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Danken und Teilen

Gott fragt uns: Du willst etwas vom Leben haben und darum hältst du fest, was du hast: dein Geld, deine Zeit, deine Kraft? Ich will, dass du Leben hast, und darum gib her, teile, spar dich nicht auf! Erst dann hast du Leben! Vom Teilen werden zwei glücklich: der, dessen Not behoben wird, und der, der neue Gemeinschaft erfahren kann.

Zwei Kinder spielen Ball miteinander
Miteinander Teilen statt miteinander streiten (Bild: OpenClipart-VectorsPixabay)

direkt-predigtGottesdienst am Erntedankfest, 4. Oktober 1981, um 8.30 in Dorn-Assenheim, 9.30 in Reichelsheim, 10.30 in Heuchelheim

Herzlich willkommen im Gottesdienst zum Erntedankfest! Kinder der dritten Schulklasse haben einige Dinge zusammengetragen, die den Ertrag unserer diesjährigen Ernte versinnbildlichen, Frau Hitz und Frau Schreiber haben wieder den Altar so schön geschmückt; und so können wir heute im Gottesdienst wieder mit Freude auch fürs Auge unseren Dank für die Ernte feiern.

Lied EG 476, 1-3 (EG 508):

1. Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.

R. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!

2. Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein, er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein und bringt ihn dann behände in unser Feld und Brot: Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.

3. Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her, der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer. Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm, das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. (Psalm 145, 15)

Wir beten: Ich vermochte es nicht, satt zu machen den Menschen, der hungert. Ich schaffte es nicht, mein übriges Brot ihm zu geben, er war mir zu fern. Ich schaffte es nicht, Regierungen zu überwinden, die kleinlich waren im Angebot ihrer Hilfe. Der Hungrige starb, der Satte und ich, wir leben. Hilf mir, dem Nächsten, der hungert, das Brot zu geben. Vielleicht lerne ich auch besser zu glauben, wenn du Menschen wie mir, Menschen, die Brot haben, hilfst, zu helfen. Amen.

Schriftlesung: Jesaja 58, 7-12

7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!

8 Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen.

9 Dann wirst du rufen, und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest,

10 sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.

11 Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.

12 Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: »Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne«.

Lied Beiheft 662, 1-3: Wir träumen einen Traum
Gott zeige uns, dass wir seine Gnade nötig haben. Er mache uns dankbar für seine Gnade. Amen.

Liebe Gemeinde!

In einer Schulklasse haben wir jetzt vor dem Erntedankfest über zwei Gebete gesprochen, die im Religionsbuch standen. Ich habe die Schüler gefragt, welches dieser Gebete wohl besser zum Erntedankfest passt. Ich lese das erste Gebet vor:

„Gott, wir danken dir.
Du hast alles so gut wachsen lassen.
Wir haben die Ernte gut eingebracht.
Jetzt ist für uns gesorgt.
Bis zum nächsten Jahr kann uns nichts passieren. Amen.“

Und so lautete das zweite Gebet:

„Wir danken dir, guter Vater,
dass du uns diese Speise schenkst,
um uns Kraft zu geben.
Lehre uns, Gott, mit anderen zu teilen, was wir selbst haben. Amen.“

Wie würden Sie entscheiden? Welches dieser Gebete passt besser zum heutigen Festtag? Bei den Schülern war es so: etwa 15 Schüler tippten auf das erste, und nur 5 auf das zweite. Wer hat jetzt recht? habe ich dann gefragt, und als Antwort kam: die Mehrheit! Nun gut, die Mehrheit setzt sich meist durch, aber wenn man wissen will, wer Recht hat, muss man doch selber einmal genauer hinsehen. Welche Begründungen wurden also genannt für die eine oder andere Entscheidung? Die Kinder, die das erste Gebet dem Erntedankfest angemessener empfanden, sagten zum Beispiel: „Im zweiten Gebet kommt die Ernte ja gar nicht vor. Das könnte ein x-beliebiges Tischgebet sein.“ Die das zweite Gebet passender fanden, hatten dagegen doch Zweifel, ob das erste Gebet überhaupt stimmt: „Bis zum nächsten Jahr kann uns nichts passieren.“ Ist das denn so sicher? Sehr schwer war es für alle Schüler dieser Klasse, den wichtigsten Unterschied zwischen beiden Gebeten herauszufinden. Kommen Sie darauf? Da wir wahrscheinlich nicht alle ein Supergedächtnis haben, lese ich die Gebete noch einmal vor, damit Sie noch einmal vergleichen können:

