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Ein offenes Gefäß für Gottes Liebe

Der natürliche Mensch, wie ihn Paulus sieht, will sich nichts schenken lassen, ist zu stolz, um liebebedürftig zu sein oder Hilfe anzunehmen. Umgekehrt: Wer etwas annehmen kann, Hilfe, Liebe, Vergebung, in dem verändert sich eine Menge, der lässt sich erfüllen von einem anderen Geist, vom Heiligen Geist. Anders gesagt: Ein geisterfüllter Mensch ist wie ein offenes Gefäß für Gottes Liebe.

Eine mit Herzsymbolen verzierte Dose
Sind wir bereit, uns zu öffnen für Gottes Liebe? (Bild: Alexas_FotosPixabay)

direkt-predigtGottesdienst am Pfingstsonntag, den 11. Juni 2000, um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Mit Musik von Loeillet de Gant wurden wir heute im Gottesdienst am Pfingstsonntag willkommen geheißen. Vielen Dank, Frau Marquard und Herr Dr. Schulz!

In die Pfingstwoche gehen wir mit einem Spruch aus dem Prophetenbuch Sacharja 4, 6:

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“

Was durch den Heiligen Geist bei uns in der Kirche geschieht, was er in uns als Christinnen und Christen bewirkt, davon handelt dieser Gottesdienst.

Wir singen aus dem Lied 130 die Strophen 1 bis 3:

1) O Heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein, o komm, du Herzenssonne. Du Himmelslicht, lass deinen Schein bei uns und in uns kräftig sein zu steter Freud und Wonne. Sonne, Wonne, himmlisch Leben willst du geben, wenn wir beten; zu dir kommen wir getreten.

2) Du Quell, draus alle Weisheit fließt, die sich in fromme Seelen gießt: lass deinen Trost uns hören, dass wir in Glaubenseinigkeit auch können alle Christenheit dein wahres Zeugnis lehren. Höre, lehre, dass wir können Herz und Sinnen dir ergeben, dir zum Lob und uns zum Leben.

3) Steh uns stets bei mit deinem Rat und führ uns selbst auf rechtem Pfad, die wir den Weg nicht wissen. Gib uns Beständigkeit, dass wir getreu dir bleiben für und für, auch wenn wir leiden müssen. Schaue, baue, was zerrissen und beflissen, dich zu schauen und auf deinen Trost zu bauen.

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Pfingsten könnte der Höhepunkt sein in der Reihe der kirchlichen Feste. Weihnachten wird Gott Mensch – aber nehmen wir ihn an, den menschlichen Gott? Ostern erweckt Gott Christus zu neuem Leben – aber nehmen wir seine Auferstehung an als neues Leben auch für uns? Pfingsten ist unser Fest, Gott ist in uns, sein Geist bewegt uns, Himmel und Erde berühren sich.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott ist in uns? Was ist, wenn ich das nicht spüre? Wenn ich nicht glauben kann, wenn ich zweifle, wenn ich Gottes Wege nicht begreife? Bin ich dann ein gottloser Mensch?

Der Geist Christi ist in uns? Was ist, wenn ich meine Schwierigkeiten habe mit frommen Sprüchen? Wenn ich einfach nicht begreife, was das heißen soll: Heiliger Geist? Wenn ich es nicht haben kann, wenn man von mir einen ganz bestimmten Glauben erwartet? Bin ich dann kein richtiger Christ?

Der Heilige Geist ist in uns? Was ist, wenn ich davon überzeugt bin: Ja, ich bin ein geistlicher Mensch? Ja, wir haben in unserer Gemeinde den Heiligen Geist? Bin ich dann nicht eingebildet? Sind wir dann nicht Pharisäer, wie sie in der Bibel stehen?

Ob wir zweifeln und kritisch fragen oder ob wir einen starken Glauben haben: Wir brauchen alle Gottes Erbarmen. So rufen wir zu dir, Gott:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Jesus Christus sagt in der Bergpredigt: „Selig sind die geistlich Armen.“ Selig sind, die arm sind an Heiligem Geist. Selig sind, die mit leeren Händen vor Gott stehen. Selig sind die Zweifler, denn Gott nimmt sie ernst. Selig sind die Verzweifelten, denn Jesus hat ihre Verzweiflung am eigenen Leibe gespürt. Selig sind Fromme und Gottlose, wenn sie spüren, dass sie Gottes Liebe brauchen.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, du bist der Vater, der Schöpfer, der Allmächtige über uns. Doch ohne deinen Heiligen Geist bezweifeln wir deine Allmacht, zweifeln wir an einer guten Schöpfung, nehmen wir nicht wahr, dass du väterlich und mütterlich für uns da bist.

