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Gott segnet uns als Guter Hirte

In der menschlichen Liebe unserer Ehe segnet uns Gott als der Gute Hirte. Und wenn es uns nicht an Liebe mangelt – was wollen wir mehr? Egoistisch wird nur, wer meint, vom Leben benachteiligt zu sein. Wer lieben kann, ist nicht nur ein Segen für seinen Ehepartner, sondern auch für andere Menschen.

Die vier Hände eines Paares fassen sich gegenseitig - von der dunklen Farbe heben sich nur die beiden Trauringe ab
Wer lieben kann, hat keinen Mangel am Wesentlichen (Bild: Felipe Augusto auf Pixabay)
Orgelvorspiel und Einzug in die Kirche

Herzlich willkommen zum Traugottesdienst von Herrn … und Frau …! Wir sind heute eine Gemeinde aus katholischen und evangelischen Christen, und es war den Brautleuten ein Anliegen, daß die Trauung auch von Geistlichen beider Konfessionen gemeinsam gestaltet wird. Deshalb stehen heute nicht nur Sie zu zweit vor dem Traualtar, sondern auch wir stehen zu zweit Ihnen gegenüber.

Wir sind heute am Beginn einer Ehe zusammen, um Gottes Segen für dieses Ehepaar zu erbitten. Das ist ein ernster, aber auch ein feierlicher, froher Anlass. Daher sind wir gemeinsam hier mit vielen Freunden und Verwandten, die mit Ihnen Ihre Hochzeit feiern wollen. Zum Feiern in der Kirche gehört auch die Musik und das Singen. Wir beginnen nun mit dem ersten Lied auf dem Liedblatt (Evangelisches Gesangbuch 322):

1. Nun danket all und bringet Ehr, ihr Menschen in der Welt, dem, dessen Lob der Engel Heer im Himmel stets vermeldt.

2. Er gebe uns ein fröhlich Herz, erfrische Geist und Sinn und werf all Angst, Furcht, Sorg und Schmerz ins Meeres Tiefe hin.

3. Er lasse seinen Frieden ruhn auf unserm Volk und Land; er gebe Glück zu unserm Tun und Heil zu allem Stand.

4. Er lasse seine Lieb und Güt um, bei und mit uns gehn, was aber ängstet und bemüht, gar ferne von uns stehn.

Einleitung (katholischer Kaplan)
Gebet (evangelischer Pfarrer)

Lasst uns beten mit einem alten Gebet, das Sie selbst sich für Ihre Trauung gewünscht haben:

Gott, gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
gib mir die Gelassenheit, zu ertragen, was ich nicht ändern kann,
und gib mir die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.

Ansprache (katholischer Kaplan)
Orgelzwischenspiel

Lasst uns beten mit den Worten des 23. Psalms:

1 Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, / mir wird nichts mangeln.

2 Er weidet mich auf einer grünen Aue / und führet mich zum frischen Wasser.

3 Er erquicket meine Seele. / Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, / fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, / dein Stecken und Stab trösten mich.

5 Du bereitest vor mir einen Tisch / im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl / und schenkest mir voll ein.

6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, / und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

Liebe Frau und lieber Herr …, liebe Hochzeitsgäste!

Wir haben die Worte des Psalms gehört, die Sie sich als Ihren Trauspruch ausgesucht haben:

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.

Das ist der Beginn eines Gebets, das aus einer früheren Zeit, 3000 Jahre vor der unsrigen, zu uns herübergekommen ist, und das heute noch, genau wie damals, die Herzen der Menschen anspricht.

„Der Herr ist mein Hirte“, was mag das bedeuten, heute, in einer Zeit, in der die meisten Menschen keine Schafhirten mehr zu Gesicht bekommen? „Mir wird nichts mangeln“, was mag das bedeuten, heute, am Tag Ihrer Trauung, an dem Sie von Glückwünschen für Ihre Zukunft nur so überschüttet werden?

