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Wundersame Visionen vom Licht des Himmels

In einer Trauerfeier gehe ich auf wundersame Visionen vom Licht des Himmels ein, von denen nicht nur Johannes in der biblischen Offenbarung erzählt, sondern die auch heutigen Menschen zum Beispiel in Nahtoderfahrungen geschenkt werden.

Visionen vom Licht des Himmels: Die Sonne, die hinter schwarzen Wolken hervorbricht, erzeugt ein wunderbares rotgelbes Himmelsfeuer
Visionen vom unsichtbaren Himmel Gottes sind noch eindrücklicher (Bild: Dimitris VetsikasPixabay)

Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Liebe Trauergemeinde, wir sind hier zusammengekommen, um Abschied zu nehmen von Frau D., die im Alter von [über 60] Jahren gestorben ist.

Wir wollen ihr die letzte Ehre erweisen, müssen den letzten Weg mit ihr zu ihrem Grab gehen. Das ist ein schwerer Gang, vielleicht einer der schwersten auf dem Weg der Trauer. Wir lassen einander auf diesem Weg nicht allein.

Und wir vertrauen uns Gott an, dem Herrn über Leben und Tod, von dem unser Leben herkommt und zu dem es im Tode wieder zurückkehrt. Lasst uns beten mit Worten aus den beiden Psalmen 31 und 36:

2 HERR, auf dich traue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit!

4 Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen.

5 Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke.

6 In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott.

8 Ich freue mich…, dass du mein Elend ansiehst und nimmst dich meiner an in Not

9 und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum.

10 HERR, sei mir gnädig, denn mir ist angst!

11 Mein Leben ist hingeschwunden in Kummer… Meine Kraft ist verfallen…, und meine Gebeine sind verschmachtet.

15 Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott!

16 Meine Zeit steht in deinen Händen.

18 HERR, lass mich nicht zuschanden werden; denn ich rufe dich an.

10 Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Lieber Herr D., liebe Frau Q., liebe Trauergemeinde!

Wenn eine Frau stirbt, die einem so nahestand, dann gehen einem wohl viele Gedanken durch den Kopf, und die Gefühle, die man empfindet, mögen einen überschwemmen wie eine Flut. Vielleicht ist alles auch ganz anders, und man spürt zunächst gar nicht viel; es ist noch viel zu unwirklich, als dass man glauben könne, es sei tatsächlich geschehen.

Der Tod ist uns näher, als wir denken. Und nicht immer sucht er uns in der Reihenfolge heim, die wir uns vorgestellt haben. Sie, lieber Herr D., haben selber mit schwerer Krankheit zu kämpfen, Sie hätten nicht gedacht, ihre Frau zu überleben, niemals geglaubt, sie innerhalb so kurzer Zeit zu verlieren. Und Sie, liebe Frau Q., müssen eins Ihrer Kinder hergeben; das tut Ihnen als Mutter unsagbar weh.

Ich kann Ihnen beiden, Ihnen allen, Ihren Schmerz nicht wegnehmen. Den Weg der Trauer müssen Sie gehen. Und doch fragen wir nach Trost, nach Halt in unserer Trauer.

Was kann uns denn trösten? Da ist der Gedanke, dass sie ein erfülltes Leben hatte. Von Arbeit erfüllt, von Liebe erfüllt; auf dieses Leben können Sie mit Dankbarkeit zurückblicken.

Dann haben Sie es als einen gewissen Trost empfunden, dass sie nicht noch länger leiden musste; so wie es um sie stand, ist ihr rascher Tod jetzt für sie eine Erlösung gewesen.

Der eine trauert lieber allein, der andere wünscht sich ein offenes Ohr und eine Schulter, an der er sich aussprechen und vielleicht ausweinen kann.

Und derselbe Mensch kann manchmal die Zurückgezogenheit vorziehen und dann auch wieder einen Menschen suchen, der einfach für ihn da ist, auch wenn man nicht viel sagt.