„Gott, wir danken dir.
Du hast alles so gut wachsen lassen.
Wir haben die Ernte gut eingebracht.
Jetzt ist für uns gesorgt.
Bis zum nächsten Jahr kann uns nichts passieren. Amen.“

„Wir danken dir, guter Vater,
dass du uns diese Speise schenkst,
um uns Kraft zu geben.
Lehre uns, Gott, mit anderen zu teilen, was wir selbst haben. Amen.“

Nur wenige Kinder sind darauf gekommen, dass im ersten Gebet der Dankende nur an sich selbst und seine Landsleute denkt, während der zweite Beter auch an die anderen Menschen denkt, die nicht so viel haben wie er selbst. Dabei fällt mir – aber dies will ich nur am Rande erwähnen – das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner ein, wo der Pharisäer dafür dankt, dass er nicht so ist wie der da hinten (Lukas 18, 9-14). Dankbarkeit und Dankbarkeit – das können also zwei sehr verschiedene Paar Schuhe sein, und in den einen läuft man immer im Kreis um sich selbst und seine eigenen Wünsche und Sorgen herum, ja, und in den anderen, da hat man auch Wünsche und Sorgen, aber diese Schuhe tragen einen zu den anderen Menschen, die auch Wünsche und Sorgen haben. Die erste Dankbarkeit ist vielleicht mehr ein Stolz auf das, was man selbst erreicht oder verdient hat, ein Stolz darüber, dass man zu den Auserwählten gehört, die es gut haben. Die zweite Art von Dankbarkeit ist vielleicht mit ebenso harter Arbeit verbunden, aber nicht mit einem Anspruchsdenken. Hier denkt man nicht: „Das steht mir eigentlich zu!“ oder: „Es wird einem nichts geschenkt!“ sondern: „Wovon ich wirklich lebe, das kann mir nur geschenkt werden!“ und: „Ich verdiene es nicht mehr als jeder andere, zu leben und glücklich zu sein.“

Zwei sehr verschiedene Einstellungen. Die zweite ist uns sicher, wenn ich sie so darstelle, sympathischer. Aber die erste ist unseren Erfahrungen und unserem ganz normalen Alltag sicher näher. Vielleicht haben sich auch deswegen so viele Schüler dafür entschieden, das erste Erntedankfestgebet auszuwählen. Danken fällt uns ohnehin oft schon schwer, aber beim Danken auch gleich noch ans Teilen zu denken – das verlangt noch mehr Anstrengung von uns. Und ist das Ganze nicht nur ein schöner Traum von einer besseren Welt, wie wir vorhin gesungen haben, der leider nie wahr werden wird?

Trotzdem, wenn wir nicht die zweite Art von Dankbarkeit, also Danken und Teilen, lernen wollen, können wir gleich aufhören, Erntedankfest zu feiern. Jedenfalls brauchen wir dann kein christliches Erntedankfest. Hören wir noch einmal hin, was im Buch Jesaja steht, ich lese noch einmal einige Verse aus dem Text der Lesung (Jesaja 58, 7.9-10 – GNB):

Gebt den Hungrigen zu essen, nehmt Obdachlose in euer Haus, kleidet den, der nichts anzuziehen hat, und helft allen in eurem Volk, die Hilfe brauchen… Wenn ihr aufhört, andere zu unterdrücken, mit dem Finger spöttisch auf sie zu zeigen und schlecht über sie zu reden, wenn ihr den Hungrigen zu essen gebt und euch den Notleidenden zuwendet, dann wird eure Dunkelheit hell werden, rings um euch her wird das Licht strahlen wie am Mittag.

