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Loblied der gesamten Schöpfung

Auch nachtaktive Raubtiere gehören in Gottes Plan; Gott selbst versorgt die jungen Löwen, die nach Raub brüllen. Wir denken manchmal, dass ein Tier das andere frisst, sei ein Mangel der Schöpfung. Aber ob wir es nun gut finden oder nicht, es ist so eingerichtet, dass ein Lebewesen vom andern lebt; auch dieses Thema wird im Loblied nicht ausgespart.

Junge Löwen in Kenia
„Die jungen Löwen brüllen nach Raub und suchen ihre Speise von Gott“ (Bild: Alex StrachanPixabay)

#predigtGottesdienst am 7. Sonntag nach Trinitatis, 26. Juli 2009, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Herzlich willkommen zum Gottesdienst in der Pauluskirche. Im Mittelpunkt der heutigen Predigt wird ein „Loblied der Lebensfreude“ stehen. Wir werden den 104. Psalm hören und auslegen, der ein Loblied von der Schöpfung Gottes ist.

Auch alle Lieder, die wir heute gemeinsam singen, sind Loblieder. Wir beginnen mit dem Lied 304 und singen die Strophen 1 bis 5:

1. Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich; es ist sehr köstlich, unsern Gott zu loben, sein Lob ist schön und lieblich anzuhören. Lobet den Herren!

2. Singt umeinander dem Herren mit Danken, lobt ihn mit Harfen, unsern Gott, mit Psalmen, denn er ist mächtig und von großen Kräften. Lobet den Herren!

3. Er kann den Himmel mit Wolken bedecken und gibet Regen, wann er will, auf Erden; er lässt Gras wachsen hoch auf dürren Bergen. Lobet den Herren!

4. Der allem Fleische gibet seine Speise, dem Vieh sein Futter väterlicherweise, den jungen Raben, die ihn tun anrufen. Lobet den Herren!

5. Danket dem Herren, Schöpfer aller Dinge; der Brunn des Lebens tut aus ihm entspringen gar hoch vom Himmel her aus seinem Herzen. Lobet den Herren!

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit Psalm 139, im Gesangbuch Nr. 754. Ich lese die linksbündigen Verse, Sie bitte die nach rechts eingerückten Teile:

1 HERR, du erforschest mich und kennest mich.

2 Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.

3 Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.

4 Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, HERR, nicht schon wüsstest.

5 Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.

6 Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch, ich kann sie nicht begreifen.

7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?

8 Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.

9 Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,

10 so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.

11 Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein -,

12 so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag. Finsternis ist wie das Licht.

13 Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe.

14 Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.

15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde.

16 Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.

17 Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß!

18 Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand: Am Ende bin ich noch immer bei dir.

23 Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.

24 Und sieh, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, vergib mir mein Kreisen um mich selbst, meine Unaufmerksamkeit für die Sorgen anderer, meine Unfähigkeit zu teilen. Vergib, wenn ich dir zu wenig zutraue und mir darum zu wenig zumute. Gott, vergib mir, wenn ich ganz selbstverständlich von deinen Geschenken lebe, ohne dankbar zu sein. Ich rufe zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich! (Psalm 106, 1)

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Du, Gott, bist unser Schöpfer, von dem wir alles haben.

Du, Gott, bist unser Erlöser, der uns aus dem Kreisen um uns selbst erlöst.

Du, Gott, bist die Quelle aller Lebensfreude. Lass uns dankbar leben.

Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir hören die Schriftlesung aus dem Evangelium nach Johannes 6:

1 Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, das auch See von Tiberias heißt.

3 Jesus aber ging auf einen Berg und setzte sich dort mit seinen Jüngern.

5 Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?

7 Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme.

8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus:

9 Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?

10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa fünftausend Männer.

11 Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, soviel sie wollten.

12 Als sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, damit nichts umkommt.

13 Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die denen übrigblieben, die gespeist worden waren.

