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Aufreißer des Himmels – Macht die Tore weit!

Der Himmel wird nicht wirklich zerstört, wenn Gott ihn aufreißt wie ein Tuch. Er wird lediglich durchlässig, bekommt ein großes Tor. Wenn Gott in unser Leben kommt, dann kommt er mit seiner allmächtigen Liebe. Es ist die mächtigste Tat der Liebe, die Gott sich ausdenken konnte: selbst ein Kind zu werden, verletzbar und voller Gefühle und Bedürfnisse wie wir alle.

Ein Reißverschluss öffnet den blauen Wolkenhimmel, hinter dem Feuer zu sehen ist
Ob so der Himmel aufgerissen werden kann? (Bild: Alexas_FotosPixabay)
direkt-predigtAbendmahlsgottesdienst am 2. Adventssonntag, 4. Dezember 2005, 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Ich begrüße – auch im Namen unseres Kirchenchors – alle herzlich am 2. Advent zum Abendmahlsgottesdienst in der Pauluskirche mit dem Wort zur kommenden Woche aus dem Evangelium nach Lukas 21, 28:

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Ist es Erlösung, die wir im Advent erwarten? Die Kinder warten aufs Christkind – befreiend kann es auch sein, vom Warten erlöst zu sein – aber worauf warten Jugendliche und Erwachsene? An Weihnachten auf Geschenke – und sonst? Wer um seine berufliche Zukunft bangt, wartet vielleicht auf eine Arbeitsstelle, einen Ausbildungsplatz, auf die Besserung der wirtschaftlichen Lage. Wer krank ist, wartet auf Genesung. Erlösung kann viele Gesichter haben. In diesem Gottesdienst geht es um Menschen, die auf Erlösung in welcher Gestalt auch immer hoffen. Die Botschaft des Advent lautet: Ihr hofft nicht vergeblich – machet die Tore weit, denn der Erlöser kommt!

Der Chor singt als erstes das Lied „Machet die Tore weit!“
Machet die Tore weit
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten den Psalm 96. Sie finden ihn im Gesangbuch unter der Nr. 738. Ich lese die nach rechts eingerückten, Sie bitte die linksbündigen Verse:

Singet dem Herrn, alle Welt!

1 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!

2 Singet dem HERRN und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil!

3 Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern!

9 Betet an den HERRN in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle Welt!

Sagt unter den Heiden: Der HERR ist König.

10 Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.

11 Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist;

12 das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen alle Bäume im Walde

13 vor dem HERRN: denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich.

Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Gott, was können wir von dir erwarten, wenn du in unser Leben kommst? Bist du da mit deiner Hilfe, wenn wir dich brauchen? Können wir auf deine Gerechtigkeit bauen? Müssen wir vor deiner Strafe Angst haben, wenn du uns im Jüngsten Gericht zur Rechenschaft ziehst für unsere Taten und Untaten? Wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Freigebiger Gott – du umsorgst uns mit Luft und Liebe, mit Begabungen und dem täglichen Brot, dir verdanken wir unser Leben. Nichts davon ist selbstverständlich, doch alles das dürfen wir von dir erwarten, erbitten und als Geschenk empfangen.

Gerechter Gott – du setzt uns gute Grenzen und erwartest von uns, dass wir uns vor dir verantworten, damit wir nicht auf die schiefe Bahn geraten, nicht ins eigene Unglück rennen und nicht andere ins Unglück stürzen.

Barmherziger Gott – wir vertrauen darauf, dass du Übeltäter zur Rechenschaft ziehst und uns neu anfangen lässt, wenn wir falsche Wege gegangen sind.

Das alles dürfen wir von dir erwarten, Gott: Freigebigkeit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit!

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist gross Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende“.