Gott, du bist unser Bruder geworden in Jesus Christus. Doch ohne deinen Heiligen Geist könnte Jesus für uns auch nur ein guter Mensch sein, der aber leider gescheitert ist.

Darum schenke uns deinen Heiligen Geist. Schenke uns das Vertrauen zu dir als Vater und Mutter. Zu dir als Bruder Jesus, als Schwester Geist. Lass uns auch darauf vertrauen, dass wir in einer guten Schöpfung leben und auch selber zu deinen wunderbar geschaffenen Werken gehören. Darum bitten wir dich im Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Die Kinder gehen nun nach unten – heute zum Brotbacken mit Ralf Volgmann. Viel Erfolg und viel Spaß dabei! Und wir hier in der Kirche hören einen weiteren Satz aus der Sonate von Jean Baptiste Loeillet de Gant.

Wir hören die Pfingstlesung aus der Apostelgeschichte 2, 1-18:

1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander.

2 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen.

3 Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen,

4 und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel.

6 Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

7 Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa?

8 Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache?

9 Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien,

10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom,

11 Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden.

12 Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?

13 Andere aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll von süßem Wein.

14 Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und laßt meine Worte zu euren Ohren eingehen!

15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage;

16 sondern das ist’s, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist:

17 »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben;

18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.«

Herr, dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen das Lied 129:

1) Freut euch, ihr Christen alle, Gott schenkt uns seinen Sohn; lobt ihn mit großem Schalle, er sendet auch vom Thron des Himmels seinen Geist, der uns durchs Wort recht lehret, des Glaubens Licht vermehret und uns auf Christus weist.

2) Er lässet offenbaren als unser höchster Hort uns, die wir Toren waren, das himmlisch Gnadenwort. Wie groß ist seine Güt! Nun können wir ihn kennen und unsern Vater nennen, der uns allzeit behüt‘.

3) Verleih, dass wir dich lieben, o Gott von großer Huld, durch Sünd dich nicht betrüben, vergib uns unsre Schuld, führ uns auf ebner Bahn, hilf, dass wir dein Wort hören und tun nach deinen Lehren: das ist recht wohlgetan.

4) Von oben her uns sende den Geist, den edlen Gast; der stärket uns behende, wenn uns drückt Kreuzeslast. Tröst uns in Todespein, mach auf die Himmelstüre, uns miteinander führe zu deinem Freudenschein!

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Zur Predigt am Pfingstsonntag hören wir 1. Korinther 2, 11-16. Paulus schreibt:

11 Welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.

12 Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.

13 Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen.

14 Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.

15 Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt.

16 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen« ? Wir aber haben Christi Sinn.

Liebe Gemeinde!

Wir haben Christi Sinn, in der katholischen Einheitsübersetzung steht: wir haben Christi Geist – ein starkes Wort, ein gefährliches Wort, ein Wort, das man leicht missverstehen kann, ich sprach schon vorhin davon.

Ich kenne Christen, die stehen zum Beispiel bei der Partnersuche unter Druck, weil Glaubensgeschwister ihnen sagen: Ein Christ darf nur jemanden heiraten, der auch „geistlich“ ist. Fragt man nach, was damit gemeint ist, wird gesagt: Ein geistlicher Mensch glaubt an Jesus als seinen persönlichen Heiland, er betet mit dem Partner zusammen und geht in die Kirche. Aber bin ich ohne Heiligen Geist, wenn ich auf der Suche nach meinem eigenen Glauben bin und kritische Fragen zur Bibel stelle? Bin ich kein Christ, wenn ich nicht gemeinsam mit dem Partner beten möchte, weil mein persönliches Gebet nur eine Sache zwischen mir und Gott ist? Oder weil ich meinen Partner nicht mit meinem Wunsch nach einem gemeinsamen Gebet unter Druck setzen möchte?

Jesus hat die Menschen nicht in richtige und falsche Gläubige eingeteilt. Dem Pharisäer mit seinem starken Glauben hat er den Zöllner vorgezogen, der Gott gegenüber nichts vorzuweisen hatte.

Auch Paulus lehnt die christliche Überheblichkeit ab. Er hat ja nie mit seinem starken Glauben geprahlt, sondern lieber mit seiner Schwachheit, in der er Kraft von Gott bekommt. Trotzdem sagt Paulus selbstbewusst: Wir haben den Geist Christi! Niemand außer uns selbst darf darüber urteilen! Damit lehnt Paulus jede fromme Selbstgerechtigkeit ab. Niemand, kein Pfarrer, kein Bischof, keine Inquisition, darf über den Glauben eines anderen Menschen ein Urteil fällen.

