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Liebe baut auf Vertrauen und Hoffnung

Nach dem Hohenlied der Liebe des Paulus ist Liebe mit Vertrauen und Hoffnung verbunden. Das kleine Ich muss nicht aus Angst vor Bindung auf Liebe verzichten und verzweifelt Ersatz für Liebe suchen. In der Ehe werden aus zwei kleinen Ichs ein Ich und ein Du. Aus zwei Singles wird ein Ehepaar, ein neues Wir, das es vorher noch nicht gab.

Zwei Pilze stehen im grünen Gras nebeneinander, deren Hüte zusammengewachsen sind.
Aus zwei Singles wird ein neues Wir (Bild: Krzysztof Niewolny auf Pixabay)
Einzug in die Kirche mit Orgelmusik

Herzlich willkommen in unserer Kirche, liebe … und lieber …! Herzlich willkommen heiße ich auch alle Hochzeits­gäste! Zwei trauen sich, sich trauen zu lassen, das ist aufregend und schön – Grund genug, um dankbar zu sein. So beginnen wir den Hochzeitsgottesdienst mit dem Lied „Danke“.

Lied 334, 1-4: Danke für diesen guten Morgen

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gott, du gibst das Licht. Du gibst uns das Leben. Du gibst deine Liebe für alles, was lebt auf Erden.

Gott, wir danken dir für den bisherigen Lebensweg von … und … . Sie sind daran gewachsen, dass andere Men­schen ihr Leben mitgeprägt haben. Von weit her sind beide gekommen, hart gearbeitet und viel gelernt haben sie, um in der neuen Heimat in Deutschland Fuß zu fassen.

Gott, wir danken dir auch, dass der Glaube an dich in dieser Familie nicht unter­gegangen ist. Was viele Jahre hindurch nicht öffentlich in der Kirche, sondern nur in heimlichen Versammlungen möglich war, Gottes­dienst feiern, Kinder taufen, zu dir beten und Loblieder singen, das hat Früchte getragen.

Gott, segne heute das Ehepaar … und …, dass die Liebe in ihren Herzen niemals aufhört, sondern wächst, Tag für Tag. Lass die Familie, die sie gründen möchten, gesegnet sein und unter dei­nem Segen bleiben. Amen.

Liebe … und lieber …, liebe Hochzeitsgäste!

Wer eine Ehe schließt, lässt sich auf ein Wagnis ein. Zwei Menschen riskieren sich ganz und gar, wagen ihr Leben, vertrauen sich mit Haut und Haar dem Menschen an, den sie liebgewonnen haben und niemals zu lieben aufhören wollen. Weil beide das tun, ist es ein geteiltes Risiko, und es winkt ein großartiger Gewinn – Sie gewinnen tagtäglich und für Ihr ganzes Leben die Liebe dieses Menschen, den Sie nicht mehr loslassen wollen.

Aber ist das Risiko nicht trotzdem zu groß, sich für ein ganzes Leben an einen anderen Menschen zu bin­den? Sind unsere Gefühle nicht unberechenbar? Wir sind lebendige Menschen – mit unseren Stärken, die wir aneinander lieben, aber auch mit Schwachstellen, die uns manchmal nerven – manche davon sind uns nicht einmal bewusst.

Warum wagen wir es trotzdem, unser gemeinsames Leben auf eine so unberechenbare Basis wie die Liebe aufzubauen? Wie muss Liebe aussehen, die eine Ehe ein Leben lang tragen kann?

Ihr Trauspruch, den Sie aus der Bibel ausgesucht ha­ben, gibt darauf Antwort. Er steht im ersten Brief des Paulus an die Korinther (13, 7), und lautet:

Liebe kann ertragen: sie hat immer noch Vertrauen, hat immer noch Hoffnung, sie hält allem stand.