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis
Lied 506, 1+2+4+5:

1. Wenn ich, o Schöpfer, deine Macht, die Weisheit deiner Wege, die Liebe, die für alle wacht, anbetend überlege: so weiß ich, von Bewundrung voll, nicht, wie ich dich erheben soll, mein Gott, mein Herr und Vater!

2. Mein Auge sieht, wohin es blickt, die Wunder deiner Werke; der Himmel, prächtig ausgeschmückt, preist dich, du Gott der Stärke. Wer hat die Sonn an ihm erhöht? Wer kleidet sie mit Majestät? Wer ruft dem Heer der Sterne?

4. Dich predigt Sonnenschein und Sturm, dich preist der Sand am Meere. Bringt, ruft auch der geringste Wurm, bringt meinem Schöpfer Ehre! Mich, ruft der Baum in seiner Pracht, mich, ruft die Saat, hat Gott gemacht; bringt unserm Schöpfer Ehre!

5. Der Mensch, ein Leib, den deine Hand so wunderbar bereitet, der Mensch, ein Geist, den sein Verstand dich zu erkennen leitet: der Mensch, der Schöpfung Ruhm und Preis, ist sich ein täglicher Beweis von deiner Güt und Größe.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, Jesus speist 5000 Menschen, obwohl er und seine Jünger nicht genug Geld haben, um so viel zu essen zu kaufen. Ein Kind hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische dabei – „Was ist das für so viele?“, fragt sein Jünger Andreas – aber es fängt an zu teilen, und am Ende werden alle satt. Zwischendurch wird fast nebenbei erwähnt: „Jesus dankte.“ An dieser Stelle liegt offenbar der Grund verborgen für das Wunder, das Jesus wirkt: Die Dankbarkeit dem Vater im Himmel gegenüber versetzt uns in die Lage, wahrzunehmen, dass niemand auf der Welt hungern muss.

Ich zeichne diese Dankbarkeit in der Predigt nach, indem ich einen Psalm der Lebensfreude aus dem Liederbuch Israels auslege: den Schöpfungspsalm 104. Ich versuche mich in den hineinzuversetzen, der da betet, und Herr Klimas liest den Text des Psalms. Das Lob Gottes beginnt mit den gleichen Worten wie in dem bekannteren Psalm 103:

1 Lobe den HERRN, meine Seele!

So spreche ich zu mir selbst und fordere meine Seele auf, Gott zu loben. Meine Seele, also ich selber mit all meinen Lebenskräften, will Gott loben!

HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt.

Ich rede Gott direkt an und nenne ihn herrlich, schön, prächtig geschmückt. So würde ein schwärmendes Mädchen einen gutaussehenden Mann beschreiben, einen König vielleicht oder einen strahlenden Helden. Aber Gott kann man nicht sehen, wie kann ich von ihm so überschwenglich reden?

2 Licht ist dein Kleid, das du anhast.

Das hellste und strahlendste, was es gibt, das Licht selbst, dient Gott als Bekleidung. Natürlich ist das bildliche, übertragene Redeweise, weil ich Gott nicht so beschreiben kann, wie er wirklich ist. Dazu müsste ich ihn sehen können, und das kann ich mit diesen irdischen Augen nicht. Aber ich kann mir nicht Helleres vorstellen als das Licht selbst. Und wenn es kein Licht gäbe, dann wäre alles dunkel, alles kalt, ich könnte nichts erkennen, ja, es gäbe nicht einmal eine Spur von Leben in dieser Welt. Und von diesem Licht, von allem Licht des ganzen weiten Weltalls, sage ich: es ist der Schmuck Gottes, es ist sein Kleid, er verbirgt sich vor meinen Augen mit dem Licht, das er geschaffen hat. Andere verstecken sich im Dunkeln, Gott hüllt sich ein in Licht.

Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich;

3 du baust deine Gemächer über den Wassern.