Der Herr sei mit euch „und mit deinem Geist.“

Gott, der du die Liebe bist, komm zu uns als Mensch aus Fleisch und Blut in Jesus Christus! Lass uns spüren, dass du in Jesus wirklich unser Bruder wirst und unser Schicksal mit uns teilst! Darum bitten wir dich Namen Jesu Christi, unseres Herrn. „Amen.“

Wir hören den heutigen Predigttext aus dem Buch Jesaja 63, 15-19 und 64, 1-3:

15 So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich.

16 Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater; „Unser Erlöser“, das ist von alters her dein Name.

17 Warum lässt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind!

18 Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.

19 Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde. Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen,

1 wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kund würde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten,

2 wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten – und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! –

3 und das man von alters her nicht vernommen hat. Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Glaubensbekenntnis

Wir singen das Lied 7:

1. O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf. Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.

2. O Gott, ein Tau vom Himmel gieß, im Tau herab, o Heiland, fließ. Ihr Wolken, brecht und regnet aus den König über Jakobs Haus.

3. O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, dass Berg und Tal grün alles werd. O Erd, herfür dies Blümlein bring, o Heiland, aus der Erden spring.

4. Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, darauf sie all ihr Hoffnung stellt? O komm, ach komm vom höchsten Saal, komm, tröst uns hier im Jammertal.

5. O klare Sonn, du schöner Stern, dich wollten wir anschauen gern; o Sonn, geh auf! Ohn deinen Schein in Finsternis wir alle sein.

Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Liebe Gemeinde, wenn Gott in unser Leben kommt, woher kommt er dann? Vom Himmel natürlich, aber dieser Himmel ist nicht ein Ort im Weltall, sondern größer und höher als alles, was wir kennen. „Schau nun vom Himmel!“ Diese Bitte ist also nicht an einen alten Mann mit langem Bart gerichtet, der hinter einer Wolke hervorguckt, sondern an die unendliche große Schöpfermacht, aus der unser ganzes Universum hervorgegangen ist. Es gehört zu den wunderbaren Einsichten der Bibel, dass dieser Urgrund der Welt kein unpersönliches, kaltes Prinzip ist, sondern ein persönlich ansprechbarer Gott. Wir müssen ihn nicht einmal mit „Sie“ anreden, sondern dürfen ihn duzen, dürfen von ihm und mit ihm reden wie mit einem Menschen, der uns vertraut ist und dem wir zugleich mit Respekt begegnen.

Gott kommt in unser Leben also aus einer Höhe, die wir von uns aus niemals erreichen können, aber er ist kein Gott, der sich im Himmel abkapselt, sondern wir dürfen ihn darum bitten, dass er uns hier unten auf unserer Erde wahrnimmt: „Sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung!“

„Kuck doch mal, wie es uns geht!“ mit dieser Aufforderung an Gott beginnt der Text aus dem Jesajabuch, den wir vorhin schon gehört haben. Der Prophet betet so in einer der schlimmsten Zeiten des Volkes Israel. Der Staat Israel ist zerschlagen, die Hauptstadt Jerusalem und der Tempel zerstört, das Volk der Juden nach Babylon verbannt. „Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.“ Wenn der Prophet von einer kurzen Zeit redet, dann hat er die Hoffnung noch nicht verloren, dass alles wieder gut wird. Aber wie lange das noch dauern wird, kann er zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Für ihn und das Volk ist die Lage schlicht verzweifelt: „Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde.“ Vielleicht fühlen sich heute Menschen ähnlich, die nicht mehr an Gott glauben können, die ihren Kinderglauben verloren haben oder die überhaupt nicht hineinwachsen konnten in ein Gottvertrauen, das ihnen Halt und Geborgenheit gibt.