Tragfähige Liebe kann ertragen. Sie ist mehr als ein Gefühl, sie lässt niemals zu, dass das Denken ganz ausgeschaltet wird, und sie ist verbunden mit Verantwor­tung. Das ist der Hauptunterschied zur unverbindlichen Verliebtheit – denn Sie werden ja gefragt: Wollen Sie diesen Menschen ganz annehmen? – nicht nur in sonnigen Tagen, sondern auch wenn Stürme durchzustehen sind – nicht nur mit seiner Schokoladenseite, sondern auch mit seinen Ecken und Kanten, die sich eben nicht alle abschlei­fen…

Das funktioniert nur auf Gegenseitigkeit! Wenn im­mer nur der eine erträgt und der andere darauf pocht: Du musst mich so nehmen, wie ich bin! – dann kann es auf Dauer nicht klappen.
Darum ist Vertrauen so wichtig – diese zarte Pflanze, mit der wir sehr behutsam umgehen müssen, damit sie zwischen uns nicht zerstört wird.

Vertrauen will bewahrt sein, erfordert ein aufmerksames Eingehen auf den Menschen neben mir. Heimlichkeiten vertragen sich nicht mit dem Vertrauen, und auch unausgesprochene Vorbehalte oder ungeklärte Streitfragen können das Vertrauen unterminieren. Praktische, täglich geübte Liebe dagegen baut Vertrauen immer wieder auf – wenn wir einander zärtlich zu verstehen geben, wie wichtig wir einander sind, wenn wir niemals aufhören, über das Wesentliche miteinander zu sprechen, wenn wir uns manchmal auch ohne Wor­te einfach verstehen.

Woher wir so eine Liebe kriegen, scheint am Anfang einer Ehe eine überflüssige Frage zu sein. Sie ist einfach da – sonst würden Sie nicht Ja zueinander sagen. Aber die Ehe soll ja halten bis zu Ihrem Tod – darum dennoch die Frage: Wie können wir auf Dauer unsere Liebe bewahren, eine Liebe, die alles ertragen kann?

Für den Apostel Paulus ist die Antwort klar: Liebe ist letzten Endes ein Geschenk von Gott. Darum stellen wir eine Ehe hier in der Kirche unter Gottes Segen. Ein Segenswort ist zwar kein Zauberspruch, der Glück garantiert und jedes Unglück abwendet. Vielmehr verbindet es uns mit der Urquelle unseres Lebens, mit Gott, mit der Liebe selbst. Wenn ich Ihnen den Segen zuspreche, dann verspreche ich Ihnen etwas, was ich selbst nicht in der Hand habe, was auch Sie nicht in der Hand haben, was wir aber als Geschenk ganz umsonst und jeden Tag neu bekommen können: die Liebe Gottes, der es mit uns gut meint.

Wer von Gott geliebt ist, muss nichts und niemanden sonst fürchten – nicht einmal die Zukunft. Wir reden ja oft von der ungewissen Zukunft. Gottes Segen läßt uns dieser Zukunft mit Hoffnung entgegengehen. Liebe gibt nie die Hoffnung auf.

Wir mögen einmal an uns und unserer Liebe zweifeln – oder am Partner und seiner Liebe – aber Gott zwei­felt nicht an uns. Er steht zu uns. Er vergibt uns sogar, wenn wir versagt haben und einen neuen Anfang machen wollen. So hält die Liebe allem stand. Mit Ihrem Ja zueinander besiegeln Sie Ihre Liebe ein für allemal.

Liebe, die allem standhält, das ist eine Bindung – aber keine Fessel. Sie binden sich aneinander, indem Sie sich frei füreinander entscheiden. Dadurch gewin­nen Sie Freiheit in vielfältiger Weise:
Sie gewinnen die Weite eines Herzens, das täglich Liebe erfährt und Liebe schenken kann.

Sie gewinnen die Zuver­lässigkeit einer Familie, in der sich jeder auf den anderen verlassen kann und in der auch Kinder in Geborgenheit aufwachsen kön­nen.

Sie gewinnen nicht zuletzt die Gewissheit, dass das eigene Leben einen guten Sinn hat – das kleine Ich muss nicht aus Angst vor einer Bindung auf Liebe verzichten und verzweifelt einen Ersatz für Liebe suchen. Aus zwei kleinen Ichs werden Ich und Du. Aus zwei Singles wird ein Ehepaar, ein neues Wir, das es so vorher noch nicht gab.