Der Himmel ist für die Menschen aller Zeiten das größte, was man sich vorstellen kann, das heißt, wir modernen Menschen ahnen sogar etwas von einem unvorstellbar großen Weltall mit Milliarden von Galaxien und Sternensystemen. Und doch ist dieser Himmel für Gott nicht mehr als ein Teppich, den er für uns kleine Menschenkinder ausbreitet. Wasser bedrohte nach dem Weltbild der Bibel die Erde von unten und oben, wie wir aus der Erzählung von der Schöpfung und von der Sintflut wissen, aber für Gott ist das Wasser keine Bedrohung; er baut sogar seine Wohnung über den oberen Wassern, die durch die Himmelskuppel hindurchscheinen. All das ist bildliche Sprache, der Himmel ist ja nicht wirklich ein Teppich, Gott bewohnt nicht wirklich Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer, wie wir das tun, und der Himmel besteht auch nicht wirklich aus einer festen Kuppel. Wenn ich Gott anbete, ist mir bewusst, dass ich ihn nicht wirklich erfassen und begreifen kann, und ich benutze die großartigsten Bilder, um anzudeuten, dass seine Größe alle unsere Vorstellungen übersteigt.

Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes,

4 der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern.

Manche stellen sich Gott noch heute wie einen alten Mann mit langem Bart vor, der auf einem Thron in den Wolken sitzt. Die Vorstellung hier gefällt mir besser: Gott sitzt nicht einfach still, sondern er benutzt die Wolken und Winde sozusagen als schnelle Transport- und Kommunikationsmittel. Gott interessiert sich für alles in seiner Schöpfung und erteilt den Elementen der Schöpfung, Luft und Feuer, seine Aufträge. In der Kindergartenandacht fragten mich am Donnerstag ein türkisches und zwei deutsche Kinder, wie Gott denn ein Gewitter und den Regen macht. Ich habe ihnen gesagt: Gott macht das so, dass es wie von selber passiert, er macht die Regeln, und die Natur richtet sich danach.

Wie genau diese Regeln, diese Naturgesetze, aussehen, das erforschen Naturwissenschaftler und schreiben dicke Bücher darüber. In meinem Loblied für Gott geht es mir um etwas anderes: Ich staune, wie wunderbar die Erde ist, auf der ich leben darf, und will Gott dafür danken. Als erstes danke ich für die Erde selbst:

5 Du hast das Erdreich gegründet auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich.

Dieser Satz klingt schön, aber stimmt er eigentlich? Als naturwissenschaftlich informierte Menschen wissen wir: Unsere Erde ruht nicht auf Stützpfeilern. Sie rast als Planet frei im Weltraum auf einer Umlaufbahn um die Sonne. Nur die Schwerkraft hält uns auf seiner Oberfläche fest. Im Innern unserer Erde brodelt heiße Lava, die manchmal in Vulkanen zum Ausbruch kommt und von der uns nur eine ziemlich dünne Erdkruste trennt. Wenn sich Erdplatten gegeneinander verschieben, kann es verheerende Erdbeben geben, und auch wo Menschen Bergbau betreiben oder U-Bahnen bauen, können Erdrutsche Häuser zum Einsturz bringen, wie in diesem Jahr in Köln und Nachterstedt. Fest gegründete Erde, für immer und ewig, das ist also keine wissenschaftlich beweisbare Binsenweisheit, sondern ein Satz des Glaubens. Im Lob Gottes ist mir bewusst: nicht die Erde als solche ist ewig. Und dass wir festen Boden unter unseren Füßen haben, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk Gottes.

In den folgenden Versen hören wir, wie Gott einer weiteren Bedrohung unseres Lebensraumes Einhalt gebietet:

6 Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.

7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin.

8 Die Berge stiegen hoch empor, und die Täler senkten sich herunter zum Ort, den du ihnen gegründet hast.

9 Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken.