„Mir wird nichts mangeln“, das ist ein Spruch, dem viele widersprechen würden. Wer kann das sagen: „Mir wird nichts mangeln“? Wer weiß denn, was auf ihn zukommt? Wer weiß schon, ob er nie Mangel leiden wird? Wie viele Menschen gibt es, die ihre Gesundheit verlieren, die mit dem Leben nicht mehr zurechtkommen, die zeitlebens behindert sind. Und wenn man‘s genau nimmt, wird wohl niemand unter uns sein, der nicht irgendwo auch einen Mangel anzeigen könnte. Kaum jemand würde sagen: Ich habe genug Geld! Oder: Ich kann alles! Oder: Ich musste als Kind nichts entbehren! Und das ist doch eigentlich auch normal – denn „nobody is perfect“ – niemand ist vollkommen!

Trotzdem sagt unser Psalm bereits im ersten Vers, sozusagen in der Überschrift: „Mir wird nichts mangeln!“ Begründung: „Denn der Herr ist mein Hirte!“

Was steckt hinter diesem Bild vom Guten Hirten? Eine Herde Schafe wird von ihrem Schäfer gut versorgt, wird auf fruchtbare Wiesen und zu erfrischenden Quellen geführt. Die Schafe bekommen vom Hirten alles, was sie zum Leben brauchen – er führt sie, er schützt sie, sie fühlen sich bei ihm geborgen.

Der Psalm 23 spricht die Einsicht aus, dass wir Menschen so etwas auch brauchen: Geborgenheit, Halt, Begleitung. Der Vergleich mit den Schafen will uns also nicht etwa als dumme Schafe oder als Herdentiere hinstellen, nein, vielmehr sind wir Wesen, die angewiesen sind auf – Liebe!

Das ist der Kern des ganzen christlichen Glaubens: Da ist ein Gott, eine unendlich große und unendlich mächtige Kraft. Und dieser Gott hat nicht nur das ganze Weltall aus dem Nichts heraus ins Leben gerufen, sondern er ist ein Gott, dem die Menschen keineswegs egal sind. Gott liebt die Menschen, ist ihnen in Jesus sogar gleich geworden, lässt sich unser aller Schicksal nahe gehen. Niemand ist ihm gleichgültig, weder Sie noch ich, weder der Mensch, der hochbefähigt ist und höchste Verantwortung trägt, noch der geistig behinderte Patient, der in einer Klinik betreut wird und auf seine Weise auch ein erfülltes Leben führt.

Man kann es auch andersrum sagen: Leben ist nur erfüllt, wenn es von Liebe angefüllt ist, sonst ist es leer. Alles andere ist Ersatz – schäbiger, billiger Ersatz, auch wenn man noch so erfolgreich, noch so fähig, noch so gut angesehen ist.

Das alles gilt für die Liebe allgemein, Gottesliebe, Nächstenliebe. Heute geht es aber um Sie beide, um den Beginn Ihrer Ehe, um eine ganz besondere Art der Liebe. Sie wollen sich Liebe schenken, gegenseitig, die Art Liebe, die man nur einem Menschen schenkt, dem Partner, der Partnerin fürs Leben. Doch auch diese Liebe lebt auf die Dauer davon, dass sie durchdrungen ist von jener anderen Liebe, die uns Menschen letzten Endes von Gott geschenkt ist.

Die Ehe baut ja zunächst auf der Zuneigung zweier Partner auf, die sich liebenswert finden, sich haben wollen, ja begehren und nicht mehr loslassen wollen. Wenn man sich näher kennenlernt, dann merkt man, dass man nicht umhin kommt, den anderen auch mit seinen Fehlern und Schwächen anzunehmen – nur so kann Liebe wachsen. Wahre Liebe macht nämlich auf die Dauer nicht blind, sondern sehend – für die Wahrheit des Partners und die eigene Wahrheit.