Ich als Pfarrer kann Gedanken über Gott und Gebete zu Gott anbieten, in denen Möglichkeiten des Trostes zu finden sein mögen. Die biblischen Psalmgebete enthalten die Lebens- und Sterbenserfahrung von Generationen von Menschen, denen zwischen Lebensfreude und Verzweiflung nichts Menschliches fremd war und die sich mit allem, was sie durchlebten und durchlitten, einem Gott anvertrauten, von dem sie wussten, dass er ein Gott der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit ist – ein Gott, der die Menschen nicht verloren gehen lässt.

Die Beter der Psalmen kennen die Enttäuschung über Menschen, von denen sie Hilfe erwartet haben, genau so wie wir. Sie kennen die Angst vor unvorhergesehener Krankheit, vor plötzlich hereinbrechendem Leid.

Und zugleich rechnen sie damit, dass Gott ihre Stärke ist, vergleichen ihn mit einem Felsen und einer Burg, mit einer Quelle und mit einem Licht. „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“, betet jemand, der vielleicht gar keinen Ort mehr hat auf dieser Erde. „Meine Zeit steht in deinen Händen“, das kann ein Gebet der Frau sein, deren Lebenszeit hier auf Erden abgelaufen ist.

In deinem Lichte sehen wir das Licht

– an diesen Vers (Psalm 36, 10) musste ich denken, nachdem wir miteinander gesprochen haben, liebe Frau Q., darum habe ich diesen Psalm ausgesucht. Als Sie einmal dem Tode nahe waren, haben Sie eine wunderbare Erfahrung gemacht, haben etwas gesehen, was nicht von dieser Welt war, nicht direkt ein Licht, doch auf wundersame Weise hell, einen Raum und doch nicht ein Raum, wie wir ihn kennen. Für Sie ist es tröstlich, sich vorzustellen, dass Ihre Tochter jetzt dort ist, wo es so schön ist, wie Sie es damals in diesem einen Augenblick empfunden haben.

Als ich darüber weiter nachdachte, ist mir noch etwas anderes aus der Bibel eingefallen. Im Buch der Offenbarung 21 und 22 wird erzählt, wie der neutestamentliche Prophet Johannes eine Vision hat. Es ist eine schlimme Zeit, nach dem jüdisch-römischen Krieg liegt Jerusalem in Trümmern, und Johannes ist auf die Insel Patmos verbannt. Da ist ihm auf einmal, als ob er in den Himmel blicken kann. Und zum Schluss sieht er mit seinem inneren Auge ein neues Jerusalem vom Himmel her auf die Erde kommen:

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.

2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen.

3 Und ich hörte eine große Stimme…, die sprach: … [Gott] wird bei ihnen wohnen,

4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein.

23 Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie.

24 Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht.

5 Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen keiner Leuchte und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten.

Das ist keine Beschreibung des Himmels. Es sind Bilder der Hoffnung, die für den Propheten Johannes aus dem Himmel kamen. Er sieht eine neue Welt ohne Tod und Tränen. Er träumt von Menschen, die im Licht Gottes leben. Wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat, wer Dinge gesehen, gespürt oder gehört hat, die unbeschreiblich sind, mag nachempfinden, was Johannes gesehen hat und anderen Menschen als Trost nahelegen wollte.

Im Vertrauen auf Gott können wir trotz tiefer Trauer die Verstorbene getrost loslassen, sie einer Liebe anvertrauen, in der sie aufgehoben bleibt, in Ewigkeit geborgen. Amen.

Gott, du oft unergründlicher und fremder Gott: Wir vertrauen dir Frau D. in ihrem Tode an und bitten dich: nimm sie in Ehren an und schenke ihr Frieden nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben und nach schweren Leiden und Sterben. Hilf uns, sie getrost loszulassen in Dankbarkeit und Liebe.

Wenn wir jemanden brauchen, bei dem wir uns aussprechen können, dann schenke uns Menschen, die zuhören können. Hilf uns zu bewältigen, was uns belastet. Vergib uns, was wir einander schuldig geblieben sind. Hilf uns zu vergeben, wo andere versagt haben.

Unser aller Leben ist begrenzt; lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden, jeden Tag als kostbares Geschenk annehmen und unser Leben in Dankbarkeit führen. Hilf uns, die Liebe, die wir von dir empfangen, an die Menschen weiterzugeben, die du uns anvertraust. Amen.

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