So viel über Dankbarkeit, Originalton Bibel. Wir kennen alle diese Forderungen oder Anforderungen an uns, sehen auch ein, dass etwas getan werden muss, aber wir handeln nicht so selbstverständlich danach. Warum eigentlich nicht?

Wir haben Gegenfragen. Was soll ich denn tun und wie denn? Die Aufforderungen sind oft zu allgemein: „Es ist nicht schwer, zum Guten anzuhalten ganz allgemein“, sagt ein Dichter, „wer will sein Leben nicht ideal gestalten ganz allgemein, doch nehmt‛s genau und seht: das Gute ist konkret, und Gott ist im Detail.“

Der Prophet ist auch konkret. An manchen Stellen trifft er auch unsere wunden Punkte mitten ins Schwarze: Hört auf, mit dem Finger spöttisch auf jemand zu zeigen und schlecht über ihn zu reden. Allerdings: die Hungernden haben wir nicht vor der Haustür, wie der Prophet damals, sondern auf dem Fernsehschirm oder in Informationen und Spendenaufrufen von Organisationen wie „Brot für die Welt“. Ist uns das nicht konkret genug? Es fällt uns wohl schwer, damit Ernst zu machen, dass unsere Verantwortung heute bis hin zu Menschen reicht, die wir wahrscheinlich persönlich nie kennenlernen oder besuchen werden. Sie leiden trotzdem unter dem Unrecht in einer Welt, in der wir am reichen Ende und sie am armen Ende sitzen. Und es ist eben nicht so, wie der stellvertretende amerikanische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Menschen verachtender Weise gemeint hat, dass die Völker der Dritten Welt sowieso an Armut gewöhnt seien und man deshalb ruhig die Entwicklungshilfe kürzen könne.

Doch wir fragen weiter: Können wir denn eigentlich helfen? Wir hören durchs Fernsehen und durch die Zeitungen von so viel Not, dass viele von uns dadurch wie gelähmt werden. Sie werden vielleicht auch manchmal stöhnen, wenn Sie das Kirchenblättchen lesen und fast jedesmal ist ein neuer Spendenaufruf drin. Und wenn dann noch gefordert wird, man solle sich doch auch noch informieren, damit in unserer Öffentlichkeit allmählich ein anderer Standpunkt zu sozialen Fragen oder entwicklungspolitischen Fragen entsteht, dann sagt sich wohl mancher: Woher soll ich dafür die Zeit nehmen?

Ich sage dazu: es muss ja nicht jeder alles tun. Es wird keinem übelgenommen, wenn er seine Kräfte, seine Zeit und sein Geld für Spenden für bestimmte Zwecke seiner Wahl verwendet und bei anderen Nein sagt. Aber jeder sollte sich selbst prüfen, ob das Argument mit der fehlenden Zeit oder dem zu knappen Geld nicht auch eine Ausrede sein kann.

Ja, aber wenn man dann nur an einer ganz kleinen Stelle etwas tut, ist das nicht wie ein Tropfen auf den heißen Stein? Das stimmt, aber viele solcher Tropfen sind ein Regen, und die können den Stein schon ganz schön kühlen. Denken wir nur an die jährlich steigenden Spenden für die Aktion „Brot für die Welt“, die vorbildliche und nachprüfbare Entwicklungsarbeit mit niedrigen Verwaltungskosten leistet.

Rabbiner des Volkes Israel haben gesagt: „Sag nicht, dass es zu schwer ist, sonst tust du nichts! Fange mit der Arbeit an! Du kannst dem Gebot Folge leisten, durch deine Fehler, durch dein Stolpern, deine Missverständnisse – aber nicht durch dein Zögern!“

Aber warum gerade ich? Wir sagen: Man müsste was tun, die Regierungen, die UNO, die Kirchenleitungen. Warum aber gerade ich, der ich selbst schon genug Sorgen habe? Gegenfrage: Wer denn sonst? Wir wissen um die Not, wir haben Mittel, um zu helfen, also: Was fragen wir noch? Vor gut 400 Jahren hat der Reformator Johannes Calvin uns schon die richtige Diagnose gestellt – schon damals ging es um die Frage, welche Form der Dankbarkeit die richtige sei: „In der Meinung, all ihr Hab und Gut für sich behalten zu dürfen“, sagte Calvin, „sprechen sie nur allzugern: ‚Dies gehört mir, also darf ich es behalten; weshalb soll ich das, was Gott mir gegeben hat, für die Allgemeinheit verwenden?‛ Was steckt hinter dieser Frage: Warum gerade ich?“