Jemand hat einmal gesagt: Liebe nimmt den Partner so, wie er ist. Und sie blickt tiefer, sie sieht auch, wie Gott den Partner gemeint hat, traut ihm auch noch mehr zu, jeder kann sich entfalten.
Liebe macht die Ehe zu einem Platz, wo ein Partner dem anderen Geborgenheit schenkt, wo man Spaß miteinander hat, wo man auftanken und fair miteinander streiten kann, wenn Konflikte gelöst werden müssen. Und wo sich Ehepartner gut verstehen, entsteht auch ein guter Lebensraum für Kinder, eine Familie, die Kindern das Wichtigste schenkt, was sie für ein glückliches Leben brauchen: Geborgenheit, inneren Halt, Liebe.

Sie werden sich gegenseitig versprechen, einander in guten und in schweren Tagen nicht zu verlassen. Ganz gleich, was kommt, wir wissen es ja nicht – Liebe wird Sie stark machen, den Partner nicht im Stich zu lassen, wenn er Sie am nötigsten braucht. Liebe wird Sie auch stark machen in guten Tagen, wenn irgendwo am Wegrand des Lebens attraktive Menschen auftauchen und eine Versuchung darstellen. Wenn Sie nicht aufhören, im Gespräch zu bleiben, einander immer tiefer kennenzulernen, immer wieder neu aufeinander einzugehen, dann wird Ihre Ehe nie langweilig werden und Ihre Liebe wird nicht kleiner werden, sondern wachsen!

Und wenn es Ihnen nicht an Liebe mangelt – was wollen Sie mehr? Egoistisch wird nur der, der meint, vom Leben benachteiligt zu sein. Wer geliebt ist, hat das nicht nötig. Und wer lieben kann, der ist nicht nur ein Segen für seinen Ehepartner, sondern auch für andere Menschen. Jesus hat gemeint, dass man sogar seine Feinde lieben kann, sogar die, die einem Unrecht tun – er selbst hat es uns vorgemacht, zu vergeben und Böses mit Gutem zu vergelten.

„Mir wird nichts mangeln!“ Das heißt nicht, daß immer alles glatt laufen wird. Es gibt kein erfülltes Leben, in dem es nicht auch einmal Entbehrungen, Abschiede, Verlust und Tränen gibt. Wir erleben es heute beispielhaft: Es gibt ja keine Hochzeit, in der nicht auch ein Stück Abschied gefeiert werden muß. Sie nehmen endgültig Abschied vom Kind-Sein, gründen Ihre eigene Familie; und die Eltern müssen sich daran gewöhnen, dass ihre Kinder nun endgültig als erwachsene Menschen anzusprechen sind. Da ist etwas vorbei, unwiederbringlich; aber etwas Neues kann gewonnen werden: eine neue Beziehung zu den erwachsen gewordenen Kindern – aber eben nicht mehr auf die alte Weise. Da muss manches neu entstehen, neu wachsen; und wenn das gut gelingt, ist es für alle Seiten ein Gewinn. Wir werden zum Schluss ein Lied singen, darin heißt eine Zeile: „Danke für manche Traurigkeiten“ – ja, auch das gehört zu einem erfüllten Leben dazu, fühlen zu können, was einen bewegt, und dann auch jemanden zu haben, bei man sein Herz ausschütten kann.

„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ – ich wünsche Ihnen, daß das wahr wird in Ihrer Ehe und Familie, in allen Ihren Lebensbereichen. Nicht im Sinne eines sorgenfreien Leben, so etwas gibt es nicht, sondern in dem Sinn, dass Sie durch Liebe alles, was Ihnen begegnet, – je nachdem – gemeinsam bewältigen, ertragen, genießen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Ehe mit Verstand und Verantwortung führen, und dabei auch nicht auf Lust und Leidenschaft verzichten müssen! Amen.