Wenn das klar ist, können wir weiterfragen: Was meint Paulus damit, dass wir den Geist haben? Paulus geht von der nüchternen Tatsache aus, dass man keine Gedanken lesen kann:

11 Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.

Unser Bewusstsein von uns selbst ist unmittelbar nur uns selbst zugänglich. Nur was wir nach außen dringen lassen, durch Worte und Taten, durch Gesten und Gesichtsausdruck, das können andere Menschen von uns erkennen – und nicht immer nimmt man uns so wahr, wie wir wirklich sind.

Gottes Gedanken sind erst recht zu hoch für uns – schon wegen des gewaltigen Größenunterschieds. Nur er selbst ist sich seiner selbst bewusst, und wir erkennen von ihm, was er uns offenbart – durch Propheten- und Bibelworte und durch die Begegnung mit Jesus.

Trotzdem haben wir den Geist – sagt Paulus. Wenn das wahr wäre! Wir hätten ein Stück vom Selbstbewusstsein Gottes! Wir könnten Einblick nehmen in die Gedanken Gottes, von innen! Meint Paulus das so? Er sagt:

12 Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.

Paulus redet wirklich von dem Geist, der aus Gott stammt, im Unterschied zum Geist der Welt. Allerdings: der Geist Gottes versetzt uns nicht – bildlich gesprochen – mitten in Gottes Gehirn, dann säßen wir ja plötzlich auf dem himmlischen Thron und wären für die ganze Welt verantwortlich. Nein, das wäre für uns viele Nummern zu groß. Die kleine Portion vom Geist Gottes, die wir bekommen, ist bekömmlicher für uns, und zwar, wie Paulus sagt:

… dass wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.

Was wir Gott verdanken, wozu uns Gott herausfordert, die Ziele und die Kraft, die er uns schenkt, seine Liebe zu uns und das Vertrauen zu ihm – dafür öffnet uns der Geist die Augen. Ich glaube: wir haben Gottes Geist, wenn wir wissen, was wir ihm verdanken.

Andere Weisheitslehrer, damals wie heute, machen aus dem geistlichen Leben oft eine fromme Leistung. Da muss man spirituelle Kurse oder Fastenkuren mitmachen, Gebets- und Meditationsübungen auf sich nehmen, einen bestimmten Wissens- oder Glaubensstand erreichen. Paulus aber sagt einfach:

13 Und davon reden wir auch nicht mit Worten, wie sie menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen.

Leicht überhört man die Provokation, die in diesem Satz liegt: Wir „deuten geistliche Dinge für geistliche Menschen.“ Das heißt ja: Ihr habt längst den Geist – merkt es doch endlich! Kein Mensch ist ohne den Heiligen Geist – man muss sich nur darauf einlassen! Alle sind von Gott geliebt – darum kann jeder die Bindungen aufgeben, die ihn fesseln und kaputtmachen. Paulus weiß:

14 Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich beurteilt werden.

Der natürliche Mensch, wie ihn Paulus sieht, will sich nichts schenken lassen, ist zu stolz, um liebebedürftig zu sein oder Hilfe anzunehmen. Er nimmt sich lieber selber, als um etwas zu bitten, und bleibt lieber einsam, als zu vertrauen.

Umgekehrt: Wer etwas annehmen kann, Hilfe, Liebe, Vergebung, in dem verändert sich eine Menge, dessen Bewusstsein wird anders, der lässt sich erfüllen von einem anderen Geist, vom Heiligen Geist. Anders gesagt: Ein geisterfüllter Mensch ist wie ein offenes Gefäß für Gottes Liebe.

Das bringt mich auf einen weiteren Gedanken: Vom Geist erfüllt sind wir für Gott auch wie ein offenes Buch, in dem Gott mit liebevollen Gedanken liest. Wir haben den Geist, indem der Geist uns hat. Wir erkennen, was Gott uns schenkt, indem wir uns im Licht von Gottes Liebe besser verstehen. Denn Gott kennt unsere Gedanken. Er versteht uns von innen heraus. Manchmal besser, als wir selbst uns verstehen – weil er liebevoll auch die Dinge wahrnimmt, die uns peinlich sind und die wir sogar vor dem eigenen Selbstwertgefühl lieber verbergen.

