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Karwoche – Drama in sieben Tagen

Ähnlich wie das erste Buch Mose mit hochkonzentrierter Symbolik erzählt, dass Gott die Welt in einer Siebentagewoche erschaffen habe, so schildert das Markusevangelium die Karwoche als ein Drama in sieben Tagen.

Steinrelief: Jesus zieht am Anfang der Karwoche auf einem Esel in Jerusalem ein
Mit dem Einzug in Jerusalm am Palmsonntag beginnt die Karwoche (Bild: Gerhard GellingerPixabay)

#gedankeTurmgebet am Dienstag, 7. April 2009, 18.00 Uhr im Stadtkirchenturm Gießen

Herzlich willkommen beim Turmgebet im Stadtkirchenturm Gießen!

Wir sind versammelt im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Wir hören zu Beginn die biblische Tageslese für den heutigen 7. April 2009 aus dem Evangelium nach Lukas 23, 1-12:

1 Und die ganze Versammlung stand auf, und sie führten ihn vor Pilatus

2 und fingen an, ihn zu verklagen, und sprachen: Wir haben gefunden, dass dieser unser Volk aufhetzt und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König.

3 Pilatus aber fragte ihn und sprach: Bist du der Juden König? Er antwortete ihm und sprach: Du sagst es.

4 Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zum Volk: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.

5 Sie aber wurden noch ungestümer und sprachen: Er wiegelt das Volk auf damit, dass er lehrt hier und dort in ganz Judäa, angefangen von Galiläa bis hierher.

6 Als aber Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mensch aus Galiläa wäre.

7 Und als er vernahm, dass er ein Untertan des Herodes war, sandte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen auch in Jerusalem war.

8 Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er hätte ihn längst gerne gesehen; denn er hatte von ihm gehört und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen.

9 Und er fragte ihn viel. Er aber antwortete ihm nichts.

10 Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten standen dabei und verklagten ihn hart.

11 Aber Herodes mit seinen Soldaten verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Gewand an und sandte ihn zurück zu Pilatus.

12 An dem Tag wurden Herodes und Pilatus Freunde; denn vorher waren sie einander feind.

Gott, wir bringen vor dich, was uns bewegt an diesem Abend. Erfüllt von Frühlingsgefühlen, von der Freude darüber, dass es endlich wärmer wird, sind die Themen des Leidens Jesu für uns vielleicht ganz weit weg. Aber den einen oder die andere treiben eigene Sorgen und Gedanken an das Leid heutiger Menschen um: Genau in diesem Kummer und in diesem Kümmern ist Jesus mit seinem Leiden uns nahe in unserem Leid. Gott, wir rufen zu dir (EG 178.11):

Herr, erbarme dich, erbarme dich. Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

Ich denke an den uralten Mann, der sich fragt, warum Gott ihn nicht endlich zu sich ruft. Ich denke an die Frau, die sich fragt, womit ihr Mann es verdient hat, dass er an Alzheimer erkrankt ist. Ich denke an den Mann, der sich selbst das Leben genommen hat, nachdem seine Frau an Krebs gestorben ist. Gott, wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich, erbarme dich. Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

In der Zeitung lesen wir von jungen Menschen, die ohne Führerschein mit dem Auto ihrer Eltern nur mal eine Spritztour machen wollten und tödliche Unfälle verursachen. In den Nachrichten hören wir von einem Vater, der seine Kinder fast totgeschlagen hat. Gott, wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich, erbarme dich. Herr, erbarme dich, Herr, erbarme dich.

Doch wir denken in der Stille auch an Menschen, die Gottes Trost und Kraft erfahren, wir denken an Goldkonfirmanden, die sich nach 50 Jahren treffen und Erinnerungen und Erfahrungen miteinander teilen, wir denken an kleine Schritte des Friedens, zu denen Gott uns fähig macht.

Stille

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! (Psalm 103, 2)

EG 586: Herr, der du einst gekommen bist

Liebe Turmgemeinde!

Letzten Sonntag hat die christliche Karwoche begonnen. Ähnlich wie das erste Buch Mose mit hochkonzentrierter Symbolik erzählt, dass Gott die Welt in einer Siebentagewoche erschaffen habe, so schildert das Markusevangelium die Karwoche als ein Drama in sieben Tagen.

