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Jesus Christus: Fester Grund für unser Leben

Jesus nachzufolgen, heißt: schon hier in diesem Leben ein Stück Auferstehung zu leben. Manchmal müssen wir sogar ein Stück Aufstand leben, Aufstand gegen Mächte des Todes. Indem wir für jemanden eintreten, dem Unrecht geschieht. Indem wir auf Menschen aufmerksam werden, die unsere Hilfe brauchen. Indem wir jemanden in Ruhe lassen, den wir geärgert haben.

Ich danke dem Bärenreiter-Verlag für die ausdrückliche Genehmigung, den Text der zweiten Strophe des in der Predigt dieses Gottesdienstes ausgelegten Liedes aus dem Evangelischen Gesangbuch Nr. 356 auf meiner Homepage zu verwenden:

„Herr Christ, um deines Namens Ehr“
Text: Otto Brodde
© Bärenreiter-Verlag, Kassel

Vervielfältigungen jeglicher Art sind ausdrücklich untersagt und nur mit der Erlaubnis des Bärenreiter-Verlages, Kassel zu beziehen.

Und ich danke dem Matthias Grünewald Verlag für die Erlaubnis, den Text des folgenden im Rahmen dieses Gottesdienstes ausgelegten Liedes auf dieser Homepage zu veröffentlichen:

„Einer ist unser Leben“. Aus: Lothar Zenetti, In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens (Topos Taschenbücher, Band 1018) © Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2015. www.verlagsgruppe-patmos.de

Statue von Jesus mit ausgebreiteten Armen
Statue von Jesus mit ausgebreiteten Armen (Bild: jdcovellPixabay)
#predigtTaufgottesdienst am 12. Sonntag nach Trinitatis, den 10. August 2008 um 10.00 Uhr in der evangelischen Pauluskirche Gießen
Musik und Einzug der Tauffamilie mit den Patinnen

Guten Morgen, liebe Gemeinde!

Zum Taufgottesdienst in der Pauluskirche begrüße ich Sie herzlich mit dem Wort zur Woche aus dem Buch Jesaja 42, 3:

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Besonders herzlich heißen wir die Tauffamilie … mit allen Patinnen willkommen. Wir taufen den Vater und drei Kinder der Familie, nachdem die Mutter und ihre zwei anderen Kinder schon vor drei Jahren getauft worden sind.

Wer sich taufen lässt und wer seine Kinder taufen lässt, der bringt sich und seine Kinder in Kontakt mit Jesus Christus und baut sein Leben auf dem Vertrauen zu Jesus auf. Um dieses Thema geht es in unserem Taufgottesdienst: „Jesus Christus, fester Grund für unser Leben.“

Lied 410: Christus, das Licht der Welt. Welch ein Grund zur Freude!
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. „Amen.“

Wir beten mit einem Lied der Heiligen Schrift, mit Worten aus Psalm 147:

1 Halleluja! Lobet den HERRN! Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding, ihn loben ist lieblich und schön.

3 Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.

7 Singt dem HERRN ein Danklied und lobt unsern Gott mit Harfen.

11 Der HERR hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen.

Kommt, lasst uns anbeten! „Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Worauf bauen wir unser Leben auf? Wovon fühlen wir uns getragen? Worauf können wir uns wirklich verlassen? Halten die Fundamente, auf die wir unsere Überzeugungen stützen, allen Herausforderungen stand? Sind wir gegen jeden Zweifel und jede Verzweiflung immun? Gott, wir rufen zu dir:

Herr, erbarme dich! „Herr, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herr, erbarm dich über uns!“

Der Apostel Paulus schreibt (1. Korinther 3, 11):

Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Lasst uns Gott lobsingen! „Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen. Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat; nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Der Herr sei mit euch! „Und mit deinem Geist!“

Guter Gott, eine halbe Familie taufen wir heute in deinem Namen. Alle, die wir in deinem Namen getauft sind, dürfen uns auf deine Liebe verlassen. Hilf uns, auf den festen Grund unseres Gottvertrauens zu bauen, auf Jesus Christus, unseren Herrn. „Amen.“

Wir taufen Menschen, weil Jesus uns dafür den Auftrag gegeben hat. Wir hören aus dem Evangelium nach Matthäus 28, 16-20:

16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Halleluja. „Halleluja, Halleluja, Halleluja!“

Ein Lied des Gottvertrauens singen wir jetzt gemeinsam, und zwar das Lied 619:

1. Er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, er hält die ganze Welt in seiner Hand, Gott hält die Welt in seiner Hand.