In dieser Situation fragt der Prophet Gott sehr direkt, warum er sich nicht stärker für sein Volk einsetzt: „Wo ist nun dein Eifer und deine Macht?“ Sind die Israeliten Gott nicht mehr so wichtig? Oder ist er nicht mächtig genug, um helfen zu können? Der Prophet zweifelt zwar nicht an Gottes Liebe, aber mitten in Gottes Barmherzigkeit spürt er eine Härte, die er ihm offen vorhält: „Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich.“

Was haben wir von einem lieben Gott, der uns mit Härte begegnet, dessen Hilfe wir nicht spüren? Der Prophet in Babylon lässt nicht locker und redet Gott mit zwei Namen an, die im Alten Testament nur selten vorkommen: „Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, HERR, bist unser Vater; „Unser Erlöser“, das ist von alters her dein Name.“ Jesaja spricht Gott als den Erlöser seines Volkes an, als einen Vater, der seine Kinder kennt, für sie verantwortlich ist und sie aus ihrem Schlammassel herausholt. So vertrauensvoll hat später auch Jesus den Vater im Himmel angesprochen. Und auch für uns ist Gott einer, der unsere Probleme ernstnimmt, der weiß, womit wir uns abplagen und wo wir an Grenzen stoßen. Wie eine Tochter oder ein Sohn ihren Vater anrufen und mit allen Sorgen zu ihm kommen, so dürfen wir jederzeit Gott anrufen.

Aber was meint der Prophet mit dem Satz: „denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht“? Früher war es in Israel üblich gewesen, vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs zu sprechen, aber dem Propheten in Babylon ist der Gott der Väter fremd geworden; die Stammväter des Volkes kannten ja keine Situation wie die jetzige, dass Gott sich scheinbar ganz von seinem Volk abgewendet hätte. Daraus hätte der Prophet in Babylon den Schluss ziehen können: Will Gott mit uns nichts mehr zu tun haben, dann wollen wir auch ihn nicht mehr als unseren Gott. Dann suchen wir uns eben andere Götter! Oder wie moderne Menschen es oft tun: Dann gibt es Gott für uns gar nicht mehr. Das alles tut der Prophet nicht. Er wendet sich sogar noch direkter an Gott, noch vertrauensvoller, nicht auf dem Umweg über die früheren Glaubensväter, sondern im direkten Gebet zu Gott, dem Vater.

Und diesen Vatergott geht der Prophet recht hart an. Er fragt ihn: „Warum lässt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten?“ Ja, wieso lässt Gott es zu, dass wir uns zumachen für seine Liebe, für seine Gebote?

Aber darf man so mit Gott reden? Ist das nicht ein offener Vorwurf an Gott? Macht der Prophet ihn nicht verantwortlich für das eigene Versagen?

Ich denke: Es gehört zum Wunderbarsten, was in der Bibel steht, dass wir in der Tat so zu Gott reden dürfen. Gott hält das aus. Und gerade wenn wir so zu Gott reden, halten wir ja an Gott fest und bleiben wir von Gott gehalten. Und noch schöner finde ich die nächsten Bitte an Gott: „Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind!“

Der Prophet bittet Gott darum, umzukehren. Eigentlich weiß er, dass wir zu Gott umkehren müssten. Aber wenn wir das doch nicht schaffen? Wenn wir zu verbohrt sind, wenn wir zu sehr verrannt sind in falsche Wege und Sackgassen? Dann gibt es nur den einen Ausweg: Gott muss uns entgegenkommen, damit wir zu ihm umkehren können.

Und wie könnte das aussehen, wenn Gott vom Himmel her in unser Leben kommt?

Der Prophet in Babylon stellt sich das sehr dramatisch vor: „Ach dass du den Himmel zerrissest und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen, wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, dass dein Name kund würde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten – und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen! – und das man von alters her nicht vernommen hat.“

Diese Bilder können uns einen Schreck einjagen. Der Prophet scheint sich so etwas zu wünschen wie einen gewaltigen Vulkanausbruch, bei dem die Erde selbst Feuer fängt wie bei einem Waldbrand und sich in Lava verflüssigt wie siedendes Wasser. Dann, so denkt er, müssten die Völker, die jetzt noch so stark gegen das kleine Volk der Juden auftreten, vor Angst zittern und Respekt vor dem Namen Gottes bekommen.

