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Freundlich und herzlich an der Liebe arbeiten

Im griechischen Urtext des Trauspruchs ist das Miteinander-freundlich-Sein ein Sich-Gut-Sein, das niemals die Grenzen des anderen überschreitet. Und in der Herzlichkeit geht es darum, achtsam auf die eigenen Bauchgefühle und die Signale des Partners zu achten. Bei all dem leben wir von Vergebung und können einander vergeben.

Ein rotes und ein weißes Herz sind wie Puzzleteile miteinander verbunden
In Liebe herzlich miteinander verbunden (Bild: PIRO auf Pixabay)
Einzug in die Kirche Orgelvorspiel

Wir sind in unserer Kirche versammelt, um ein doppeltes Fest zu feiern, die kirchliche Trauung von … und …, und die Taufe ihrer gemeinsamen Tochter … . Die Familie des Hochzeitspaares und Taufkindes und alle Gäste und Paten heiße ich herzlich willkommen!

Lied: Gott, unser Festtag ist gekommen

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Freude und Leid ein Leben lang teilen: das ist schön, aber auch schwer. Wir brauchen dich, Gott; du willst uns helfen. Wir bringen dir unsere Liebe und bitten um deinen Segen, deine Nähe, deinen Geist, der lebendig macht, heute und in den Jahren, die kommen. Amen.

Wir hören Worte des Apostels Paulus über die Liebe aus 1. Korinther 13, 1-8:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts.

Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.

Liebe …, lieber …, liebe Hochzeitsgäste!

Nun ist es wahr geworden: Sie haben sich gestern auf dem Standesamt das Ja-Wort gegeben und kommen heute vor Gottes Altar in der Kirche und bitten um Gottes Segen für Ihre Ehe.

Schon lange war für Sie klar: Dass Sie einander begegnet sind, war der größte Glücksfall in Ihrem Leben. Sie haben ja schon so einiges durchgemacht, haben schwere Herausforderungen bestehen müssen. Und da tritt nun dieser Mensch in Ihr Leben und nimmt Sie an, wie Sie sind, beschenkt Sie mit einer Liebe, wie Sie sie sich niemals erträumt hätten. Und irgendwann reift der Entschluss zu heiraten: Diese eine Frau muss es sein und sonst keine, dieser eine Mann ist der Auserwählte und sonst keiner.

Die Bibel nimmt die Verbindung von Mann und Frau in der Ehe so wichtig, dass sie schon in der Schöpfungsgeschichte erwähnt wird:

Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch (1. Mose 2, 24).

Das heißt: Wer verheiratet ist, lebt nicht mehr in einer rein zufälligen Partnerschaft zweier Singles, die ihren Partner jederzeit wechseln können. Sie sind ein Ehepaar. Das ist etwas Neues, vor Gott und vor den Menschen. Dass man den gleichen Namen trägt, ist heute familienstandsrechtlich zwar nicht mehr notwendig, aber Sie haben sich dafür entschieden, dass alle drei in der Familie mit dem Tag der Eheschließung den gleichen Familiennamen haben sollen.

In gewisser Weise ist die Ehe also auch ein Abschied, ein Verlassen der Ursprungsfamilie, um eine eigene Familie zu gründen. Hochzeit ist daher für Eltern auch mit gemischten Gefühlen verbunden: der Stolz auf die nun wirklich erwachsenen Kinder, die ja auch schon selber Eltern geworden sind, und die Freude über das Glück, das die beiden gefunden haben, vermischt sich mit der Wehmut, sie nun endgültig in ihr eigenes Leben loslassen zu müssen.

Für Sie beide ist Ihr neu geschmiedetes Eheglück umgekehrt auch ein Wagnis, das mit sehr viel eigener Verantwortung verbunden ist. Eine Ehe ist mehr als eine Gefühlsbindung; Sie brauchen alle Kräfte des Verstandes und des Willens, des Körpers und der Seele, um den Ehebund wirklich zu einem erfüllten und tragfähigen Bund fürs Leben zu machen.

Das klingt so, als ob eine Ehe harte Arbeit wäre. Die ganze Wahrheit ist das nicht. Natürlich baut eine Ehe letzten Endes auf Liebe auf, und natürlich können wir Liebe nicht erarbeiten oder erzwingen: die Liebe des Partners ist für uns ein immer wieder neues und überraschendes Geschenk.

Trotzdem: Wo Liebe bestehen bleiben, nicht verkümmern oder austrocknen soll, da müssen beide Partner in einer Ehe ihren Beitrag dazu leisten: in der Treue, in der Ehrlichkeit, in der Fairness, mit der sie miteinander umgehen, und das fängt ganz einfach damit an, dass ihr Gespräch miteinander niemals abreißt.