2. Er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, er hält das winzig kleine Baby in seiner Hand, Gott hält das Baby in seiner Hand.

3. Er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, er hält die Sonne und den Mond in seiner Hand, Gott hält sie beide in seiner Hand.

4. Er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, er hält auch dich und mich in seiner Hand, Gott hält auch dich und mich in seiner Hand.

Liebe Tauffamilie, liebe Gemeinde!

Wir taufen heute eine halbe Familie, habe ich gesagt, vier von sieben Familienmitgliedern sind sogar etwas mehr als die Hälfte.

Trotzdem ist die Taufe für jede einzelne Person in dieser Familie etwas Besonderes. So wie auch jeder einzelne Mensch einmalig ist, ein unverwechselbares Geschöpf, unendlich kostbar in Gottes Augen. Und jeder Mensch geht seinen eigenen Weg durchs Leben, behütet von Gott und hoffentlich auf den guten Wegen, die Gott uns zeigt.

Dass jeder Mensch einmalig ist und von Gott bei seinem Namen gerufen wird, daran haben wir vor drei Jahren bei der Taufe von … mit ihrem Taufspruch erinnert. Gott spricht (Jesaja 43, 1):

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Und dass jeder, von Gott behütet, seinen eigenen Weg mit Gott gehen muss, davon handelt der Taufspruch, den damals … bekommen hat (Psalm 91, 11):

[Gott] hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.

Diesen Vers aus der Bibel geben wir heute auch der kleinen … mit auf ihren Lebensweg. Sie soll von Boten Gottes umgeben sein, die ihr Halt und Schutz und Orientierung geben. Engel sind nämlich Boten Gottes, das können unsichtbare Mächte sein, aber es können auch die Menschen sein, die für ein Kind da sind, Eltern und Paten, Geschwister, Verwandte und Freunde. Auch … soll behütet sein auf all ihren Wegen.

Auf welchen Wegen wir als getaufte Christen gehen sollen und können, davon handelt Ihr Taufspruch, lieber Herr … Jesus spricht (Johannes 8, 12):

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

Manchmal sieht für uns die ganze Welt finster aus, da passiert so viel Schlimmes, man wird immer wieder enttäuscht, es scheint kaum noch Gerechtigkeit, Treue oder Fairness unter den Menschen zu geben. Jesus ist ein Mensch, der mit dunklen Geschäften und finsteren Machenschaften nichts zu tun hat; er leuchtet in die Tiefen der menschlichen Seele, auch in die Grauzonen unserer Gesellschaft, und leitet uns an, nicht alles mitzumachen, bloß weil es modern ist oder Profit bringt oder weil es alle machen. Treue, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Füreinandereinstehen, Vergebungsbereitschaft, das gehört zu den Dingen, die wir von Jesus lernen können. Sein Leben hat gezeigt: Wer so handelt, erlebt nicht immer nur rosige Zeiten. Aber wer Jesus nachfolgt, kann auf jeden Fall immer in den Spiegel blicken und wissen: Auch wenn ich nicht perfekt bin, ich bin doch auf einem guten Weg.

Seinen Weg mit Gott zu gehen, hinter Jesus her, ist sicher nicht immer einfach, aber ich erinnere an das Wort, das Sie, liebe Frau …, zu Ihrer Taufe bekommen haben. Gott spricht (Jesaja 41, 10 – nach der katholischen Einheitsübersetzung):

Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; hab keine Angst…, ich mache dich stark.

Gott selber macht uns stark, auf guten Wegen zu gehen.

Nach den Taufsprüchen der Eltern kommen wir zu den Taufsprüchen der anderen beiden Kinder. Jesus war und ist ja ein besonderer Freund der Kinder, und Sie haben für Ihren Sohn …, den wir heute taufen, einen Spruch ausgesucht, der von der Liebe Jesu zu den Kindern handelt. Jesus spricht (Markus 10, 14):

Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.

Das heißt: Kein Kind ist vom Reich Gottes ausgeschlossen, und auch solche Menschen, die wie ein Kind auf Gott hoffen und vertrauen können, gehören auf jeden Fall zu Gott. Mit dem Reich Gottes meinen wir übrigens nicht ein abgegrenztes Land hier auf der Erde oder im Himmel; Reich Gottes ist überall da, wo Gott ist, wo Liebe ist, wo statt Kontrolle und Gewalt und Angst Vertrauen herrscht.

Zu guter Letzt wird … heute getauft, und auch sie bekommt einen besonders schönen Taufspruch für ihr weiteres Leben mit auf ihren Weg. Gott spricht (Jesaja 49, 15-16 – nach der katholischen Einheitsübersetzung):

Ich vergesse dich nicht. Sieh her, ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.