Lesung aus dem 1. Korintherbrief 13, 4-8a+13:

4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,

5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit,

7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

8 Die Liebe hört niemals auf.

13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Nun bitte ich Sie beide, aufzustehen, und die Trauzeugen kommen bitte nach vorn und stellen sich dazu.

Liebe Frau …, lieber Herr …! Gott nimmt Sie unendlich wichtig und hat Sie lieb! Im Vertrauen darauf können Sie Ihre Ehe wagen und sich gegenseitig mit Ihrer Liebe und Treue tragen, so lange Sie leben. Vor diesem Gott und vor den Menschen, die heute als seine Gemeinde hier im Gottesdienst zusammengekommen sind, fragen wir Sie nun:

…, wollen Sie diesen … als Ihren Ehemann, den Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen ihn nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihm die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: »Ja!«

…, wollen Sie diese … als Ihre Ehefrau, die Gott Ihnen anvertraut hat, für alle Zeit achten und lieben, in guten und in schweren Tagen sie nicht verlassen und im Vertrauen auf die Liebe Gottes mit ihr die Ehe führen, bis der Tod Sie scheidet, so antworten Sie: »Ja!«

Nun stecken Sie einander Ihre Ringe an. Tragen Sie Ihren Ring als Zeichen Ihrer Treue! Der Ring hat kein Ende, so soll auch Ihre Liebe ohne Ende sein.

Geben Sie einander Ihre rechte Hand. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

Nun knien Sie bitte nieder, daß wir für Sie beten und Ihnen den Segen des Dreieinigen Gottes zusprechen.

Trausegen (katholischer Kaplan)
Lied: Wir wollen wagen, als Partner und Freunde zu leben

Wir wollen nun zum Herrn beten für diese Eheleute und unser aller Anliegen. Laßt uns nach jeder einzelnen Fürbitte Gott gemeinsam anrufen mit den Worten: „Herr, erbarme dich!“

Lasset uns beten für diese Neuvermählten: dass sie glücklich werden in ihrer Ehe, dass ihr Leben miteinander voll Freude sei, dass ihre Liebe wachse durch all die Jahre ihres Lebens, und dass sie auch in schweren Stunden füreinander da sind und immer wieder neu zueinander finden. Lasst uns gemeinsam zu Gott rufen: „Herr, erbarme dich!“

Lasset uns beten für alle, die diese beiden Menschen bis hierhin geleitet haben: für ihre Eltern, die ihnen das Leben schenkten, für ihre Familien, in denen sie aufwuchsen, für alle, die ihnen in Freundschaft verbunden sind: dass Du, Gott, uns alle im Glauben und in der Liebe bestärkst und unsere Freundschaft erhältst – ein ganzes Leben lang. Lasst uns gemeinsam zu Gott rufen: „Herr, erbarme dich!“

Lasset uns beten für alle, die verheiratet sind und sich ihr Jawort zur Lebensgemeinschaft gegeben haben: dass sie in Freud und Leid zusammenstehen und einander die Lasten des Lebens tragen helfen, dass sie Verständnis und Geduld füreinander aufbringen und ihre Liebe immer wieder neu entdecken. Lasst uns gemeinsam zu Gott rufen: „Herr, erbarme dich!“

Lasset uns beten für die verstorbenen Angehörigen beider Familien: dass wir ihnen ein liebendes Gedenken bewahren und dass sie ewig in der Liebe Gottes geborgen sind. Lasst uns gemeinsam zu Gott rufen: „Herr, erbarme dich!“

Um all dies bitten wir Dich, Gott, heute an dem Tag, an dem wir in Freude versammelt sind und Dich in unserer Mitte wissen. Dir sei Lob und Ehre in alle Ewigkeit. Amen.

Vater unser
Lied 334, 1-6: Danke für diese schöne Stunde, danke für unsern Hochzeitstag

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

Orgelnachspiel und Auszug aus der Kirche

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