Am Erntedankfest macht das nachdenklich. Aus welchem Grund ist es für uns so eine große Überwindung, zu teilen, abzugeben, zu helfen? Mir fallen zwei Gründe ein, die beide zusammenhängen. Zum Ersten: haben wir vielleicht das Gefühl, gar nicht so viel Grund zur Dankbarkeit zu haben? Fühlen wir uns in irgendeiner Weise zu kurz gekommen, unzufrieden, ausgenutzt, abgehetzt, innerlich leer – obwohl wir unser materielles Auskommen und oft mehr als das haben? Und zum Zweiten: fragen wir uns, wenn es ums Helfen geht: Was habe ich denn davon? Wenn ich mein Erspartes gebe, etwas von meiner kostbaren Zeit opfere, meinen guten Ruf aufs Spiel setze – bin ich dann nicht der Dumme? Ist dann nicht noch das bisschen „futsch“, was mir mein Leben schöner macht?

Überraschenderweise lässt sich der Prophet der Bibel auf diese egoistische Frage ein. Zur Begründung seiner Aufforderungen sagt er: Das habt ihr davon (Jesaja 58, 8-12 – GNB):

„Dann strahlt euer Glück auf wie die Sonne am Morgen, und eure Wunden heilen schnell; eure guten Taten gehen euch voran, und meine Herrlichkeit folgt euch als starker Schutz. Dann werdet ihr zu mir rufen, und ich werde euch antworten; wenn ihr um Hilfe schreit, werde ich sagen: ‚Hier bin ich!‛ … Eure Dunkelheit [wird] hell werden, rings um euch her wird das Licht strahlen wie am Mittag. Ich, der Herr, werde euch immer und überall führen, auch im dürren Land werde ich euch satt machen und euch meine Kraft geben. Ihr werdet wie ein Garten sein, der immer genug Wasser hat, und wie eine Quelle, die niemals versiegt. Was seit langer Zeit in Trümmern liegt, werdet ihr wieder aufbauen; auf den alten Fundamenten werdet ihr alles von neuem errichten. Man wird euch das Volk nennen, das die Lücken in den Stadtmauern schließt und die Stadt wieder bewohnbar macht.“

Das haben wir davon, vom Danken und Teilen. So können wir alle sein: ein Mensch wie ein Licht für die anderen und wie eine Quelle von Zuversicht und Kraft, jemand mit einem guten Namen, ein Leben, in dem jede Stunde zählt und nichts sinnlos ist.

Wir haben gefragt: Warum denn helfen? Gott fragt uns: Warum denn eigentlich nicht? Du willst etwas vom Leben haben und darum hältst du fest, was du hast: dein Geld, deine Zeit, deine Kraft? Ich will, dass du Leben hast, und darum gib her, teile, spar dich nicht auf! Du meinst: „Dann hab ich nicht mehr viel zum Leben?“ Irrtum! Erst dann hast du Leben! Vom Festhalten und Behalten können zwei unglücklich werden: der dem nicht geholfen wird, und der, der Angst hat vor dem Neid oder den Ansprüchen der anderen. Vom Hergeben und Teilen können zwei glücklich werden: der, dessen Not behoben wird, und der, der neue Gemeinschaft und neues Vertrauen erfahren kann.