Dieses Wort, das Gott ursprünglich den Menschen in der Stadt Jerusalem gesagt hat, gilt für alle Kinder Gottes. … wird getauft und Gott wird an sie denken und sie nicht verlassen, ganz gleich, auf welchen Wegen sie geführt werden wird. Selbst wenn wir einmal eine Zeitlang nicht an Gott denken, er wird uns ganz gewiss nicht vergessen. Manchmal sieht es so aus, als würde Gott nicht mehr auf uns achten. Aber in Wirklichkeit ist Gott immer bei uns; er trägt uns sogar durch die härtesten Zeiten hindurch.

Glaubensbekenntnis und Taufen

Wir haben den Mann und die Kinder gesegnet, die wir getauft haben, nun segnen wir auch diejenigen besonders, die Verantwortung für die Taufkinder tragen:

Liebe Eltern und Paten! Gott segne Sie in allem, was Sie für Ihre Kinder tun können. Gott bewahre und behüte Sie und diese Kinder in allem, was nicht in Ihrer Macht steht. Gott sei Ihnen nahe mit seiner Liebe, damit Sie Liebe weitergeben können. Gott segne Eltern und Kinder. Amen.

Wir singen vor der Predigt das Lied 356, das genau zum Thema unseres Gottesdienstes passt: „Jesus Christus – fester Grund für unser Leben“:
Es ist in keinem andern Heil, kein Name sonst gegeben
Gott gebe uns ein Herz für sein Wort und Worte für unser Herz. Amen.

Wir hören zur Predigt noch einmal den Vers 1. Korinther 3, 11, den wir schon gehört haben:

11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

Liebe Gemeinde, dieser kleine Vers hat es in sich. Er wirft zwei große Fragen auf. Die eine will ich heute nicht beantworten, nämlich: Warum sollen wir ausgerechnet auf Jesus und auf nichts und niemand anderen unser Leben aufbauen? Ich setze voraus: Jesus ist für uns Christen der Sohn Gottes. Er verkörpert den heiligen Namen des Gottes Israels für alle Völker der Welt. Wir sind Christen und gehören mit der Taufe zu Jesus Christus. Eine andere Frage stelle ich heute: Wie sollen wir uns das vorstellen, dass wir unser Leben auf Jesus aufbauen? Wie verändert sich dadurch unser Leben?

Ich versuche darauf zu antworten, indem ich den Text der beiden Lieder betrachte, die wir heute vor der Predigt gesungen haben und nach der Predigt singen werden. Das Lied eben hatte zwei Strophen, die aus ganz verschiedenen Zeiten stammen. Die erste ist fast 300 Jahre alt, sie stammt aus dem Jahr 1714. Da fing nach den großen Kriegen um die richtige Religion in Europa, evangelisch oder katholisch, gerade unsere moderne Neuzeit an. Johann Anastasius Freylinghausen drückte seinen Glauben an Jesus Christus damals so aus:

1. Es ist in keinem andern Heil, kein Name sonst gegeben,
in dem uns Gnade wird zuteil und Fried und ewges Leben,
als nur der Name Jesus Christ, der selig macht und Retter ist:
Ihm sei Lob, Preis und Ehre!

Hier wird Jesus gelobt, überschwenglich, wie Gott selber: „Ihm sei Lob, Preis und Ehre!“ Genau gesagt: Sein Name wird gelobt. In ihm finden wir Heil und Gnade, Frieden und ewiges Leben, Seligkeit und Rettung. Das sind alles Worte aus unserer christlichen Überlieferung, fast zu viele Worte auf einmal. Diese Worte bedeuten vielen Christen immer noch sehr viel, wenn nicht alles. Heil, das ist mehr als körperliche oder seelische Heilung von einer Krankheit, Heil ist ewiges, unverlierbares Glück, weil die Sünde überwunden ist, die uns von Gott trennt. Gnade ist ein anderes Wort für die Liebe Gottes, die er uns schenkt, ohne dass wir sie verdienen. Mit dem Frieden ist hier in erster Linie der innere Friede für die Seele gemeint, die endlich Ruhe findet vor allen Gewissensqualen. Das ewige Leben ist ein erfülltes Leben, das durch den Tod nicht zerstört werden kann, sondern in der Ewigkeit bei Gott zur Vollkommenheit gelangt. Seligkeit ist eine Freude, die größer ist als jedes irdische Vergnügen. Rettung ist die Bewahrung vor ewiger Verdammnis.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen und euch mit diesen Worten geht. Die einen denken vielleicht: Ja, genau so ist mein Glaube, darauf verlasse ich mich. Andere haben Probleme, diese Worte zu verstehen und für sich anzunehmen. Dreht sich im Glauben an Jesus wirklich alles so ausschließlich um Gott und die eigene Seele?