So wird in Ihrer Ehe Ihr Trauspruch wahr:

Liebe kann ertragen: sie hat immer noch Vertrauen, hat immer noch Hoffnung, sie hält allem stand.

Amen.

Wir singen aus dem Lied 316 die Strophen 1, 3 und 4:

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Eh­ren, lob ihn, o Seele, vereint mit den himmlischen Chören. Kommet zuhauf, Psal­ter und Harfe, wacht auf, lasset den Lobgesang hören!

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet, der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet. In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!

4. Lobe den Herren, der sichtbar dein Leben gesegnet, der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet. Denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet.

Bevor Sie Ihr Trauversprechen ablegen, hören wir Worte des Paulus über die Liebe aus dem gleichen Kapitel 13 im 1. Korintherbrief, aus dem auch Ihr Trauspruch stammt. Paulus beschreibt dort die Liebe, mit der Gott uns trägt und die Jesus uns vorgelebt hat:

Wer liebt, ist geduldig und gütig. Wer liebt, der ereifert sich nicht, er prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Wer liebt, der verhält sich nicht taktlos, er sucht nicht den eigenen Vorteil und läßt sich nicht zum Zorn erregen. Wer liebt, der trägt keinem etwas nach; es freut ihn nicht, wenn einer Fehler macht, sondern wenn er das Rechte tut. Liebe kann ertragen: sie hat immer noch Vertrauen, hat im­mer noch Hoffnung, sie hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf. Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.

Im Vertrauen auf Gottes Segen können Sie Ihre Ehe wagen und sich gegenseitig mit Ihrer Liebe und Treue tragen, so lange Sie leben. Vor Gott und den Menschen, die heute als seine Gemeinde hier im Gottesdienst zusammengekommen sind, frage ich Sie nun:

…, wollen Sie diese … als Ihre Ehe­frau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und bösen Tagen sie nicht verlas­sen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie schei­det, so antworten Sie: „Ja!“

…, wollen Sie diesen … als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und bösen Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: „Ja!“

Nun stecken Sie einander Ihre Ringe an.

Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein. Tragen Sie Ihren Ring als Zeichen Ihrer Treue!

Geben Sie einander Ihre rechte Hand.

Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

Gott begleite Sie auf Ihrem Lebensweg, er schenke Ihnen die Liebe, die allem standhält, das Vertrauen, das nie zerbricht, die Hoffnung, die alles überwindet. Gott segne Ihr gemeinsames Leben. Amen.

Wenn Sie mögen, geben Sie einander einen Kuss!

Als kleines Geschenk Ihrer Kirchen gemeinde bekommen Sie Ihre Traubibel!

Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Trauung!

Lied 171, 1-2: Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott

Gott, der Du die Liebe bist, wir bitten dich für den gemeinsamen Lebensweg von … und … . Geh du mit ihnen auf ihrem Weg. Lass sie finden, was sie sich voneinander wünschen. Hilf ihnen, einander zu stützen und immer zusammenzuhalten. Hilf ihnen, Problemen nicht auszuweichen, sondern sie zu bewältigen, und sich dazu auch Hilfe zu suchen. Lass sie nie den Rückhalt vermissen, den Freunde oder Verwandte ihnen geben können. Hilf ihnen, auch in schlechten Zeiten nicht den Mut zu verlieren.

Du bist da, Gott, in jedem guten Wort, das Liebe und Ehrlichkeit ausspricht, das tröstet und aufrichtet. Du bist die Hand auf der Schulter, die Mut macht oder liebevoll zurechtweist, wenn wir dunkle Wege gehen. Du bist die Wärme des Herzens, die wir spüren, wenn wir uns im Arm halten oder wenn unser Mund mit Liebe küsst. Du verlässt uns nicht; hilf uns, unser Leben auf Liebe aufzubauen. Amen.

Vater unser

Der Herr segne euch und behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. Amen.

Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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