Die Bibel weiß von der Schönheit der Meere, die die Erde wie mit einem Kleid bedecken, aber auch von der zerstörerischen Gewalt des Wassers. Wenn eine Sintflut sogar die Berge mit Wasser bedeckt, ist Leben auf dem Erdboden nicht mehr möglich. Indem ich Gott lobe, mache ich mir klar: Schöpfung ist nicht einfach die Entstehung der Welt, nicht einfach ein Herstellungsprozess. Schöpfung ist die Bereitstellung eines guten Lebensraumes. Schöpfung ist immer auch Befreiung vom Bösen, Rettung vor dem Tod. Gott setzt den Mächten des Todes eine Grenze, indem er, wieder bildlich gesprochen, mit einer Donnerstimme regelrecht schimpft, und durch dieses Schelten treibt er die Fluten in die Flucht. Dass Berge wirklich steigen und Täler sinken können, wenn sie genug Zeit dafür haben, das erklären uns heute die Geologen, aber was man erklären kann, wird dadurch nicht weniger wunderbar.

Am Ende dieser Psalmstrophe steht das Fazit: Gott setzt den bedrohenden Fluten der Meere eine Grenze.

Dort, wo diese Grenze verläuft, zum Beispiel an der Nordsee, wissen die Menschen besser als hier mitten auf dem Festland, wie gefährlich das Meer ist. An der Nordsee muss man Deiche bauen gegen Sturmfluten und Dünen befestigen, damit nicht Wind und Wasser den Sand der Inseln wegtragen. Aber umgekehrt ist die Menschheit auch mitverantwortlich für Klimaveränderungen, die möglicherweise das Eis an den Polkappen schmelzen und den Meeresspiegel steigen lassen. Indem ich Gott lobe, der dem Meer seine Grenze setzt, ermahne ich zugleich uns Menschen, dass wir Gott nicht durch umweltzerstörendes Verhalten ins Handwerk pfuschen.

Bisher ist klar geworden: Unser Loblied für Gott färbt die Welt nicht schön, wo sie nicht schön ist. Dass die Schöpfung gefährdet ist, wird nicht verschwiegen, sondern gleich am Anfang zur Sprache gebracht.

Zur Schöpfung gehört aber auch ein scheinbarer Widerspruch. Was die Schöpfung am meisten gefährdet, kann zugleich am lebensnotwendigsten sein, nämlich das Wasser. Damit setzt die nächste Strophe unseres Psalms ein:

10 Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,

11 dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche.

Aber Geschöpfe wollen nicht einfach nur überleben, sondern drücken auch ihre Freude am Leben aus:

12 Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen.

Ob die Vögel darum so gut singen können, weil sie dem Himmel näher sind? Von oben her kommt jedenfalls auch der Segen, der allen Geschöpfen Nahrung verschafft:

13 Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.

Teilweise wächst Nahrung, vor allem für Tiere, ganz von allein, oft müssen Menschen aber auch ihre Arbeit beisteuern, damit aus der Saat eine Ernte werden kann:

14 Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst,

15 dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke.

Die letztgenannten Beispiele zeigen: auch Nahrung ist nicht nur Mittel zum Überleben. Was ich mit Genuss zu mir nehme, verschafft mir Lebensfreude, Brot macht mich nicht nur satt, sondern stärkt mein Herz, also im biblischen Sinn meine Willenskraft. Und im Loblied der Lebensfreude ist sogar Platz für das Öl, mit dem man in den Zeiten der Bibel das Gesicht eines Ehrengastes eingesalbt hat; schön ist das Gesicht eines Menschen, den man wertschätzt.

Keinen Gegensatz empfinde ich im Lob Gottes zwischen dem Menschen und der Natur. Als Mensch bin ich schön inmitten einer Natur, die voller Schönheit ist:

16 Die Bäume des HERRN stehen voll Saft, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat.

17 Dort nisten die Vögel, und die Reiher wohnen in den Wipfeln.

18 Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht und die Felsklüfte dem Klippdachs.

Nach diesem kleinen Ausflug in die Bergwelt werfe ich einen Blick noch weiter in die Höhe, an den Himmel. Aber während andere Völker damals Loblieder auf den Sonnengott und die Mondgöttin zu singen wussten, lobe ich nur den einen Gott, der den Mond und die Sonne geschaffen hat, damit sie uns dienen:

19 Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang.