Ein anderer Liederdichter, Otto Brodde, hat 1971 die zweite Strophe zu dem alten Lied geschrieben:

2. Herr Christ, um deines Namens Ehr halt uns in deinem Frieden,
den Glauben stärk, die Liebe mehr’, dein Gnad sei uns beschieden;
gib Hoffnung uns in dieser Zeit, führ uns zu deiner Herrlichkeit.
Dir sei Lob, Preis und Ehre!

Hier dreht sich nicht mehr alles nur um den eigenen Seelenfrieden mit Gott. Der Friede taucht auch in der zweiten Strophe auf, aber er wird mit der Stärkung des Glaubens, der Vermehrung der Liebe und dem Geschenk der Hoffnung für unsere Zeit verbunden. Offenbar wollte der Dichter deutlich machen: Christen bauen ihr Leben zwar auf Jesus allein auf, aber sie tun dies nicht in einer ausschließlich auf Jesus gerichteten Beziehung. Nein, sie tun es, indem sie in dieser Welt und in dieser Zeit leben und in Liebe mit den Menschen verbunden sind.

Blicken wir von hier noch einmal auf die erste Strophe, dann können wir auch die Worte Heil, Rettung und Seligkeit noch besser verstehen: sie meinen nämlich eine umfassende Heilung unseres ganzen Lebens, also auch unseres Lebens in der Beziehung zu anderen Menschen. Wir sind nun mal nicht allein auf der Welt. Das Wort Heil ist die Übersetzung des hebräischen Wortes „Schalom“, und das meint mehr als ein selbstzufriedenes Leben. Heil ist ein Leben im Frieden, in Gerechtigkeit, in der Versöhntheit mit den Menschen um uns herum.

Von diesem Heil, diesem Frieden, diesem Schalom, werden wir nachher ein anderes Jesuslied aus dem Jahr 1973 singen. Es ist das Lied 552 im Evangelischen Gesangbuch. Mit dem Refrain „Einer ist unser Leben“ erzählt Lothar Zenetti in heutiger Sprache nach, was die Bibel von Jesus erzählt. Jesus ist einer, der das Brot teilt, so dass es für alle reicht. Jesus tritt für Menschen ein, denen man in dieser Welt keine Chance gibt oder die man auslacht. Jesus versucht uns beizubringen, wie wir unsere Probleme mit anderen Menschen ohne Hass und Gewalt lösen können.

Jesus heilt sogar Blinde und Stumme, und das Lied sagt, dass es Blinde und Stumme gibt, die nicht einmal wissen, dass sie blind oder stumm sind. Viele sind durchaus nicht körperlich daran gehindert zu hören oder zu sprechen, aber sie kriegen oft trotzdem kein Wort heraus, weil sie Angst haben, vielleicht etwas Falsches zu sagen und dann kritisiert oder ausgelacht zu werden. Jesus hat solchen Menschen Mut gemacht, zu sich selber zu stehen und aus sich herauszugehen. Andere können mit ihren Augen durchaus sehen, aber sie kriegen trotzdem nichts mit. Sie passen nicht auf, wenn es was Wichtiges zu lernen gibt. Sie achten nicht darauf, wenn jemand ein Problem hat und Hilfe braucht. Manchmal tun sie auch nur so, als würden sie nicht merken, wie sie andere Menschen durch ihre Worte und Taten verletzen. Solche Blindheit kann Jesus heilen, indem wir uns von ihm die Augen öffnen lassen, indem wir von ihm Aufmerksamkeit lernen, was tatsächlich ein echtes Wunder ist.

Das größte Wunder aber ist es, wenn einer unsere Zweifel und unsere Verzweiflung überwinden kann. Denn viele verzweifeln heute an ihrem Leben, wissen nicht, woher sie die Kraft für ihren Alltag nehmen sollen. Es ist zum Beispiel eine große Verantwortung und gar nicht einfach, Kinder zu erziehen, denn Kinder brauchen viel Liebe und zugleich gute Grenzen, die man konsequent und auf liebevolle Weise durchzusetzen muss. Es ist auch nicht einfach, in einer Partnerschaft durch alle Krisen hindurch zusammenzustehen und einander die Treue zu halten. „Viele zweifeln und glauben nicht mehr“, damit meint das Lied nicht nur, dass viele nicht mehr an Gott oder Jesus glauben, sondern dass sie gar nicht mehr vertrauen können, weder auf Gott noch auf andere Menschen noch auf die eigene Kraft zu lieben.