Die ersten drei Tage sind geprägt durch Erwartungen, die sich auf einen starken Mann Gottes richten.

Palmsonntag (Markus 11, 7-10): Jubelnde Männer, Frauen und Kinder breiten einen „grünen Teppich“ aus Zweigen vor Jesus aus. Ist er, der auf einem Esel in Jerusalem einreitet, der Friedenskönig, der Gerechtigkeit schafft für alle Menschen?

Montag (Markus 11, 15-17): der Tag der Tempelreinigung. Jesus mischt die Geschäfte der Geldwechsler und Taubenverkäufer im Tempel auf. Wird Jesus einer Religion das Ende bereiten, die Gottes Zorn mit Opfern zu besänftigen versucht?

Dienstag (Markus 11, 27 – 13,27): Jesus steht vielen Menschen Rede und Antwort. In seinen Worten begegnen sie einem Gott, der streitet und tröstet, ermutigt und mahnt. Werden sie auf ihn hören?

Der Mittwoch bringt mit zwei gegenläufigen Ereignissen eine Wende. Während eine Frau Jesus zärtlich mit kostbarem Nardenöl salbt (Markus 14, 3-9), bereitet sein Freund Judas den Verrat an Jesus vor (Markus 14, 10-11).

Ab jetzt steht die Karwoche im Zeichen des Leidens. Kar kommt vom althochdeutschen „Kara“ = Kummer, Leiden, Trauern. So verdorben ist die Schöpfung der Menschen, dass in ihr der Sohn Gottes ans Kreuz geschlagen wird.

Gründonnerstag (Markus 14, 22-24): Jesus deutet das jüdische Passah-Mahl auf geheimnisvolle Weise um. Seinen „Leib“, sein „Blut des Bundes“ teilt er mit Brot und Kelch an die Mitfeiernden aus.

Karfreitag (Markus 14, 32 – 15, 37): Nach einer Nacht der Angst stirbt Jesus, von seinen Feinden verspottet, von seinen Freunden und von Gott verlassen, am Kreuz. Aber ein römischer Hauptmann ruft aus (Markus 15, 39):

Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

Karsamstag (Markus 15, 42-47): Am Sabbat ruht Jesus im Grab. Der Messias Gottes teilt das Schicksal der Toten, ist sogar „niedergefahren zur Hölle“, wie es früher im Glaubensbekenntnis hieß.

So endet die Karwoche. Und in gewisser Weise endet mit der Karwoche die Welt. Nämlich die verlorene Welt derer, die sich stark genug fühlen, Gott zu töten. Doch in diesem Ende liegt der Anfang einer neuen Welt verborgen. Nach der Karwoche wird eine neue Woche folgen, der Tag 1 einer neuen Schöpfung, ein neuer Schöpfungsmorgen: Ostern! Amen.

EG 98: Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt

Schenke uns die Einsicht, Gott, dass wir von dir Trost und Kraft bekommen. Und manchmal nimmst du uns die Kraft, damit wir spüren: Es ist nicht selbstverständlich, stark zu sein. Schenke uns deine Liebe, damit wir wissen: Wir sind nicht allein auf der Welt. Unser Leben hat seinen Sinn in dir. In dir finden wir Ruhe und die Erfüllung, nach der wir uns sehnen. Und wenn wir sterben müssen, dann lass uns selig sterben und getrost Abschied nehmen von dieser Welt. Zeige uns die Aufgabe, die du für uns vorgesehen hast. Und lass uns nicht unzufrieden sein, wenn es nur eine bescheidene Rolle ist, die wir spielen sollen. Du ersparst uns nicht Leid und Tränen – aber lass uns in allen Sorgen und Nöten nicht allein! Amen.

Vater unser

Es segne dich Gott, der Vater. Er sei der Raum, in dem du lebst.

Es segne dich Jesus Christus. Er sei der Weg, auf dem du gehst.

Es segne dich der Heilige Geist. Er sei das Licht, das dich zur Wahrheit führt. Amen.

EG 483: Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden

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