Darum kann Paulus sagen:

15 Der geistliche Mensch aber beurteilt alles und wird doch selber von niemandem beurteilt.

Wir haben den Geist, das heißt nicht: Wir sind besonders fromm oder außerordentlich heilig. Sondern: nur Gott kann uns wirklich beurteilen. Und wenn er uns vergibt und wir das in uns wirken lassen, dann sind wir runderneuerte Menschen, die kein Urteil eines anderen Menschen mehr fürchten müssen!

Darum hat kein Mensch das Recht, über einen anderen zu sagen, dass er verdammt ist. Denn der Geist Gottes ist ein Geist der Liebe. Er will, dass alle gerettet werden. Das ist so unbegreiflich, dass auch manche Christen es oft vergessen.

16 Denn »wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen«? Wir aber haben Christi Sinn.

Es gehört zur Eigenart des Geistes Christi, dass er kein exklusiver Geist ist. Wer ihn hat, gönnt ihn auch allen anderen. Der Heilige Geist ist für alle da. Für Menschen aller Völker und aller Religionen, für Verzweifelte und für Zweifler, für Bauchmenschen und für Kopfmenschen, für fromme Beter und für nüchterne Rechner. Das ist die Botschaft von Pfingsten – der Geist ist in uns und wirkt hinaus in die Welt! Er ist etwas sehr Persönliches und trotzdem etwas nicht nur Privates. Gottes Geist beschenkt uns und macht uns zu Schenkenden. Wo wir Christen wirklich Gottes Geist haben, da bedrohen wir niemanden in der Welt, sondern wir dienen dem Frieden. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen aus dem Lied 134 die Strophen 1, 2, 5 und 7:

1) Komm, o komm, du Geist des Lebens, wahrer Gott von Ewigkeit, deine Kraft sei nicht vergebens, sie erfüll uns jederzeit; so wird Geist und Licht und Schein in dem dunklen Herzen sein.

2) Gib in unser Herz und Sinnen Weisheit, Rat, Verstand und Zucht, dass wir anders nichts beginnen als nur, was dein Wille sucht; dein Erkenntnis werde groß und mach uns von Irrtum los.

5) Wird uns auch nach Troste bange, dass das Herz oft rufen muss: „Ach mein Gott, mein Gott, wie lange?“ o so mache den Beschluss; sprich der Seele tröstlich zu und gib Mut, Geduld und Ruh.

7) Herr, bewahr auch unsern Glauben, dass kein Teufel, Tod noch Spott uns denselben möge rauben. Du bist unser Schutz und Gott; sagt das Fleisch gleich immer Nein, lass dein Wort gewisser sein.

Abkündigungen

Gott, du bist es, der uns bewahrt in Freude und Leid, der uns führt durch leichte und schwere Entscheidungen, der uns erfüllt mit dem Geist der Liebe. Im Namen aller, die davon etwas spüren, sage ich dir Lob und Dank dafür!

Für alle, die Schwierigkeiten mit diesem Geist haben, die sich nicht trauen zu vertrauen, bete ich mit den Worten eines Gebetes von Jörg Zink, das letzte Woche auf der Pfarrkonferenz mich persönlich sehr angerührt hat.

Mein Gott, ich klage dir meinen Zustand und rede von dir und fühle mich dennoch verlassen. Ich möchte dir vertrauen und ängstige mich dennoch. Ich rede zu dir und weiß doch nicht, ob du mich hörst. Ich möchte deinen Willen erfüllen und weiß doch nicht, was ich tun soll. Ich weiß, dass du mich führst, und sehe dennoch keinen Weg. Ich weiß, dass mein Geschick von dir kommt, und kann es nicht annehmen. Ich weiß, dass du mir Licht zugedacht hast, und versinke in meinen dunklen Gedanken. Ich weiß, dass du mir Freiheit bestimmt hast, und fühle mich dennoch gefangen. Ich weiß, dass dein Zeitplan anders ist als der meine, und habe dennoch keine Geduld.

Es ist leer in mir!

Ich wiederhole die Worte, die ich früher einmal verstanden hatte: „Ich weiß, dass du mich nicht verlassen wirst.“

Nein, mein Gott, ich weiß es nicht. Ich glaube es. Ich möchte es glauben. Hilf mir! Amen.

In der Stille bringen wir vor dich, Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser

Zum Schluss singen wir das Lied 171:

Bewahre uns, Gott, behüte uns Gott

Und nun lasst uns mit Gottes Segen in den Sonntag gehen – wer möchte, ist im Anschluss noch herzlich zum Beisammensein mit Kaffee oder Tee im Gemeindesaal eingeladen.

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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