An dieser Stelle sagt Lothar Zenetti in seinem modernen Jesuslied: „Einer ging wie ein Licht vor uns her in den Tod und das Leben.“ Jesus hält an der Liebe fest, sogar als die Liebe zu den Menschen ihn in den Tod führt. Er verzichtet auf Gewalt gegen die, die ihn verhaften. Er vergibt denen, die ihn ans Kreuz schlagen. Er lässt sich nicht vorschreiben, selber böse werden zu müssen, weil andere ihn böse behandeln. Auf diese Weise geht er zwar in den Tod, aber durch den Tod hindurch geht er ins Leben. Er wird auferweckt von Gott, dem Vater. Und wir dürfen hoffen, dass auch wir auferstehen.

Wichtig ist: die Auferstehung beginnt nicht erst nach dem Tod. Die Auferstehung, die wir für nach dem Tod erhoffen, die lässt uns schon hier auf der Erde aufstehen und ein anderes Leben führen, ein wirklich erfülltes Leben. Erfüllt von Liebe, Vertrauen, auch Selbstvertrauen.

Jesus nachzufolgen, heißt: schon hier in diesem Leben ein Stück Auferstehung zu leben. Manchmal müssen wir sogar ein Stück Aufstand leben, Aufstand gegen Mächte des Todes. Indem wir für jemanden eintreten, dem Unrecht geschieht. Indem wir auf Menschen aufmerksam werden, die unsere Hilfe brauchen. Indem wir jemanden in Ruhe lassen, den wir geärgert haben. Indem wir mit Leuten reden, mit denen wir ein Problem haben, um im Frieden mit ihnen leben zu können. Jesus hat uns vorgelebt, wie wir im Frieden mit Gott, mit uns selber und mit unseren Mitmenschen leben können. So ist er, der Sohn Gottes, der feste Grund für unser Leben, auf den wir uns verlassen können, im Leben und sogar wenn wir sterben. Folgen wir ihm nach. Amen.

Der Gott der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben. Amen.
Lied 552:

Einer ist unser Leben, Licht auf unseren Wegen, Hoffnung, die aus dem Tod erstand, die uns befreit.

1. Viele hungern, die andern sind satt in dieser Welt, einer teilte schon einmal das Brot, und es reichte für alle.

2. Viele werden verkannt und verlacht und unterdrückt, einer nahm sich der Wehrlosen an und erbarmt sich der Armen.

3. Viele kennen nur Waffen und Krieg, Hass und Gewalt, einer lehrt’ uns dem Feind zu verzeihn und die Menschen zu lieben.

4. Viele Menschen sind blind oder stumm und wissen’s nicht. Einer machte die Kranken gesund, einer heilte sie alle.

5. Viele zweifeln und glauben nicht mehr, viele von uns, einer ging wie ein Licht vor uns her in den Tod und das Leben.

Aus: Lothar Zenetti, In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens (Topos Taschenbücher, Band 1018) © Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2015. www.verlagsgruppe-patmos.de

Gott der Liebe, wir beten für den Mann und für die Kinder, die wir getauft haben, dass sie deine Liebe spüren und auf deinen Wegen gehen. Wir beten für alle Kinder und Jugendlichen, die uns anvertraut sind, dass wir ihnen gute Vorbilder und Begleiter sind, dass wir ihre Fragen ernstnehmen und ihnen geben, was sie brauchen.

Gott des Friedens, wir beten für die Olympischen Spiele in China, dass die Wettkämpfe fair ausgetragen werden, dass die Nationen einander friedlich begegnen und dass das große Ereignis dazu beiträgt, die Menschenrechte nicht einzuschränken, sondern ihnen mehr Geltung zu verschaffen.

Gott der Hoffnung, wir beten für die Menschen, die vom Krieg zwischen Georgien und Russland um die Provinz Südossetien betroffen sind. Wir fühlen uns machtlos gegenüber den Auswirkungen von nationalistischer Politik und internationalem Waffenhandel. Schenke den Verantwortlichen die Einsicht, vernünftige Lösungen für Konflikte zu suchen und dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten. Amen.

In der Stille bringen wir vor Gott, was wir außerdem auf dem Herzen haben:

Gebetsstille und Vater unser
Lied 562: Segne und behüte
Abkündigungen

Geht mit Gottes Segen:

Der Herr segne euch und er behüte euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden. „Amen, Amen, Amen!“

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