicht wehren kann. Respekt sogar gegenüber dem Respektlosen. …, du hast dir da einen sau-schweren Taufspruch ausgesucht. wenn es darum geht, immer danach zu handeln. Ich wünsche dir, dass du damit gute Erfahrungen machst.

Und zu guter Letzt zu dir, liebe … . Du bist die Cousine von …, aber praktisch bist du wie seine Schwester, denn seine Mama ist jetzt auch deine Mama. Einen wunderschönen Taufspruch hast auch du dir ausgesucht. Er steht im Psalm 31, 8 (eigene Übersetzung):

Ich bin glücklich, dass du so gut zu mir bist.

Wir verstehen nicht immer alles, was Gott mit uns vor hat. Warum er nicht alles verhindert, was uns passiert. Ich bin sicher, dass du heute auch an deine Mama denkst und dann ein bisschen traurig bist. Manchmal ist das so, dass man traurig und glücklich zugleich sein kann. Deine Mama wollte jedenfalls, dass du glücklich wirst. Und es ist schön, dass du spüren kannst: Gott ist gut zu mir. Mit … teilst du dir eine neue Mama, die für euch beide da ist.

Getauft werden heißt: Ja sagen zu Gott und Jesus und seiner Liebe, die wir auch die Kraft des Heiligen Geistes nennen. Zu Gott bekennen wir uns nun, indem wir gemeinsam das Glaubensbekenntnis sprechen. Wer es noch nicht kann – es steht vorn im Gesangbuch auf den gelben Seiten:

Glaubensbekenntnis und Taufen

Wir singen das Lied 209:

Ich möcht‘, dass einer mit mir geht

Wir werden still und beten.

Guter Gott, wir bitten dich für die drei Konfirmanden und das Mädchen, die wir getauft haben. Lass sie nie vergessen, dass du sie liebst und dass ihr Leben kostbar ist. Wir wünschen ihnen Glück in ihrem Leben und dass sie ihren eigenen Weg im Gottvertrauen gehen. Gott, wir bitten dich auch für alle, die sie begleiten, in Familie und Freundschaft.

Wir beten für Menschen, die Gewalt und Übergriffe erleiden – in den Bürgerkriegen und Kriegen unserer Zeit oder auch in Familie und Nachbarschaft. Wir beten für die Menschen in der Politik, die um menschliche Lösungen für die vielen Geflüchteten streiten. Wir beten für Kinder und Jugendliche: sie brauchen besonderen Schutz, und noch mehr, wenn sie auf der Flucht sind; für Frauen und Männer, die in Kirche und Gesellschaft und Familie dafür sorgen, Übergriffe und Grenzverletzungen zu verhindern. Wir beten für die Menschen in Syrien, die auf Waffenruhe hoffen, um wieder freier leben zu können – und für alle, die im Alltag weiterhin Angst haben müssen vor Terror und Gewalt.

Was wir außerdem auf dem Herzen haben, sagen wir Gott in der Stille:

Gebetsstille und Vater unser

Wir singen das Lied 621:

Ins Wasser fällt ein Stein
Abkündigungen

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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