Danken und Teilen – warum eigentlich nicht? Nicht vollkommen, nicht perfekt, nicht absolut selbstlos, sondern mit Fehlern, Missverständnissen, mit viel Stolpern auf diesem für uns immer ungewohnten Weg. Dann hat es Sinn, am Erntedankfest von einer besseren Welt zu träumen. Im Lied vor der Predigt haben wir davon gesungen, wie diese bessere Welt aussieht: mit Blumen, die nicht aus Schaum sind, mit denen man sich eine Freude machen kann, mit Tränen, derer man sich vor einem anderen nicht zu schämen braucht, wenn man traurig ist, mit Freude, die nicht eine aufgesetzte Maske ist, sondern aus wirklicher Nähe zueinander kommt. Wir sind vielleicht deshalb oft so verschlossen gegenüber der Not anderer Menschen, weil uns selbst etwas Wichtiges fehlt: ein liebes Wort zu hören, wenn wir es brauchen; gestreichelt zu werden wie ein Kind, wenn wir wie zerschlagen sind; ermutigt zu werden, wenn wir etwas nicht schaffen; ernstgenommen zu werden, wenn wir zum Weinen traurig oder zum Schreien zornig sind. Suchen wir doch Menschen, die uns geben, was fehlt, und wenn es der Seelsorger ist. Dann werden wir zu Menschen, die auch wie selbstverständlich abgeben und teilen und lieben können. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Lied Beiheft 647, 1-5 (EG 420): Brich mit den Hungrigen dein Brot

Wir feiern nun gemeinsam das heilige Abendmahl im Erntedankfestgottesdienst. Uns fällt es schwer, von der ersten zur zweiten Art von Dankbarkeit überzugehen, vom Danken und für sich Behalten zum Danken und Teilen. Jesu ganzes Leben war Danken und Teilen. Ein Dank an den Gott, den er seinen Vater nannte, und ein Austeilen von allem, was ihm gegeben war. Er teilte nicht nur, was er hatte, er teilte sich selbst. Er gab sich hin für Sünder, armselige Strolche, elende Kranke, verbitterte Reiche, verängstigte Jünger. Er teilt sich uns aus: seinen Leib, sein Blut. Dieses Abendmahl ist ein Zeichen: dass einer angefangen hat, zu teilen. Dass einer sich nicht für sich selbst behalten wollte. Dass einer den Traum von einer besseren Welt wahr gemacht hat. Wir bekommen im Abendmahl Teil am Leib und Teil am Blut Jesu Christi. Wir bekommen Teil am Traum einer besseren Welt. Durch uns macht Christus diesen Traum wahr, wo wir Gemeinschaft spüren und immer wieder suchen und wo wir bereit werden zu teilen: zu teilen das Unsere und zu teilen uns selbst mit unseren Fähigkeiten, unserer Zeit, mit dem, was wir sind.

Wir hören die Worte, mit denen Jesus sein Mahl einsetzte:

Einsetzungsworte – Lied 136 – Austeilung – Lied 159

Herr, ich danke dir für mein Leben. Andere sterben, während ich lebe. Ich danke dir, dass ich atmen kann. Andere ringen nach Luft unter Sauerstoffmasken. Ich danke dir, dass ich gesund bin. Andere sterben einen langsamen, qualvollen Tod. Ich danke dir, dass ich zu essen habe. So viele schreien nach Brot. Ich danke dir, dass ich in Frieden lebe. So viele kennen nur den Krieg. Ich danke dir, Herr, du, mein Gott, und bekenne: Ich habe es nicht verdient. Wer ganz schlecht dran ist, der fragt dich oft: Warum gerade ich? Aber heute frage ich dich: Warum tragen die anderen das Kreuz, und nicht ich? Warum geht es gerade mir so gut? Ich habe es nicht verdient. Ich habe Grund, dankbar zu sein. Ich kann, was ich habe und bin, mit den anderen teilen. Meine Zeit mit einem Sterbenden. Mein Geld mit den Hungernden. Ich kann mit den Fröhlichen fröhlich und mit den Traurigen traurig sein. Ich danke dir für mein Leben. Ich danke dir, dass ich im Abendmahl spüre, dass du allen Menschen Grund geben willst zur Dankbarkeit. Lass mich dazu beitragen. Amen.

Vater unser, Abkündigungen und Segen
Lied EG 476, 4 (EG 508):

4. Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf; er lässt die Winde wehen und tut den Himmel auf. Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot; er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot.

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