Der Mond mit seinen Phasen hilft uns, das Jahr in Monate einzuteilen. Die Sonne, indem sie auf- und untergeht, teilt unsere Tage in Zeiten des Wachseins und der Ruhe. Sonst interessiert sich die Bibel kaum für die Finsternis, nur für das Licht. Hier wird nun auch die Dunkelheit der Nacht erwähnt, auch sie hat ihren Sinn, weil in ihrem Schutz bestimmte Tiere leben:

20 Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle wilden Tiere,

21 die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott.

Auch nachtaktive Raubtiere gehören in den Plan der Schöpfung; Gott selbst versorgt die jungen Löwen, die nach Raub brüllen. Wir fragen uns manchmal, warum die Natur so eingerichtet ist, dass ein Tier das andere frisst, und halten das für einen Mangel der Schöpfung. Aber ob wir es nun gut finden oder nicht, es ist so eingerichtet in der Schöpfung, dass ein Lebewesen vom andern lebt; auch diese Thema wird im Loblied nicht ausgespart.

Eigenartig ist, wie im nächsten Vers das Tagewerk des Menschen als Kehrseite der nächtlichen Aktivität der Raubtiere dargestellt wird:

22 Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen.

23 So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend.

Genau diese Stelle ist dazu geeignet, das Lob Gottes zusammenzufassen, und zwar unter den Stichworten Größe, Vielzahl, Ordnung:

24 HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.

Eigentlich könnte das Loblied hier zu Ende sein, aber noch einmal geht mein Blick hinaus aufs Meer, und zwar dieses Mal nicht auf seine bedrohlichen Seiten, sondern auf seine Funktion als Lebensraum:

25 Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt’s ohne Zahl, große und kleine Tiere.

26 Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen.

Große Meeresungetüme hat man oft als besondere Bedrohung empfunden. Von dem Wal, der den Propheten Jona verschluckte, bis zu „Moby Dick“, dem „Weißen Hai“ und dem Ungeheuer von Loch Ness, haben diese Tiere bis heute nichts von ihrer gefährlichen Faszination verloren. Für Gott sind sie nicht gefährlich, er spielt mit ihnen. Und das finde ich schön: Gott sitzt nicht stur im Himmel, sondern er kann spielen und versteht Spaß!

Aber noch wichtiger für uns und für alle Lebewesen ist, dass Gott uns mit Speise versorgt; wenn wir satt werden und miteinander teilen, was uns satt macht, tun wir es in Dankbarkeit vor Gott, wie es Jesus vorgelebt hat:

27 Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit.

28 Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.

Was ist aber, wenn Menschen nicht in Dankbarkeit leben, wenn sie dich, Gott, nicht einmal wahrnehmen?

29 Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.

Aber das ist nicht das letzte Wort über uns Menschen.

30 Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde.

Darauf kommt es an, dass wir auf den Atem Gottes, seinen lebendigen Geist, vertrauen. Wenn wir uns anrühren und bewegen lassen von Gottes Geist, von seiner Liebe und Hoffnung, dann kann auch durch uns die Erde ein wenig ihr Gesicht verändern. Und darüber wiederum freut sich Gott von ganzem Herzen, er freut sich so sehr, dass sein Blick sogar Erde und Vulkane in Bewegung setzt:

31 Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke!

32 Er schaut die Erde an, so bebt sie; er rührt die Berge an, so rauchen sie.

Zuletzt besinne ich mich noch einmal auf mich selbst und mein eigenes Loblied:

33 Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.

34 Mein Reden möge ihm wohlgefallen. Ich freue mich des HERRN.

Wenn mein ganzes Leben ein Loblied ist, mein Leben von Dankbarkeit durchdrungen ist, dann kann mein Leben insgesamt gelingen. Was ich rede und tue, kann Gott gefallen, und mir gefällt, was Gott alles tut: So macht das Leben Freude!