Ihr Trauspruch, den Sie aus der Bibel ausgewählt haben, ist eine gute Anleitung, um in diesem Sinne an der Liebe in Ihrer Ehe zu arbeiten. Er steht im Epheserbrief 4, 32 und lautet:

Seid aber miteinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus.

„Freundlich“ und „herzlich“ sind heute Allerweltswörter geworden, tausendfach verwendet man sie in freundlichen Grüßen oder herzlichen Glückwünschen. Im griechischen Urtext steckt in beiden Wörtern eine sehr tiefe Liebe: Das Miteinander-freundlich-Sein ist ein Sich-Gut-Sein, das niemals die Grenzen des anderen überschreitet, niemals in Gleichgültigkeit oder Hass umschlägt, das dem Partner immer das Gute zutraut – und zumutet. Und in der Herzlichkeit geht es um den zärtlichen, behutsamen, einfühlsamen Umgang miteinander, der sowohl auf die eigenen Bauchgefühle als auch aufmerksam auf die Signale des Partners achtet.

Und wenn wir jetzt denken, dass wir so vollkommen freundlich und herzlich doch nicht immer sein können, dann holt uns der Bibelvers gleich wieder ein und erinnert uns daran, dass wir auf Vergebung angewiesen sind – und dass Gott uns in Christus auch vergeben hat. Wir leben von Vergebung und können einander vergeben. Ohne eine solche Haltung kommt eine Ehe nicht aus, weil wir nun mal eben nicht perfekt sind.

Hier wird deutlich, dass die Liebe in der Ehe, so viel wir an ihr arbeiten und in sie investieren, immer auch ein Himmelsgeschenk ist. Gott hat uns diese Frau, diesen Mann geschenkt. Gott schenkt uns seine Liebe, durch die unsere Liebe ihre Kraft und Ausdauer behält. So schenkt uns Gott seinen Segen für unsere Ehe und für unsere Familie. Amen.

Bitte kommen Sie nun zum Altar!

Liebe … und lieber …! Im Vertrauen auf Gottes Liebe können Sie Ihre Ehe wagen und einander mit Ihrer Liebe und Treue tragen, um einander Ihr Leben lang glücklich zu machen.

…, wollen Sie … als Ihre Ehefrau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen sie nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja!“

…, wollen Sie …, als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja!“

Nun stecken Sie einander Ihre Ringe an.

Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein. Tragen Sie diesen Ring als Zeichen Ihrer Treue!

Geben Sie einander Ihre rechte Hand.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

Gott segne Sie in Freude und Leid, Gott bewahre Sie in allem, was kommt, Gott helfe Ihnen, dass Ihre Liebe niemals aufhört. Amen.

Sie dürfen nun, wenn Sie wollen, einander küssen!

Ein kleines Geschenk Ihrer Kirchengemeinde für Sie ist diese Traubibel. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer kirchlichen Hochzeit!

Lied: Danke für diese gute Stunde

Wir feiern heute Hochzeit. Sie haben Ihren Ehestand feierlich vor Gott begründet.

Wir feiern heute im Traugottesdienst außerdem auch eine Taufe. Denn zu der Familie, die Sie bereits gegründet haben, gehört Ihre Tochter …, und Sie haben gewünscht, dass sie getauft werden und zu Gott und zur Gemeinschaft der Kirche dazugehören soll.

Zur Taufe hören wir aus dem Psalm 121 die Verse 7 und 8, die Sie als Taufspruch für Ihre Tochter ausgesucht haben:

Der HERR behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele. Der HERR behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

Wir wünschen uns, dass unsere Kinder behütet aufwachsen. Dass sie vor allen bösen Ereignissen und Einflüssen bewahrt bleiben. Als Eltern können wir dazu entscheidende Beiträge leisten; immerhin ist die Geborgenheit einer Familie mit Mama und Papa das größte Geschenk, das man einem Kind machen kann. Trotzdem wird jedes Kind auch mit den Übeln dieser Welt konfrontiert werden und vielfältigen Gefahren für seine Seele begegnen. Auch die besten Eltern können ihre Kinder nicht vor allem bewahren. Schließlich kommt auch für jedes Kind die Zeit, in der nicht mehr die Eltern zeigen, wo es lang geht, sondern der heranwachsende Mensch seine eigenen Entscheidungen treffen und dafür geradestehen muss.

Für Eltern und Kinder ist es gut zu wissen, dass wir in dieser Welt nicht allein dastehen, sondern dass Gott mit seinen guten Mächten um uns ist und uns behütet. Er hält uns nicht am Gängelband oder an Marionettenfäden; aber er hilft uns dabei unsere Seele vor dem Bösen zu bewahren, indem er uns seine Liebe spüren lässt und uns zeigt: es ist viel schöner, lieb zu sein als böse.