Aber muss wirklich so viel kaputtgehen, wenn Gott auf die Erde kommt?

Der Himmel wird ja nicht wirklich zerstört, wenn Gott selber ihn aufreißt wie ein Tuch. Nein, er wird lediglich durchlässig, er bekommt sozusagen ein großes Tor, Gott selber tut, wovon wir im Lied singen: „Machet die Tore weit!“ Der Himmel verliert seine Undurchdringlichkeit, Gott selber fährt zu uns herab, und auch davon haben wir gesungen:

„O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf. Reiß ab vom Himmel Tor und Tür, reiß ab, wo Schloss und Riegel für.“

Vielleicht geht es auch beim Zerfließen der Berge, die in den Himmel ragen, nicht wortwörtlich um eine Weltkatastrophe, sondern um eine Einsicht: Mächtiger als die höchsten Berge und die stärksten Mächte auf Erden ist der, der die Berge erschaffen hat. Es geht vielleicht gar nicht um Berge draußen in der Landschaft, die sich verflüssigen sollen, sondern um den Hass zwischen Menschen, um die Angst, die uns daran hindert, offen auf andere Menschen zuzugehen. Vielleicht geht es um die Erlösung von unserer Schuld, die uns wie mit Stahlklammern an die Vergangenheit fesselt. Vielleicht geht es um die Auflösung tiefsitzender Minderwertigkeitsgefühle und Selbstzweifel. Auch ein falscher Stolz und die Verachtung anderer Menschen kann unsere Seele so hart machen wie Granit. Um solche verfestigten Gesteinsformationen unserer Seele aufzuweichen oder sie sogar zum Schmelzen zu bringen, reicht unsere menschliche Macht nicht aus. Eine sehr mächtige Liebe ist dazu notwendig, eben Gottes Liebe. Wenn Gott den Himmel aufreißt und in unser Leben kommt, dann kommt er mit seiner allmächtigen Liebe.

Ja, es gibt Liebe in der Welt. Gott reißt den Himmel auf und will seine Liebe bei uns Wurzeln schlagen lassen. Davon redet der Prophet Jesaja in so furchterregenden Bildern: „Ach dass … die Völker vor dir zittern müssten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten.“ Wieso ist es etwas Furchtbares, wenn Gott mit seiner Liebe zu uns auf die Erde kommt?

Es kann weh tun, wenn wir Liebe an uns heranlassen. Wenn Gefühle, wenn Wünsche in uns wach werden, die lange wie eingefroren waren, dann melden sich auch alte Schmerzen, Ängste, Traurigkeiten, die wir verdrängen mussten, weil sie uns unerträglich schienen. Sollen wir Vertrauen wagen, auf die Gefahr hin, eventuell doch enttäuscht zu werden, vielleicht zum wiederholten Male? Ich verstehe sehr gut, wenn manche Menschen sehr vorsichtig sind, bevor sie Vertrauen wagen und sich auf Liebe einlassen.

Trotzdem gibt es für den Propheten in Babylon zu diesem Gott, der sich mit seiner Liebe unter die Menschen mischt, keine Alternative. Er meint es wirklich gut mit uns Menschen. „Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren.“

Wir Christen warten ähnlich wie die Juden auf diesen Gott, der den Himmel aufreißt und sich unter uns Menschen mischt. Aber anders als die Juden wissen wir konkreter, worauf wir da warten: Nämlich auf die Geburt Gottes in einem Kind, in Jesus Christus. Es ist die mächtigste Tat der Liebe, die Gott sich ausdenken konnte: selbst ein Kind zu werden, verletzbar und voller Gefühle und Bedürfnisse wie wir alle. Das Kind, das in Bethlehem geboren wird, dieser Jesus, der auch als erwachsener Mann nicht aufhört, die Kinder zu verstehen und kindlich auf Gott zu vertrauen, er macht uns Mut, offen zu werden auch für das Kind, das in uns lebt, für alles in uns, was menschlich fühlt und sich nach Liebe sehnt. Gott schenkt uns Liebe, ganz umsonst. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.