Im allerletzten Vers folgt allerdings noch eine kleine Einschränkung meiner freudigen Stimmung:

35 Die Sünder sollen ein Ende nehmen auf Erden und die Gottlosen nicht mehr sein.

Warum dieser Seitenhieb auf die Sünder und Gottlosen? Weil sie aus der guten Schöpfung einen Ort des Bösen machen. Weil sie mit Gier und Unachtsamkeit die Lebensgrundlagen für Pflanzen, Tiere und Menschen zerstören. An anderer Stelle geht die Bibel ausführlich auf das Thema Sünde ein. Hier spreche ich nur schlicht den Wunsch aus, dass böse Menschen die gute Schöpfung in Ruhe lassen sollen. Wie gesagt, unser Loblied der Lebensfreude spart auch schwierige Themen nicht aus.

Im letzten Satz des Psalms greife ich noch einmal den ersten Satz auf:

Lobe den HERRN, meine Seele! Halleluja!

Trotz aller Gefährdetheit der Schöpfung, trotz aller Skepsis, ob die Schöpfung wirklich wohlgeordnet und gut sei, trotz aller Sünde der Menschen bleibe ich dabei: Ich will Gott loben, meine Seele freut sich über die Schöpfung und ist voller Dankbarkeit und Lebensfreude. Das Wort „Halleluja“ beendet den Psalm und heißt auf Deutsch: Preist Gott, den Herrn! Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Loblied 598, ein uns bisher unbekanntes Lied, das mit seinem Text zum Psalm der Bibel passt. Wir singen die Strophen 1 bis 5 und 9:

1. Gott ist mein Lied. Er ist der Gott der Stärke. Hehr ist sein Nam, und groß sind seine Werke und alle Himmel sein Gebiet.

2. Licht ist sein Kleid und seine Wahl das Beste. Er herrscht als Gott; und seines Thrones Feste ist Wahrheit und Gerechtigkeit.

3. Unendlich reich, ein Meer von Seligkeiten, ohn Anfang Gott und Gott in ewgen Zeiten! Herr aller Welt, wer ist dir gleich?

4. Was ist und war im Himmel, Erd und Meere, das kennet Gott, und seiner Werke Heere sind ewig vor ihm offenbar.

5. Er ist um mich, schafft, dass ich sicher ruhe; er schafft, was ich vor- oder nachmals tue, und er erforschet mich und dich.

9. Nichts, nichts ist mein, das Gott nicht angehöre. Herr, immerdar soll deines Namens Ehre, dein Lob in meinem Munde sein.

Lasst uns mit dem Hunger unseres Lebens an Gott wenden und jede Fürbitte mit den Worten beschließen: Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Für alle, die hungern nach dem täglichen Brot. Für die vielen Menschen, denen es am Lebensnotwendigsten fehlt. Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Für die Menschen im Iran, die hungern nach Freiheit und Gerechtigkeit. Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Für alle kranken und einsamen Menschen. Für alle, die hungern nach Zuneigung und Liebe. Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Für alle, die hungern nach Erkenntnis in der Wissenschaft. Besonders für jene, die in Bereichen arbeiten, in denen ethische Konflikte entstehen. Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Für alle, die hungern nach Gott – die seine Zuwendung und Nähe für ihr Leben suchen. Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Für alle unsere Verstorbenen, deren Hunger aufgehoben ist bei Dir. Jesus Christus, du Brot des Lebens: „Wir bitten dich, erhöre uns!“

Was wir ganz persönlich auf dem Herzen haben, bringen wir im stillen Gebet vor Gott.

Gebetsstille und Vater unser
Lied 333 die Strophen 1, 2 und 6:

1. Danket dem Herrn! Wir danken dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich, sie währet ewiglich, sie währet ewiglich!

2. Lobet den Herrn! Ja, lobe den Herrn auch meine Seele; vergiss es nie, was er dir Guts getan, was er dir Guts getan, was er dir Guts getan!

6. Singet dem Herrn! Lobsinget dem Herrn in frohen Chören, denn er vernimmt auch unsern Lobgesang, auch unsern Lobgesang, auch unsern Lobgesang!

Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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