Kinder, die viel Liebe erfahren, lernen ganz von allein: Helfen ist schöner als Hauen. „Ei“-Machen ist auf Dauer besser als „Au“-Machen, denn beim „Au“-Machen kriegt man auch sehr leicht ein „Aua“ zurück. Kinder, die in einer liebevollen Atmosphäre aufwachsen, lernen es auch leichter, zufrieden zu sein und nicht immer alles haben zu müssen. Es ist nicht immer kein Zeichen größerer Liebe, wenn man Kindern alle Wünsche erfüllt. Viel wichtiger als unzählige Spielsachen ist, dass man als Papa und Mama, als Pate und Patin auch einmal mit dem Kind spielt. Wann lernt man ein Kind besser kennen als beim Spielen? Als unsere Kinder klein waren, haben wir außerdem gemerkt, dass sie überfordert waren, wenn in ihrem Zimmer zu viele Spielsachen auf dem Boden lagen. Von Zeit zu Zeit haben wir das meiste weggeräumt, und es war erstaunlich: sie konnten viel konzentrierter und zufriedener spielen.

Wenn wir wissen, dass wir und unsere Kinder von Gott behütet sind, können wir unbefangen all das tun, was für sie das Beste ist – nach bestem Wissen und Gewissen, und wir überfordern uns nicht dabei. Schneller als wir denken, kommt die Zeit für manchen „Ausgang und Eingang“, ein Kind geht hinaus in den Kindergarten, in die Schule, zu den Freunden, „ins feindliche Leben“, und es ist gut, wenn es zu Hause einen Ort hat, wo es gern wieder hereingeht und Geborgenheit, Orientierung und Rückenstärkung findet. Und vor allem Zeit, wenn das Kind anfängt, einem die berühmten Löcher in den Bauch zu fragen…

Wenn … von ihren Eltern und von ihren Paten erfährt, dass sie ernstgenommen wird mit ihren Fragen und Sorgen, wenn sie weiß, dass man auf sie aufpasst und ihr auch gute Grenzen setzt, wenn sie umsorgt wird und Liebe spürt, dann wird sie ihr Leben meistern können. Sie wird wachsen und groß werden, wird zu ihrem eigenen Glauben finden, wird die Hoffnung nicht verlieren, wird eine erwachsene Frau werden, die zur Liebe fähig ist.

Eltern und Paten sind mitverantwortlich dafür, dass sie erfährt, warum sie getauft ist, was es bedeutet, an Gott und Jesus zu glauben. Sie begleiten sie auf ihrem Lebensweg, so gut Sie es können.
Gemeinsam bekennen wir unseren christlichen Glauben, stellvertretend auch für …:

Glaubensbekenntnis und Taufe
Lied 577, 1-3: Kind, du bist uns anvertraut

Und nun lasst uns beten!

Gott, der Du die Liebe bist, wir bitten dich heute für den gemeinsamen Lebensweg von … und … und zugleich für ihre Tochter …, die du ihnen anvertraut hast, damit sie in ihrer Familie aufwächst, in Geborgenheit und Liebe. Geh du mit ihnen auf ihrem Weg. Lass das Ehepaar finden, was eins vom andern wünscht und braucht. Lass … und vielleicht weitere Kinder bei ihnen liebevolle Wärme und eine klare Erziehung finden. Hilf ihnen, einander zu stützen und immer zusammenzuhalten. Hilf ihnen, Problemen nicht auszuweichen, sondern sie zu bewältigen, und sich dazu auch Hilfe zu suchen.

Wir danken dir, Gott, für die Menschen, die den Lebensweg der beiden bisher mitgegangen sind; für all die Menschen, zu denen sie Vertrauen haben können. Solche Menschen brauchen sie auch weiterhin, in deren Gemeinschaft sie Rückhalt und Unterstützung finden.

Du bist da, Gott, in jedem guten Wort, das Liebe und Ehrlichkeit ausspricht, das tröstet und aufrichtet. Du bist die Hand auf der Schulter, die Mut macht oder liebevoll zurechtweist, wenn wir dunkle Wege gehen. Du bist die Wärme des Herzens, die wir spüren, wenn wir uns im Arm halten oder wenn unser Mund mit Liebe küsst. Du verlässt uns nicht; hilf uns, unser Leben auf Glauben, Hoffnung und Liebe aufzubauen. Amen.

Was uns außerdem bewegt, schließen wir im Gebet Jesu zusammen:

Vater unser

Die Kollekte am Ausgang ist auf Wunsch des Brautpaares für die Arbeit mit Kindern in unserer Kirchengemeinde bestimmt.

Nun geht mit Gottes Segen in den Hochzeitstag:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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