Wir singen das Lied 8:

1) Es kommt ein Schiff geladen bis an sein‘ höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort.

2) Das Schiff geht still im Triebe, es trägt ein teure Last; das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.

3) Der Anker haft‘ auf Erden, da ist das Schiff am Land. Das Wort will Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt.

4) Zu Bethlehem geboren im Stall ein Kindelein, gibt sich für uns verloren; gelobet muss es sein.

Nun feiern wir am ersten Sonntag im Dezember das heilige Abendmahl miteinander. Wer daran teilnehmen will, kommt nachher nach vorn in den Abendmahlskreis, die anderen bleiben auf ihrem Platz sitzen und gehören auch so zu unserer Gemeinschaft dazu.

Heiliger Gott, du reißt den Himmel auf und kommst zu uns. Lass uns aufrecht vor dir stehen, lass uns vor dir verantworten, was wir getan haben, Gutes und Böses, lass uns vertrauen auf deine Vergebung. Du vergibst unsere Schuld und nimmst von uns auch die Schuld, die wir stellvertretend für andere tragen.

Heiliger Gott, du siehst, was dunkel und unvollkommen ist in unserem Leben. Du siehst unsere Angst und Verzweiflung. Du siehst, wie eng und hart und verschlossen unser Herz oft ist. Lass dein Licht in unser Herz leuchten und schließe es auf für deine Liebe. In der Stille breiten wir vor dir aus, was uns belastet.

Beichtstille

Wollt Ihr die Tore und Türen eures Herzens öffnen und Gottes Liebe und Vergebung annehmen, so sagt laut oder leise oder auch still im Herzen: Ja!

Auf euer aufrichtiges Bekenntnis spreche ich euch die Vergebung eurer Sünden zu – im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der Herr sei mit euch. „Und mit deinem Geiste.“

Erhebet eure Herzen! „Wir erheben sie zum Herren.“

Lasset uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott. „Das ist würdig und recht.“

Würdig und recht ist es, zu dir umzukehren, zu einem Gott, der bereit ist, zu uns umzukehren. Würdig und recht ist es, die Tore und Türen unseres Lebens weit für dich aufzumachen, für einen Gott, der die Tore des Himmels aufreißt, um in einem Kind zur Welt zu kommen. Zu dir rufen wir und preisen dich, Heiliger Gott:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth; alle Lande sind seiner Ehre voll. Hosianna in der Höhe. Gelobet sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe.

Vater unser und Abendmahl

So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die auf ihn vertrauen, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Geht hin im Frieden. Amen.

Wir singen aus dem Lied 1 die Strophen 1, 3 und 5:

1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt; derhalben jauchzt, mit Freuden singt: Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.

3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn, bringt mit sich lauter Freud und Wonn. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster früh und spat.

5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.

Lasst uns beten!

Danke, heiliger Gott, für alles, was du uns schenkst! Lass uns nun gestärkt hinausgehen in unser Leben am Sonntag und Alltag und lass uns jeden Tag die guten Schritte tun, die uns möglich sind. Lass uns nie vergessen: Dein Himmel ist offen, er ist aufgerissen, du bist auf dem Weg zu uns, jeden Tag neu, alle Jahre wieder. Wie schön ist es, zu wissen: Du lässt uns nicht allein!

Insbesondere beten wir heute für ein verstorbenes Mitglied unserer Paulusgemeinde: für Frau …, die wir in der vergangenen Woche im Vertrauen auf die Auferstehung der Toten und die Erlösung durch Jesus Christus kirchlich bestattet haben. Stehe den Angehörigen auf ihrem Weg der Trauer zur Seite und lass sie die Hilfe finden, die sie brauchen. Amen.

Chorgesang: Singet all in hellem Tone und gebt Ehr zu aller Zeit
Abkündigungen und Segen

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